Wilde Serengeti – Wir bauen einen Tierfilm

Wilde Serengeti

Serengeti darf nicht sterben ist der Titel eines legendären Tierfilms von 1959, den ich als Kind immer wieder gern geschaut habe. Er gewann sogar einen Oscar und ist auch heute als Zeitdokument gut schaubar. Vater und Sohn Grzimek dokumentieren hier die Anfänge des Serengeti-Nationalparks. Ein wichtiges Werk seinerzeit und wir sollen in Wilde Serengeti in die Fußstapfen der beiden treten und genau das tun: einen Dokumentarfilm drehen. Genauer gesagt versuchen alle Spieler*innen den Dokumentartierfilm „Wilde Serengeti“ zu filmen und wer das am besten kann, der geht als Sieger*in aus diesem Spiel hervor. Als Thema mal was anderes, dient es zwar auch in diesem Spiel wieder einmal nur zur Dekoration, aber das macht es wirklich sehr gut. Aber da wären wir schon bei der Wertung und die möchte ich nicht vorwegnehmen. Also wir drehen einen Film und unsere Aufgabe als Spieler*innen in diesem Spiel ist es Szenen zu drehen, die uns das Drehbuch vorgibt. Dabei sind immer bestimmte Tierarten involviert und das Spielbrett spielt auch eine sehr wichtige Rolle dabei. Optisch, soviel sei verraten, macht Wilde Serengeti auf jeden Fall einiges her.

Worum geht es?

Wie bereits erwähnt sollen wir einen Film drehen und das tun wir in dem wir Szenen, die wir in Form von Auftragskarten auf unserer Hand halten, erfüllen. Diese Szenen erfordern es immer, das wir bestimmte Tiere in bestimmten Formationen auf dem Spielbrett filmen können. Damit das gelingt, müssen wir Tiere auf dem Plan bringen, sie richtig positionieren und natürlich auch ein bißchen Glück haben, das unsere Mitspieler*innen die Tiere nicht auch für ihre Zwecke wieder umbauen. Wer nach sechs Runden die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt und darf den Film veröffentlichen.

Wilde Serengeti – Landschaftsplan / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Das Spielmaterial ist sehr vielfältig und besteht zu allererst einmal aus zwei Spielbrettern, die wir in der Mitte des Tisches aufbauen. Der Landschaftsplan ist einfach ein Spielfeld, dass in sieben mal sieben Quadrate eingeteilt wurde und eine Landschaft zeigt. Innerhalb dieser Landschaft gibt es vier verschiedene Arten von Gelände: Wald, Felsen, Wasser und Steppe. Umrahmt wird dieses Spielbrett von einer Kramerleiste zum Punktezählen. Das zweite Spielbrett dient zum einen der Aufbewahrung der Tiermeeple und zum anderen befinden sich die acht möglichen Aktionen hier, für die es jeweils zwei oder drei Aktionsfelder gibt, was abhängig von der Spieler*innenanzahl differiert. Vier dieser Aktionen dienen dazu, Tiere aus dem Vorrat zu nehmen und auf das Spielbrett zu stellen. Die Tiere sind dafür ind vier Gruppen unterteilt worden. Jagende Fleischfresser, Grosse Pflanzenfresser, Lauernde Aasfresser und Wandernde Huftiere. Im Spiel gibt es jeweils drei Arten pro Kategorie und von jeder Art stehen drei Exemplare zur Verfügung.

Wilde Serengeti – Aktionsfelder / Foto: Spieltroll

Neben diesen beiden Brettern gibt es auch noch den Everdell/König der Löwen Gedächtnis Felsen, der nur dazu dient die Runden anzuzeigen und ein paar Trophäen abzulegen. Eine Kartenauslage mit Szenen wird noch gebildet. Es liegen sechs Szenen offen aus und der Rest befindet sich in einem riesigen Stapel in dem jede Szene einzigartig ist. Ein Tierwanderungsstapel wir erst in Runde vier benötigt und ebenfalls gemischt bereitgehalten. Im Vorrat liegen Münzen, Fleisch und Effektmarken, die auf ihre Benutzung warten.

Wilde Serengeti – Pappfelsen mit Rundenzähler / Foto: Spieltroll

Die Spieler*innen erhalten eine Viedeogalerie, sowie zu Spielbeginn sechs Münzen und zwei Kamerameeple, von denen einer zum Punkemarker wird. Die Videogalerie ist lediglich ein Pappstreifen, unter dem wir unsere Karten sammeln sollen und der den anderen Mitspieler*innen anzeigt, welche Farbe wir haben. Ansonsten hat diese keine Funktion.

Das Spiel findet an insgesamt sechs Drehtagen/Runden statt. An jedem Drehtag geben die Spieler*innen ein bis zwei Münzen aus ihrem Vorrat aus, um im Uhrzeigersinn Aktionen auszuführen. Dies geschieht solange, bis niemand mehr Aktionen ausführen möchte. Danach folgt eine Phase in der wir den nächsten Drehtag vorbereiten und nach sechs Drehtagen beenden wir die Partie mit dem Drehschluss.

Um eine Aktion an einem Drehtag auszuführen, stellen wir unsere Kamera auf eines der Aktionsfelder, dass noch nicht besetzt ist und zahlen den auf diesem Feld angegebenen Münzbetrag. Danach führen wir die Aktion aus. Jederzeit in dieser Phase haben wir noch die Möglichkeit ein paar weitere Dinge zu tun. Zum einen dürfen wir noch ungefilmte Szenen von der Hand abwerfen. Für je zwei Szenen bekommen wir so eine Münze. Wir können beliebig viele Szenen die wir auf der Hand halten filmen, so lange wir die Voraussetzungen dafür erfüllen und wir können Futter- oder Effektmarken benutzen, dazu aber später mehr, wenn ich erklärt habe wie die Szenen gedreht werden.

Wilde SErengeti – Tiervorrat über den Aktionsfeldern / Foto: Spieltroll

Vier der acht Aktionen auf dem Aktionsplan sind im Prinzip identisch beziehen sich nur auf eine andere Tiergruppe. Mit der jeweiligen Aktion dürfen wir ein Tier aus dem Vorrat nehmen und es auf ein leeres Feld des Spielbretts stellen. Die fünfte Aktion erlaubt es uns zwei Tiere auf dem Landschaftsplan miteinander zu vertauschen. Eine weitere erlaubt die orthogonale Bewegung eines Tiers um bis zu drei Felder. Diese beiden Aktionen sind am ersten Drehtag nicht erlaubt. Danach können sie gewählt werden. Die siebte Aktion dient dazu eine Szene aus der Auswahl zu nehmen und die letzte die Auswahl komplett zu erneuern und anschließend eine Szene zu nehmen. Diese beiden Aktionen können noch durch weitere Münzen erweitert werden. Für jede Münze nach der ersten darf eine weitere Szene genommen werden.

Wilde Serengeti – Unterschiedliche Szenenkarten / Foto: Spieltroll

Die Szenen sind in Wilde Serengeti das A und O. Ohne sie geht nichts. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Arten von Szenen, die alle andere Voraussetzungen haben. Die Karten zeigen das durch ein Symbol und auch die Anordnung der Tiere auf ihnen an. Unten auf den Karten stehen Belohnungen, die wir erhalten, wenn wir die Szene gedreht haben und oben rechts kann eine solche Szene auch Symbole mitbringen, die weitere Bedeutungen haben. Der erste Szenentyp sind die sogennanten Terrainszenen, bei denen es uns darum geht die abgebildeten Tiere in den vorgegbenen Landschaften zu filmen. Sehen wir zum Beispiel auf der Karte eine Hyäne am Wasser und zwei Elefanten im Wald, so müssen sich die Tiermeeple genau auf solchen Geländefeldern auf dem Landschaftsbrett befinden, um die Szene filmen zu können. Der zweite Typ sind Panoramaszenen, auf denen eine Reihenfolge von Tieren zu sehen ist, die genau in dieser Reihenfolge irgendwo auf dem Spielbrett zu finden sein muss. Andere Tiere dürfen in diesem Fall durchaus dazwischen rumstehen, aber diese Tiere müssen sich irgendwo in der Reihenfolge wiederfinden. Die letzte Sorte sind die Begegnungsszenen, bei denen ein Tier auf einem Feld von anderen auf benachbarten Feldern umrahmt werden muss. Bei den beiden Szenetypen kann auch eine Gebietsvoraussetzung mit angegeben sein. Haben wir die Situation so auf dem Brett, dürfen wir die Karte vor uns in die Videogalerie ablegen und die Belohnung kassieren. Meistens gibt es Punkte, aber manchmal auch Effekt- oder Futtermarken. Durch eine Futtermarke können wir ein Tier ebenfalls orthogonal auf ein freies benachbartes Feld ziehen. Durch mehrere Futtermarken können wir Tiere auch weiterbewegen. Efefktmarken erlauben es uns eine Geländevoraussetzung auf einer Szenekarte zu ignorieren.

Wilde Serengeti – Spielsituation / Foto: Spieltroll
Wilde Serengeti – Symbole auf Szenen / Foto: Spieltroll

Die Abzeichen auf den Szenen in der oberen rechten Ecke gibt es in acht verschiedenen Versionen. Einige dienen nur als Punktelieferanten auf anderen Karten. Zum Beispiel könnte ich einen Punkt für jedes Blatt in meiner Videogalerie erhalten. Von diesen Symbolen gibt es drei. Dann gibt es jeweils noch ein Futter- und Effektsymbol, welche mir bei der Drehtagvorbereitung jeweils eine solche Marke generieren und noch ein paar weitere die ich jetzt nicht erläutere, denn ich denke es ist klar geworden, wie Wilde Serengeti abläuft. Wir können von Drehtag zu Drehtag maximal zwei Münzen mitnehmen, da wir einen Drehtag erst mit weniger als drei Münzen beenden dürfen.

Nach dem Ende eines Drehtags wird ein neuer vorbereitet und wir verscheiben den Rundenmarker, handeln etwaige Ereignisse ab, hier kommen die Tierwanderungskarten zum Einsatz, denn ab Runde vier ziehen wir je eine Karten von diesem Stapel und diese zeigt uns welche Tiere wir wieder vom Spielfeld nehmen müssen. Nach Runde vier und sechs gibt es auch noch zwei Trophäen zu verdienen, bei denen es darum geht, wer die meisten Tiere einer Art gefilmt hat. Diese liegen aber schon zu Beginn aus, so dass wahrscheinlich ein Renenn um Szenen mit diesen Tieren entsteht.

Zusätzlich wird die Szenenauswahl erneuert und alle Spieler*innen erhalten je vier Szenen vom Stapel und dürfen sich eine davon auf die Hand nehmen. Anschließend erhalten alle Spieler*innen auch neues Geld und diejenigen, die Futter- und Effektmarken erhalten bekommen auch diese. Nach sechs Runden gewinnen die meisten Punkte.

Wilde Serengeti – Koryphäenkarten / Foto: Spieltroll

Um das Spiel noch ein wenig interessanter zu machen, gibt es auch noch sogennante Koryphäenkarten, die uns eine spezielle Fähigkeit verleihen oder uns möglicherweise zusätzliche Punkte am Ende einbringen. Diese sind nach Schwierigkeiten gewichtet, so dass sich hier der Schwierigkeitsgrad für erfahrenere Spieler*innen auch noch regulieren lässt. Eine einfache Koryphäe wäre in diesem Fall der Effektkünstler, für den ich nichts tun muss, aber immer 2 Punkte erhalte, sobald ich eine Effektmarke nehme. Ein schwieriger Charakter wäre der Kameramann, der nur dann vier Siegpunkte erhält, wenn ich zwei Seznen gleichzeitig filme.

Das Fazit

Der Trend zu Brettspielen mit Naturthematik ist gerade voll am durchlaufen und Wilde Serengeti gehört definitv dazu. Das Spiel wurde vor kurzem an die Backer ausgeliefert und zieht allein durch seine Tischpräsenz ersteinmal viele Leute an, denn es wirkt fast schon wie Kinderspielzeug, wenn da die großen Tierfiguren in Holz auf dem Tisch stehen. Hinzu kommt der Pappfelsen, der mal wieder keine tragende Rolle hat, aber das ganze optisch noch viel mehr hervorhebt. Das Teil ist wirklich unnötig, das hätte ohne weiteres auch noch auf dem großen Aktionstableau platz gehabt, das ebenfalls ein wenig überdimensioniert wirkt. Die Tierfiguren sind in dieser Größe aber genau richtig, denn mit der Zeit wird es relativ voll auf dem Brett und wenn ich mir das Spiel mit kleinen Meeplen vorstelle, die ich an den Farben recht schwer auseinanderhalten könnte, sehe das mit dem Überblick ganz anders aus.

Wilde Serengeti – Tiermeeple auf dem Landscahftsplan / Foto: Spieltroll

Das Spiel ist im Kennersegment einzuordnen, obwohl ich auch Familien, die gewohnt sind etwas mehr zu spielen durchaus hier sehen würde, denn das Material läd diese förmlich zum spielen ein. Wilde Serengeti ist nicht schwierig oder kompliziert zu spielen, die Aktionen sind überschaubar und das Erreichen der Punkte ist relativ gradlinig. Es gibt zwar ein kleines Set Collection-Element mit den Symbolen, aber das ist gut handhabbar.

Das Glückselement ist vorhanden, aber wirklich vertretbar. Beim Austauschen der Szenen kann ich Pech haben, aber wenn ich dann irgendwelche doofen Szenen ziehen muss, kann ich sie immer noch verkaufen. Viel unberechenbarer sind da meine Kolleg*innen, denn da jede Tierart nur dreimal vorhanden ist buhlen wir mitunter alle um die Gunst eines Elefanten und dann wird der eben einfach mal verschoben oder vertauscht. Langwierige Pläne sind in einer Partie mit mehr Spieler*innen schwieriger umzusetzen. Das erhöht für mich nicht unbedingt den Spielspaß, weswegen mir das Spiel zu viert nicht ganz so gut gefällt. Zu dritt aber ist das überhaupt nicht schlimm. Richtig scheinen tut Wilde Serengeti aber zu zweit, denn hier erreicht es den richtigen Grad von Taktik. Die beiden Kontrahenten können sich um die Tiere streiten ohne das jemand dazwischenfunkt und so kann ich mir bei manchen Szenen einfach sicher sein, dass ich sie durchbekomme, bis ich wieder an der Reihe bin.

Zu zweit gefiel und Wilde Serengeti wirklich richtig gut und kam in der letzten Zeit schon öfter erneut auf den Tisch. Zu dritt ist es aber ebenfalls ein gutes Spiel, zumal sich die Spiellänge hier am besten anfühlt, denn bei zwei Personen kommen einem die sechs Runden fast eine Runde zu lang vor, aber wenn einem das Spiel ansonsten gut gefällt kann ich darüber locker hinwegsehen. Ein paar Dinge in der Produktion finde ich zuviel und zu groß, aber das hatte ich ja schon erwähnt (Felsen, Aktionsplan, Videogalerie) und die Koryphäen finde ich an sich als sehr gelungenes Element um zusätliche Spannung ins Spiel zu holen, jedoch bin ich mir bei der Ausgewogenheit mancher Charaktere nicht einhunderprozentig sicher.

Insgesamt gefällt mir Wilde Serengeti aber richtig gut, acuh wenn es ein paar kleinere Baustellen aufweist.

(Auf den Bildern ist zum Teil das Deluxe-Material-Upgrade zu sehen, dass sich definitv lohnt, aber die Meeple sind auch in der normalen Version so schön groß)


  • Verlag: Kobold Spieleverlag
  • Autor(en): Gunho Kim
  • Illustrator(en): Hani Chang, Sophia Kang
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
  • Dauer: 60 – 120 Minuten

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