Teotihuacan – Die Stadt der Götter

Teotihuacan – Die Stadt der Götter / Foto: Spieltroll

Der Schwerkraft-Verlag hat ja dieses Jahr zur Spiel in Essen gleich einen ganzen Haufen Neuheiten auf den Markt geschmissen, unter anderem auch das vielgerühmte neue Spiel von Daniele Tascini, dem Autor von Tzolk’in: Teotihuacan – Die Stadt der Götter. Das Spiel mit dem fast unaussprechlichen Namen soll ja eines der heißesten neuen Expertenspiele überhaupt sein. Das Spiel ist groß und es ist komplex, da würde ich auf jeden Fall zustimmen, aber ob es vielleicht trotzdem kein Expertenspiel sein muß, darüber läßt sich bestimmt streiten. Vom Umfang der Erklärung her, ist es definitiv eins, denn wie gesagt es ist komplex und man hat so wahnsinnig viele Möglichkeiten, aber das Spielprinzip an sich ist, wenn man einmal losgespielt hat, eigentlich nicht zu kompliziert. Auch weniger ambitionierte Spieler können Teotihuacan, so denke ich, recht gut spielen.

Worum geht es ?

Thematisch ist Teotihuacan bei den Azteken angesiedelt. Die Spieler versuchen mit ihren Arbeitern die große Sonnenpyramide und die Stadt der Götter zu errichten. Dazu müssen sie ihre Arbeiter Rohstoffe sammeln lassen und beim Bau der Pyramide helfen. Ganz nebenbei erforschen sie neue Technologien und bauen Häuser für die Adligen. Derjenige von ihnen, der nach drei Eklipsen (kombinierte Sonnen- und Mondfinsternisse) den meisten Ruhm in Form von Siegespunkten angesammelt hat, ist der Gewinner.

Wie läuft das ab ?

Teotihuacan – Die Stadt der Götter Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Teotihuacan ist ein wahres Monster von Spiel, kommt aber ganz klein und unscheinbar in einem normalgroßen Karton daher. Das Spielbrett ist dann aber gigantisch groß und schüchtert jeden erstmal ein. Hinzu kommen eine Vielzahl von Plättchen, Markern, Würfeln und Holzsteinchen. Der Karton ist prall gefüllt mit Spielmaterial, so dass man zunächst fast in Ehrfurcht erstarrt. Auf dem Spielbrett befinden sich diverse Anzeigen, Bauflächen, Ablagefelder für Plättchen usw. Man steigt am Anfang erstmal nicht durch. Die Spieler erhalten jeder einen Satz Würfel in ihrer Spielfarbe, sowie 12 Marker. Sechs dieser Marker dienen zunächst einmal nur dazu auf Leisten Spielstände anzuzeigen. Mit den anderen zeigt man später im Verlauf des Spiels an, welche der im Spiel befindlichen Technologien man beherrscht.

In der Mitte des Spielplans wird die große Pyramide gebaut, links daneben befinden sich drei Tempelleisten, auf denen man verschiedenen Göttern huldigen kann und dafür Belonungen erhält. Rechst neben der Pyramide befindet sich die sogenannte Straße der Toten, auf der man ebenfalls voranschreiten kann, um Punkte für die Wertungen zu generieren. Neben der Straße gibt es noch die Anzeige für die Eklipse, die vorgibt, wann eine Wertung erfolgt. Im äußeren Bereich des Spielfeldes befindet sich ein Rondell von acht möglichen Aktionen, die die Arbeiter besuchen können. In diesem Bereich findet das Spiel hauptsächlich statt. Jeder dieser acht Bereiche steht quasi für einen bestimmten Teil der Stadt, in dem die Arbeiter der Spieler etwas tun können. Drei dieser Felder, dienen rein der Rohstoffgewinnung. Die im Spiel befindlichen Rohstoffe sind Holz, Stein und Gold. Hinzu kommt noch Kakao, der als Nahrung bzw. Zahlungsmittel dient. Ohne Kakao geht in Teotihuacan rein gar nichts. Die weiteren Bereiche sind der Palast, in dem die Arbeiter beten können, der Bauplatz, wo man Steine in die Pyramide einbaut, der Stadtteil der Adligen, in dem man Hütten baut, sowie der Bereich der Alchimisten, in dem die Technologien erforscht werden können und der letzte Bereich dient der Verzierung der Pyramide. Auf dem Spielplan sind diese Bereiche fest aufgedruckt, dem Spiel liegen aber sechs Tafeln bei, mit denen man sechs dieser Felder in einer anderen Reihenfolge auf dem Plan darstellen kann. Die Reihenfolge spielt nämlich schon eine größere Rolle, da die Spieler ihre Arbeiter in Form der Würfel immer im Uhrzeigersinn auf diesen Bereichen um ein bis drei Felder vorwärts bewegen.

Teotihuacan – Die Stadt der Götter Spielplan / Foto: Spieltroll

Zu diesem Rondell-Mechanismus gesellt sich das Worker- oder in diesem Fall Dice-Placement. Jeder Spieler besitzt vier Würfel, mit dreien startet er das Spiel, den vierten kann man im Verlauf als Belohnung hinzugewinnen. Die Augenzahl die auf dem Würfel angezeigt wird entspricht der Stufe des Arbeiters, je höher seine Stufe, desto erfolgreicher kann er Aktionen ausführen. Je mehr Arbeiter an einem Ort sind, desto mehr Ertrag bekommt man aus der Aktion. So grob könnte man das Rondell beschreiben. Sämtliche Aktionen hier im Detail zu beschreiben sprengt den Rahmen, also versuche ich nur grob zu umreißen wie gespielt wird.

Kommt also ein Spieler an die Reihe, so setzt er einen seiner Arbeiter um ein bis drei Felder weiter und führt dann dort die Aktion aus. Anschließend wertet er seinen Arbeiter auf und der nächste Spieler ist an der Reihe. Grundsätzlich macht man die Aktionen umsonst, wenn man alleine auf dem Feld steht, sollten schon andere Würfel dort sein, so ist entscheidend wieviele verschiedene Farben sich dort befinden. Für diese bezahlt man dann eine bestimmte Menge an Kakao, um die Aktion ausführen zu dürfen, hier muss man natürlich abwägen, ob sich die Bezahlung einer teuren Aktion überhaupt lohnt. Kakao bekommt man prinzipiell auf jedem dieser Felder, wenn man die normale Aktion nicht machen will, und zwar wieder abhängig von der Anzahl der verschiedenen farbigen Würfel. Viele der Felder bieten außerdem noch eine dritte Aktionsmöglichkeit: das Beten. Man kann einen Arbeiter auch in eine Gebetskammer stellen und erhält eine Belohnung dafür, aber der Arbeiter ist dann solange aus dem Spiel, bis man einen Zug aufwendet um alle seine Würfel wieder freizusetzen, oder ein Mitspieler einen aus einer Gebetskammer verdrängt.

Immer wenn alle Spieler einmal an der Reihe waren wird der Rundenanzeiger um ein Feld weiter gesetzt. Zusätzlich wird der Anzeiger auch weitergesetzt, wenn ein Arbeiter auf eine sechs gedreht wird, dann steigt er als Heiliger in den Himmel auf und man bekommt eine Belohnung. Der Würfel wird in dem Fall wieder auf die erste Stufe zurück gedreht und startet als neuer Arbeiter im Palast. So wird das Spiel beschleunigt. Nachdem der Rundenanzeiger sein Ziel erreicht hat findet eine Wertung statt, in der jede Menge Spielelemente gewertet werden: wer hat am meisten beim Bau der Pyramide geholfen, wer ist auf der Straße der Toten am weitesten usw. Das ganze wird dreimal durchlaufen und danach ist das Spiel vorbei. Wer dann die meisten Punkte hat ist natürlich der Sieger.

Interesant zu erwähnen ist noch, das man egal mit wieviel Spielern weniger als vier man spielt, man immer mit Dummy-Würfeln spielt, die Aktionen auf den Feldern teurer machen und sich nach jeder Eklipse auch bewegen.

Das Fazit

Das Fazit fällt auch hier wieder etwas länger aus, denn das Spiel ist für eine kurze Stellungnahme viel zu umfangreich. Ich habe das Spiel auch nur kurz angerissen. Der Spielverlauf ist nicht mehr, als das was ich beschrieben habe. Die Spieler bewegen ihre Würfel um das Rondell und müssen abwägen, wann es Sinn macht welche Aktion auszuführen, oder ob man sich Kakao nehmen muss, oder ob man beten geht etc. Sämtliche Spielelemente dienen dann dazu Punkte zu generieren. Die drei Tempelleisten versorgen einen dabei entweder mit Siegpunkten, Kakao oder andersweitigen Vergünstigungen. Überall auf dem Spielfeld kann man Bonusplättchen bekommen oder Masken, die man sammeln kann und die bei den Wertungen viele Punkte wert sein können. Darüber hinaus ist die Pyramide natürlich der Hingucker auf dem Spielfeld und versorgt einen nebenbei auch mit Punkten und Möglichkeiten auf den Tempelleisten voranzukommen. Ihr seht schon die Möglichkeiten sind so vielfältig und genau das ist es, was das Spiel so komplex werden lässt. Das Spiel an sich ist eigentlich nicht zu kompliziert. Einen Würfel im Kreis auf einem Spielfeld zu bewegen und dadruch Aktionen zu machen ist auf Kennerspiel-Niveau. Die ganzen Möglichkeiten, die einem Teotihuacan bietet sinnvoll abschätzen zu können hebt es vielleicht eine Stufe höher, aber ich finde, wenn man erstmal drin ist und die hohe Hürde der Spielerklärung genommen hat ist es nicht mehr so schwierig.

Der Knackpunkt ist hier tatsächlich die Anleitung und da muss ich ein wenig Kritik an Schwerkraft üben. Ich finde bisher selten eine ihrer Anleitungen super gelungen. Die Anleitungen sind optisch manchmal seltsam gesetzt, irgendwie überfrachtet und lesen sich einfach nicht gut. Hier bräuchte es Verbesserungen. Das Spiel gefällt mir wirklich sehr gut. Daniele Tascini hat ein großartiges Spiel geschaffen, von dem ich allerdings glaube, das viele Menschen alleine vom Anblick abgeschreckt sein werden und sich das Spiel gar nicht zutrauen. Ich kann nur sagen, nur Mut, es sieht viel komplizierter aus, als es letzlich ist. Und wenn ihr es auch nicht auf Anhieb alles durchschaut, egal, einfach nochmal spielen und eine andere Taktik ausprobieren, das schöne an Teotihuacan ist nämlich, das eine Partie gar nicht so ewig dauert.


  • Verlag: Schwerkraft-Verlag
  • Autor(en): Daniele Tascini
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 90 – 120 Minuten

5 Gedanken zu „Teotihuacan – Die Stadt der Götter“

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