Imperium: Klassik und Imperium: Legenden

Als im letzten Jahr die deutsche Version von Imperium in der Spieleschmiede auftauchte, war ich gleich Feuer und Flamme. Ich bin ein Freund von Zivilisationsspielen und mag sowohl leichte als auch komplexere Spiele in dem sich Völker in zivilisatorischer Konkurrenz ausesinandersetzen. Imperial Settlers gehört da genauso in mein Beuteschema wie auch ein Civilization von Annodarzumal. Imperium sollte Anspruch haben, eine meiner liebsten Mechaniken, den Deckbau, beinhalten und mit einer Spielzeit von trotzdem nur vierzig Minuten eine angenehme Spieldauer vorweisen. Hinzu kam, das der Preis für ein bzw. zwei Spiele mit sovielen Völkern super fair war und ich hier nicht mit unendlich vielem unnötigen Mist zugeballert wurde. Kurzum: ich war vollends begeistert und habe das Spiel sofort unterstützt. Noch viel mehr angetan war ich, dass es trotz erschwerter Lieferketten und weltweiter Logistikprobleme trotzdem recht schnell fertiggestellt wurde und bei mir eintraf. Doch dann begann ein Kampf. Ein ziemlich langer und frustrierender, an dessen Ende aber doch die erhofte Belohnung wartete. Aber lest selbst…

Worum geht es?

Ich werde im Nachfolgenden nur von Imperium sprechen und lass die beiden Zusätze einfach weg. Wo es nötig ist, explizit auf eine der beiden Versionen hinzuweisen, werde ich den vollen Namen benutzen. Imperium ist wie erwähnt ein Zivilisationsspiel. Genauer gesagt ein Zivilisationskartenspiel. Es gibt kein Brett, nur ein paar Pappmarken und ganz viele Karten. Die Mechanik, um die es hier hauptsächlich geht ist die des Deckbuilding unzwar tatsächlich in beide Richtungen. Wie beim Tal der Kaufleute geht es darum eine gewisse Zeit Karten in das Deck aufzunehmen und die eigene Zivilisation weiterzuentwickeln. Zur richtigen Zeit wollen aber auch Karten wieder herausgenommen werden um in die sogenannte Geschichte zu wandern, weil sie uns dort eventuell mehr Punkte bringen. Aber da sind wir schon mittendrin im Spielgeschehen. Bis zu vier Spieler*innen können hier gegenseitig antreten, jedoch ist das meiner Meinung nach nur auf dem Papier nachvollziehbar. Imperium ist relativ solistisch und macht allenthalben noch zu zweit Vergnügen, wenn die Spieler*innen wissen, auf was sie sich einlassen, ansonsten empfinde ich Imperium als reines Solospiel.

Imperium: Klassik – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Anstatt einer umfassenden Spielbeschreibung werde ich hier nur einen kurzen Überblick geben, denn all das ist auch Bestandteil meines Fazits zu diesem Spiel. Seit also gewarnt wenn der Aufbau hier ein wenig anders ist als sonst. Ich möchte euch hier eher einen Erfahrungsbericht niederschreiben.

Vorweg noch eine kurze Beschreibung über das was eigentlich passiert in Imperium. Jedes der acht Völker eines jeden Sets bringt seinen eigenen, gar nicht mal so umfangreichen, Stapel an Karten mit. Jede*r Spieler*in versucht sein Volk in Form seines Decks im Verlauf des Spiels zu entwickeln. Dazu stehen drei Aktionen pro Zug zur Verfügung. Mit diesen Aktionen versuchen wir Karten aus einem Markt zu kaufen, Ressourcen zu generieren und Karten auszuspielen. Diese Karten werden entweder direkt wieder abgelegt, vor uns ausgespielt oder, wie bereits erwähnt, Teil der Geschichte meines Volks. Der Kartenmarkt in der Mitte hält verschiedene Stapel mit verschiedenen Karten zum Erwerb bereit. Wann immer ich mein Deck durchgespielt habe, entwickelt sich mein Volk automatisch weiter, indem es neue Karten erhält. In zwei Zivilisationsstufen schreite ich Durchlauf für Durchlauf voran. Soviel dazu.

Imperium: Klassik – Blick in die Schachtel / Foto: Spieltroll

Als das Spiel ankam, habe ich mir alles voller Erwartung angeschaut und stellte zunächst fest, das ich in jedem der beiden Spiele die identischen Anleitungen fand. Jeweils eine für das normale, sowie eine für das Solospiel. In jeder Anleitung fanden sich alle sechzehn Völker beider Sets mit Erläuterungen wieder. Zusätzlich, aber ich gaube das war nur Teil für die Backer in der Spieleschmiede gab es noch einen Strategieguide zu allen Völkern. Das Spielmaterial empfand ich, mit Ausnahme der Karten, als extrem häßlich und antiquiert. Wer in den Achtzigern mal irgendein Wargame gespielt hat weiß was ich meine. Kleine graue und braune Pappplättchen mit Symbolen. Einfach nicht zeitgemäß und irgendwie auch unpassend für dieses Spiel. Ich ließ das Spiel noch über Nacht atmen, bevor ich mich mit der Anleitung auseinandersetzte…

Imperium: Klassik – Ressourcenmarker / Foto: Spieltroll

Es nahm seinen Lauf. Ich habe es versucht und bin zunächst kläglich gescheitert. Die Anleitung war für mich einfach unverständlich und viel zu kompliziert geschrieben. Ich habe es erstmal wieder zur Seite gelegt und mich nicht erneut getraut sie anzufassen. Eine Woche verging, bis ich mich wieder an das Spiel heranwagte. Ich habe mich regelrecht gezwungen, die Anleitung von vorne bis hinten durchzulesen. Verstanden habe ich aber so gut wie nichts. Es war nicht so das ich die Worte nicht kannte oder sie keinen Sinn ergaben, jedoch waren es viele, die mir diverse Fähigkeiten und Regeln von allen Spezialfällen von allen Völkern dann erklärten, wann sie regeltechnisch hätten vorkommen müssen. So verstehst du erstmal gar nichts. Noch eine Nacht darüber geschlafen und dann am nächsten Tag, außer mir war niemand zu hause, habe ich den ersten Versuch gestartet. Mit Anleitung auf dem Tisch eine Solopartie ausprobiert und es lief sagen wir mal mehr als zäh. Hatte ich mich also doch in dem Spiel getäuscht? Irgendwann kam meine Frau nach haus und ich habe es frustriert eingepackt und zwei Monate im Regal stehen gelassen. Erst dann wollte ich es erneut versuchen.

Imperium: Klassik – Anleitungen / Foto: Spieltroll

Diesmal habe ich Videos im Internet geschaut und recherchiert, um alles besser zu verstehen. Einiges hatte ich noch falsch verstanden, anderes erklärte sich allmählich und ich probierte das Spiel erneut Solo aus und es funktionierte plötzlich. Es war wie in einer zweiten Phase. Das Spiel verstanden fühlte sich der Spielablauf nun fast schon banal einfach an. Ich habe natürlich nur mit den einfachsten Völkern herumprobiert und die spielten sich recht ähnlich, auch wenn ich schon bemerkte, dass diese auf jeweils eine andere Taktik setzten, aber grundsätzlich waren sie wirklich recht einfach gestrickt und hangelten sich an der grundsätzlichen Mechanik des Spiels entlang. Ich war fast schon ein wenig enttäuscht. Habe ich doch was falsch gemacht? Nein, Imperium ist so und entfaltet sich erst nun langsam mit den unterschiedlichen Völkern und den ganzen unterschiedlichen Spielweisen. Jede Kombination fühlt sich anders an und es ist immer wieder eine neue Partie. Ein dann doch wirklich faszinierendes Spiel.

Das Fazit

Imperium ist für mich ein schwieriges Spiel, um eine richtige Empfehlung dafür abzugeben. Da, wo ich am Ende angekommen bin, würde ich sagen ist Imperium ein Prädikatskandidat für mich, aber, und das ist ein ziemlich DICKES aber, hier wurde soviel falsch gemacht, dass ich den Eindruck gewinnen könnten, es ist gar nciht gewollt, dass Imperium von vielen Menschen gespielt wird. Okay, der Originalverlag Osprey Games ist ein Verlag der traditionell von den Wargames her kommt, aber sie haben schon so schöne und tolle Spiele verlegt, dass ich mich Frage, warum hier so seltsam verfahren wurde. Die Plättchen sind nicht nur häßlich sondern auch total unpraktisch und so ähnlich bedruckt, dass ich, wenn ich nicht richtig aufpasse, die Mengenangabe nicht richtig sehen kann. Plättchen mit den Werten eins, fünf und zehn sehen identisch aus, außer das gar keiner, fünf oder zehn kleine farbige Punkte auf ihnen abgebildet sind. Liegen diese auf einem Häufchen ist das schon nicht so leicht und ich vergreife mich schon das eine oder andere Mal. Ein kleines Board mit zwei Würfeln für jede Ressource hätte ich besser und praktischer gefunden. Klingt wie ein kleiner Kritikpunkt nervt mich aber beim spielen immer wieder so sehr, dass ich dabei bin mir eine andere Lsung zu basteln.

Imperium: Klassik – Spielaufbau eines Spielers / Foto: Spieltroll

Der viel größere Abturner von Imperium ist und bleibt aber die Anleitung aus der Hölle. Wer hat die bitte sehr verfasst. Im Prinzip kannst du die auspacken und gleich wegschmeißen. Nur den Begriffglossar und die Solotabellen behalten und das Spiel von einem gnädigen Youtuber erklären lassen. Den Brettspielblog kann ich in diesem Fall mal lobend erwähnen, die Erklärung ist sehr verständlich und hat mir sehr geholfen. Ich möchte es nochmal eindeutig hervorheben. Hier wird so ziemlich alles falsch gemacht, was ich falsch machen kann bei einer Anleitung. Kaum Bilder, kaum Beispiele und so gut wie kein Layout. Alles wird nur runtergerasselt. Bei einem Spiel, dass sechzehn unterschiedliche Völker beinhaltet, die sich aufgrund ihrer Fähigkeiten unterscheiden, ja die sogar zum Teil komplette Spielbestandteile aushebeln und Grundmechaniken umgehen, jeden Sonderfall im Laufe der normalen Anleitung versuchen zu erklären, ist einfach keine gute Idee. Verwirrung ist da vorprogrammiert. Erklärt doch einfach erstmal grundlegend wie das Spiel funktioniert oder trennt die Dinge besser voneinander. Wenn ich lese: Zunächst erhaltet ihre alle eure Aktionsmarker zurück, außer das Volk XYZ, das bekommt nur…, die YZX lassen die Phase ganz aus, da sie keine Aktionsmarker haben, ZXC bekommt anstatt der Aktionsmarker einen Aktionsstein blabla… Das interessiert mich doch erstmal alles gar nicht, wenn ich nur das Spiel erlernen will, so wie es sich grundsätzlich spielt. Das zieht sich in diesem Stil aber durch die gesamte Anleitung. Mühsam und schwerfällig. So schreibe ich keine Anleitung.

Imperium: Klassik – Karte mit Schlüsselwort und Aktionsmarker / Foto: Spieltroll

Punkt zwei sind die vielen Schlüsselwörter die das Spiel verwendet ohne sie vorerst zu erklären. Das ist durchaus okay, wenn es Schlüsselwörter sind, die sich nicht auf grundlegende Mechaniken beziehen. Wenn ich also eine Karte Spiele auf der ich eine Fähigkeit auslöse, die mit einem Wort beschrieben wird, das ich im Glossar finde, ist das völlig okay. Wenn aber eine meiner Grundaktionen, das ERFORSCHEN von einer Karte ist, dann sollte das kein Schlüsselwort sein, sondern grundsätzlich als Mechanik in der Anleitung erklärt werden. Macht diese Anleitung aber nicht. Die Erklärung ist erst im Glossar zu finden, wo ich dann erstmal nachschlagen muss. So ein Glossar leistet gute Dienste, wenn im Verlauf des Spiels Begriffe auftauchen, die ich noch nicht kenne und ich dort Klärung bekommen. Entscheidend ist hier aber „im Verlauf des Spiels“. Wenn ich mir solche Erklärungen noch vor dem Spiel raussuchen muss, weil ich sonst gar nicht anfangen kann zu spielen, dann mache ich bei der Erklärung meines Spiels etwas falsch.

Nächster Kritikpunkt ist die Spielerangabe von ein bis vier Spieler*innen, welche natürlich totaler Humbug ist. Technisch ist das möglich, aber wer wird bei einer Partie mit drei oder vier Spieler*innen von Imperium mitmachen? Alle Spieler*innen sind nacheinander an der Reihe und es gibt keine Interaktion. Alle spielen ihren Stiefel runter und erst dann sind die anderen dran. Da warte ich im Spiel zu viert dann schonmal ein paar Minuten länger, bis ich wieder an der Reihe bin. Maximal ist Imperium zu zweit, aber durch die fehlende Interaktion auch nicht wirklich, lustig. Als Solospiel feiert Imperium allerdings seine große Stunde, denn das Automasystem ist ganz stark ausgeklügelt und arbeitet mit verschiedenen Tabellen für jedes Volk. Im Soloheft finde ich für jedes Volk gleich zwei Tabellen. Warum zwei? Im Spielverlauf entwickeln sich die Völker immer weiter und zunächst befinden sich alle auf dem Barbarenniveau. Ist der Entwicklungsstapel leer, was bei verschiedenen Zivilisaionen unterscheidlich lang dauert, habe ich den namensgebenden Imperiumstatus erreicht. Für das Barbaren- und Imperiumlevel gilt jeweils eine andere Tabelle und in dieser schaue ich einfach von oben nach unten die Symbole durch und was dahinter steht, führe ich für den Gegenspieler aus. Diese Tabellen sind so fein und toll auf die Spielmechaniken der einzelnen Völker abgestimmt, dass ich immer das Gefühl habe gegen einen guten Gegenspieler zu spielen, der genau weiß, was er zu tun hat. Wirklich sehr gelungen und eine absolute Empfehlung für Solospieler*innen, die mit einem gehobeneren Schwierigkeitsgrad keine Probleme haben.

Imperium: Klassik – Marktbereich / Foto: Spieltroll

Der Unterschied zwischen beiden Versionen ist natürlich vorhanden und prinzipiell ist es egal, welche Box ich kaufe, wenn ich Lust habe Imperium zu spielen. Imperium: Klassik enthält traditionelle, historische Völker und Imperium: Legenden kommt mit fantastischen Völkern daher, die in der Erdhistorie als Legenden oder Sagen mal eine Rolle gespielt haben. Atlanter wären ein Beispiel, um nur eines zu nennen. Der spielerische Unterschied zwischen beiden Boxen, ist ansonsten nur der, das die Völker der Klassikversion niedrigere Schwierigkeitsgrade im Druchschnitt aufweisen, als die der Legendenversion. Das macht diese Box für den Einstieg vielleicht etwas besser geeignet. Grundsätzlich sind aber beide toll.

Ich kann hier nur den Rat geben, maximal zu zweit zu spielen. Ihr tut euch keinen gefallen mit größeren Runden. Bringt in den ersten Partien definitv auch Zeit mit und erlernt das Spiel über Beispiele von Youtubern. Der Rest ergibt sich von alleine und die Anleitung machen als Nachschlagewerk einen guten Job, so dass ich, wenn ich grundsätzlich weiß, was abgeht, gut damit weitermachen kann. Für Solospieler*innen sind Imperium: Klassik und Imperium: Legenden fast schon ein Muß! Prädikat gibts natürlich wegen all der Macken nicht… Schade!


  • Verlag: Giant Roc
  • Autor(en): Nigel Buckle, Dávid Turczi
  • Illustrator(en): Mihajlo Dimitrievski
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
  • Dauer: 60 – 120 Minuten

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