Heute komme ich mal wieder zu einem Spiel, dass noch aus dem letzten Jahrhundert stammt, einer Zeit, die solange her zu sein scheint, dass manche Spiele schon fast wie Artefakte einer anderen Zivilisation wirken. Einige sind aber nach wie vor taufrisch und erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Die Rede soll heute von Bohnanza sein, einem kleinen Kartenspiel das bereits im Jahr 1997 das Licht der Welt erblickte und der Startschuß der Autorenkarriere eines gewissen Uwe Rosenbergs sein sollte. Bohnanza gehört nach meiner Einschätzung nämlich in diese taufrische, oder sagen wir zeitlose, Kategorie. Am Anfang seiner Karriere zeichnete Uwe Rosenberg sich nämlich zunächst mal für einige sehr gelungene Kartenspiele aus, die die Spieler mit innovativen Mechanismen begeistern konnten. Mama Mia war zum Beispiel einer dieser Vertreter aber zu aller erst muss man über Bohnanza sprechen.
Für all diejenigen unter euch, die in den letzten zwanzig Jahren unter einem Stein gelebt haben, bei Bohnanza geht es darum, sich mit dem Anbau von Bohnen sein Geld zu verdienen. Richtig gelesen, mit dem Anbau von Bohnen. Mit der gleichklingenden Westernserie aus grauer Vorzeit, hat das Spiel überhaupt nichts zu tun. Drei bis fünf Spieler können an diesem Spiel teilnehmen und erhalten jeder zu Beginn eine Kartenhand. Im Grundspiel dürfen die Spieler dann Karten in zwei gefächerten Stapeln vor sich auslegen. Natürlich nur Bohnen von einer Sorte und je mehr man auslegen kann, desto besser, bzw. ertragreicher. Der große Clou an Bohnanza ist aber das die Spieler die Reihenfolge der Karten auf ihrer Hand nicht verändern dürfen, was den ganzen Magic und anderweitig Tradingcardgeschädigten seinerzeit überhaupt nicht leicht fiel. Bohnanza verfügt über einen Mechanismus, in dem Man mit seiner Hand planen muss, geschickt Karten loswerden sollte und nur Karten von Gegnern nehmen sollte, wenn man mit ihnen sinnvolle Dinge anstellen kann, denn wenn man an der Reihe ist, muss man zumindest die vorderste seiner Bohnen auf der Hand auch auf einem seiner beiden Felder anbauen können. Ein total geniales Spiel, das auch heute noch zu den Lieblingsurlaubsspielen gehört.
Von den verschiedenen Bohnenkarten im Spiel gibt es jeweils eine bestimmte Anzahl, die auch auf den Karten abgedruckt ist. Je seltener die Bohnen im Spiel sind, desto mehr Gewinn kann man logischerweise mit einer größeren Menge von ihnen auf einem Stapel machen. Die Gewinne in Bohnentalern stehen immer am unteren Rand der Karte aufgedruckt. Sollte man ein Feld abernten, so erhält man soviele Taler, wie die Leiste zeigt. Für die meisten Bohnenarten kann man ein bis vier Taler bekommen. Die Taler werden ebenfalls durch die Bohnenkarten dargestellt, zu diesem Zweck werden die Karten einfach umgedreht und so stehen nach und nach weniger Bohnenkarten zur Verfügung. Das Spiel endet, wenn der Spielkartenstapel dreimal durchgespielt wurde.
Uwe Rosenberg hat Bohnanza als Student entwickelt und startete bereits zu dieser Zeit als Spieleautor richtig durch. Das Spiel stand 1997 auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres, erreichte den 5. Platz beim Deutschen Spielepreis und verkaufte sich in den ersten zehn Jahren über 700000 mal und dürfte bis heute noch ein paar Tausender obendraufgepackt haben. Für den Verlag Amigo, war Bohnanza ein großer Erfolg und hält sich bis heute im Verlagsprogramm. 15 Erweiterungen, Ergänzungen und andere Spiele sind für Bohnanza bei Amigo bis heute erschienen, viele davon braucht es für meinen Geschmack nicht unbedingt, aber die erste Bohnanza-Erweiterung betrachte ich als essenziell.
Uwe Rosenberg ist anscheinend auch schon immer ein recht umtriebiger Mensch gewesen, denn er gründete in seiner Karriere so einge eigenständige Verlage mit und veröffentlichte auch bei diesen Spiele. Als erster und für Bohnanza relevantester Verlag ist Lookout Spiele zu nennen, bei dem er in Kleinstmengen dreizehn Erweiterungen für Baohnanza veröffentlichte. Viele von diesen wurden von Amigo nicht übernommen und sind bis heute begehrte Raritäten. Eine weitere Erweiterung wurde noch im Jahre 2013 vom Österreichischen Spiele Museum e.V. veröffentlicht (Sissi! Die Bohnenkaiserin). Insgesamt muss man sagen, wurde die Marke Bohnanza ganz gut durchs Dorf getrieben und erhielt mit Space Beans, einen Science Fiction Ableger, mit Bohn Hansa ein Brettspiel und mit Bohniversum sogar auch ein Puzzle. Bohnkick beschäftigte sich mit Fußball und Würfel-Bohnanza, nun ja, versuchte das Spiel auf Würfel zu adaptieren. Braucht es alles nicht unbedingt.
Bohnanza ist und bleibt aber ein Klassiker unter den Kartenspielen, der sich irgendwie so ganz anders spielt als andere Kartenspiele und, wie ich finde, auch mal wieder ein Wegbereiter dafür war, dass man Kartenspiele auch mal unter einem anderen Licht betrachten konnte und sich andere Autoren inspiriert sahen, sich zu überlegen, was man mit Karten noch alles so anstellen konnte, außer sie auf der Hand zu halten und jede Runde welche von ihnen auszuspielen. Uwe Rosenberg hat sich inzwischen weit von seinen Anfängen entfernt und entwickelt schon fast zyklenhaft neue Spiele zu Mechaniken, die ihn zu begeistern scheinen. Zu Beginn seiner Karriere waren es Kartenspiele, irgendwann ging er zu schweren, großen Brettspielen mit Wirtschaftsgesichtspunkten über (Agricola, Le Havre, Loyang), von denen Agricola das Wohl mit Abstand erfolgreichste Spiel war und ist. Heute entwickelt er vor allem Puzzlespiele und bisher hielt die Phase an. Auch hierfür gründete er wieder einen Verlag mit.
Für diejenigen, die Bohnanza nicht kennen, macht nichts, es gibt inzwischen bestimmt schon tausende andere tolle Kartenspiele da draußen, aber für mich bleibt Bohnanza eines der ganz großen, dass ich jederzeit gerne wieder aus dem Schrank hole und Spiele.
- Verlag: Amigo Spiele
- Autor(en): Uwe Rosenberg
- Illustrator(en): Björn Pertoft
- Erscheinungsjahr: 1997
- Spieleranzahl: 3-5
- Dauer: 45 Minuten
2 Gedanken zu „Klassiker – Bohnanza“