Diese Frage bekam ich zuerst gestellt, als ich einige der Karten von The Vale of Eternity auf den Tisch legte. Und es stimmt, eine gewisse Nähe kann nicht verleugnet werden. Das Spiel hat aber dann spielerisch so gar nichts mit dem berühmt berüchtigten TCG zu tun. The Vale of Eternity ist eine Mischung aus Duell- und Rennspiel. Wobei Duell gar nicht stimmen kann, weil wir es mit bis zu vier Leuten spielen können und das ist im Prinzip auch das fantastische daran. Es hat einen Duellcharakter, aber wir können zu viert daran teilnehmen und du gewinnst eben nicht dadurch, dass du alle anderen ausschaltest, sondern als erstes 60 Punkte machst. Um dieses Ziel zu erreichen werden Karten mit lustigen Kreaturen aus diversen Mythologien ausgespielt, die mit- und gegeneinander agieren und uns im besten Fall sehr schnell Punkte liefern. Wer jetzt noch nicht eingeschlafen ist, sollte unbedingt weiterlesen, denn The Vale of Eternity ist ein, wie ich finde recht neuartiger Ansatz mit sehr starken Momenten und leider auch ein paar kleinen Fehlern.
Worum geht es?
Im Grunde Pokémon! Was? Hast du nicht gerade gesagt es hat nichts damit zu tun? Ja, spielerisch nicht, aber hey von der Story her… da komme ich um den Vergleich nicht drum herum. Ich zitiere mal die Anleitung:
Eure Aufgabe ist es, eine Vielzahl von Kreaturen, darunter auch die mächtigen und edlen
Spielanleitung, The Vale of Eternity
Drachen, zu finden und zu zähmen. In jeder Runde wählt ihr Karten aus, führt Aktionen
durch und nutzt die einzigartigen Effekte eurer beschworenen Kreaturen.
Nur wer die außergewöhnlichsten Kreaturen zähmt und dadurch die meisten Punkte sammelt,
wird am Ende den Sieg davontragen.
Alles klar soweit? Das klingt schon sehr nach Pokémon und von daher passt der Vergleich dann doch irgendwie. Aber um das nochmal klarzustellen, es geht hier nicht um das Sammeln von Karten oder Ähnliches, wir spielen alle mit dem gleichen Deck und versuchen die gleichen Kreaturen zu zähmen.
Wie läuft das ab?
The Vale of Eternity ist im Handumdrehen aufgebaut und auch sehr schnell erklärt. Das Spielsystem ist sehr einfach und auch durchaus intuitiv. In die Tischmitte legen wir zwei kleine Spielpläne. Eines ist das eigentliche Spielfeld, das andere die Punkte- und Rundentafel. Ein*e Startspieler*in wird bestimmt und alle erhalten ein Set Spielsteine bestehend aus einem Punktemarker und zwei Auswahlmarken. Der oder die Startspieler*in bekommt noch die Holztafel zum Zeichen des Spielstarts. Die Runensteine, welche die Währung des Spiels darstellen, werden als Vorrat bereitgelegt. Runensteine gibt es in drei Sorten mit den Werten eins, drei und sechs. Der Rundenmarker wird auf das Feld eins der Rundenskala gesetzt und beginnend beim Startspielenden legen alle ihre Punktesteine auf Feld eins, zwei usw. der Punkteskala. Das Kartendeck wird gemischt und bereitgelegt. Nun kann noch der Pappaufsteller von Eternity, der teuersten Karte im Spiel auf die Mitte des Spielplans gestellt werden, aber ich würde das nicht tun und wir sprechen im Fazit darüber, warum das keine gute Idee ist.
Die Spielkarten sind alle gleich aufgebaut. Insgesamt gibt es fünf Elemente und Farben im Spiel: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Drache. Jede Karte gehört einem Element an und hat Beschwörungskosten zwischen 0 und 12. Alle Kreaturen haben außerdem einen Namen und verfügen über einen Effekt, der entweder Sofort, Andauernd oder Aktiv ist. Soforteffekte werden sofort bei der Beschwörung ausgeführt, Andauernde sind logischerweise immer aktiv und aktive werden in der Aktivierungsphase aktiviert. Das Spielfeld in der Mitte zeigt die fünf Elemente in einem Kreis angeordnet und wann immer wir Karten in die Auslage ziehen, legen wir sie an den Kreis neben ihr Element.
Das Spiel läuft in drei Phasen ab, die die Spieler*innen der Reihe nach durchspielen, bevor der oder die nächste an die Reihe kommt. Ganz zu Beginn der Auswahlphase deckt der momentan Beginnende doppelt so viele Karten auf wie Mitspieler*innen vorhanden sind. Die Karten werden offen neben ihre Elemente gelegt. Im Uhrzeigersinn wählen nun alle nacheinander die erste Kreatur die sie, wofür auch immer, haben möchten. Haben alle gewählt, wählt, wer zuletzt die erste Kreatur gewählt hat sofort die zweite und danach folgen alle anderen in umgekehrter Reihenfolge. Am Ende haben alle Spieler*innen je zwei Kreaturen ausgewählt.
Nun folgt die Aktionsphase und die Spieler*innen können so viele Aktionen durchführen wie sie möchten und können dabei alle vier Aktionen wild durcheinander und auch mehrfach ausführen. Bedingung ist, beide Auswahlmarker müssen mit den Kreaturen auf denen sie liegen auf jeden Fall benutzt werden. Es gibt vier mögliche Aktionen: Kreaturen verkaufen, zähmen, beschwören und freilassen. Gehen wir sie kurz durch.
Möchte ich eine Kreatur verkaufen, so schaue ich auf den Spielplan und sehe neben jedem Element ihren Wert in Runensteinen. Die Elemente sind unterschiedlich teuer. Feuerkreaturen bringen zum Beispiel drei Einer Runensteine, während ein Drache einen Sechser einbringt. Wichtig zu wissen ist, das jede*r Spieler*in zu jeder Zeit immer nur maximal vier Runensteine besitzen darf. Wer welche erhält darf sie nehmen, muss dann aber auf maximal vier abwerfen.
Wer eine Kreatur zähmen möchte, der nimmt seine ausgewählte Kreatur auf die Hand und kann sie später beschwören oder für andere Zwecke benutzen. Durch das Zähmen und Verkaufen werden die Auswahlmarker wieder zurückgenommen.
Willst du eine Kreatur beschwören, so musst du ihre Kosten mit Runensteinen bezahlen. Kostet sie zum Beispiel drei kannst du mit einem Dreier bezahlen oder auch mit drei Einern. Bezahlst du zu viel, also mit einem Sechser, so verfällt der Rest. Wichtig ist noch, dass du nicht alles einfach so beschwören kannst. Die Rundenzahl gibt vor, wie viele Kreaturen in deiner Auslage liegen dürfen.
Du darfst auch Kreaturen wieder freilassen. Damit wirfst du sie aus deiner Auslage wieder ab, aber das kostet ebenfalls Runensteine. Hier kommt wieder die Rundenzahl ins Spiel. In Runde eins kostet das Freilassen nur einen Runenstein, in Runde zwei Steine im Wert von zwei usw. Das solltet ihr euch also gut überlegen.
Nachdem alle Spieler*innen ihre Aktionsphasen gespielt haben, folgt noch die Aktivierungsphase und hier kommen die aktiven Effekte der Kreaturen ins Spiel. Beginnend bei dem oder der Startspieler*in müssen alle aktiven Effekte der eigenen ausliegenden Kreaturen ausgeführt werden. Die Reihenfolge bleibt dabei aber den Spieler*innen überlassen.
Waren dann alle am Zug, endet die Runde und der Startmarker wird weitergegeben und die nächste Runde beginnt. Sollte jemand die sechzig Punkte Marke geknackt haben, ist das Spiel beendet, ansonsten geht es weiter. Sollte diese Marke bis Runde zehn niemand geknackt haben, endet am Ende von Runde zehn die Partie und der- oder diejenige mit den meisten Punkten gewinnt. Alles weitere nun im Fazit.
Das Fazit
Das ist wirklich alles und lässt sich fantastisch schnell und einfach erklären. Die Spannung kommt natürlich durch die verschiedenen Kreaturen Effekte erst in das Spiel und da gibt es erstaunlich vielen Synergien. Karte des gleichen Elements passt immer schon mal ganz gut zusammen und kann spannende Effekte hervorrufen, aber dies Zusammenspiel ist auch zwischen den Elementen vorhanden und immer wieder auch nach vielen Partien fallen mir neue Dinge auf, die gut miteinander harmonieren. Das liegt natürlich daran, dass du nie weißt, welche Karten wann auftauchen und ob sie überhaupt auftauchen, denn das Deck ist groß und manchmal kommt die Karte die ich will auch und dann bin ich erst spät mit der Auswahl dran. Das kann natürlich als glücklich oder unglücklich angesehen werden. Ich sehe das lieber als eine Art langsamer Booster Draft. Du kriegst in Runde eins zwei Karten und in Runde Zwei zwei Karten und musst zusehen was du daraus machst. Hier ist Taktik gefragt und das situative Denken. Wer Langzeitstrategien im Kopf hat, wird immer mal wieder enttäuscht, weil sie nicht aufgehen.
The Vale of Eternity funktioniert dabei wie ein Rennspiel. Wer zuerst die erforderliche Punktzahl erreicht gewinnt. Also sollte man sich auch um Punktekarten bemühen. Die Effekte der Karten sind die einzige Möglichkeit um in diesem Spiel Punkte zu generieren und viele der Effekte haben damit zu tun. Hier sind einige Strategien versteckt. Es ist zum Beispiel möglich euch jede Runde die entsprechenden Runensteine zu erschaffen, die mit Siegpunkten in der Aktivierugsphase belohnt werden, oder aber wir bauen uns eine Kombo mit der wir Karten, die sofort Punkte beim Einsatz bringen, immer wieder auf die Hand nehmen und jede Runde erneut ausspielen können. Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Das klingt alles super positiv und das ist es auch. Nur wenige Aspekte stehen dem Spielspaß im Weg und ich schicke mal vorneweg, dass dass alles nur kleinere Vergehen sind, wie ich finde. Zum einen die Übersicht des Spiels. So schnell das Spiel auch erklärt ist, speziell mit neuen Mitspieler*innen sind die Karteneffekte die Krux. Sie sind zwar fast alle einfach zu verstehen, aber sie sind eben noch nicht bekannt. Ich empfehle sie alle laut beim Aufdecken vorzulesen. Sonst passiert nämlich folgendes, weil nicht alle Karten für alle gleich gut sichtbar sind, nehmen die Spieler*innen sie erstmal reihum in die Hand und dadurch sind sie für alle nicht lesbar. Es gibt solche und solche Spieler*innen. Einige kommen damit zurecht, andere aber eben nicht. Die Kreisrunde Auslage ist zwar chic, aber leider auch unpraktikabel. Das führt dazu, dass eine Partie zu viert sich allein durch das Lesen der Karteneffekte enorm verzögert. Verschlimmert wird die Situation nur noch durch den sinnlosen Aufsteller, den man sich hätte sparen können, steht er doch komplett im Sichtfeld aller Spieler*innen.
Die Sache mit dem Glück und Pech bei bestimmten Kombinationen ist vorhanden und lässt sich nicht vermeiden, stört mich aber tatsächlich herzlich wenig. Bleiben noch einige wenige zerstörerische Karteneffekte zu erwähnen. Die Karten anderer Spieler*innen zerstören können, aber diese zielen nur auf ein Element ab und die Spieler*innen entscheiden schon noch selbst, welche Karte sie ablegen wollen. Das gehört bei dieser Art Spiel dazu und ich erwähne das am Rande. Ansonsten macht uns The Vale of Eterntiy auch nach vielen Partien wirklich Spaß und hier könnte ein Kandidat für das Kennerspiel des Jahres ruhen.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): Eric Hong
- Illustrator(en): Jiahui Eva Gao, Gautier Maia, Stefano Martinuz, Erica Tormen, Jens Wiese
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 2-4 Spieler*innen
- Dauer: 30 – 45 Minuten