Spiele die sich mit Zivilisationen auseinandersetzen und ihren Aufstieg und Fall zum Thema haben, faszinieren mich schon, seit dem ich mich für Brettspiele interessiere. Leider sind viele von ihnen große und langdauernde „Brecher“, für die ich glücklicherweise auch keine Spieler*innen finden würde, weil ich eh keine Zeit hätte sie zu spielen. Deshalb bin ich immer wieder dankbar und erfreut, wenn die Verlage Spiele herausbringen, die sich mit der Thematik beschäftigen, auf einen normalen Tisch passen und mich nicht mehr als drei Stunden am Stück beschäftigen. Solche Spiele sind aber rar gesät. Als Dominations vor ein paar Jahren in englischer Sprache erschien, habe ich gehofft das es auch auf deutsch umgesetzt wird, denn die Idee Dominos mit einem Zivilisationsspiel zu kreuzen klang so absurd, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte. Ende letzten Jahres war es dann soweit und wir haben es ausgiebig ausprobiert. Zurück blieben einige sehr zwiespältige Eindrücke über dieses Spiel, aber ich möchte noch nicht allzuviel vorgreifen.
Worum geht es?
Dominations ist der Versuch ein Spiel wie Dominos, oder besser Triominos, mit einem Zivilisationsspiel zu kreuzen. Die Spieler*innen erspielen sich in einer zentralen Auslage, die die gemeinsame Welt abstrahiert darstellen soll, durch das Anlegen von dreieckigen Plättchen Ressourcen mit denen sie Technologien entwickeln und versuchen die Ziele ihrer Zivilisation zu erreichen. Die Technologien müssen dabei in einer weiteren Auslage jedes einzelnen Spielers ebenfalls passend ausgelegt werden. Am Ende gewinnt, wer die meisten Punkte erspielt hat
Wie läuft das ab?
Höre ich Zivilisationsspiel, denke ich an große ausladene Spielbretter mit Landschaften und viel Material. Das ist bei Dominations alles nicht der Fall. Hier wird die Spielwelt sehr abstrahiert dargestellt und dadurch ist der Spielaufbau, für so eine Art Spiel, auch recht schnell abgehandelt. Ein übriges tut hier aber auch die positiv hervorzuhebene Aufbewahrungslösung. Dominations kommt mit kleinen Ständern für die dreieckigen Landschaftsteile und die Technologiekarten. So können diese einfach aus der Schachtel als Vorrat an die Seite des Spielfeldes gestellt werden. Das einzige Tableau das hier existiert dient zum Punktezählen. Hier werden mit zwei unterschiedlichen Markern, gleich zwei unterschiedliche Werte (Einfluß und Siegpunkte) auf zwei Leisten erfasst. Eine läuft am Rand entlang und die zweite im Zickzackkurs in der Mitte. Alle Spieler*innen erhalten je eine Lagerfeuerkarte, diverse stapelbare Marker in Spieler*innenfarbe und ein Doublelayer Ressourcenbrett, auf dem sie versuchen dürfen ihre Ressourcen im Auge zu behalten. Hier möchte ich an dieser Stelle gar nicht mehr dazu sagen, sondern im Fazit näher darauf eingehen. Nur soviel: im Spiel gibt es sechs farbcodierte Wissengebiete die als Ressourcen fungieren. Diese sechs Ressourcensorten werden hier mit kleinen Schiebern festgehalten und an bestimmten Stellen gibt es Markierungen, die wir durch unsere Entwicklung erst freischalten müssen, damit wir mehr Ressourcen dieses Typs sammeln können.
In die Spieltischmitte wird ein großes Sechseck gelegt, die sogenannte Wiege der Menschheit, auf der wir unsere Initiativemarker in der Reihenfolge die wir ausgelost haben auslegen. Dann erhält ein*e jede*r Spieler*in sieben dreieckige Landschaftsplättchen, die vor den Mitspielenden verdeckt gehalten werden sollten. Die Monument- und Zielkarten werden gemischt und alle erhalten von jeder Sorte zwei Stück und sucht sich je eine aus. Die gewählten Monumente werden am Spielrand ausgelegt und die entsprechenden Bauwerke als kleine Pappmodelle zusammengebaut und dazugestellt. Aus der Spielschachtel werden die jeweils vier Bauabschnittskärtchen eines Monuments herausgesucht und auf die Monumentkarte aufgefächert ausgelegt.
Die Zielkarten stellen Zivilisationen dar, die jeweils fünf verschiedene Ziele aufweisen. Diese Ziele gilt es für uns als Spieler*innen natürlich zu erreichen. Das sind mitunter sehr unterscheidliche Dinge und je mehr dieser Ziele wir erreichen können, desto mehr Punkte erhalten wir dafür am Ende. Die Zielkarten werden offen ausgelegt, so dass alle nachvollziehen können was die Gegenspieler*innen erreichen müssen. Sechs Dominations-Karten, die für die sechs Wissengebiete stehen werden ebenfalls bereitgelegt und das Spiel kann beginnen.
Dominations wird über drei Zeitalter mit je fünf Spielzügen gespielt. Danach wird abgerechnet und geschaut, wer seine Zivilisation am besten entwickelt hat. Ein Spielzug besteht dabei aus drei Phasen: Wachstum, Bau und Entwicklung. Die Wachstumsphase dient dazu uns mit Ressourcen zu versorgen. Dazu müssen wir zunächst ein neues dreieckiges Teil von unserer Hand in die allgemeine Auslage legen. Jedes dieser Dreiecke zeigt uns in der Mitte einen farbigen Kreis mit Symbol für eines der sechs Wissensgebiete und in den drei Ecken befinden sich farbige Punkte, die ebenfalls die Wissensgebiete repräsentieren. Die sechs Ecken der Wiege der Menschheit haben ebenfalls je zwei farbige Kreise, so dass wir hier an die Kanten die Dreiecke anlegen können und sich immer zwei Kreise an jeder Ecke gegenüberliegen. Wir erhalten dann sowohl für die beiden Kreispärchen jeweils eine Ressource des jeweiligen Typs und eine für den großen Kreis des Plättchens das wir frisch anlegen. Lege ich also an einen blauen und roten Kreis einen grünen und einen orangen an, erhalte ich von diesen vier Farben jeweils eine Ressource plus eine für den großen Kreis auf dem Dreieck.
Einen Bonus erhalten wir, wenn wir zwei gleichfarbige Kreise nebeneinander legen. In diesem Fall gibt es eine Ressource von dieser Farbe extra. Durch die dreieckige Form entstehen irgendwann auch Orte, an denen die Spitzen von sechs Dreiecken sich treffen. Das Spiel nennt diese Locus. Legen wir das letzte Dreieck in die Lücke, so erhalten wir in diesem Fall Ressourcen für alle Kreise an der Spitze (also sechs) plus eine weitere für den großen Kreis des Dreiecks.
Nach dem Platzieren des Dreiecks und dem Gutschreiben der Ressourcen auf unserem Tableau, folgt die Bauphase. In ihr ist es möglich entweder eine Baustufe eines Monuments oder eine Stadt zu bauen. Städte können auf freien großen Kreisen der Dreiecke gebaut werden. Das bauen einer Stadt kostet drei Ressourcen des Wissentyps, das der große Kreis auf dem Dreieck zeigt, auf dem wir die Stadt errichten wollen. Die Stadt generiert ihrerseits einen Einfluß und sorgt dafür, das wir die Ressourcenbegrenzung auf unserem Anzeiger für die entsprechende Ressource um ein Level erhöhen dürfen. Anstatt eine neue Stadt zu errichten können wir auch bestehende Städte ausbauen. Wir können die Stufe der Stadt auf zwei oder drei erhöhen, womit wir die nächsten Stufen für die jeweilige Ressource freischalten können. Städte sind außerdem eine gute Einnahmequelle für ihre Besitzer*innen, denn wann immer ein Landplättchen an eine Stadt angelegt wird, erhält die oder der Besitzer*in eine Ressource pro Stufe der Stadt.
Monumente zu bauen läuft ein wenig anders ab und ich möchte erst auf die nächste Phase eingehen, bevor ich nochmal auf sie zu sprechen komme. In der Entwicklungsphase können wir unsere Zivilisation über die Fähigkeitskarten weiterentwickeln. Diese Karten stellen zivilisatorische Errungenschaften dar, durch die wir spezielle Fertigkeiten für das Spiel erhalten. Sie unterteilen sich in drei Stufen mit verschiedenen Kosten. Neben Details wie einem kleinen Artwork, der Ressourcenfarbe Farbe und eventuellen Siegpunkten sind das wichtigste Element dieser Karten die vier Halbkreise an den Rändern der Karten. Sie zeigen uns je eine der sechs Ressourcenfarben und stellen eine Verbindung dar. Wir dürfen nur gleiche Farben aneinanderlegen und so ergibt sich eine Art Technologiebaum, bei dem wir auf die Verbindungen aufpassen müssen. Jede dieser Fähigkeitskarten existiert genau viermal, denn sie sind nicht gleich. Es gibt je eine Version mit den vier farbigen Verbindungen auf einer anderen Seite. Neben den sechs Farben tauchen auch schwarze und weiße Kreise auf. Die schwarzen sind Sackgassen, denn an ihnen dürfen keine anderen Karten angelegt werden. Die weißen Kreise sind sozusagen Joker-Verbindungen und an sie darf jede Farbe angelegt werden. Das Startlagerfeuer hat vier weiße Kreise und somit kann hier zu Beginn alles angelegt werden.
Nun komme ich zu den Monumentkarten zurück, denn diese müssen ebenfalls in unseren Baum eingebaut werden und verfügen über die gleiche Kreismechanik. Bei diesen gibt es nur keine Auswahl. Zunächst muss immer die erste Stufe gebaut werden, bevor wir weitere bauen können. Karten, sowohl Monumente als auch Fähigkeiten, die wir nicht einbauen könnten, dürfen wir auch nicht erwerben. Die Fähigkeitskarten können im Spielverlauf auch auf eine noch mächtigere Version von sich selbst aufgewertet werden, indem wir die entsprechenden Kosten bezahlen und die Karte in unserem Baum einfach umdrehen.
Nach je fünf Zügen pro Spieler*in, ist das Ende eines Zeitalters ereicht. Es gibt einige Karten in unserem Baum, die nun noch Effekte auslösen und abgehandelt werden. Nachdem das passiert ist erhält der oder die Spieler*in mit dem mesiten Einfluß eine Bonusfertigkeitskarte. Es darf eine Karte, die sich im Besitz einer anderen Mitspieler*in befindet assimiliert werden. Die Karte wird nicht weggenommen sondern eine Karte gleichen Typs darf aus dem Vorrat genommen werden. Als nächstes wird geschaut wer welches Wissensgebiet dominiert. Dazu werden die Ressourcen nach der Reihe durchgegangen und wer die meisten Ressourcen eines Wissensgebiets hat, erhält die Dominationkarte dieser Farbe, die dem oder der Spieler*in einen Bonus für das nächste Zeitalter gewährt. Am Ende des Spiels sind sie Siegpunkte wert.
Vor dem nächstenZeitalter wird die Hand wieder mit Landschaftsplättchen aufgefüllt und die Ressourcen werden zurückgesetzt. In jedem Zeitalter starten wir also wieder bei Null. Am Ende des drittenZeitalters folgt nun die Abrechnung mit unseren Zielkarten. Das sollte reichen um einigermaßen zu verstehen was hier abgeht.
Das Fazit
Dominations ist ein Spiel das ersteinmal überhaupt nicht kompliziert wirkt und es spielt sich erstaunlich pflegeleicht. Die Idee die Landschaften zu abstrahieren und sie als Triominosteine anlegen zu lassen ist genauso verrückt wie genial. Aber ein jeder versteht das recht schnell und so lassen sich Ressourcen einfach generieren. Optisch sieht das natürlich total abstrakt aus und wirkt erstmal komisch. Keiner vermutet auf den ersten Blick ds hier ein Zivilisationsspiel gespielt wird. Der durchaus knackige Teil des Spiels ist dann aber der Zivilisationsbaum und die richtige Zusammenstellung. Hier den Überblick über all die Fähigkeiten zu behalten ist schon nicht ganz so leicht. Jede*r bekommt zwar eine Übersichtskarte für jeden Wissensbereich mit allen Fähigkeiten darauf abgebildet und den farbigen Kreisen dazu aber es kam zu Beginn schon das ein oder andere mal vor, das wir uns in Sackgassen manövriert haben. Aber insgesamt machte mir dieser Teil wirklich viel Spaß. Das ganze Spiel gefiel mir ein mechanisch ausgesprochen gut und hat mich echt abgeholt.
Ein ähnlich seltsames Spiel, bei dem ich thematisch zwar abgeholt wurde, dieses aber bis auf die kleinen Artworks auf den Fähigkeitskarten eigentlich nirgends zu sehen ist, habe ich noch nicht gespielt. Es fühlt sich wirklich wie ein sehr komplexes abstraktes Spiel an, das durch diesen Zivilisationsbaum entschieden wird. Was einmal liegt, darf nicht mehr umgebaut werden, was dazu führt, dass hier wirklich ein wenig geplant werden muss. Daraus resultiert natürlich auch die Entscheidung, welche Ressourcen ich benötige und was meine Hand an Landschaftsplättchen überhaupt hergibt und wie ich diese am gewinnbringendsten platzieren kann. Auch gut gebaute Städte sorgen für viele Extraressourcen durch den Handel (wenn ein neues Landschaftsplättchen angelegt wird).
Die Ziele unserer Zivilisationen sind mitunter sehr schwer zu erreichen und ich habe den Eindruck, dass es durchaus Zivilisationen gibt, die einfacher zu spielen sind als andere. Ziele können einfach ein Einfluspunkteziel sein, oder das bestimmte Kombinationen von farbigen Fähigkeitskarten gespielt werden müssen sein. Aber auch so etwas wie fünf Stufe eins Städte und drei der Stufe zwei oder acht Städte die auf benachbarten Landschaftsplättchen gebaut werden müssen. Das ist aber nur eine Vermutung, denn ich habe nichtmal ansatzweise alle Zivilisationen ausprobiert.
Was mich an Dominations aber am meisten ärgert und mir das Spiel wirklich madig macht, ist das wirklich bescheidene Material, das nicht nur doof aussieht, sondern im Falle der Ressourcentafel schlichtweg nicht funktioniert. Diese Tafel musste wohl unbedingt doppellagig sein, denn das verkauft sich bekanntlich ganz gut. Diese Tafel soll so funktionieren, dass auf den drei Entwicklungsstufen, die freigespielt werden müssen, kleine Stopper aus Pappe in die Bahnen gelegt werden sollen. Sobold die entsprechende Stadt dann errichtet wurde wird dieser entfernt und wir können mit dem ebenfalls aus Pappe bestehenden Ressourcenanzeiger auf der entsprechenden Linie die Anzahl anzeigen. Hier stimmt aber einfach gar nichts, denn diese kleinen Pappteile sind allesamt so winzig, dass die Stanze wohl einige Probleme hatte sie akkurat aus dem Pappbogen zu stanzen. Sie sehen also nicht nur scheußlich aus und sind superklein, nein, sie passen auch nicht immer in die Bahnen um den Wert anzuzeigen. Das doppellagige Tableau wurde also schief und krum verklebt. Ein Graus. Aber auch im Spielverlauf stellen sich die Extrafelder für die Stopper als unintuitiv heraus, denn die Skala wird da natürlich unterbrochen und wenn du dabei bist deine Ressourcen von oben nach unten nach dem Bezahlen in der mal zu weiten mal zu engen Schiene runterzupröckeln, dann musst du dieses Extrafeld auch immer überspringen. Stört mich einfach. Korrekt verklebte Leisten und farbige Würfel in Ressourcenfarbe hätte ich einfach schöner gefunden.
Auch die Plastikhütchen für die Spieler*innen, die vor dem ersten Spiel mit Stickern beklebt werden müssen um den Unterschied zwischen den Städten und Anzeigemarkern deutlich zu machen sind wirklich ziemlicher Müll. Die Farben schwarz, weiß, grau und braun sind ziemlich trist für die Hütchen und mitunter sind die Dinger, wenn sie gestapelt werden sollen so eng miteinander verbunden, das sie kaum getrennt werden können. Das wirkt einfach billig. Da können auch die durchaus netten Monumente und Illustrationen auf den Fähigkeits-, Ziel- und Dominationskarten nichts mehr rausreißen.
Dominations lässt mich also ziemlich zwiegespalten zurück. Das Spiel hat mir rein mechanisch so gut gefallen, dass ich es nicht aus der Sammlung ausziehen lassen möchte. Allerdings spiele ich es auch in dieser Form nicht nochmal. Erst muss ich hier selbst Hand anlegen und das Material irgendwie aufwerten, bzw. funktionstüchtig machen. Das Spiel so in den Verkauf zu geben finde ich schon ein wenig frech. Also, wen die Materialprobleme kalt lassen und wer ein außergewöhnliches Spiel mit Zivilisationsthematik sucht, sollte Dominations mal eine Chance geben, ihr könntet durchaus überrascht werden.
- Verlag: Holy Grail Games, Asmodee
- Autor(en): Eric Dubus, Olivier Melison
- Illustrator(en): Loïc Muzy, Agathe Pitié, Amber Scharf, Florian Stitz
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 60-120 Minuten