Ich habe Majesty: deine Krone – dein Königreich tatsächlich mal gespielt, dennoch ist mir bis vor kurzem gar nicht bewusst gewesen, dass Media Aetas eine Neuauflage von Majesty aus dem Hause Hans im Glück ist. Eine überarbeitete zwar, aber dennoch hätte mir das auffallen können. Das ist aber nicht passiert und das obwohl ich in letzter Zeit sehr häufig Media Aetas gespielt habe und es mir auch sehr viel Spaß bereitete. Nein, ich nehme das Fazit jetzt mal nicht vorweg, aber ich muss schon irgendwie erklären, warum ich in meinem Monatsrückblick das „neue“ Spiel vom Splendor-Erfinder Marc André ein wenig abgefeiert habe. Also rudere ich an dieser Stelle mal halbwegs zurück und stelle fest: so neu ist Media Aetas nun also doch nicht. Es hat einen neuen Anstrich bekommen und auch das Spiel hat sich ein wenig verändert, denn da wo Majesty noch mit Karten hantierte wurden nun hübschen Plättchen gestaltet, die wie ein Säulendiagramm vor uns ausgelegt werden. Das ist optisch insgesamt tatsächlich so hübsch anzusehen, dass es ein wenig Aufmerksamkeit erregt, wenn du es auf einem Tisch siehst. Was hat es aber nun spielerisch zu bieten?
Worum geht es?
Na ja, das Spiel trägt sein Zeitalter schon als Namen mit sich herum. Es geht um das Mittelalter und den Städtebau darin und wie sich das auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Herrschern auswirkt. Haha, das glaubt ihr natürlich nicht, denn hier geht es darum das meiste Geld zu scheffeln und das erreichen wir durch gutes Management der verfügbaren, weil offenen Informationen. Dazu legen wir Plättchen in unsere Auslage, die wir durch einen Draft, der ein wenig an Kingdomino erinnert, erhalten. Ob das nun thematisch im Mittelalter angesiedelt ist oder um den Verkauf von Bohnen gehen würde ist dabei völlig egal. Soll hießen, das Thema ist nebensächlich und sorgt hier nur für eine schöne Optik.
Wie läuft das ab?
Tatsächlich ganz simpel, wenn auch mit ein wenig Vorbereitung. Alle Spieler*innen bekommen ein kleines Tableau in Form einer Leiste. Darauf abgebildet ist jede der Plättchen Sorten des Spiels. Angefangen ganz links bei einem Feld bis nach rechts zum Palast. Außerdem zeigt uns jeder Bereich seine Fähigkeit und wieviel Einkommen wir erhalten. Zu dem Tableau erhalten die Spieler*innen noch zwei wunderhübsche Spielsteine. Zum einen ihren Herrscher auf Pferd, der dazu dient Plättchen in der Auswahl zu markieren und eine Flagge, die wir zunächst auf unserem Tableau ganz links platzieren, wo wir ein Ablagefeld vorfinden.
In der Tischmitte schütten wir zum einen den riesigen Vorrat an Pappmünzen aus und bauen eine Auslage auf, die wir aus zuvor gemischten Plättchen bilden. Hier müssen wir uns an die Spieler*innenanzahl anpassen. Media Aetas kommt mit verschiedenfarbigen Plättchen Rückseiten. Die blauen spielen immer mit, währen die orangefarbenen nur zu Partien mit mehr Spieler*innen dazu genommen werden. Alle Plättchen sind nummeriert und da ist der Teil der an Kingdomino erinnert. Sie werden in Reihen nach Nummern aufsteigend ausgelegt. Für das Spiel werden vier Reihen aufgedeckt mit jeweils einem Plättchen mehr als Spieler*innen an der Partie teilnehmen. Sind wir zu dritt, entsteht so also ein vier mal vier Plättchen großes Raster. Ein paar Karten gibt es auch noch. Die Aufgabenkarten werden ebenfalls verdeckt gemischt und vier von ihnen gezogen. Sie zeigen uns die Aufgaben für die vier Runden. Am Ende jeder Runde wird so etwas Spezielles mit Bonuseinkommen belohnt oder Mehr-/Minderheiten werden bestraft. Zu guter letzte finden wir noch ein paar seltsam geformte Marker in der Spielschachtel, die wir ebenfalls als Vorrat auslegen. Einige von ihnen zeigen halbe Geldsymbole während andere die Symbole für die einzelnen Plättchen Sorten zeigen.
Nach der Wahl des oder der Startspieler*in startet die Partie in die erste von vier Runden. Eine Runde ist zu Ende, sobald wir in der Auslage ganz unten angekommen sind und unsere Spielfiguren wieder in der ersten Reihe platziert haben. Also nach vier, acht , zwölf und sechzehn Durchgängen. Zum Spielstart wählen alle Spieler*innen in Reihenfolge eines der ausliegenden Plättchen in der ersten Reihe. Bis auf eines sind alle besetzt. Eine Runde spielt sich dann wie folgt. Zunächst wird das leere Plättchen entfernt und die Spieler*innen nehmen gemäß ihrer Position von links nach rechts in der Reihe ihre Züge. Zunächst wird ein Plättchen in der nächsten Reihe gewählt und die Figur darauf platziert. Dann wird das Teil dieser Runde in die Auslage eingebaut, also über das entsprechende Teil eingesetzt. Dann dürfen wir die spezielle Fähigkeit des Teils ausführen und kassieren danach unser Einkommen für diese Runde. Wenn alle Spieler*innen ihre Züge absolviert haben füllen wir die Reihe wieder mit Plättchen auf. Am Ende jeder vierten Runde werten wir noch die Aufgabe der entsprechenden Karte aus, bevor der nächste Durchgang startet.
Es gibt insgesamt acht verschiedene Plättchen Sorten, die verschiedene Effekte mit sich bringen. Das Einkommen hingegen ist recht einfach gestaltet und bringt einfach Münzen für jeweils ein oder zwei Plättchen Typen ein. Die Fähigkeiten sind allerdings ein wenig umfangreicher. Gehen wir sie kurz durch, denn im Fazit werde ich auf diese auch Bezug nehmen.
Felder bringen ein Gold pro Bauersymbol. Die Bauersymbole können auf allen Plättchen quer über unsere Auslage auftauchen.
Mühlen sorgen dafür, dass wir Gold von unseren Mitspielenden erhalten, denn jeder der weniger Mühlen in seinem Besitz hat muss dir zwei Münzen geben.
Dörfer lassen dich ein Plättchen von deinem Friedhof zurück ins Spiel bringen. Der Friedhof ist ein Bereich rechts neben unserem Tableau, wo wir zerstörte Plättchen aufbewahren. Dazu, wie sie dahin kommen gleich mehr. Dörfer dienen also der Reparatur. Sobald wir ein solches Plättchen reanimieren, wird der Spezialeffekt aber nicht auch noch angewendet.
Türme erlauben es uns die Flagge zu platzieren. Die Flagge dürfen wir auf ein beliebiges unbesetztes Plättchen in der Auslage legen und reservieren es uns somit. Niemand darf dieses Plättchen besetzen. Andererseits müssen wir das Plättchen, wenn es zur Wahl kommt aber auch nicht nehmen, sondern dürfen ein anderes aus der Reihe auswählen. Die Flagge muss dann aber entfernt werden.
Märkte funktionieren wie Felder, nur für Truhensymbole, die es ebenfalls auf den Plättchen geben kann.
Kasernen dienen dazu die Mitspieler*innen anzugreifen. Alle vergleichen ihre Anzahl Türme mit der Anzahl Kasernen des Angreifers. Haben sie weniger Türme, zerstören sie das Plättchen das sich am weitesten Links in ihrer Auslage befindet. In der Regel also wahrscheinlich ein Feld. Zusätzlich bekommen sie zwei Goldstücke. Die zerstörten Plättchen wandern auf die jeweiligen Friedhöfe und können durch gespielte Dörfer wieder eingebaut werden.
Kirchen und Paläste funktionieren identisch. Durch diese Plättchen können wir die Extramarken ins Spiel bringen. Kirchen bringen die Goldmarken und die Paläste die Symbolmarken ins Spiel. Diese dürfen wir unter einer beliebigen Spalte des Tableaus platzieren, sofern dort nicht schon eine Marke liegt. Das Geld erhöht den Geldbetrag beim Einkommensschritt und die Symbolmarke fügt der Spalte eine zusätzliche Plättchen Art hinzu für die wir Einkommen erhalten.
Nach 16 Runden ist die Partie dann zu Ende und die Spieler*innen zählen ihr Geld. Das meiste Geld gewinnt. Hier kommt aber nun noch ein kleiner Clou: für jede spalte in der wir kein Plättchen gebaut haben, müssen wir zehn Geld von unserem Gesamtwert abziehen.
Das Fazit
Ich schrieb ja zu Beginn und auch in meiner letzten Monatsübersicht, dass ich durchaus Spaß mit dem Spiel hatte und meine Partien sogar genossen habe. Das ist eine Wertung die ich erst einmal so stehen lassen und dennoch ein wenig erläutern und ergänzen möchte, denn es gibt ein paar kleine Wehrmutstropfen die den Gesamteindruck trüben könnten. Auch wurde mir mitgeteilt, dass einige dieser Problemchen auch beim Original Majesty: deine Krone – dein Königreich schon aufgetreten sind.
Der Gesamteindruck von Media Aetas ist sehr positiv. Die Optik empfinde ich als sehr gelungen. Das Cover mit seiner angedeuteten Buntglasoptik ist schön farbenfroh und steht im Kontrast zur weißen sehr sauberen Schachtel. Die Detailverliebtheit beim Rest der Illustrationen ist wirklich schön. Die einzelnen Plättchen sind so gestaltet, dass sie nur in einer möglichen Art und Weise an das Tableau angelegt werden können, was Verwechslungen ausschließt und den Zugang erleichtert. Media Aetas ist bei Leibe auch kein schwer zu verstehendes Spiel. So einfach es auch erlernbar ist, vom Spielerischen hat es ein wenig mehr zu bieten, denn die Informationen sind offen und hier wird sich ein*e Kenner*in des Spiels durchsetzen, wenn sie gegen Anfänger*innen spielt. Es gibt nämlich ein paar Dinge die beachtet werden wollen und die ohne entsprechende Gegenwehr oder cleveres Spiel zu einem Durchmarsch der Wissenden führen können. Das ist das erwähnte Problem. Die interaktiven Elemente des Spiels, namentlich Mühle und Kaserne sind diejenigen die einigen sauer aufstoßen könnten und das auch werden, wenn sie nicht genügend Beachtung finden. Mühlen machen dich reich, wenn du der- oder diejenige bist, die dafür sorgt, dass sie dort immer vorne liegt. Das gilt ganz besonders in einem Spiel mit vier oder gar fünf Spieler*innen. Hier kann sich schnell ein Stapel Münzen anhäufen, der selten wieder eingeholt wird. Ähnlich kann es mit den Kasernen laufen, die ja sogar noch Plättchen bei den Gegner*innen zerstören. Das dürfte für einige zu destruktiv sein. Hier kann ich aber zumindest mit Türmen noch Gegensteuern. Diese scheinen auch bei den Mühlen ein Teil der Lösung zu sein, denn ich kann evtl. zukünftige Mühlen blockieren und sie mir selbst nehmen. Das bringt natürlich nur noch etwas, wenn der Vorsprung noch nicht zu groß ist.
All das finde ich aber gar nicht so schlimm, denn die Informationen sind in der Tat für alle einsehbar und es gibt eben auch Möglichkeiten dem entgegenzusteuern. Auch andere Taktiken können sehr lukrativ sein, wenn sie gut gespielt werden. Im Gegensatz zum alten Spiel sind hier die Aufgaben neu und bringen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Generell hilft auch die Tatsache, dass am Ende für jedes fehlende Plättchen zehn Münzen abgezogen werden. Das hält zu eintönige Spielereien ebenfalls ein wenig auf.
Media Aetas sehe ich in seiner Gänze als gelungenes Spiel an empfinde in größeren Runden die Mühle aber als ein wenig zu stark. Zu zweit und zu dritt ist hier die Spieleranzahl meiner Wahl.
- Verlag: Board Game Box
- Autor(en): Marc André
- Illustrator(en): Claire Conan
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 2-5 Spieler*innen
- Dauer: 30-45 Minuten
Ein Gedanke zu „Media Aetas – Mittelalte Neuauflage“