Mini Rogue

Mini Rogue

Ich erinnere mich noch recht gut daran, als Mini Rogue in der Spieleschmiede an den Start ging. Es gab sehr viele Interessenten für das kleine Spiel und es war auch in Nullkommanix finanziert. Das Material wurde immer weiter verbessert und immer mehr Inhalt hinzugefügt. Am Ende sollte ein richtig prall gefüllte Schachtel dabei herauskommen. Ich sprang einfach mal mit auf den Zug auf, denn das kleine Minispiel klang irgendwie interessant und kostete tatsächlich nicht die Welt. Im letzten Herbst war es dann soweit. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Mini Rogue bei seinen Bakern an. Also losgespielt und ausprobiert und nun ist bereits Mai des nächsten Jahres und ich habe immer noch keine Review dazu verfasst. Nun ja, ich versuche das heute nachzuholen, auch wenn es zugegebenermaßen schon ein wenig her ist, dass ich Mini Rogue angefasst habe. Ist das ein schlechtes Zeichen? Zumindest wohl kein gutes…

Worum geht es?

Mini Rogue ist mal wieder ein kleiner Dungeoncrawler, bei dem wir mit unserem Charakter, den es immer weiter zu verbessern gilt, durch ein Kartendungeon rennen, um am Ende einen Bossgegner zu besiegen. Soweit so gewöhnlich oder? Nun ja, eine zu erwähnende Tatsache gebe es da noch. Mini Rogue basiert auf dem Computerspiel Rogue aus dem Jahre 1980, jenem Spiel, das dafür verantwortlich ist, dass es heute das Genre der Rogue-like Spiele gibt. Ursprünglich nur als kleiner Zeitvertreib gedacht, wird hier immer die gleiche Handlung ausgeführt, aber immer wieder anders aufgelöst. Beim Computerspiel bewegen wir uns durch immer wieder zufällig generierte Räume, um im Endraum angekommen einen Boss zu besiegen. In den Räumen passieren immer wieder andere Dinge, die im Kern dazu dienen uns zu verbessern, damit wir gegen die immer stärker werdenen Gegner im letzten Raum bestehen können, bevor wir eine neue Ebene betreten. Mini Rogue ist genau das als Kartenspielvariante ohne Computer.

Mini Rogue – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

In seiner ersten Version von 2016 war Mini Rogue ein Print&Play-Spiel, dass nur aus neun Karten bestand, wir haben es hier also mit der etwas umfangreicheren Verkaufsversion zu tun die aus insgesamt 32 Karten besteht. Sämtlichen exklusiven Bonusinhalt für Unterstützer zähle ich hier jetzt nicht mit. Ein paar Holzwürfel, kleine Würfel, Meeple und Marken sowie Spielhilfen runden den Inhalt ab. Mini Rogue sollte aufgrund seines minimalistischen Inhalts eigentlich schnell aufgebaut sein, jedoch empfand ich es immer auch als ein bißchen fitzelig. Wir mischen die Karten und legen ein Raster aus drei mal drei Karten vor uns aus. Das ist das Dungeon. Wobei wir oben links mit unserem Meeple starten und nach unten rechts wollen, wo die Bosskarten das quasi neunte Kartenfeld bilden. Hier legen wir nämlich fünf Bosskarten übereinander aus, denn um in Mini Rogue zu siegen müsssen wir das Dungeon zehnmal durchqueren, am Ende bestimmter Runden wartet dann eventuell ein stärkeres Monster auf uns und ganz am Ende auf jeden Fall ein Endgegner.

Mini Rogue – Charakter und Tableau / Foto: Spieltroll

Ansonsten haben wir ein Tableau und eine Charakterkarte. Auf dem Tableau markieren wir mit verschiedenfarbigen Würfeln unsere Charakterwerte und verändern sie während des Spiels ständig. Mit Würfeln am Tisch und Holzwürfeln die Werte markieren auf Pappplättchen muss natürlich aufgepasst werden, dass nichts verrutscht. Die Doublelayer-Boards sind aber nur Bestandteil der Unterstützerversion und werden schmerzhaft vermisst.

Mini Rogue – Meeple / Foto: Spieltroll

In nur vier Schritten sind wir also durch das Dungeon durch, denn wir bewegen uns mit unserem Meeple orthogonal über die Karten und decken diese dabei jedesmal auf. Darunter verbergen sich bestimmte Ereignisse. Ich muss eine Probe auf meine Eigenschaften bestehen, ein Monster bekämpfen, darf mich ausruhen oder auch neue Dinge bei einem Händler kaufen. Ganz rudimentär. Es geht nur darum besser zu werden und möglichst wohlbehalten durch das Dungeon zu kommen. Mehr ist Mini Rogue nicht und will es aufgrund der oben erwähnten Vorlage auch gar nicht sein, dass muss einem bewusst sein. Glück und Pech sind hier gleichermaßen die Weggefährten, jede Karte ist zufällig und manchmal läuft es gut und manchmal eben nicht. Die Würfel sind natürlich nur noch ein weiteres Glücksmoment. Um das Verlies abwechslungsreich zu gestalten gibt es hier mit 20 aber mehr als das doppelte an Verlieskarten gegenüber der Ursprungsversion und auch vier mögliche Charaktere sind spielbar. Spielmaterial für bis zu zwei Spieler*innen ist vorhanden, aber für mich ist Mini Rogue ein reines Solospiel. Auch eine kleine Kampagne ist enthalten bei der bestimmte Vorgaben ergeben, wie wir uns durch das Spiel manövrieren müssen.

Das Fazit

Wie eingangs erwähnt, habe ich Mini Rogue schon eine ganze Weile nicht mehr angefasst. Es liegt wie Blei in meinem Regal und das hat diverse Gründe. Zum einen ist die Regelhürde sehr groß. Ein so winziges Spiel mit soviel kleinteiligen Regeln habe ich lange nicht gesehen, vor allem wenn ich bedenke, was ich hier eigentlich nur tue. Um also nach längerer Zeit wieder in das Spiel reinzukommen müssen die Regeln erneut studiert werden. Und wenn ich sage studiert, dann meine ich das auch. Das Regelwerk ist für mich gelinde gesagt eine Katastrophe. Super sperrig geschrieben und leider fast ein Totalausfall, denn dieses Regelwerk verhindert es, dass ich mir Mini Rogue gerne nochmal aus dem Regal hole und kurz ein paar Runden durch das Dungeon drehe, denn die ganzen Regeln verhindern leider den schnellen Einstieg und diese dann nicht kurz nachlesen zu können, ist wirklich nicht gut.

Mini Rogue – Verlieskarten / Foto: Spieltroll

Der zweite Grund, warum ich Mini Rogue nicht immer noch Spiele und schnell wieder damit aufgehört habe ist die Tatsache, dass auch all der variable Inhalt nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass du hier immer und immer wieder einfach nur das Gleiche machst. Es geht darum Glück bei den Karten zu haben, so gut es geht Ausrüstung zu sammeln und dann wieder Glück bei den Würfeln zu haben. Mini Rogue erzählt uns als Spieler*in aber rein gar nichts. Da ist keine Geschichte vorhanden, das Spiel bleibt rein mechanisch und relativ abstrakt. Es bleibt nicht viel von einer Partie im Kopf, es sei denn ein extremer Glücks- oder Pechmoment passiert. Der Wiederspielreiz ist tatsächlich nach ein paar Partien einfach nicht besonders hoch. Du spielst in einer Partie zehn Auslagen aus neun Karten durch und hast 20 Dungeonkarten zur Verfügung, vier davon werden pro Durchlauf aufgedeckt. Irgendwann hast du einfach jede Kombination und jede Karten bis zum Erbrechen gesehen und da sich keine Geschichten in deinem Kopf abzeichnen, die du mit diesem Durchlauf verbindest, bleibt das alles ganz schön blaß.

Mini Rogue – Würfel / Foto. Spieltroll

Mini Rogue ist also nur eine nette Idee, die das versucht auf den Spieltisch zu holen, was zu Beginn der Videospielera zu begeistern wusste. Zugegebernermaßen toll ausgestattet und mit viel Liebe durchaus ansprechend wenn auch simpel gestaltet, kann es aber die Erwartungen selten bis gar nicht erfüllen, denn der Verwaltungsaufwand, den das Videospiel für uns noch übernahm ist für ein solch kleines Spiel dann doch recht hoch, die Spielbelohnung gleichsam aber zu gering und so habe ich einfach selten Lust es wieder aus dem Regal zu holen und spiele lieber andere Solospiele, die mich mit tollen Geschichten und nicht so glückslastigem Spiel mehr überzeugen konnten. Eher ein Spiel für Nostalgiker und Puristen.


  • Verlag: Corax Games
  • Autor(en): Paolo di Stefano
  • Illustrator(en): Gabriel Gendron
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 2 Spieler
  • Dauer: 30 Minuten

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