Als im letzten Frühjahr Trismegistus in der Spieleschmiede angekündigt wurde, war ich zunächst überhaupt nicht angetan von dem Projekt. Rein optisch sprach es mich überhaupt nicht an. Thematisch fand ich es allerdings ganz interessant und von Daniele Tascini ist man ja auch gute Spiele gewohnt. Ich habe es unterstützt und hielt zur Messe in Essen auch mein Exemplar in der Hand. Oder vielmehr legte ich es schnell irgendwo ab – man war der Karton schwer. Hatte ich nicht erwartet, denn eigentlich hat er eine Standardgröße, ist aber prall gefüllt mit schweren Dingen. Trismegistus beschäftigt sich mit Alchemie und verpackt den chemischen Vorgang in ein Spiel, indem die Spieler Materialien in andere, höherwertige umwandeln um damit magische Formeln zu entdecken und Tränke zu brauen. Leider habe ich eine ganze Weile gebraucht, um diesen Brocken für Experten auf den Tisch zu bekommen. Warum das zum Teil recht schwierig war erzähle ich in meiner Review.
Worum geht es ?
In Trismegistus spielen die Spieler namhafte Wissenschaftler die sich mit dem Stein der Weisen beschäftigen und versuchen durch Umwandlung von Materialien letztlich Gold herzustellen. Dazu benutzen sie magische Essenzen und Artefakte, erforschen Formeln, veröffentlichen Abhandlungen und brauen Tränke. Wer nach Ablauf von nur drei Runden, die allerdings sehr ausgedehnt ausfallen, die meisten Punkte erzielen konnte gewinnt Trismegistus.
Wie läuft das ab ?
So einfach wie sich das „Was“ wir da spielen auch anhört, das „Wie“ ist ein wenig komplexer und ich werde es nur anreißen können, denn Trismegistus ist ein Biest von einem Spiel und der Teufel steckt im Detail. Vorweg muss leider schonmal gesagt werden, dass die Anleitung von Trismegistus eine Katastrophe ist, die, wie sich inzwischen schon herausgestellt hat, an manchen Stellen auch nicht akkurat und korrekt übersetzt worden ist. Das macht einige Stellen schwierig nachvollziehbar und manchmal sogar gänzlich unverständlich. Dazu aber im Fazit mehr.
Das Spiel erfordert einen großen Aufwand beim Aufbau und die Anleitung gibt einen über 20-teiligen Punkteplan zum Aufbau an, dem man folgen sollte, um nicht irgendwas zu vergessen. Der Spielplan ist recht groß und dient nur als Ablageort und Punktezähler. Er hätte aber auch nicht wahnsinnig viel kleiner sein dürfen, damit die Vielzahl an Spielmaterial die es gibt dort auch noch abgelegt werden kann. Zusätzlich zu diesem Spielplan bekommt jeder Spieler noch ein großformatiges Tableau mit Vertiefungen für Spielsteine und Aussparungen für Plättchen. Jeder Spieler benötigt also ebenfalls einiges an Tischkapazität, denn Rund um das Tableau werden noch Karten und Plättchen angelegt. Damit ist Trismegistus ein weiteres Platzmonster. Zu zweit konnten wir es bei uns aber gut spielen.
Ein kleiner Überblick über das Spielmaterial und wo es bei Spielbeginn hingehört. Auf dem Spielplan hat alles seinen Platz. Es gibt eine umläufige Punkteleiste, auf der große Runde Scheiben in Spielerfarbe platziert werden. Den meisten Platz benötigen die fünf aufgeschlagenen Bücher in denen zu Spielbeginn jeweils eine Projektkarte der Stufe eins ausgelegt wird, später wird auch die zweite Seite eines jeden buches belegt sein. Zwischen den Büchern gibt es sechs aufgedruckte Schalen mit alchemistischen Symbolen. Auf diese werden die „Materialwürfel“ gelegt, die zu Spielbeginn gewürfelt werden und je nach Symbol das sie zeigen auf die entsprechende Schale platziert werden. Die Würfel haben dabei drei Farben, die zunächst bei der Aufteilung aber keine Rolle spielen. Oberhalb der Bücher finden sich weitere Symbole und hier werden kleine Häufchen mit Markern bzw. den gelben durchsichtigen Materialwürfelchen ausgelgt. Bei den Markern handelt es sich einerseit um die drei Essenzen und andererseits um Marker für spezielle Fähigkeiten. Im unteren Bereich des Spielplans befindet sich noch der Artefaktbereich, in dem immer sechs Artefaktplättchen ausliegen. Zu beachten ist dabei, das es auch hier drei farbig gekennzeichnete Bereiche gibt. Die andere untere Hälfte wird von einer großen Essenztabelle ausgefüllt, auf der zu Beginn in jeder Reihe jeder Spieler eine kleine Scheibe seiner Farbe platziert. Wann immer die Spieler im Spiel eine Essenz benutzen, wird ihre Scheibe bei der entsprechenden Essenz ein Feld nach vorn geschoben. Zu all dem gesellen sich noch Ablagen für Kartenstapel und eine kleine Zugreihenfolgetabelle.
Jede Menge geht da vor sich auf dem zentralen Spielbrett, aber das eigentliche Spiel findet auf den Spielertableaus statt, die selbst wie kleine Spielbretter anmuten. Zunächst sei erwähnt das jedes der fünf Tableaus einem anderen Wissenschaftler gehört und sie alle ein wenig unterschiedlich sind. Auf den Spielertableaus geht ebenfalls jede Menge ab und auch hier reiße ich erstmal nur alles an. Zentrales Element ist der untere Bereich indem alle Materialien des Spiels in Kreisen und Quadraten mit unterschiedlichen Farben und Symbolen dargestellt sind. Es wirkt wie eine chemische Apparatur. Alle diese Felder sind mit farbigen Linien und Pfeilen verbunden. Mittig darüber befindet sich der „Stein des Weisen-Bereich“, wo die Spieler ihre Formelsteine, die zu Beginn des Spiels oben am Rand des Tableaus in farbigen Vertiefungen liegen, einsetzen können. Wann immer man hier eine Zeile oder Spalte mit Formelsteinen voll belegt hat, erhält man den oder die aufgedruckten Boni an den Seiten. Diese sind auf allen Tableaus verschieden. Dann gibt es noch Wabenfelder auf dem Tableau auf denen man seine genommenen Würfel platziert, sobald in den drei grünen Waben Würfel liegen ist eine runde für den jeweiligen Spieler vorbei. Im Laufe des Spiels legen die Spieler oben unter die Formelsteine noch ihre fertigen Experimente ab, deshalb sind die Bereiche farbig gekennzeichnet. In die Vertiefungen im unteren Bereich können die Spieler Artefaktplättchen platzieren, die wann immer man später über eine der Linien eine Transmutation ausführt, einmal pro Runde die abgebildeten Boni bringen.
Jetzt habe ich jede Menge angerissen ohne zu konkret zu werden, aber ich hoffe der Spielablauf lässt es klarer erscheinen. Die Spieler wählen wenn sie an der Reihe sind als erstes einen Würfel aus einer der Schalen, wenn sie keinen auf ihren blauen Waben liegen haben. In jeder der Schalen können zu Beginn nicht mehr als fünf Würfel liegen. Die Spieler wählen einen Würfel aus, dabei sind für sie viele Dinge entscheidend. Zum einen ist es wichtig wieviele Würfel sich in der Schale befinden aus der der Würfel genommen wird. Das ist entscheidend für seine Macht. Befinden sich zum Beispiel vier Würfel in der Schale wenn ich einen herausnehme, so lege ich ihn auf das vierte Feld meiner blauen Wabenleiste und seine Macht reicht für vier Aktionpunkte aus. Das entscheidet also darüber wieviele und welche Aktionen ich im Verlauf meines Zuges machen kann. Dann ist natürlich das Symbol das er zeigt relevant, denn es gibt an, welches Metall ich bekommen kann. Als drittes ist noch die Farbe des Würfels von Bedeutung, denn falls ich mit ihm transformieren möchte, so kann ich das nur über die entsprechenden farbigen Linien auf meinem Tableau tun. Die Wahl des Würfels will also gut überlegt sein.
Hat man einen Würfel auf den blauen Waben, so kann man in der Runde auch Aktionen ausführen. Für jeden Punkt den man ausgeben möchte kann man zum Beispiel ein Material des Typs bekommen, das der Würfel anzeigt. Material bedeutet, dass man sich zwei von den gelben Würfelchen nimmt und auf dem entsprechenden Feld seines Tableaus ablegt. Wichtig ist, das man zwischen Rohmaterial und verarbeitetem Material unterscheidet. Rohmaterial kommt immer auf die runden Felder und das bekommt man durch diese Aktion. Auf den quadratischen Feldern ist es verarbeitet. Man kann für seine Machtpunkte auch Essenzen erwerben, denn die braucht man zum Transmutieren. Welche Essenz man für welches Material bekommt ist neben den Schalen angegeben. Insgesamt gibt es vier verschiedene und eine von ihnen ist Quecksilber. Quecksilber ist in Trismegistus sowohl ein Rohmaterial, als auch eine Essenz. Man kann natürlich auch Machtpunkte ausgeben um ein Metall zu transmutieren. Für jeden Materialwürfel den man bei einer einzelnen Tranmutation transmutieren möchte bezahlt man einen Punkt und bewegt den Würfel dann über eine der Linien auf seinm Tableau. Dabei muss man eine Essenz pro Würfel bezahlen und darf nur farbig entsprechenden Transmutationen vornehmen, die zur Farbe des Würfels passen.
Bei einer solchen Transmutation muss man noch weitere Dinge beachten. Für jede Essenz die man bezahlt hat, muß man auf der Essenztabelle seine Scheiben weiter vorrücken. Außerdem kann man eines seiner Artefakte benutzen, wenn der Transmutationspfad an ihm vorbeigeführt wird. Das alles kann für zusätzliche Boni sorgen. Neue Artefakte zu erwerben ist ebenfalls eine mögliche Aktionsmöglichkeit ist aber mit drei Machtpunkten auch recht teuer. Außerdem werden Artefakte verbraucht und müssen umgedreht werden, wenn man sie benutzen möchte. Für einen Machtpunkt kann man eines von ihnen auch wieder reaktivieren.
Zu guter letzt ist es für Machtpunkte auch noch möglich Experimentkarten vom Spielbrett zu erwerben. Diese Experimente benötigen eine bestimmte Kombination von Metallen, mit denen man wenn man sie bezahlen kann ein Experiment abschließt um Siegpunkte und Boni zu erhalten. Abgeschlossene Elemente weden oben unter den entsprechenden farbigen Bereich geschoben, wo die Formelplättchen liegen. Für das jeweils erste Experiment das man dort ablegt, erschließt man eine Formel und darf sie in seinen „Stein des Weisen-Bereich“ legen, wo man letztlich weitere Boni generiert. Zusätzlich bringt das Formelplättchen auch schon einen Bonus.
Eines der wichtigsten Dinge im Spiel ist es aber auf den Zug der Mitspieler reagieren zu können, solange man noch aktivierte Blitzmarker hat, dann darf man nämlich den Würfel des Gegners benutzen, um ein Material, eine Essenz oder eine entsprechende Transmutation zu bekommen.
So läuft grob das ganze Spiel ab, man transmutiert vor sich hin und versucht überall die besten Boni herauszukitzeln um überall möglichst weit voran zu kommen und viele Experimente abzuschließen, denn diese bringen viele Punkte. Auch das Erreichen der letzten Felder der Essenztabelle bringt viele Punkte ein. Die Spieler spielen solange in der Runde weiter, bis alle von ihnen drei Würfel in den grünen Waben liegen haben. Danach wird eine neue Runde vorbereite, indem neue (bessere) Experiment und neue Artefakte aufgedeck werden. Am Schluß gewinnt dann der Spieler, der für all das die meisten Punkte erhalten hat.
Viel mehr in Detail kann und will ich hier gar nicht gehen, denn da gibt es noch soviele kleine Stellschrauben und Systeme, die Trsimegistus zu einem wirlich komplexen Spiel für Experten machen.
Das Fazit
Oh mein Gott! Sich durch dieses Anleitung zu kämpfen ist ein wahrer Krampf. In der Regel läuft das bei uns zu Hause so ab, dass ich mir die Anleitung durchlese und meiner Frau dann das Spiel erkläre. Die Anleiung von Trismegistus habe ich dreimal gelesen und habe gewisse Dinge immer noch nicht verstanden. Bis wir sie dann gemeinsam durchgearbeitet haben beim ersten Spiel. Wenn man Trismegistus dann erstmal spielt, läuft es ganz gut von der Hand und vieles flutscht plötzlich ganz gut. Aber die Anleitung… man, die ist wirklich katastrophal! Nicht nur das, wie sich inzwischen rausgestellt hat ist die deutsche Anleitung zum Teil auch noch falsch übersetzt, was es umso schwieriger macht manche Dinge zu verstehen. Insgesamt kein guter Job an dieser Stelle.
Das Design von Trismegistus trägt in der Tat auch nciht dazu bei, dass Spiel für die Spieler einfacher zu machen. Die natürlich korrekten alchemistischen Symbole sehen sich zum verwechseln ähnlich, so dass es nicht immer einfach ist sie auseinander zu halten. Das ganze Spiel ist mir irgendwie zu eintönig von den Farben und wirkt noch recht altbacken und prototypig, wenn man das so sagen kann.
Ist Trismegistuns bei all diesen negativen Worten nun also ein schlechtes Spiel? Mitnichten! Trismegistus ist sogar ein hervorragendes Expertenspiel, das noch soviel besser sein könnte, wenn man all diese Kritikpunkte ausräumen würde. Rein spielerisch hat es uns extrem gut gefallen und nachdem man sich erstmal stundenlang durch die Regeln und den richitgen Aufbau gekämpft hat, wurden wir mit einem total feinen Spiel belohnt, das im Kern nicht länger als 90 Minuten bis zwei Stunden dauert. Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass Trismegistus ein Spiel der Babyschritte ist. Wann immer man am Zug ist, kann man nur eine einzige Aktion machen und die hat im großen Kontext des Spiels auch nur minimale Auswirkungen und wird erst nach den nächsten Schritten, die wiederum sehr kleinteilig ausfallen, zu irgendetwas zählbarem führen.
Dieser Würfel/Farb/Symbol-Mechanismus fühlt sich sehr clever an und führte am Anfang zu einigen Verwirrungen in unseren Köpfen, man muss schon ein wenig weiter vorrausplanen, um zu einem sinnigen Ergebnis zu kommen. Ansonsten wird man immer wieder in kleine Sackgassen laufen und benötigt neue Würfel für andere Essenzen oder andere Transmutationen. Ich kann Transmegistus jedem nur wärmstens empfehlen, der eine sehr intensive Spielerfahrung zum Thema Alchemie haben möchte und sich von den doch gravierenden redaktionellen und optischen Mängeln nicht abschrecken lässt.
- Verlag: Board & Dice, Giant Roc
- Autor(en): Federico Pierlorenzi, Daniele Tascini
- Illustrator(en): Pawel Niziolek, Paulina Wach
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spieleranzahl: 1 – 4
- Dauer: 90 – 120 Minuten
2 Gedanken zu „Trismegistus“