Moorland – Spiel und Naturschutz

Steffen Bogen ist ein Autor, den viele gar nicht so auf dem Schirm haben. Wenn ich im Bekanntenkreis erwähne, dass er schon zweimal den Preis für ein Spiel des Jahres gewonnen hat, geht meist das Grübeln los. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass er eher im Kinderspielsektor unterwegs ist. Mit Schnappt Hubi hat er dort 2012 den Preis eingeheimst, bevor er 2014 mit seinem Familienspiel Camel Up einer breiteren Masse bekannt wurde. Moorland ist sein bisher erwachsenstes Spiel. Ich möchte da gleichmal mit dem Alter auf der Schachtel aufräumen. Da steht 10+ und verortet das Spiel ebenfalls im Familiensektor. Hier kann ich nicht mitgehen und behaupte, dass es sich dabei um ein Kennerspiel handelt bei dem die Spieler*innen schon ein bisschen mehr Erfahrung brauchen oder einfach gut vorausplanen können. Aber ich möchte natürlich nicht vorgreifen und hebe mir jeden weiteren Kommentar für das Fazit auf. Der Verlag hat sich den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben und produziert daher so gut es geht nachhaltig und versieht die Spiele mit Naturthematiken und unterstütz, wie in diesem Fall die internationale Naturschutzstiftung Global Nature Fund (GNF).

Worum geht es?

In Moorland müssen die Spieler*innen eine eigene Moorlandschaft auslegen. Wir renaturieren das Moor, indem wir die Wasserwege möglichst clever miteinander verbinden, um Pflanzen und Tiere in den Einklang zu bringen und ein funktionierendes Ökosystem zu errichten. Zu diesem Zweck legen die Spieler*innen Plättchen aus, auf denen verschiedene Pflanzenarten wachsen können. Pflanzenmarker werden so eventuell über die Wasserwege bewegt und bringen mehr Leben in das Moor. Am Ende erhalten wir Punkte für verschiedene Dinge und wer die meisten verdient hat gewinnt Moorland.

Moorland – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Moorland besteht aus relativ wenigen Komponenten und ist daher auch recht schnell aufgebaut. Bis zu vier Spieler*innen können an einer Partie teilnehmen. Dazu erhalten alle ein Tableau, welches eher den Zweck der Information erfüllt, als spielrelevant zu sein. Hier sehen wir was uns wie viele Punkte am Spielende einbringt und wie der Spielverlauf aussieht. Zusätzlich können wir Spielsteine auf diesem sammeln. Es gibt drei Sorten Karten in der Schachtel: Wasser-, Pflanzen- und Moorkarten. Die vier Wasserkarten sind beidseitig bedruckt und dienen nur dazu einen Spielaufbau festzulegen. Jede dieser Karten ist in vier buchstabierte Bereiche pro Seite unterteilt und wir müssen diese vier in eine Formation legen. Die Grundaufstellung ist als Rechteck, so dass wir ein viermal vier Kästchen großes Spielfeld erhalten. Später ist uns bei der Anordnung aber freie Hand gelassen, die Karten müssen nur alle gleich ausgerichtet sein. Die Buchstaben zeigen uns nun an, wie wir Spieler*innen unsere Moorpläne vor uns aufbauen müssen. Diese müssen in genau der gleichen Anordnung aufgebaut werden und zeigen uns nun ebenfalls Kästchen. Ein Kästchen zeigt immer einen Wasserweg, während die anderen drei je sechs Plätze für Pflanzen zeigen. Jedes Kästchen verfügt noch über ein weiteres kleines Symbol, welches uns anzeigt, wie viele Pflanzen wir zu Beginn der Runde bekommen. Dazu aber gleich mehr. Zusätzlich sind auf den Kästchen der Wasserkarten noch Wasserkarten auf den Kästchen ohne Wasserweg abgebildet. Hier platzieren wir jeweils einen Holzwassertropfen, die im Spielverlauf an den oder die Spieler*in gehen, die das Feld zuerst mit einer Moorkarte belegen konnten.

Moorland – Wasserkarten für die erste Partie / Foto: Spieltroll

Der zweite Kartentyp sind die 14 Pflanzenkarten, die verdeckt gemischt werden und von denen anschließend zwei unbesehen in die Schachtel zurückwandern. Der Rest wird als Zugstapel in der Auslage bereitgelegt. Zu Beginn einer Runde ziehen wir von diesem Stapel eine Karte, die uns zwei oder mehr Pflanzenarten anzeigt (es gibt insgesamt vier verschiedene), von denen wir uns in dieser Runde Pflanzen auf unser Tableau nehmen dürfen. Eine Partie dauert demzufolge 12 Runden, denn der Stapel wird durchgespielt. Die Moorkarten werden ebenfalls gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt. Die Rückseite jeder Karte zeigt immer einen sich kreuzenden Wasserweg mit einem Wirbelsymbol und dient als Notlösung. Auch dazu später mehr. Die Moorkarten zeigen auf ihren Vorderseiten unterschiedliche Wasserwege mit unterschiedlichen Pflanzen und Tieren, die im weiteren Spielverlauf wichtig werden. Zu Beginn jeder Runde werden Spieler*innen plus eins Karten aufgedeckt und in die Auslage gelegt. Die Pflanzenmarker aus Holz werden als Vorrat bereitgelegt.

Moorland – Pflanzenkartenstapel / Foto: Spieltroll

Der eigentliche Spielablauf ist sehr simpel. In der Aufdeckphase werden die Pflanzen sowie Moorkarten für die Runde aufgedeckt. Danach folgt die Aktionsphase in der sie Spieler*innen reihum eine Moorkarte aus der Auslage wählen und sie unter ihr Tableau legen. Hier dürfen maximal zwei Karten am Rundenende aufbewahrt werden. Nach der Auswahl der Moorkarte dürfen die Spieler*innen Pflanzenmarker in ihr Moor legen. Dabei ist die Pflanzenkarte zu beachten. Nur auf ihr abgebildete Pflanzensteine dürfen genommen werden. Die Spieler*innen wählen eines ihrer Moorkästchen ohne Karte darauf und legen entsprechend dem kleinen Kreissymbol Anzahl Pflanzen auf das Kästchen. Jedes kann sechs Pflanzen aufnehmen. Die Anzahl die genommen werden darf reicht von eins bis drei. Manche Kästchen besitzen auch ein Joker Symbol, bei dem wir die Pflanzkarte auch ignorieren können und eine Pflanze eines beliebigen Typs einsetzen. Das Kästchen, wo wir einsetzen wollen wählen wir selbst. Als drittes können wir dann eventuell eine oder zwei der Moorkarten unter unserem Tableau in das Moor spielen. Dabei sind ein paar Dinge zu beachten. Die Moorkarten zeigen verschiedene Symbole. Wichtig für das Ausspielen sind in diesem Fall aber nur die Pflanzensymbole. Um eine Karte ausspielen zu können benötigen wir mindestens die auf der Karte abgebildeten Pflanzen. Dabei kommen die Pflanzsymbole in drei Varianten vor. Einmal mit einem Setzling, dann mit einem Kreuz und ohne jede Ergänzung. Möchten wir die Karte ausspielen, so müssen mindesten die gezeigten Pflanzen auf dem Kästchen des Moors ausliegen, wo wir die Karte auslegen wollen. Für jedes Kreuzsymbol legen wir eine Pflanze des entsprechenden Typs zurück in den Vorrat. Für jeden Setzling wird eine Pflanze auf die Karte gelegt. Alle anderen Pflanzen werden von der Karte geschwemmt. Hierbei wandern sie die Wasserwege entlang, bis sie entweder auf ein leeres Kästchen treffen oder aber auf einer Karte mit Symbol treffen, wo wir sie auslegen dürfen. Jede der Pflanzen die auf den Karten ausliegen, ist am Ende einen Siegpunkt wert.

Moorland – Die Moorauslage eines Spielers nach zwei Runden / Foto: Spieltroll

Sollte ich einmal dazu gezwungen sein, eine Karte ausspielen zu müssen, weil meine beiden Plätze voll sind und ich über nicht die richtige Anzahl Pflanzen auf den Karten verfüge, die meine Moorkarten verlangen, so kann ich eine meiner Karten auch umdrehen und sie ohne Voraussetzungen spielen. Für den Wirbel muss ich eine der Pflanzen auf dem Kästchen, wo sie ausgelegt werden soll auf mein Tableau legen. Diese Pflanzen sind am Ende Minuspunkte wert.

Moorland: Spieler*innentableau mit anliegenden Moorkarten / Foto: Spieltroll

So spielen wir die zwölf Runden, bis alle Moore mit Karten voll belegt sind. Wir erhalten dann Punkte für Pflanzen. Zusätzlich befinden sich Tiersymbole auf manchen Moorkarten. Für jedes Pärchen erhalten wir zwei Punkte. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Tierarten und je nach Anzahl verschiedener Tiere bekommen wir ein bis zwölf Punkte dafür. Auf manchen Karten sind auch ein bis drei Wasserläufer abgebildet. Hier vergleichen die Spieler*innen die Anzahl untereinander und die drei Bestplatzierten bekommen auch hierfür zwischen ein und sieben Punkten. Der längste Wasserweg der eigenen Auslage wird ebenfalls noch mit einem Punkt pro Feld belohnt und jeder Wassermarker zählt ebenfalls einen Punkt. Wassermarker können auch während des Spiels ausgegeben werden um eine Pflanze von einem zu einem anderen Kästchen zu bewegen.

Moorland – Punktevergabe am Spielende / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Prinzipiell bin ich immer daran interessiert, was Deep Print Games da so auf den Markt wirft. Ich gebe zu Steffen Bogen ist jetzt nicht einer meiner Lieblingsautoren und deshalb war ich zu Beginn auch sehr skeptisch, muss aber sagen, dass mich Moorland doch einigermaßen überrascht hat. Mit einem solch reifen Spiel habe ich nicht gerechnet. Deep Print hat ein paar wirklich tolle Spiele herausgebracht und immer auch wieder ein bisschen Mut bewiesen. Ihren ökologischen Ansatz schätze ich sehr und freue mich immer sehr darauf Spiele aus ihrem Portfolio auszuprobieren. Wieder einmal ist es meiner Frau zu verdanken, dass wir dieses Spiel überhaupt ausprobiert haben. Nur von Beschreibungen und rein von der Optik hätte ich es nicht gekauft. Die Illustrationen von Annika Heller, die für einige der Deep Print Spiele verantwortlich ist und deren Kunst ich sonst sehr schätze, hinterlässt hier für mich keinen Kaufgrund. Das Spiel und vor allem das Cover sehen nicht besonders einladend aus.

Vergleich zwischen dem Moor zu Spielbeginn und Spielende

Dafür hat die Schachtel aber spielerisch einiges zu bieten. Was zunächst, auch dank der Altersempfehlung, nach einem Familienspiel riecht, entpuppt sich aber als doch recht verzwickter kleiner Spontanplaner. Ich bin immer wieder gezwungen, durch die Auslage der Runde zu überdenken, was ich als nächstes tun will und manchmal sogar muss. Das Moor dient zunächst als Speicher für Pflanzen und es ist bestimmt eine gute Strategie am Anfang mal ein bisschen was zu bunkern. Spätestens in Runde drei muss ich aber eine Karte ausspielen und das sollte schon sinnhaft sein, damit ich nicht den Verlegenheitszug machen muss und eine Moorkarte mit ihrer Rückseite spiele. Da ich außer durch die Setzlinge die Pflanzen nie auf der gelegten Karte hinterlassen kann, sondern die Pflanzen durch das Moor geschwemmt werden, kann und muss ich das für zukünftige Moorkarten planen. Das geht aber natürlich nur bedingt, da ich nicht genau weiß, was da als nächstes kommt und was mir meine Mitspieler*innen übriglassen, wenn ich erst spät an der Reihe bin. Dennoch ist es möglich hier erstaunlich gut durchzukommen, wenn nur ein bisschen geplant wird. Das erfordert natürlich Weitsicht und das Vermögen vorauszuplanen.

Bei uns kommt Moorland deshalb ganz gerne auf den Tisch. Es ist bestimmt kein Spiel das allen gefällt und für meinen Geschmack ist die Altersgrenze fast eine Spur zu tief angesetzt, aber eine Partie dauert zu zweit gar nicht so lang. Auch zu dritt ist alles im angenehmen Bereich. Nur zu viert kann es mit nachdenklichen Spieler*innen schon zu etwas Downtime kommen, da die einzelnen Schritte doch gut überlegt sein wollen. Bei uns zieht das Spiel auf jeden Fall erstmal vorrübergehend ein. Keine Ahnung wie es sich auf lange Sicht schlagen wird, aber warten wir es ab. Daumen nach oben!


  • Verlag: Deep Print Games, Pegasus Spiele
  • Autor(en): Steffen Bogen
  • Illustrator(en): Annika Heller
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
  • Dauer: 45 – 60 Minuten

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