Fantastic Factories

Fantastic Factories

Schon lange hatte ich kein so buntes Spiel mehr in Händen. Fantastic Factories nimmt die erste Hürde eines Spiels heutzutage schonmal mit bravur und das ist wohl mit Abstand die Sichtbarkeit im heutigen Spieledschungel. Hier sieht kaum noch einer den Wald vor lauter Bäumen. Jedes Jahr hunderte Veröffentlichungen und es werden stetig mehr. Hast du keinen Namen, und den haben die Autoren Joseph Z Chen und Justin Faulkner definitv noch nicht, so musst du, wenn du Erfolg haben willst, gefunden werden. Fantastic Factories macht da wirklich einen guten Job, denn das Cover sieht irgendwie aus wie eine Tonpapiercollage. Das hebt sich erfreulich vom Rest ab und sorgt für Aufmerksamkeit. Ich habe das Spiel aber schon vor etwas längerer Zeit einmal kennengelernt und war von dem simplen Solomodus sehr fasziniert, so dass ich mir vorgenommen habe, sollte das Spiel irgendwann seinen Weg nach Deutschland finden, es zu kaufen und auszuprobieren. Nun ist es endlich so weit, denn Strohmann Games haben sich Fantastic Factories angenommen und bringen nun nicht nur das Grundspiel sondern auch gleich zwei Erweiterungen heraus. Lasst uns mal in die Schachtel schauen. Mal sehen wie es da drin aussieht.

Worum geht es?

Bauen – Ausbilden – Herstellen steht da als Untertitel auf der Schachtel und das trifft den Nagel schon ziemlich genau auf den Kopf. Die Spieler*innen versuchen so effizient es geht Fabriken zu errichten, mit denen sie in möglichst kurzer Zeit eine bestimmte Menge an Waren herstellen. Zu diesem Zweck benötigen sie Arbeiter in Form von Würfeln, die sie in diesem Spiel dazu benutzen müssen Rohstoffe herzustellen und die Fabriken am Laufen zu halten. Nachdem ein*e Spieler*in entweder zehn Fabriken errichtet oder aber zwölf Waren produziert hat, wird noch genau eine Runde gespielt und anschließend die Punkte gezählt um eine*n Sieger*in zu ermitteln.

Fantastic Factories – Spielaufbau für zwei Spieler / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Fantastic Factories ist ein Worker-/Dice-Placement-Spiel auf einem wirklich sehr einfachen Niveau und damit für sehr viele Spieler*innen interessant, da es sehr schnell erlernt werden kann und wenig Aufwand nötig ist es zu spielen. Gleichzeitig sind die Spielmechaniken aber auch für fortgeschrittenere Spieler*innen nicht langweilig, so dass Fantastic Factories viele Spieler*innen zusammenbringen könnte.

Zum Spielaufbau – Es gibt zwei unterschiedliche Kartenstapel, einen kleineren mit sogenannten Unternehmern und einen großen mit Bauplänen. Beide Stapel werden gemischt und in die Mitte des Tisches gelegt. Je vier Karten werden neben die Stapel offen als Markt ausgelegt. Vier Runde Plättchen mit unterscheidlichen Symbolen werden verdeckt gemischt und dann über die vier offenen Unternehmerkarten ebenfalls offen ausgelegt, so dass jeder Karte ein Marker zugeordnet werden kann. Die beiden Ressourcen Metall und Energie werden ebenfalls in der Mitte bereitgelegt. Genauso wird mit den Warenmarkern verfahren. Jede*r Spieler*in bekommt ein Tableau und vier Würfel in der gewählten Farbe, sowei zwei Energie – und eine Metallressource. Dann werden noch vier Baupläne verdeckt an jede*n Spieler*in ausgeteilt. Die neutralen weißen Würfel liegen ebenfalls in der Mitte bereit. Ein*e Startspieler*in wird bestimmt und los gehts.

Fantastic Factories – Unternehmer und Baupläne / Foto: Spieltroll

Eine Runde in Fantastic Factories besteht aus zwei Phasen die von den Spieler*innen absolviert werden. Die erste Phase, die Marktphase wird reihum bestritten. Hier haben die Spieler*innen die Wahl zwischen zwei Aktionen. Sie wählen entweder einen der ausliegenden Baupläne, den sie einfach umsonst auf die Hand nehmen und anschließend die Auslage wieder vom Stapel auffüllen, oder aber sie werben einen der ausliegenden Unternehmer an. Die Unternehmer müssen aber „gekauft“ werden, indem eine entsprechende Karte von der Hand abgeworfen wird, die das Symbol zeigt, das über ihm in der Auslage liegt. Einige wenige Unternehmer haben noch weitere Zusatzkosten in Form von Ressourcen, die dann ebenfalls bezahlt werden müssen. Nachdem Kauf wird die aufgedruckte Aktion sofort ausgeführt.

Als optionale Aktion haben die Spieler*innen immer die Möglichkeit, bevor sie eine Karte aus der Auswahl nehmen oder anwerben, die Auslage für den Preis einer Ressource komplett auszutauschen. Die Spieler*innen führen dieses Marktphase der Reihe nach durch, bis alle einmal an der Reihe waren. Danach beginnt die Arbeiterphase, die von allen eigenständig abgehandelt wird. Alle würfeln zu Beginn mit ihren Würfeln und anschließend können sie in beliebiger Reihenfolge Karten bauen, Arbeiter platzieren und Gebäude aktivieren.

Fantastic Factories – Eine Karte für eine Karte / Foto: Spieltroll

Das Kartenbauen ist einfach. Die Baukosten für einen Bauplan sind links oben auf der Karte angegeben und die Ressourcen werden aus dem Vorrat abgelegt, sowie die gebaute Karte rechts neben das eigene Tableau offen ausgelegt. Als zusätzliche Kosten muss allerdings auch noch eine Karte mit dem Symbol der zu bauenden Fabirk abgeworfen werden. Ist auf der Hand kein solches Symbol vorhanden, so darf der Bauplan nicht gebaut werden. Es darf auch mehrmals pro Runde gebaut werden, solange die Ressourcen und Karten bezahlt werden.

Kommen wir nun zum eigenen Tableau, dass uns drei Basisaktionen zeigt, für die wir unsere Arbeiter (Würfel) benötigen. Das Tableau zeigt unser Hauptquartier mit den drei Einsatzmöglichkeiten für unsere Arbeiter. Ganz oben können wir Forschen und bis zu drei Würfel dort platzieren. Welche Augenzahlen die Würfel zeigen ist dabei total egal. Für jeden Würfel den wir hier platzieren, dürfen wir eine Karte vom verdeckten Bauplanstapel aus der Mitte ziehen. Im Stockwerk darunter wartet unser Generator auf seinen Einsatz. Hhier erhaten wir für jeden Würfel, den wir hier platzieren seine Augenzahl an Energieressourcen. Allerdings dürfen wir nur Würfel die eins, zwei oder drei zeigen hier ablegen. Ganz unten ist unsere Mine, in der wir ebenfalls bis zu drei Arbeiter ablegen dürfen. Allerdings sind hier nur die Würfel mit vier, fünf und sechs Augen erlaubt. Für jeden hier platzierten Würfel bekommen wir eine Metallressource. Platzieren wir in einem der Bereiche einen Pasch aus zwei gleichen Würfeln, so erhalten wir eine Bonusressource oder Karte. Sollten wir gar drei gleiche Würfel platzieren bekommen wir zwei Extraressourcen oder Karten.

Die letzte mögliche Aktion besteht darin eine unser bereits ausgespielten und gebauten Gebäudekarten zu aktivieren. Die Gebäude haben unten immer eine Fähigkeit aufgedruckt, die uns vor einem Pfeil zeigt, was wir bezahlen müssen und dahinter, was wir dafür bekommen. Einige Karten verfügen außerdem über weitere Felder auf denen wir Arbeiter einsetzen können. Wichtig ist, dass wir jede Karte nur einmal in der Phase benutzen dürfen. Um das anzuzeigen können die Karten ein Stück nach oben oder unten geschoben werden. Wir können aber beliebig viele unserer Gebäude in einer Phase benutzen. Viele der Gebäude erzeugen auf die ein oder andere Weise Waren, die ja einen Spielendeauslöser darstellen. Erhalten wir eine Ware, so platzieren wir diese immer auf der jeweiligen Fabrik, die sie hergestellt hat. So können unsere Mitspieler*innen immer erkennen welche Fabrik produziert hat.

Fantastic Factories – Produktion einer Karte / Foto: Spieltroll

Am Ende der Phase, wenn alle Spieler*innen fertig sind, müssen sie noch ihre Handkarten und Ressourcen überprüfen. Zehn Handkarten sind das Maximum und auch mehr als zwölf Ressourcen dürfen nicht behalten werden. Der Startspielermarker wir ebenfalls noch weitergegeben und die nächste Runde beginnt. Sobald jemand zwölf Waren produziert oder den zehnten Bauplan gebaut hat, wird die laufende Reunde zu Ende gespielt und dann noch eine komplette Runde hinten dran gehangen. Danach werden die Punkte gezählt. Viele Fabriken bringen Punkte und auch jede Ware ist einen Punkt wert.

Auf den Solomodus gehe ich im Fazit etwas näher ein.

Das Fazit

Fantastic Factories hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Es ist allerdings kein Spiel das ich in einer großen Runde öfter spielen kann. Bis zu fünf Spieler*innen sind möglich, aber ich finde es gut zu zweit oder dritt. Bei mehr Spielern würde ich eher ein anderes, etwas größeres Spiel bevorzugen. 45-60 Minten Spielzeit für eine große Runde sind für das, was Fantastic Factories bietet für mich ein wenig zuviel des Guten. Partien mit zwei oder drei Spielern sind etwas schneller absolviert. Das mutet zwar seltsam an, da die zweite Phase ja komplett parallel gespielt wird, aber Phase eins dauert dann doch auch ein wenig und die Überprüfung mancher Aktion kann ebenfalls dauern.

Fantastic Factories – diverse Fabriken / Foto: Spieltroll

Ebenfalls eine Empfehlung würde ich Fantastic Factories für seinen guten Solomodus geben, denn diser ist Kinderleicht zu bedienen und macht Spaß, weil er herausfordernd ist. Unser künstlicher Gegenspieler sammelt stets Karten aus der Auslage und diese werden je nach Sorte auf Stapeln gesammelt. Außerdem wir zu Beginn seines Zuges mit fünf farbigen Würfeln gewürfelt. Von jeder Farbe einer. Dann wird der grüne Würfel für die Marktphase benutzt, wobei die Ergebnisse eins bis vier jeweils für den entsprechenden Bauplan in der Reihe von links zählt. Bei fünf und sechs wird eine Karte vom verdeckten Stapel gezogen und die Auslage der Unternehmer und Baupläne abgeräumt. In der Arbeiterphase wird dann jeder Farbwürfel mit dem entsprechend farbigen Stapel verglichen. Ist die Zahl kleiner oder gleich der Anzahl, so wird eine Ware produziert usw. Das Spielende kommt wie gewohnt und unser künstlicher Freund (Die Maschine genannt) erhält einen Punkt für jede Ware und Karte in seiner Auslage. That´s it. Schnell und unkompliziert und von daher ein sehr guter Solomodus wie ich finde.

Insgesamt, wie gesagt, gefällt mir das Spiel ausgesprochen gut mit niedrigen Spielerzahlen. Es ist wirklich einfach erklärbar, schreckt aufgrund der Optik irgendwie auch keinen ab. Alles ist supergroß auf allen Bestandteilen abgebildet, so dass alles einfach verständlich wirkt. Das Spielprinzip funktioniert ziemlich gut. Insgesamt lässt es sich vom Schwierigkeitsgrad mit Little Town gleichsetzen. Das kam mir des öfteren beim Spielen in den Sinn, auch wenn es sehr unterschiedliche Spiele sind.

Fantastic Factories – Ressourcenmarker / Foto: Spieltroll

Zum Schluß muss ich noch auf das Material zu sprechen kommen, welches absolut hervorragend ist. Die Würfel sind bunt und passen gut zur Optik des Spiels. Alles ist mit Hochglanz aufbereitet und es gibt Marker im Überfluß. Das Insert der Schachtel ist ebenfalls absolut vorbildlich. Hier passt das Gesamtpaket der Produktion bis ins letzte Detail und auch die Anleitung ist hervorragend geschrieben und mit Beispielen und Bildern versorgt. Absolut nichts zu beanstanden.

Fantastic Factories ist ein nettes kleines Worker-Placement Spiel mit Würfelarbeitern, das seinen Reiz aus der Kombination von geschicktem Ressorcen Management und Engine Building gewinnt, welches nochmals mit einem Rennen um die zwölf Waren und/oder zehn Fabriken kombiniert wird. Hier muss die richtige Balance gefunden werden, zwischen wertvollen Gebäuden und einem zügigen Fortschritt. Strohmann Games haben mich mit diesem Spiel erneut überrascht und ein schönes Spiel auf den deutschen Markt geholt. Bitte weiter so.


  • Verlag: Strohmann Games
  • Autor(en): Joseph Z Chen, Justin Faulkner
  • Illustrator(en): Joseph Z Chen
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 5
  • Dauer: 45 – 60 Minuten

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