Ex Libris

Ex Libris / Foto: Spieltroll

Vor der Spiel 2018 war Ex Libris mein meist erwartetes Spiel und ich hatte sehr gehofft es in Essen mitnehmen zu können, aber leider kam es anders. Der Schwerkraft-Verlag, der dieses Jahr wirklich enorm viele sehr gute Veröffentlichungen in deutscher Sprache realisieren konnte, gab vorher bekannt, dass Ex Libris leider nicht zur Messe eintreffen würde und so war ich schon ein bißchen traurig, denn es vergingen noch weitere fünf Wochen, bis ich es in Händen hielt. Mit Ex Libris hat sich der Schweerkraft-Verlag auch ein sehr ambitioniertes Spiel zum übersetzen ins Haus geholt, denn in Ex Libris geht es um Bibliotheken und über fünfhundert Buchtitel auf den Karten müssen irgendwie ins deutsche gebracht werden und dabei müssen die Bücher auch noch in alphabetischer Reihenfolge in den Regalkarten stehen. Stell ich mir nicht so leicht vor, auch weil sie ja noch zu bestimmten Kategorien gehören. Aber lest selbst…

Worum geht es ?

In Ex Libris spielen wir einen Sammler von Büchern in einer Fantasy-Stadt. Der Bürgermeister will die Stelle des Großen Bibliothekars neu besetzen und veranstaltet dafür einen Wettbewerb, an dem wir zusammen mit unseren Mitspielern teilnehmen. Wer am Ende dieses Wettbewerbs, die beste Bibliothek nach den Bestimmungen des Bürgermeisters vorweisen kann, der gewinnt die Stelle als Großer Bibliothekar. Hierzu müssen wir mit unseren Assistenten in der gesamten Stadt Bücher zusammensammeln, um die größte und ausgewogenste Bibliothek der ganzen Stadt zu haben. Es reicht aber nicht nur sie zu erwerben, wir müssen sie auch noch in unser Regal stellen und das in der richtigen Reihenfolge, denn sonst bekommen wir Punktabzug.

Wie läuft das ab ?

Ex Libris hat einiges an außergewöhnlichem Spielmaterial zu bieten. Zunächst wird der Spielplan ausgelegt, auf dem grob die Wertungskriterien für das Spielende wiedergegeben sind, darauf gehe ich aber etwas später ein. Die zwölf verschiedenen Spielertableaus werden gemischt und jeder Spieler erhält zwei von ihnen. Diese sind bis auf den Namen und die Fähigkeit die der spezielle Assistent mitbringt identisch und die Spieler wählen sich eins der beiden Tableaus aus. Sie bekommen den dazugehörigen Spielstein des speziellen Assistenten und diese sind wirklich einzigartig. Jeder der zwölf hat einen anders aussehenden Spielstein. Die nicht benötigten Tableaus kommen zurück in die Schachtel und jeder Spieler bekommt noch zwei weitere normale Assistenten, so dass jeder Spieler insgesamt drei Stück zur Verfügung hat.

Ein weiterer Stapel mit Ortstableaus wir ebenfalls gemischt, nachdem die Hütte der Wahrsagerin aussortiert wurde. Diese wird unterhalb des Spielplans gelegt und ist der erste Ort, der in jedem Spiel immer offen ausliegt. Vom restlichen Stapel wird dann pro Spieler ein Ort offen daneben gelegt und der Rest als Nachziehstapel bereitgelegt. Als nächstes werden die sechs Kategoriekarten gemischt und jeweils eine an die entsprechende Stelle des Spielplans gelegt, wo sie die bevorzugte und die verbotene Kategorie Bücher, kennzeichnen. Von den restlichen Karten erhält jeder Spieler eine verdeckt, die ihm signalisiert, was sein Spezialgebiet ist. Für diese Bücher bekommt er am Ende Bonuspunkte. Zum Schluß werden die Regalkarten gemischt und an jeden Spieler sechs Karten ausgeteilt.

Die Regalkarten sind der wichtigste Bestandteil von Ex Libris. Insgesamt gibt es 152 Stück, die in unterschiedlicher Anzahl auf das Alphabet aufgeteilt sind. Von nicht so häufigen Buchstaben gibt es also weniger Karten, als von denen die öfter vorkommen. Die Karten zeigen eine Anzahl von zwei bis vier Büchern in einem Regal. Die Bücher gehören jeweils einer der sechs Kategorien an. Zur besseren Sichtbarkeit befinden sich oben auf der Karte entsprechende Symbole für die Bücherkategorien. Links oben ist der Buchstabe sowie die Nummer der Karte innerhalb eines Buchstabens angegeben. So kennzeichnet E 3/7 zum Beispiel die dritte Karte des Buchstabens E, von dem es insgesamt sieben Karten geben würde. Die Bücher sind auf den Karten nämlich ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge nach den Titeln angeordnet. Insgesamt gibt es 510 einzigartige Bücher auf den Karten.

Die Spieler müssen nun also versuchen diese Regalkarten mit den Büchern in eine sinnvolle Auslage zu verwandeln, denn am Ende gibt es Punkte für die alphabetische Abfolge der Bücher, dabei fangen die Spieler einfach irgendwann, durch eine Aktion ausgelöst, an, eine Regalkarte vor sich abzulegen. Später kommen weitere hinzu und müssen dabei an die bestehende Karte angelegt werden. Die Karten dürfen dabei orthogonal angelegt werden. Diagonal ist nicht erlaubt. Außerdem darf das Regal nicht mehr als drei Bretter haben. Soll heißen, wenn wir bereits drei Bücherkarten übereinander liegen haben, dürfen wir keine vierte Reihe darüber oder darunter anfangen.

Zum Schluß wird unser Bücherregal inspiziert und wir erhalten Punkte für diverse Kategorien. Dafür liegt dem Spiel ein abwischbarer Wertungsplan bei, auf dem man zum Schluß sämtliche Ergebnisse durchgeht und die Punkte notiert und zusammenzählt. Als erstes wird überprüft, ob alle Karten in der Reihenfolge des Alphabets im Regal stehen, sollte sich eine Karte eingeschlichen haben, die an der falschen Stelle steht, weil man sich mit dem bauen des Regals vertan hat, so wird diese umgedreht und ein leerer Platz erscheint. Als zweites werden die Anzahlen der Bücher jeder Kategorie ermittelt und notiert. Dann erhalten die Spieler einen Punktebonus für das gößte Kartenrechteck, dass sich von der Bodenreihe aus bilden lässt (der Stabilitätsbonus). Des weiteren erhalten die Spieler Belohnungspunkte, wenn sie besonders viele Bücher der bevorzugte Bücherkategorie in ihrem Regal haben und Punkteabzüge, für besonders viele verbotene Bücher. Jeder Spieler erhält noch Punkte für seine Spezialkategorie und für seine Vielfältigkeit, indem die Kategorie, die am wenigsten in seinem Regal vertreten ist ihm Punkte mal der Bücheranzahl bringt. Die meisten Punkte gewinnen, wie es ja meistens üblich ist.

Jetzt wo ihr wisst, auf was ihr achten müsst sag ich auch mal was zum Spielablauf. Der ist recht simples Workerplacement, denn wir haben drei Assistenten, die für uns die Arbeit übernehmen. Das eigentliche Spiel besteht aus vier einfachen Phasen. In der ersten, der Vorbereitungsphase legt der Startspieler soviele Ortstableuas unter das Spielbrett, wie Spieler mitspielen, also in der ersten Phase eines weniger, weil die Wahrsagehütte ja bereits dort liegt. Auf manchen Ortstableaus müssen zusätzlich noch Regalkarten platziert werden. In Phase zwei setzen die Spieler reihum ihre Assistenten auf die Orte ein und führen die Aktionen sofort aus, wenn der Ort einen Soforteffekt hat. Manche Orte haben aber auch einen verzögerten Effekt, der erst später ausgeführt wird. Anstatt den Arbeiter auf einen der Orte einzusetzen, kann man ihn auch auf sein eigenes Bibliothekstableau einsetzen, dass genau drei Einsatzfelder hat. Hier kann man sich immer zwischen der Aktion „Eine Karte ziehen“ und „Eine Karte ins Regal stellen“ entscheiden und diese ausführen. Auf den Ortstableuas gibt es immer unterschiedlich viele Plätze und die verschiedensten Fähigkeiten, die ich hier natürlich nicht alle wiedergeben kann, denn es gibt immerhin 18 verschiedene Orte.

In der dritten Phase werden dann die Orte mit verzögerten Effekten der Reihe nach abgehandelt, sämtliche Karten auf den Orten abgelegt und die Assistenten zurückgenommen, bevor in der letzten Phase die Orte aufgeräumt werden. Die Ortstableaus sind durchnummeriert und der Ort mit der niedrigsten Nummer (in der ersten Runde ist das immer die Wahrsagehütte) wird auf das Spielbrett gelegt. Der Rest der Orte wird auf einen Ablagestapel gelegt. Die Orte auf dem Spielbrett bleiben für den Rest des Spiels im Spiel und stehen von nun an jede Runde zur Verfügung. Danach geht es wieder von vorne los. Das Spiel wird solange gespielt, bis einer der Spieler die erforderliche Menge an Regalkarten in seinem Regal eingebaut hat. Danach wird die laufende Runde zu Ende gespielt und eine weitere komplette Runde noch gespielt, bevor das Spiel zu Ende ist.

Die Spezialassistenten unterscheiden sich von den normalen darin, das sie einem eine Spezialfähigkeit verleihen, wenn man sie einsetzt. Diese sind genauso vielfältig, wie die verschiedenen Orte. Allerdings muss ich hier sagen, scheinen mir einige der Assis etwas mächtiger als andere zu sein und einige haben deutlichere Vorteile in Vierspielerpartien, während andere wiederum in Zweierpartien hilfreicher sind. Aber das ist zum teil nur Spekulation, da ich noch nicht soviele Spiele spiele konnte, um sie alle zu testen.

Das Fazit
Ex Libris ist ein absolut tolles Spiel. Es wirkt erfrischend neu im Worker Placement-Bereich, da sich die Orte jede Runde abwechseln. Hinzu kommt das Kernelement des Legespiels mit den Karten, die man möglichst sinnig versuchen muss in sein Regal einzubauen. Dann kommt auch noch ein spezieller Assistent hinzu, der sich wieder anders spielt. Das Spiel hat einen enorm hohen Wiederspielwert, da es soviele Kombinationen von Orten und Assistenten gibt. Zudem sieht es wunderbar aus, wenn man es auf dem Tisch liegen hat. Das Material ist super und warum hatte noch keiner die Idee mit einem abwischbaren Wertungsblock? Hätte man eigentlich vorher schonmal drauf kommen können. Adam P. Mciver kannte ich bisher noch nicht, aber den Mann werde ich mir merken, denn mit Ex Libris hat er ein wirklich geiles Spiel hingelegt, das für mich zu den besten des letzten Jahres gehört. Hut ab!


 

  • Verlag: Schwerkraft Verlag
  • Autor(en): Adam P. Mciver
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 45 – 60 Minuten


3 Gedanken zu „Ex Libris“

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