Min – Amun dürfte vielen aus dem Jahr 2018 bereits als Fertility bekannt sein, sorgte es doch im Familienspielbereich mit seiner farbenfrohen Aufmachung von Jeremie Fleury für ein bißchen Aufsehen. Zumindest ging es nicht in der Masse unter und sellte für Catch Up Games einen kleinen Erfolg dar. Das Spiel ist im Prinzip vom Material her sprachneutral, wurde aber dennoch in der Spieleschmiede auf deutsch lokalisiert, so dass auch die Anleitung auf Deutsch verfügbar ist. In diesem Zuge wurde das Spiel vom Kobold Spieleverlag unter dem Namen Min – Amun veröffentlicht. Warum das Spiel einen so abstrakten neuen Namen bekam entzieht sich meiner Kenntnis, aber wer eine deutsche Version von Fertility besitzen möchte, sollte sich nach Min – Amun umschauen. Rein spielerisch haben wir es mit einem Plättchenlegespiel zu tun, dass zwar ein paar Kniffe zu bieten hat, aber nicht übermäßig kompliziert daher kommt.
Worum geht es ?
Die Spieler werden in Min – Amun vom Pharaoh beauftragt einen durch den Nil gefluteten Distrikt, der nach dessem Rückzug fruchtbar zurückgelassen wurde, neu aufzubauen und in einen florierenden Bereich des Lebens zu verwandeln, indem wir aus der Gegend die richtigen Rohstoffe einsammeln und in Geschäften in den Distrikten verkaufen und der ganzen Region zu neuem Wohlstand verhelfen. Die Spieler legen dazu dominoartige Plättchen aus und sammeln Rohstoffe. Außerdem bauen sie Distrikte und beliefern die verschiedensten Geschäfte mit diesen Rohstoffen. Wer am Ende die meisten Punkte einsammelt gewinnt.
Wie läuft das ab ?
Der Spielaufbau ist variabel und von der Spieleranzahl abhängig. Es gibt ein vierteiliges Spielfeld, dass man je nach Spieleranzahl aneinander reihen muss. Mit zwei oder drei Spielern nimmt man lediglich drei der Teile und spielt man mit vier Spielern, werden auch alle vier Spielplanteile nebeneinander ausgelegt. Jedes Spielplanteil ist dabei vier mal acht Felder groß und zeigt unterschiedliches Terrain. Abgebildet sind neben den normalen Feldern auch die vier Felder der verschiedenen Rohstoffe, sowie Korn- und Oasenfelder. Es gibt ein Startplättchen, das genau ein Feld groß ist und alle vier Rohstoffe zeigt.
Jeder Spieler bekommt zusätzlich noch sein eigenes Metropolentableau, sowie vier Spielsteine aus Pappaufstellern, die er vor sich auslegt. Am unteren Rand des Tableaus gibt es eine Kornanzeige, für die ein jeder einen Kornmarker erhält und damit zunächst das Feld null markiert. Alle anderen Rohstoffmarker werden für das Spiel beretigelegt. Die Bezirksplättchen werden gemischt und vier von ihnen als Auslage vorbereitet, während die restlichen als Nachziehstapel daneben gelegt werden. Auf den Bezirksplättchen sind die Kosten sowie mehrere Geschäfte abgebildet, die bestimme Rohstoffvoraussetzungen haben und uns dafür mit Punkten zum Spielende belohnen.
Das wichtigste Spielmaterial sind aber die sogenannten Talplättchen, die aussehen wie bebilderte Dominosteine. Ein bißchen erinnern sie sogar an die Kingdomino-Spielsteine. Von diesen spielen auch nur eine Anzahl zufälliger Steine abhängig von der Spilerzahl mit. Die Plättchen werden also gemischt und danach an jeden Mitspieler drei Talplättchen offen ausgeteilt. Von den restlichen Plättchen werden noch drei als offene Auslage in die Tischmitte platziert und der Rest als Nachziehstapel bereitgelegt. Nun ist das Spiel bereit.
Der jüngste Spieler beginnt und muss einen Zug mit drei Phasen durhlaufen, bevor der nächste Spieler an der Reihe ist. Zwei dieser Phasen sind allerdings optional, so dass Min – Amun ein erfreulich schnelles Spiel bleibt. Das erste und einzige was ein Spieler immer machen muss, ist eines seiner drei Talplättchen auslegen und dafür Ressourcen kassieren. Wenn er dann möchte kann er als zweites ein Bezirksplättchen auf seinem Tableau errichten und als letztes in seinem Zug darf er noch Geschäfte in seiner Metropole beliefern.
Der Legemechanismus ist das Herzstück von Min – Amun. Es gibt ein paar Dinge zu beachten, wenn man ein Plättchen auslegen muss: als erstes muss einer der beiden Abschnitte des Plättchens angrenzend an ein bereits ausliegendes angelegt werden. Zweitens muss einer der Abschnitte den man anlegt mit einem an den angelegt wird übereinstimmen. Drittens müssen sie so ausgelegt werden, dass kein Oasen- oder Weizenfeld überbaut wird, andere Ressourcen Felder sollten sogar überbaut werden, da man dann einen entsprechenden Rohstoff erhält. Nachdem das Plättchen ausgelgt wurde erhält man dafür Ressourcen. Dabei bekommt man für jede Seite die an ein gleiches Feld angelegt wird, die entsprechende Ressource, genauso für abgedeckte Ressourcen Felder. Platziert man sein Plättchen neben einem Weizenfeld, so erhält man ebenfalls ein Weizen und schiebt seinen Marker um ein Feld nach vorn. Sollte man durch das Auslegen eines Plättchens ein Spielplanfeld, das keine Besonderheiten zeigt komplett mit Plättchen umschließen, so hat man einen Steinbruch erschaffen und darf sich entweder eine beliebige Ressource aus dem Vorrat nehmen, oder aber eine seiner vier Spielfiguren hier aufbauen. Die Spielfiguren repräsentieren Monumente und bringen einem am Ende Extra Geld (Deben) ein und das sind in Min – Amun Siegpunkte.
Das Metropolentableau verfügt insgesamt über sieben Bauplätze, auf denen die Spieler Bezirksplättchen errichten können. Ein paar Startgeschäfte befinden sich oben links auf dem Tableau. Ein Spieler kann nach dem Platzieren eines Talplättchens wenn er möchte ein Bezirksplättchen bauen. Dazu sucht er sich das entsprechende offen ausliegende Plättchen aus und bezahlt die Kosten mit einer beliebigen Kombination der fünf Ressourcen des Spiels. Alabaster, Rinder, Trauben, Papyrus und auch Weizen sind Ressourcen. Die ersten vier erhält man in Form von Markern, das Weizen wird auf dem Tableau angezeigt. Die Kombination von Ressourcen ist dabei egal, Hauptsache die Menge stimmt. Das so erworbene Plättchen kommt auf das Metropolentableau, der Bauplatz hat dabei keinerlei Auswirkungen.
Der nächste optionale Schritt darf gemacht werden, wenn man Ressourcen besitzt und diese an seine Geschäfte liefern möchte. Die Geschäfe in den Bezirken winken mit verschiedensten Belohnungen und benötigen dafür die ein oder andere Ressource. So gibt es zum Beispiel Geschäfte, die einem ganz einfach am Spielende eine bestimmte Anzahl an Deben geben, sobald man eine Ressource auf ihnen platziert. Manche belohnen einen mit einer Götterstatue, von denen wir am Spielende möglichst viele verschiedene haben müssen, um mehr Punkte zu machen. Wieder andere bringen einem am Spielende zum Beispiel für jede Rinderressource auf deinem Metropolentableau einen Deben. Die Effekte sind vielfältig, denn andere wiederum bringen einem für die eingesetzte Ressource lediglich eine andere. Egal für was sich der Spieler entscheidet, die eingesetzen Ressourcen bleiben bis zum Spielende in den Geschäften liegen. Danach ist der Spielzug fast beendet, denn nun muss der Spieler noch alle übriggebliebenen Ressourcen, die er nicht benutzt hat, wieder in den Vorrat zurücklegen. Außerdem wählt er sich eines der offen ausliegenden Talplättchen und füllt die Auslagen wieder auf.
Diesen Ablauf machen die Spieler solang, bis die Auslage der Talplättchen nicht mehr auf drei Plättchen aufgefüllt werden kann. Dann endet das Spiel und jeder Spieler war genau neun mal an der Reihe. Nun folgt noch die Schlußwertung in der man für sseine belieferten Geschäfte, seine Statuen, seine Monumente auf dem Spielfeld und seinen Weizenspeicher Deben erhält. Wer am Ende die meisten Deben hat gewinnt Min – Amun.
Das Fazit
Min – Amun gefällt mir trotz einiger Schwächen, die aber allesamt im Produktionsbereich liegen recht gut. Das Spiel ist in allen spielerischen Belangen grundsolide und ein gutes Familienspiel. Leider nichts Außergewöhnliches, aber eben auch nicht weniger. Das Spielprinzip ist durchaus fordernd und bietet einiges an Tüftelei und Optimierung. Dabei bleibt die Spiellänge angenehm und die Spielerzüge gehen in der Regel immer recht schnell von Statten. Hier gibt es absolut nichts auszusetzen. Leider habe ich das Original Fertility nie in der Hand gehabt und kann deshalb zum Materialvergleich nichts sagen, aber das Material was hier angeboten wird ist schon ein bißchen dürftig. Die Tal- und Bezirksplättchen sind von der Qualität völlig in Ordnung. Die Tableaus bestehen aber nur aus dünner Pappe und wirken billig. Die Holzressourcen sehen zwar wirklich schön aus, aber sie sind für meine Finger einfach zu klein und wirken wie Miniaturversionen. Diese hätten größer sein Müssen. Die Monumente sind gewöhnliche Pappaufsteller und wirken genauso billig wie die Spielertableaus. Für das Material gibt es also ein bißchen Abzug vom ansonsten guten Gesamteindruck.
- Verlag: Kobold Spieleverlag, Catch Up Games
- Autor(en): Cyrille Leroy
- Illustrator(en): Jérémie Fleury
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spieleranzahl: 2-4 Spieler
- Dauer: 30 – 60 Minuten