Wunder der Welt – Eine Schachtel voller Wunder

Wunder der Welt

Die Überschrift ist hier mal tatsächlich Programm. Wunder der Welt trägt sie nicht nur im Namen, die Schachtel ist wirklich voll mit ihnen. 21 Wunder oder Monumente, wie das Spiel sie nennt, befinden sich im Karton. Alle aus Holz und toll bemalt. Damit hätten wir schon mal ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal, aber taugt das Spiel überhaupt etwas? Was ist Wunder der Welt überhaupt für ein Spiel? Der brasilianische Autor Zé Mendes, von dem ich auch schon Brazil Imperial auf dem Tisch hatte, was mir recht gut gefallen hat, bringt hier sein erstes Legespiel auf den Markt. Das Spielprinzip ist natürlich bei Leibe nicht neu, aber er findet doch einen recht interessanten Ansatz für sein Spiel, welches viele kleine Momente hat, die sich zu einem wirklich neuartigen Legespiel zusammenfügen. Wunder der Welt überzeugt also nicht nur durch seine Schauwerte, sondern hat auch spielerisch was zu bieten.

Worum geht es?

Thematisch ist das Spiel natürlich absurd, weil uns die Mächte der antiken Welt darum bitten und uns mit Gold zuballern, um die glorreichste Stadt der Welt zu errichten. Dabei können wir mit unserer Zivilisation die Moai Statuen genauso errichten, wie die Pyramiden von Gizeh oder Angkor Wat. Das darf uns hier nicht stören. Wir errichten auf unserem Tableau eine möglichst einträgliche Stadt aus unterschiedlichen Bezirken, Monumenten, Straßen und Türmen. Häufen dabei Ressourcen an und versuchen unsere Bevölkerung zu vergrößern. Alles natürlich mit dem Ziel am Ende die meisten Siegpunkte zu haben.

Wunder der Welt – Monumente des Spiels / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau geht eigentlich recht schnell, wenn alle Plättchen ihrer Form entsprechend aufbewahrt werden, ansonsten steht einem eine Menge Sortierarbeit bevor. In der Mitte des Tisches wird der zentrale Marktplatz aufgebaut. Dieser besteht aus einem Markttableau mit sechs Plätzen für die unterschiedlichen Plättchen Arten, die hier verdeckt aufgetürmt werden. Spielen wir zu viert oder fünft so werden links und rechts weitere kleine Tableaus angelegt, auf denen wir jeweils eine weitere Plättchen Art auslegen. Das jeweils oberste Plättchen wird anschließend umgedreht und unter dem Tableau platziert. In einer zweiten Reihe darunter wird der Markt um Türme und Straßenplättchen erweitert. Auch ihre Anzahl ist abhängig von der Spieler*innen Anzahl. Straßen Plättchen gibt es in drei unterschiedlichen Größen und es gibt entweder einzeln ausliegende vier Kästchen lange Straßen oder ein Set aus drei Teilstücken, bei denen wir zwei Plättchen mit je zwei Kästchen Breite und eines mit nur einem Kästchen als Gruppe erwerben können. Das ist der Markt.

Wunder der Welt – Der Markt / Foto: Spieltroll

Oben auf dem Markttableau finden sich noch Felder für die Zugreihenfolge und zwei kaufbare Podeste, die wir erwerben können, um entweder als Erste*r oder Zweite*r in der nächsten Runde an der Reihe zu sein. Neben dem Marktableau legen wir noch drei offene Karten des Monument Kartenstapels aus, die uns zeigen welche drei Monumente gerade baubar sind. Diese Karten zeigen uns die Voraussetzungen, die wir erfüllen müssen, um das Monument überhaupt bauen zu können und die Anzahl und Art der Felder, die wir auf unserem Tableau dafür aufwenden müssen.

Wunder der Welt – Die Monumente der Runde und ihre Voraussetzungen / Foto: Spieltroll

Die Spieler*innen erhalten alle ein eigenes Tableau. Diese sind beidseitig benutzbar und zeigen auf einer Seite das Standardspielfeld, das für alle gleich ausfällt und auf der anderen Seite ein individuelles mit einem Flusslauf, der jedes Mal anders verläuft. Das Tableau zeigt an der unteren Kante eine Straße, die wir auch nach unten ausrichten müssen. Die Spieler*innen erhalten noch ein zweites Ressourcentableau auf dem die Ressourcen mit passenden Markern angezeigt werden. Ganz oben die Goldleiste, darunter Bevölkerung, Nahrung, Kultur und Technologie. Alle starten an Position Null. Alle erhalten zum Start noch ein langes Straßenplättchen.

Wunder der Welt – Ressourcenleisten zum Spielstart / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf ist nun wie folgt: In jeder Runde stehen den Spieler*innen sieben Goldstücke zur Verfügung. Dieser können zur Errichtung von Bauwerken in der eigenen Stadt benutzt werden. In jedem eigenen Zug wird ein Bauwerk errichtet. Sobald das ganze Geld ausgegeben wurde, ist die Runde für euch vorbei. Es darf nichts für später aufbewahrt werden. Sobald alle Spieler*innen alles Gold ausgegeben haben endet die Runde. Dann werden alle nicht gekauften Plättchen abgeräumt und neue ausgelegt. Falls Turm und Straßen gekauft wurden, werden sie entsprechend der Spieler*innenanzahl ersetzt und die neue Reihenfolge der Spieler*innen wird auf dem Tableau umgesetzt. Alle starten in der nächsten Runde wieder mit sieben Gold. Das geht entweder genau zehn Runden lang, oder jemand erreicht das letzte Feld der eigenen Bevölkerungsleiste. In beiden Fällen werden dann die Ansehenspunkte gezählt.

Wer am Zug ist kauft ein Bauwerk. Alle haben ihren Preis in Gold. Straßen kosten egal ob langes Stück oder Set je ein Gold, Stadtteilplättchen je nach Größe zwei bis fünf und Türme zwei. Möchte jemand ein Podest kaufen um in der nächsten Runde früh an der Reihe zu sein, kosten diese ebenfalls ein Gold und wer ein Monument errichten kann und möchte bezahlt all sein restliches Gold und steigt aus der Runde aus. Monumente sind also im Preis absolut nicht festgelegt. Während einer laufenden Runde werden gekaufte Monumente in der Auslage auch nicht ersetzt. Erst am Ende werden auch sie wieder aufgefüllt.

Wunder der Welt – Preise und Bauregeln / Foto: Spieltroll

Soweit alles ganz einfach. Dann gibt es aber auch noch Bauregeln die zu befolgen sind. Zuerst wird die anfängliche Straße mit dem ersten Bauwerk zusammen den Regeln entsprechend eingebaut. Straßen müssen immer an vorhandene Straßen gelegt werden (oder an die Hauptstraße ganz unten auf unserem Tableau) oder auch an einen Turm. Die Straßensets müssen nicht alle angrenzend gebaut werden. Die großen Straßenstücke dürfen auch als Brücke über Wasser gebaut werden, solang die Endstücke jeweils Landfelder berühren.

Türme müssen immer an bereits liegende andere Bauwerke gebaut werden. Stadtteilplättchen, die es in verschiedenen Farben gibt müssen immer an einen farblich gleichen Stadtteil angebaut werden oder an eine Straße angrenzen. Darüber hinaus müssen sie auf Landflächen errichtet werden. Die Monumente verfügen alle über eigene Platzierungsregeln auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Auf einigen Landflächen unseres Tableaus sind Rohstoffe eingezeichnet. Diese gelten als Landflächen, die überbaut werden können. Allerdings sind sie am Ende des Spiels Siegpunkte wert, sollten sie noch sichtbar sein.

Wunder der Welt – Spielfortschritt / Foto: Spieltroll

Wie füllen wir nun aber die Leisten unseres Ressourcentableaus? Ganz einfach. Jedes Stadtteilplättchen zeigt eine Ressourcenkombination auf seinem Plättchen, die wir erhalten, sobald wir es auf unserem Spielplan einbauen. So wandern die Marker langsam nach rechts und auf manchen Feldern der drei unteren Leisten sind Bevölkerungssymbole abgebildet. Sobald wir mit einem der Marker ein solches Feld erreichen ziehen wir auch den Bevölkerungsmarker vor. Auch einige der Monumente erhöhen unsere Bevölkerung.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass wir Kredite aufnehmen können die uns für die aktuelle Runde zwei Goldstücke extra gewähren. Sie müssen allerdings später mit drei Goldstücken zurückgezahlt werden und bringen bei Spielende Minuspunkte ein.

Siegpunkte erhalten wir durch Bevölkerung. Da sind bis zu drei Punkte drin. Von den drei anderen Ressourcenleisten erhalten wir Punkte in Höhe des am wenigsten Fortgeschrittenen. Monumente bringen Punkte ein und jedes Rohstoffsymbol das auf unserem Spielfeld noch sichtbar ist ebenfalls. Dann bringen uns auch noch komplett umbaute Stadtteile je einen Punkt. Komplett umbaut heißt in diesem Fall, das nirgendwo ein leeres Landfeld an dieses angrenzt. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.

Wunder der Welt – Zielkarten / Foto: Spieltroll

Wer Wunder der Welt noch etwas interessanter gestalten will kann Zielkarten mit austeilen, die am Spielende ebenfalls Punkte einbringen. Außerdem verfügt das Spiel auch über einen Solomodus.

Das Fazit

Neben den schönen Holzmonumenten, die das Spiel optisch gut aussehen lassen, hat Welt der Wunder aber auch spielerisch einiges zu bieten. Zum einen wären da die Knizia Momente. Das Spiel leiht sich einen Teil seiner Wertung von Einfach Genial, welches als erstes mit dieser Art Leistenwertung um die Ecke kam. Dazu auch das Freilassen der Ressourcen auf dem Plan für Punkte. Aber das sind ja nur kleine Elemente, die das Gesamtbild am Ende abrunden. Völlig faszinierend finde ich den Zugmechanismus bei dem wir einfach irgendwas bezahlen und dann bauen und solange wieder an die Reihe kommen, wie wir noch Gold übrig haben. Das ist vor allem wegen der Monumente interessant. Diese sind natürlich recht mächtig und bringen Siegpunkte sowie Bevölkerung oder andere Ressourcen ein. Sollten mehrere Spieler*innen in einer Runde fähig sein dasselbe Monument bauen zu können, gehen die auch schon mal teuer über die Ladentheke, weil sich niemand traut es zulange liegen zu lassen.

Insgesamt müssen wir hier eine gute Balance finden, welche Teile wir kaufen und überhaupt einbauen können und ob sie uns auf den richtigen Ressourcenleiste voranbringen. Das alles klingt zunächst recht simpel, aber der Teufel steckt im Detail. Auf allen Leisten weit vorn zu sein kann massiv viele Punkte einbringen. Auch sollten die Rohstoffe auf dem Tableau nie unterschätzt werden.

Uns hat Wunder der Welt in jeder Runde Spaß gemacht und trotz das 21 Monumente in der Schachtel sind, wünscht du dir nach ein paar Partien noch ein bisschen mehr Abwechslung. In fast jeder Partie sind alle zum Einsatz gekommen und bis auf die Römische Rundbogenbrücke, die öfter übrigblieb, wurde auch fast alles immer gebaut. Da wäre eine Ergänzung mit weiteren Monumente noch wünschenswert, ansonsten aber ist Wunder der Welt eine sehr runde und gelungene Sache trotz der ausgetretenen Pfade die es betritt.


  • Verlag: Kobold Spieleverlag
  • Autor(en): Zé Mendes
  • Illustrator(en): Odysseas Stamoglou, Tom Ventre
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1-5 Spieler*innen
  • Dauer: 50 – 70 Minuten

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