Lost Lights – Hier ist das Licht wirklich verloren

Lost Lights

Beim Spielkauf lässt sich meine Frau zu oft von Äußerlichkeiten leiten. „Kauf das mal, das ist süß!“ oder „Wie niedlich sehen die Meeple denn aus!“ sind da so Aussagen die fallen können. Aber leider ist da ja nie alles, denn einige der niedlichsten Spiele sind leider auch ziemliche Reinfälle vom Spielerischen. Nun war es mal wieder soweit und meine Frau hatte Lost Lights auserkoren, gespielt und geprüft zu werden. Board Game Circus und vor allem Falko Streese, dessen Kunst ich sehr schätze, haben einen sehr guten Job gemacht das Spiel mit Schauwerten zu versehen. Das Cover ist wunderbar und verspricht eine Menge. Die Figuren auf den Karten sind herzallerliebt und wunderbar verspielt. Die Meeple sehen gut aus und auch das Spielbrett mit seiner Karte und der Anmutung eines Schreibtisches sind hervorragend gelungen. Der Autor Julius Hsu ist mir bis dato unbekannt und ihr könnt es euch bei der Überschrift wohl bereits denken, wird das auch danach bleiben. Lost Lights, ich nehme es vorweg, ist kein gutes Spiel.

Worum geht es?

Lost Lights will uns eine Geschichte erzählen vom Land Amanaar, indem anthropomorphe Tierwesen von einer bösen Macht heimgesucht werden. Die beiden Spieler*innen brechen auf um Gleichgesinnte um sich zu scharen, um der Bedrohung Herr zu werden. Eine Seite wird im Kampf um das Land die gute und Seite und die andere die dunkle übernehmen. Lost Lights ist ein Area Control Spiel, das durch einen Kartendraft und anschließende Kämpfe mit Würfelwürfen entschieden wird. Klingt schon wild? Ja ist es auch.

Lost Lights – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Das Spielmaterial ist erste Sahne und hier gibt es auch wirklich gar nichts zu meckern. Wir bauen ein Spielbrett zwischen den Spieler*innen auf und legen bedruckte Meeple und Feenglitzerwürfel bereit. Die Karten werden gemischt (es gibt 27) und in einem verdeckten Stapel vor uns auf das Spielbrett gelegt. Das Spiel beginnt und besteht insgesamt aus zwei Phasen.

Lost Lights – Wirklich tolles Material / Foto: Spieltroll

In Phase eins zieht jeder von uns zwei Karten verdeckt vom Stapel und schaut sie sich an. Eine wir gewählt und die andere dem Gegenüber gegeben. Die Gewählten Karten und die, die wir von unserem Gegenüber erhalten, werden verdeckt vor uns abgelegt. Wir wiederholen das solange, bis beide Spieler*innen jeweils 10 Karten vor sich haben. Dann werden diese Karten als Hand aufgenommen. Nun stellen die Kontrahent*innen zwei bzw. drei Spielfiguren auf die Landkarte. Diese ist in drei Regionen mit jeweils drei Gebieten unterteilt. Es gibt also neun Felder auf der Karte. Wer die erste Figur platziert stellt insgesamt drei auf. Die beiden Platzierungsregeln die gelten: Stelle keine Figur in ein Gebiet in dem bereits eine gegnerische steht und du darfst mehr als eine Figur in einem Gebiet aufstellen.

Lost Lights – Spielfeld nach Phase eins / Foto: Spieltroll

Phase zwei beginnt. Bevor ich diese erkläre, aber noch ein kurzer Blick auf die Karten, welche über zwei Werte und eine Fähigkeit verfügen. Die zwei Werte oben links in der Ecke stehen für die Kampfstärke und die Aktionspunkte der Figur. Unter der Fähigkeit finden sich noch Symbole, die mir zeigen wann genau ich die Fähigkeit anwenden kann. In Phase zwei werden zwei Punkte nacheinander abgehandelt. Zunächst werfe ich eine meiner Charakterkarten ab und erhalte so viele Aktionspunkte wie angegeben. Pro Punkt darf ich entweder eine neue Figur gemäß der Regeln einsetzen oder so viele Figuren wie ich will von einem Gebiet in ein anderes benachbartes setzen. Sollten dann Figuren beider Parteien in einem Gebiet stehen, so gibt es einen Kampf.

Lost Lights – Verschiedene Karten mit verschiedensten Fähigkeiten / Foto: Spieltroll

Kämpfe werden immer gleich ausgeführt. Beide Spieler*innen wählen verdeckt eine Karte von ihrer Hand und legen sie vor sich ab. Anschließend werden die Karten gleichzeitig aufgedeckt und die verschiedenen Kampfphasen nacheinander abgehandelt. Die Fähigkeiten der gewählten Charaktere werden in der angegebenen Phase des Kampfes ausgeführt. Das Ergebnis des Kampfes errechnet sich dann im Groben aus der Kampfkraft der gewählten Karte plus der Anzahl der eigenen Figuren im umkämpften Gebiet plus dem Ergebnis eines Würfelwurfs. Durch Fähigkeiten werden evtl. Figuren entfernt, weitere Würfel geworfen etc. Wer den Kampf verliert muss alle Figuren aus dem Gebiet in den Vorrat zurücklegen. Dann startet die nächste Runde, bis beide Spieler*innen entweder keine Karten mehr auf der Hand haben oder jemand keine Figuren mehr auf dem Spielbrett hat. Sollte der erste Fall eintreten, so gewinnt, wer mehr Punkte hat die ganz einfach ermittelt werden. Jede Figur auf dem Spielbrett ist einen Punkt Wert und wer zwei oder mehr Gebiete einer der drei Regionen kontrolliert erhält für jede Figur stattdessen zwei Punkte.

Lost Lights – Atypischer Spielverlauf mit vielen Meeplen auf dem Brett / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Lost Lights – Glöitzerwürfel / Foto: Spieltroll

Im Monatsüberblick August hatte ich es schon angedeutet, dass Lost Lights durch seine Optik so wahnsinnig viel verspricht und dann leider gar nichts davon einlösen kann, sondern sogar eher Ärger hervorruft. Ich fasse aber nochmal kurz die positiven Dinge an Lost Lights zusammen und das sind die Optik von Folko Streese, die uns ja einzig dazu gebracht hat das Spiel zu kaufen und das Spielmaterial welches wirklich schön gestaltet ist. Okay über Glitzerwürfel kann gestritten werden, aber irgendwie passen sie schon zum Rest und der Welt die sich hier erdacht wurde.

Spielerisch ist das dann leider einfach gar nichts. Es gibt bestimmt Leute da draußen die das trotzdem abfeiern und ihren Spaß damit haben, aber für uns ist es leider ziemlich hart durchgefallen. Das liegt zum einen daran, dass es Dinge spielerisch eher verkompliziert als spaßig aufzulösen. Es will zum Beispiel Area Control Spiel sein und einen Kampf um die Regionen heraufbeschwören, auf den sich die Kontrahenten aber gar nicht einlassen sollten. Warum? Weil es einfacher ist das nicht zu tun. Ich bewege und setze Figuren durch das Ausspielen einer Karte und warum sollte ich erst die Regionen verstärken und Figuren herumschieben, wenn ich auch direkt von Beginn an auf Angriff setzen kann. Es läuft sowieso immer auf ein Kartenduell durch Kampf heraus. Natürlich ist das risikoreich, weil ich ja auch verlieren kann, denn ich kenne ja nur die Hälfte der Karten meines Gegenübers, dennoch ist die Chance groß. Das Area Control Element funktioniert also nicht so richtig gut, sondern wirkt eher angeflanscht an dieses unausweichliche Kartenduell.

Lost Lights – Runde frei und kämpft! Orly wirft nur einen Würfel, da Rukan die Fähigkeit außer Karft setzt. Somit zählt der obere Wert plus die Anzahl der Figuren und ein Würfel. Orly führt um drei aber sicher ist der Sieg nicht! / Foto: Spieltroll

Der Drafting Mechanismus ist schon okay. Ich versuche mir nach und nach etwas aufzubauen. Da hilft es natürlich, wenn ich das Spiel schon kenne, da ich weiß welche Kombinationen an Karten gut harmonieren oder mir Vorteile einbringen können. Ändert aber natürlich auch nichts daran, dass ich total auf das angewiesen bin, was da zum Vorschein kommt und bei zwei Karten ist die Auswahl nicht so groß. Ich kenne aber immerhin die Hälfte der Karten vom Gegenüber, was helfen kann aber nicht muss, denn es kann auch die zweite Hälfte sein die mich in die Knie zwingt. Ist aber eh egal, denn so ein richtiges Kartenduell ist es auch nicht, da am Ende immer noch der Würfel entscheidet. Zumindest hat er das bei uns getan. Das tut er aufgrund der Länge des Spiels zwar nicht oft, dafür ist das dann umso ärgerlicher. Nun könnte jemand sagen, dass das aufgrund der Kürze nicht so schlimm ist, dann spielt ihr eine Revanche, aber dazu hatte meist gar keiner mehr Bock, denn es ist wie es ist. Lost Lights ist im Kern ein Spiel das vom Zugglück bei deiner Kartenhand abhängt und dann oben drauf noch eine Würfelentscheidung packt. Das ist für meinen Geschmack zu viel Glück und die Fähigkeiten der Karten helfen da leider auch nicht so richtig viel.

Schade, aber Lost Lights hat bei uns wirklich nur zu Enttäuschungen geführt. Bei all der Süße, die die Optik verspricht bleibt am Ende wirklich nur ein saures Aufstoßen übrig.


  • Verlag: Board Game Circus
  • Autor(en): Julius Hsu
  • Illustrator(en): Folko Streese
  • Erscheinungsjahr: 2024
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 15 – 25 Minuten

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