Heute möchte ich eine Review online stellen, die schon etwas länger auf sich warten lässt, weil das zugehörige Spiel ein paar mehr Durchläufe brauchte, um festzustellen, ob es auch immer mal wieder auf den Tisch kommt, denn es ist ein ganz schöner Brecher. Mosaic von Glenn Drover, dem Gründer von Eagle Games, dessen Spiele mir in der Vergangenheit schon immer eine gewisse Freude gebracht haben, obwohl sie andernorts mitunter auch ziemlich niedergeschrieben wurden. Ich bin zum Beispiel großer Fan von Attack! und kann viele der Kritiken am Spiel gar nicht unbedingt gelten lassen. Nun kam Glenn Drover also vor mittlerweile zwei Jahren mit Mosaic als Kickstarter um die Ecke und wollte mit einem Zivilisationsspiel für Aufregung sorgen. Das ist ihm aus meiner Sicht auch durchaus gelungen auch wenn dieses Spiel wieder nicht überall auf Gegenliebe stößt. Ich mag Zivilisationsspiele und bin immer bereit mir diese anzuschauen. Allerdings hätte ich aufgrund meines Zeitmangels gerne eines, dass sich in einer kleineren Zeitspanne spielen lässt, als die meisten Vertreter dieses Genres und dazu dennoch viele Möglichkeiten bietet. Die Quadratur des Kreises? Vielleicht, aber Mosaic bringt das schonmal ganz gut auf den Punkt.
Worum geht es?
In Mosaic bauen die Spieler*innen altertümliche Zivilisationen auf und versuchen am Spielende die meisten Siegpunkte zu generieren. Zu diesem Zweck errichten sie Städte und Dörfer, bauen Wunder, sammeln Ressourcen und entwickeln die Bevölkerung und Technologien.
Wie läuft das ab?
Die Box der Standardversion ist randvoll mit Material gefüllt. Es gibt auch eine Deluxeversion des Spiels mit vielen kleinen Miniaturen, aber das sprengt für meinen Geschmack den Rahmen und macht das Spiel nur teurer, denn von der Optik ist hier nicht viel zu retten. Dazu aber im Fazit mehr.
Der Spielaufbau ist leider das größte Manko des Spiels, denn er benötigt Zeit. Hier muss eine Menge vorbereitet werden und bevor losgelegt werden kann ist Einiges zu tun. Das kann ich hier jetzt auch nicht alles wiedergeben, weil es den Rahmen sprengt, aber ich versuche das mal kurz anzudeuten.
Das Spielfeld ist sehr groß und muss natürlich in die Spieltischmitte. Bei Mosaic finde ich die Größe jetzt gar nicht so problematisch, denn viele der Karten finden an den Rändern ihren Platz und so wird ansonsten recht wenig Platz benötigt. Die Spieler*innen erhalten alle ein eigenes Tableau auf dem die Ressourcen gesammelt werden und Handelswaren Platz finden. Daneben wir nur noch Platz für die eigenen Karten benötigt, von denen wir die Symbole und eventuelle Fähigkeiten im Auge behalten müssen.
Neben dem eigenen Spieler*innentableau bekommen alle noch fünf Marken für ihre momentane Bevölkerung aus ihrem Spielmaterial, dass aus Truppen-, Stadt- und Drofplättchen, sowie Bevölkerungsplättchen besteht. Dann müssen der Spielplan und die unterschiedlichen Kartenstapel vorbereitet werden. Auf dem Spielplan gibt es untertschiedliche aufgedruckte Symbole, die wir zur Vorbereitung heranziehen müssen. Das Spiel hat seinen Namen übrigens von der Optik des Spielfeldes, welches aus Hexfeldern besteht die eine Mosaikoptik besitzen. Je nach Spieler*innenanzahl scheiden bestimmte Regionen aus und werden für das Spiel nicht benötigt. Es gibt einige Felder auf die legen wir verdeckte Ressourcenplättchen. Auf die Hafenfelder, kommen Nahrungsmittelplättchen und auf alle anderen nun noch freien Hexfelder legen wir zunächst verdeckte Handelswarenplättchen. Nachdem wir alles verteilt haben drehen wir die Ressourcen- und Handelswarenplättchen um. Unter den Handelwarenplättchen gibt es sehr viele die ein x zeigen und dann einfach aus dem Spiel genommen werden. So ergibt sich eine Landkarten, die uns zeigt wo es Ressourcen und lukrative Handelswaren gibt.
Dann müssen die verschiedenen Kartendecks vorbereitet werden. Hauptsächlich wird hier nach der Spieler*innenanzahl geschaut und so entstehen verschieden große Decks. Bei den Technologiekarten müssen zunächst die Ausgangstechnologien herausgesucht werden und alle Spieler*innen erhalten zum Start fünf Stück. Die restlichen werden mit in die regulären Technologien gemischt. Dann muss das Deck noch in drei Teile geteilt werden um sogenannte Imperiumskarten darin unterzubringen, denn diese sind für das Spielende relevant. Ihr seht also wirklich viel zu tun, bevor es losgehen kann und das ist noch nicht alles, denn es gibt noch Karten die ausgelegt werden müssen. Regierungsformen, Goldene Zeitalter und Zivilisationserrungenschaften.
Kurz bevor es losgehen kann und ein*e Startspieler*in ernannt wurde, suchen sich die Spieler*innen noch eine Anführer*innenkarte aus, die ein bißchen die Richtung für die Partie vorgibt, indem diese die Startbedingungn vorgibt und über eine Spezialfähigkeit verfügt. Die Ausgangstechnologien werden dann unter den Spieler*innen verdraftet und alle wählen ein Startfeld für ihre Startstädte.
Das alles klingt erstmal ganz schön komplex und auch kompliziert, aber das Spielprinzip von Mosaic ist sehr gradlinig und geradezu einfach. Wer an der Reihe ist darf genau eine Sache machen und wählt dazu aus den acht möglichen Aktionen aus. Die Spieler*innen können zwischen Arbeit, Bevölkerung, Bau, Wunder, Technologie, Steuern und Zoll, Militär sowie Regierung wählen. Das sind alles sehr unterschiedliche aber einfache und schnelle Aktionen.
Mit der Arbeitsaktion produzieren wir eine der drei Ressourcen, bzw. Zahlungsmittel im Spiel. Es gibt Ideen, Nahrung und Stein. Als viertes existiert noch Geld, was als universelles Zahlungsmittel fungiert. Es kann alle anderen im Verhältnis 2:1 ersetzen. Geld kann mit der Arbeitsaktion aber nicht generiert werden. Hierzu wird die aktuelle Produktion der Ressource, auf unserem Tableau zu unserer Bevölkerung gerechnet. Die Summe erahlten wir dann in Ressourcenmarkern. Ganz simpel also, wenn wir eine Steinproduktion von 10 haben und gerade 5 Bevölkerungsmarker auf dem Tableau besitzen, erhalten wir 15 Steinressourcen.
Wollen wir die Bevölkerungsaktion durchführen, so wählen wir eine der offen ausliegenden Bevölkerungskarten und bezahlen sie mit Nahrungsressourcen. Zur Belohung fügen wir dem Tableau soviele Bevölkerungsmarken hinzu, wie die Karte uns gewährt.
Die Bauaktion lässt sich in verschiedene aufsplitten, denn wir können verschiedene Dinge bauen. In der Auslage finden wir fünf Karten, die wir bauen dürfen. Es gibt zwei Sorten Dörfer, die wir kostenlos errichten können: Handwerks- und Bauerndörfer. Sie müssen neben Städten gebaut werden. Jedes Plättchen das wir auf ein Hexfeld mit Marker setzen bringt uns natürlich den entsprechenden Marker ein. Handelswaren setzen wir dabei auf unser Tableau. Die Handwerksdörfer zeigen auf der Karte auch bestimmte Handelswaren, die wir besitzen müssen um für unser Dorf Siegpunkte zu bekommen.
Es gibt aber auch Projektkarten, die wir bauen können. Diese bringen uns am Ende des Spiels für einen bestimmten Symboltyp je einen Siegpunkt ein. Diese Projektkarten kosten je fünf Steine und Ideen für den Bau. Wir können aber über diese Aktion auch Städte und Hafenstädte errichten, die wir mit Steinen und Bevölkerung bezahlen.
Mit der Wunderaktion errichten wir ein Wunder auf dem Spielfeld. Die Wunderkarten liegen offen aus und haben individuelle Kosten und Belohnungen. Am Spielende bringen sie außerdem Siegpunkte. Wunder dürfen wir nur in Regionen bauen, in denen wir auch eine Stadt besitzen. Wunder werden für einzelne Spieler*innen immer teurer. Das erste wird für zwanzig Stein und fünf Nahrung errichtet. Jedes weitere was von diesem/dieser Spieler*in gebaut werden soll kostet je fünf Ressourcen pro Art mehr. Das macht Wunder auch ziemlich kostspielig.
Die Technologieaktion erlaubt uns den Kauf einer Technologiekarte aus der Auslage. Eine Karte kostet 5 Ideen. Grundsätzlich können wir jede Karte kaufen. Sie haben alle eine Fähigkeit und bringen Symbole mit. Wir benötigen allerdings auch bestimmte Symbole, um ihren Effekt nutzen zu können. Oben rechts auf den Karten sind die Symbole angegeben, die wir benötigen. Haben wir die entsprechenden Symbole, legen wir die Karte offen aus. Symbole auf umgedrehten Karten gelten nicht für die Voraussetzungen.
Mit Steuern und Zoll wählen wir eine der beiden ausliegenden Karten. Auf den Karten sind ein bestimmter Geldwert und ein Unruhewert angegeben. Wir erhalten den Geldwert und zusätzlich alles Geld das auf dem Feld daneben angesammelt wurde. Hier landet Geld durch den Städtebau. Unruhepunkte sind negative Siegpunkte, die wir am Ende der Partie abziehen müssen. Es gibt aber auch Technologien und Wunder, die diesen Wert verringern können. Die beiden Kartentypen Steuern und Zoll unterscheiden sich dabei aufgrund der Berechnung des Geldbetrages. Für Steueren wird die Bevölkerung und ein bestimmtes Symbol auf den Karten herangezogen, während für Zollkarten die Anzahl der Städte und Handelswaren relevant ist.
Die Militäraktion erlaubt es uns Truppen zu rekrutieren und Truppen auf dem Plan zu verschieben. Truppen sind wichtig um den Einfluss in einer Region auszubauen, denn wenn es zu einer Zwischenwertung kommt, wird jede Region des Spielplans einzeln gewertet. Neben Städten und Truppen haben auch bestimmte Technologien und Wunder Einfluss auf diese Wertungen. Truppenw erden mit Geld gekauft und es gibt drei verschiedene Sorten: Infanterie, Kavallerie und Belagerungsgerät. Grundsätztlich bringt jedes Truppenplättchen einen Einfluss. Durch bestimmte Technologien können bestimmte Truppentypen aber mehr Einfluss erzeugen.
Am Ende bleibt noch die Regierungsaktion mit der wir eine der verfügbaren Regierungsformen annehmen können. Diese haben Symbolvoraussetzungen und bringen bestimmte Siegpunkte bei den Wertungen. Außerdem kosten sie zwischen 5 und 20 Ideen.
Das wäre ein Überblick über die Aktionsmöglichkeiten die euch einen guten Einblick in den Spielverlauf geben. Zusätzzlich können Spieler*innen in ihrem jeweiligen Zug noch eine Goldene Zeitalter oder Zivilisationserrungenschaftskarte bekommen, wenn sie die jeweiligen Voraussetzungen erfüllen. Diese Karten liegen offen aus und können von allen Spielenden eingesehen werden. Sie bringen Siegpunkte ein und können jeweils immer nur von enem Mitspielenden beansprucht werden.
Die zu Beginn erwähnten Imperienkarten sind ein Auslöser für das Spielende. Zunächst lösen sie aber ersteinmal Zwischenwertungen aus. Sie sind in allen Decks vorhanden. Sobald die dritte gezogen wird, ist das Spiel zu Ende. Die jeweils aktuelle Runde wird aber noch beendet. Eine zweite Möglichkeit Mosaic zu beenden besteht darin, zwei der drei Kartentypen, Wunder, Zivilisationserrungenschaften und Goldene Zeitalter aufgebraucht zu haben.
Am Spielende gibt es Punkte für ziemlich vieles. Städte und Dörfer, Wunder, die eben erwähnten Karten, Projekte und Technologiekarten bringen Punkte und auch die Handwerksdörfer können Punkte extra einbringen. Die meisten Punkte gewinnen.
Das Fazit
Glenn Drover hat mit Mosaic tatsächlich etwas geschafft, was bisher nicht vielen gelungen ist. Das Thema eines Zivilisationsspiels in ein recht einfaches Spielprinzip umzuwandeln. Natürlich hängt es hier von der Spieler*innenanzahl ab, aber im Grunde sind die Züge bei Mosaic relativ schnell erledigt. Eigentlich hast du in der Zwischenzeit, während die Mitspieler*innen ihre Züge absolvieren auch immer über iregdwas nachzudenken. Dabei ist es hier weniger wichtig Pläne anhand der Kartenauslagen zu schmieden, dass kann sich halt bis du wieder an der Reihe bist total geändert haben, nein, du musst hier viel mehr einen generellen Plan haben, wie du vorgehen willst und dann anhand der Karten entscheiden wie du das am besten umsetzen kannst. Alles ob ich auf bestimmt Errungenschaften aus bin und bestimmte Symbole sammeln möchte, oder massiv Ressourcen produziere um Wunder zu errichten. Verscheidenste Strategien sind möglich. Auch das Spiel um Einfluss sollte nicht unterschätzt werden, denn wenn die Imperiumskarten aufgedeckt werden wird gepunktet.
Ich bin generell beeindruckt, wie schnell sich Mosaic erlernen und spielen lässt. Das ist ziemlich einmalig und hievte das Spiel in unseren Fokus. Auf der anderen Seite gibt es aber auch zwei negative Punkte, die dafür sorgen, dass Mosaic doch nicht so oft auf dem Tisch landet und das eine ist die generelle Optik, die zwar zum Spiel passt und es schön antiquiert aussehen lässt. Beige ist hier die Farbe der Wahl. Darüber kann ich aber noch hinwegsehen auch wenn die Symbolik des Spiels sehr gut ist und da mit seinen bunten Farben auf den kleinen Kreisen auch ordentlich hervorsticht. Was du einfach nicht wegdiskutieren und außer Acht lassen kannst ist der Aufbau, der eine wahre Qual ist und in dessen Zeit du ein ganzes anderes Spiel spielen könntest. Es ist kleinteilig ud mitunter fitzelig, was du allerdings alles wieder vergisst, wenn du erstmal spielst, denn Mosaic macht wirklich Spaß. Zumindest mir alten Zausel.
Das Spiel bietet eine Fülle von Technologien und Spielverläufen. Keine Partie verläuft wie die andere, weil die Variationen durch den Spielaufbau und die Verteilung der Ressourcen ebenfalls hoch ist. Die Spielzeit liegt zu zweit und zu dritt bei knapp zwei Stunden, was für diese Art Spiel hervorragend ist. Mit größeren Gruppen muss etwas mehr Zeit und natürlich Platz eingeplant werden, aber immer noch kein Vergleich zu ähnlich gelagerten Spielen aus der Vergangenheit. Das dynamische Ende des Spiels durch die Imperienkarten innerhalb der Kartenstapel sorgt für zusätzliche Spannung am Tisch.
Es ist mir tatsächlich ein Rätsel, warum das Spiel in Europa nicht so gut ankommt. Aktuell wird das Spiel bei eingen Händlern regelrecht verramscht und da kann ich Freunden von Zivilisationsspielen nur raten mal einen Blick zu riskieren, denn es könnte sich lohnen. Bei uns bleibt es auf jeden Fall erstmal in der Sammlung und wird wohl noch öfter auf den Tisch kommen als bisher.
- Verlag: Sylex Edition, Asmodee
- Autor(en): Glenn Drover
- Illustrator(en): Jared Blando, Hendrik Noack, Jacoby O’Connor, Grzegorz Pedrycz, Jessica Riola, Erica Rossi, Annie Stegg
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 2-6 Spieler*innen
- Dauer: 120 – 150 Minuten
Wie ist die Anleitung. Hatte gelesen dass es viele Fehler gibt.
Auf der Seite von Asmodee gibt es die korrigierte Fassung. Sind einige Fehler drin. Aber meines Wissens nach „nur“ zwei wirklich relevante Klopper. Ansonsten ist die Anleitung recht gut und schnell zu verstehen.
Es gab viele Beschwerden über die deutsche Anleitung (zu recht) und dann waren viele vom fehlenden Kampf enttäuscht. (—> falsche Erwartungshaltung, ähnlich wie bei Tapestry)
Ich selber finde das Spiel großartig, habe aber auch die englische Kickstarter-Edition mit entsprechender Anleitung. Und mit den Miniaturen, die es nicht unbedingt braucht, aber aus meiner Sicht nochmals schöner macht. Insbesondere, wenn man die noch bemalt, wozu mit leider die Zeit fehlt.