Planet Unknown – Terraforming Tetris

Planet Unknown

Ich wusste im Vorfeld ja bereits, dass ich es schwierig haben dürfte dieses Spiel an meiner Frau vorbei auf unseren Spieltisch zu bekommen. Sie findet nämlich nahezu alles was mit Science Fiction und Raumschiffen zu tun hat eher doof. Von daher habe ich mich im letzten Jahr bereits damit abgefunden, Planet Unknown gar nicht erst auszuprobieren. Dann war es auch ange Zeit überhaupt nicht verfügbar und kam erst kurz vor dem Ende der Frist für das Spiel des Jahres wieder in die Shops. Ich hatte mich schon ein wenig darüber ausgelassen, dass ich eine Nominierung schwierig finden würde, wenn das Spiel nicht zu bekommen wäre. Es wurde dann tatsächlich nominiert für das Kennerspiel 2023 und war auch wieder verfügbar, also alles Schnee von gestern. Ich habe das Spiel gekauft und darauf gehofft, dass meine Frau es zumindest mal mit mir ausprobiert, denn eigentlich mag sie solche Spiele. Wenn das Thema nur nicht wäre. Egal nun haben wir es gespielt und das sogar ziemlich ausgiebig. Was ich davon hale erfahrt ihr nun hier, falls ihr weiterlesen wollt…

Worum geht es?

Die Spieler*innen schlüpfen in die Rollen von Konzernen, die die Aufagbe haben, neue Planeten zu besiedeln, um der Menschheit ein neues zu Hause zu sichern, denn wie wir nunmal so sind haben wir die Erde kaputtgekriegt und suchen uns nun den nächsten Planeten zur Zerstörung. Eigentlich ein trauriges Thema, wenn es nicht für das Spiel komplett egal wäre. Es muss nicht der Weltraum sein, sondern es könnten auch die umliegenden Felder eines Dorfes sein. Das Thema ist wirklich egal. Hier geht es nur um die Mechaniken des Spiels und wir müssen versuchen unseren Planeten so effektiv wie möglich mit Plättchen vollzupacken, um am Ende die meisten Punkte aufzuweisen. Punkte bekommen wir derweil nicht nur für das Füllen der Planetenoberfläche sondern auch für das Voranschreiten auf diversen Leisten, die für die bestimmten Bereiche unseres Ausbaus stehen.

Planet Unknown: S.U.S.A.N. der Kuchenteller / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Der Spielaufbau von Planet Unknown ist eigentlich relativ schnell abgehakt, falls ihr das Spiel nicht irgendwo mithingenommen und den Inhalt nicht irgendwie gegen das Verrutschen gesichert habt. Dann dauert das Einsortierren der Polyominos in den Kuchenteller ein wenig länger. Aber von Anfang an. Zentrales Element des Spiels ist ein drehbarer Plastikbehälter in dem alle Plättchen in ihren verschiedenen Formen aufbewahrt werden. Dieser „Kuchenteller“ besteht aus einem inneren und einem äußeren Ring. Der innere Ring kann individuell herausgenommen und ausgerichtet werden. Es entstehen einzelne Sektoren, die aus zwei Sorten Plättchen bestehen. Ein größeres im äußeren Ring und ein kleineres im inneren. Ist ein*e Spieler*in an der Reihe, so wird der Teller auf die gewünschte Position gedreht und alle am Tisch nehmen ein Teil aus ihrem Segment. Das führt dazu, dass alle Spieler*innen immer involviert sind und etwas zu tun haben.

Planet Unknown – Ein Segment von S.U.S.A.N. / Foto: Spieltroll

Nun wisst ihr schonmal, wie die Spieler*innen an die Plättchen kommen. Der Rest des Spiels ist ebenfalls ganz einfach erklärt. Alle haben einen eigenen Spielbereich, der aus einem Planetentableau und einem Konzerntableau besteht, die nebeneinandergelegt werden. Auf dem Planetentableau ist ein Planet mit einem darüberliegenden Raster zu sehen. Durch das Raster ergeben sich Reihen und Spalten in verschiedenen Längen. Unsere Aufgabe ist es dieses Raster zu füllen und dafür erhalten wir Punkte. Längere Reihen und Spalten bringen mehr Punkte als kürzere. In der Grundversion sind alle Planeten gleich und zeigen eine braune Oberfläche nur einige blaue Eisfelder durchziehen die Oberfläche. Auf jedem Planeten sind außerdem sechs Landefelder für Rettungskapseln zu sehen auf denen hellblaue Spielsteine aufgestellt werden. Die Spieler*innen können diese im Verlauf des Spiels mit ihren Rovern einsammeln und dafür zusätzliche Punkte erhalten. Rover werdet ihr euch fragen? Ja, Rover. Kleine Fahrzeuge die ihr im Verlauf auf dem Planeten absetzen könnt und die für euch die Kapseln und Meteoritenreste einsammeln, die ihr ebenfalls in Punkte umsetzen könnt.

Planet Unknown: Spieler*innenauslage mit Planeten- und Konzerntableau / Foto: Spieltroll

Damit wäre das Grundspiel auch schon fast aufgebaut. Das andere Material wie die schon erwähnten Meteoriten und Bonusplättchen werden in die Mitte für alle griffbereit gelegt. Wer beginnt erhält den Kommandomarker und nun müssen noch Bevölkerungskarten vorbereitet werden. Diese gibt es in vier Stufen und es werden Stapel aus Karten gebildet, in denen immer eine Karte mehr als Mitspieler*innen sein müssen. Zu guter letzt gibt es noch Zielkarten, die gemischt werden und je eine zwischen zwei Spieler*innen gelegt wird. Im Spiel zu zweit werden drei Ziele zwischen beide gelegt.

Planet Unknown: Nachbarschaftszielkarten / Foto: Spieltroll

Schauen wir uns noch kurz das Konzerntableau an, welches verschiedene Bereiche zeigt. Ganz oben gibt es eine Ablage für die eingesammelten Rettungskapseln und Meteore. Darunter kommen die fünf Leisten auf denen wir uns nach oben bewegen und darunter ein Bereich für die Rover. Die ganz rechte Leiste schaltet noch Fähigkeiten frei, die rechts neben den Leisten erklärt werden.

Planet Unknown: Leisten und Fähigkeiten / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf ist dann wie beschrieben ganz simpel. Der Kommandeur dreht den Teller in eine gewünschte Position. Wichtig ist nur, dass der Teller gedreht werden muss und nicht an Ort und Stelle verharren darf. Alle wählen eins der zwei möglichen Teile und bauen es auf ihrem Planeten ein. Daraus folgen weitere Handlungen auf die ich nachfolgend eingehen werde. Dann ist der Zug vorbei und der Kammandeurmarker wandert an den oder die nächste Spieler*in.

Ihr könnt es euch wahrscheinlich denken, aber die Bauregeln sind wie üblich so, das das erste Teil irgendwo am Rand des Planeten platziert werden muss, alle weiteren Teile müssen angrenzend angelegt werden. Teile dürfen nicht über den Rand hinausgehen oder überlappend abgelegt werden. Sollte ein Plättchen auf einen Rover oder eine Kapsel gelegt werden, so werden diese zerstört und aus dem Spiel genommen.

Planet Unknown – Das erste Plättchen im Raster / Foto: Spieltroll

Warum tun wir das alles und wie machen wir Punkte? Auf den Plättchen sind immer zwei Landschaftsarten zu sehen, die aus einer Kombination von sechs unterschiedlichen Landschaften bestehen. Auf jeder dieser Landschaften ist immer ein Symbol der entsprechenden Ressource zu sehen. Wasser, Bevölkerung, Biomasse, Rover, Technologie und Energie. Für die ersten fünf gibt es korrespondierende Leisten auf unserem Konzerntableau und all diese Ressourcen funktionieren im Prinzip gleich. Wir legen sie auf den Planeten und erhalten in beiden Kategorien einen Schritt auf der entsprechenden Leiste. Nur Wasser und Energie funktionieren ein wenig anders. Wo wir ein Plättchen platzieren ist im Prinzip egal, wir müssen nicht darauf achten das gleiche Arten nebeneinander liegen. Das kann ein Ziel sein, aber wir dürfen immer alles überall anlegen. Wir dürfen auch Wasserressourcen überall platzieren erhalten dann aber leider keinen Schritt auf der Leiste. Platzieren wir zumindest ein Feld des Plättchen auf einem Eisfeld, so erhalten wir auch einen entsprechenden Wasserschritt auf der Leiste. Es ist also ein wenig schwieriger hier voranzukommen. Die zweite Ressource, die anders funktioniert ist Energie und bei ihr kommt es auch nur bedingt auf die Platzierung an, denn bei Energie habe ich die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten. Entweder nehme ich einen Schritt auf der Leiste der Ressource, die mit auf dem Plättchen ist oder aber ich schaue mir die Fläche des soeben gelegten Energiebereichs an und erhalte einen Schritt auf einer Leiste meienr Wahl, dessen Bereich an die Energiefläche angrenzt. Die Fläche kann dabei auch über mehrere Plättchen gehen und sämtliche benachbarten Bereiche werden herangezogen.

Planet Unknown – Unterschiedliche Symbole auf unterschiedlichen Leisten / Foto: Spieltroll

Wir finden übrigens nicht nur Landschaften und Ressourcensymbole auf den Plättchen. Auch Meteoritensymbole tauchen hier auf. Wenn wir ein Plättchen mit Meteorit auf unserem Planeten einsetzen, so legen wir einen Metoritenstein auf das Feld. Meteoriten können durch Rover eingesammelt werden und werden dann eventuell in Punkte umgewandelt. Sollten wir sie aber nicht einsammeln, so verderben sie uns die Punktefreuden, denn in jeder Reihe und Spalte in der noch ein Meteorit liegt, erhalten wir keine Punkte.

Die Schritte auf den Leisten lösen dann ihrerseits eventuell wieder neue Dinge aus. Auf allen Leisten gibt es Jokerfelder, die sobald ich darauf ziehe, es mir erlauben auf einer beliebigen Leiste einen weiteren Schritt zu gehen. Auch gibt es Punktefelder, die markieren ab wann ich welche Punkte auf welcher Leiste verdient habe. Dann hat jede Leiste aber auch noch ihre Besonderheiten. Bevölkerung und vier bestimmte Stufenfelder. Sobald ich eines erreiche, darf ich mir den entsprechenden Kartenstapel nehmen und eine Karte daraus aussuchen, die mir ab dann einen Vorteil bietet. Auf der Wasserleiste gibt es keine besonderen Felder. Hier ist lediglich das Endfeld der Leiste doppelt soviele Punkte wert, wie bei den anderen Leisten. Auf der Biomasseleiste finden wir Sondefelder für Bonusplättchen. Dabei hendelt es sich um Biomasse, die genau ein Feld auf dem Planeten abdecken kann. Ideal für kleine Lücken. Auf der Roverleiste finden wir zwei unterschiedliche Arten Felder. Es gibt Felder zum Einsetzen der Rover. Erreichen wir ein solches Feld setzen wir den Rover auf einem Feld des gerade gelegten Plättchens ein. Die anderen Felder zeigen Zahlen und zeigen uns so an, um wieviele Felder wir die Rover bewegen dürfen. Sollte ein Rover über einen Meteor oder eine Kapsel fahren, wird sie eingesammelt. Zuletzt gibt es noch auf der Technologieleiste Fähigkeiten, die wir freischalten können. So ist zum Beispiel die erste Stufe auf dem Standardplaneten, die Fähigkeit nicht mehr angrenzend anlegen zu müssen, was sehr hilfreich sein kann.

Planet Unknown – Arashi einer der fortgeschrittenen Planeten / Foto: Spieltroll

Wer mit der Standardversion nicht mehr genügend Herausforderung findet, kann das Spiel noch individualisieren. Auf den Rückseiten der Standardplanetentabeaus befinden sich sechs unterschiedliche Planeten, die alle anders aussehen und andere Sonderregeln mitbringen. Darüber hinaus sind auch die Konzerne auf den Rückseiten asymetrisch und verfügen über unterschiedliche Leisten, Fähigkeiten durch den Technologiebaum und auch die Anzahl der Rover kann unterschiedlich sein. Wer noch mehr Abwechslung möchte kann Ereigniskarten mitaufnehmen und auch der Solomodus funktioniert über eigene Ziele sehr gut. Hier ist also jede Menge Steigerungspotential in der großen Schachtel.

Das Fazit

Was für ein Kracher. Die Box ist wirklich prall gefüllt, die ganzen Tableaus und der große Plättchenteller nehmen schonmal einen Großteil des Raums ein, da scheint es kaum verwunderlich, das für ein Insert kein Platz mehr übrig war. Das ist mein erster kleiner Kritikpunkt mal ganz am Anfang. Die Schachtel sieht irgendwie immer unordentlich aus und wenn ich das Spiel transportiere hüpfen ständig Teile aus dem Teller und fliegen in der großen Schachtel herum. Da hätte vielleicht bei so einem Spiel nicht gespart werden dürfen.

Planet Unknown – Alternatives Konzerntableau / Foto: Spieltroll

Aber wenn ich schon so anfange, dann ahnt ihr es schon, dass das Spiel ansonsten ziemlich gut sein muß und ja, dass kann ich nicht verhehlen. Das Spiel hat eine Menge Potential ein langjähriger Klassiker zu werden. Die Legemechaniken sind jetzt nicht unbedingt bahnbrechend neu, aber sie funktionieren in Verbindung mit den Leisten sehr gut. Das größte Plus von Planet Unknown ist sicherlich der Kuchenteller und die daraus resultierende gleichzeitige Spielweise. Alle spielen parallel und bauen an ihrem eigenen Planeten herum. Niemand muss lange warten. Natürlich kann es vorkommen das der eine oder die andere mal etwas länger braucht, weil das Teil gerade überhaupt nicht passt oder generell überanalysiert wird. Ihr merkt es aber auch schon, die größte Stärke ist für andere wahrscheinlcih auch wieder die größte Schwäche. Ich muss es nämlich schon mögen hier ganz allein vor mich hin zu werkeln. Interaktion gibt es faktisch nicht. Sie beschränkt sich nur auf ein paar wenige indirekte Dinge. Ich kann natürlich den Teller so drehen, das jemand nur Teile bekommt, die ihm nicht gefallen, aber wer macht das schon. Meistens habe ich einfach keine Zeit mich mit den Tableaus der anderen zu beschäftigen. So bleiben lediglich die Nachbarschaftsziele um die wir kunkurrieren. Allerdings haben sich diese in unseren Partien immer als ein wenig zu nebensächlich herausgestellt. Sie können Zünglein an der Waage sein, aber im Vergleich zum Rest bringen sie eher wenig Punkte. Die Ziele lasssen sich in den ersten Partien übrigens auch gut weglassen um etwas weniger kennerspieltaugliche Mitspielende leichter an der Stange zu halten.

Planet Unknown – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Der ganze Rest ist mehr als solide und machte den Spielenden in unseren Runden immer Spaß. Selbst meiner Frau, die sobald sie Raumschiffe sieht eigentlich direkt umdreht, machte das alles gar nichts aus. Das Spiel zieht einfach in seinen Bann und da hatte die Jury mit ihrer Einschätzung komplett recht. Wer das sieht will sofort mitspielen.

Für mich ist Planet Unknown ein gutes Spiel, allerdings ist es auch nicht überragend. Es bleibt ein sehr teures Plättchenlegespiel mit viel Material und einer doch recht simplen Mechanik. Hinzu gesellen sich für mich ein paar unnötige Produktionsschwächen. Eine ist sogar ziemlich nervig. Der Teller, so cool er auch ist, ist im Außenbereich durchsichtig und fällt in einer Rundung nach außen hin ab. Der innere Bereich aber besteht aus grauem Plastik und ist, weil höher, schlecht einsehbar. Nach einiger Spielzeit und abnehmender Plättchenanzahl, verschwinden die Restplättchen komplett in den Fächern und können nicht mehr gut gesehen werden. Warum dieser Ring nicht durchsichtig ist, verstehe wer will. Ist auf jeden Fall ein Manko das beim Spielen an einem normalen Tisch auffallen müsste. Die Anleitung ist zudem zwar gut bebildert, aber leider nicht gut gegliedert. Ansonsten gibt es hier nichts zu beanstanden und ich muss sagen das mir Planet Unknown gut gefällt und ich jederzeit eine Partie mitspielen würde. In den Spielrunden kam es überwiegend gut an, auch wenn die weiteren Planeten unterschiedlich gut zu handhaben sind und damit ein bißchen unausgewogen scheinen, kann ich Planet Unknown für Plättchenliebhaber*innen und Vielspieler*innen nur empfehlen.


  • Verlag: Strohmann Games
  • Autor(en): Ryan Lambert, Adam Rehberg
  • Illustrator(en): Yoma
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler*innen
  • Dauer: 60 – 80 Minuten

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