Chocolate Factory (Deluxe Edition) – Süße Versuchung oder knallhartes Business?

Chocolate Factory

Es soll ja Menschen geben, die keine Schokolade mögen. Sind mir aber bisher selten untergekommen. Für alle anderen, die dann auch noch spielebegeistert sind, könnte Chocolate Factory die Erfüllung sein. Ich mag auf jeden Fall Schokolade und habe mir schon vor ein paar Jahren Reviews zur englischen Version angeschaut und habe immer gehofft es auch hier auf dem deutschen Markt zu sehen. Nun ist es soweit und Skellig haben sich der Schokoladenfabrik angenommen und die Deluxe Version hierzulande veröffentlicht. Nun können also auch hier mehr Spieler*innen zu Schokoladenproduzenten werden und dürfen sich eine Woche im Management einer Schokoladenfabrik ausprobieren und das klingt erstmal viel süßer als es ist, denn natürlich ist das Leben eines Schokofabrikanten hart. Rohstoffe müssen zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet und Aufträge der Kaufhäuser wollen erfüllt werden. Knallhartes Business bei dem jedes Produkt und jedes Pfund zählt. Also nicht nur süße Versuchung sondern auch viel wirtschaftliche Planungsarbeit sind in diesem Engine Builder gefragt.

Worum geht es?

Die Spieler*innen sind konkurierende Schokoladenfabrikanten, die um die lukrativsten Aufträge der fünf größten Kaufhäuser buhlen. Von zentraler Bedeutung ist es für sie ihre Schokoladenprdoktion so reibungslos und effizient wie möglich auszuführen und die produzierten Waren natürlich auch an die richtigen Interessenten loszuwerden. Dabei wird in drei Schichten sechs Tage lang produziert und die Spieler*innen müssen in dieser Zeit versuchen ihre Fabrik in dieser kurzen Zeit so gut es geht zu nutzen. Wer am Ende der Woche das meiste Geld erwirtschaftet hat gewinnt.

Chocolate Factory: Spielaufbau Spielauslage / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Chocolate Factory ist ein recht kleinteiliges Spiel, bei dem die Spieler*innen in kleinen Schritten Rohstoffe durch ihre Fabriken schleusen und Schokolade, Bonbons und Pralinen produzieren können. Der Spielaufbau benötigt ein wenig Vrobereitung, denn es gibt zunächt eine zentrale Auslage in Form eines kleinen Spielbretts. In dessen oberen Bereich sich eine Geldleiste befindet auf der die Einnahmen festgehalten werden. Darunter finden wir eine Rundenleiste für die sechs Wochentage, links daneben einen Zugstapel für die Produktionsmaschinen, die in zwei Sets gemischt und dann mit den etwas einfacheren oben auf zuerst ausgelegt werden. Nach drei Tagen kommen die etwas komplexeren Maschinen ins Spiel. Rechts neben der Rundenleiste liegen die kleinen Aufträge in drei Schwierigkeitsgraden, oder vielleicht besser Auftragsvolumen, aus. Zu Beginn erhält jede*r Spieler*in einen von jeder Kategorie. Im unteren Bereich finden sich noch die Schriftzüge der fünf großen Kaufhäuser, die wir in Chocolate Factory beliefern können. Hier werden großformatige Karten ausgelegt, die uns die Aufgaben verraten und auf denen die Spieler*innen ihre Marker der Menge entsprechend voranziehen können. Je mehr sie geliefert haben, desto größer die Belohnung am Ende. Von diesen Karten gibt es insgesamt vier verschiedene Sets, die unterscheidlich schwierige Aufgaben bereitstellen. Über dem Spielbrett werden noch Stapel mit Angestellten gebildet, die wiederum zu den Kaufhäusern passen.

Chocolate Factory: verschiedene Kaufhaus-Aufträge / Foto: Spieltroll

Zusätzlich zu diesem zentralen Bereich erhält ein*e jede*r noch eine Fabrik und sieben Beförderungsplättchen auf denen die Waren durch die Fabrik geschoben werden. Vier Plättchen werden mittig in die Vertiefung des Tableaus gelegt und drei weitere links neben der Fabrik gestapelt. Dazu erhalten ale noch eine Lager- und Kohlebunkerkarte und die Spielmarker in der gewählten Farbe.

Chocolate Factory: Startfabrik für alle Spieler*innen / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf ist in allen sechs Runden gleich. Lediglich die Anzahl der Kohlerohstoffe steigt von Tag zu Tag an. Fünf Phasen werden pro Tag der Reihe nach durchgespielt. Einige Phasen können von allen Spieler*innen gleichzeitig absolviert werden. Los geht es mit der Vorbereitungsphase in der alle ihre Kohle für den Tag erhalten. Kohle muss nicht vollständig ausgegeben werden, sondern kann im Kohlebunker für spätere Tage aufbewahrt werden. Am Montag starten wir mit fünf Kohle und steigern uns dann bis zum Samstag auf zehn. Neben der Kohle wird in dieser Phase auch die Auslage für die Runde erstellt. Hierbei werden durch den oder die Startspieler*in, vom Stapel der Produktionsmaschinen, fünf genommen und je nach Mitspieler*innenanzahl in Auswahlpakete aufgeteilt. So gibt es bei zwei Spieler*innen zwei Pakete, eines mit drei und eins mit zwei Maschinen und bei vier wären es vier Pakete, wobei eines zwei erhalten würde und die anderen drei aus je einer Maschine bestehen. Diese werden offen ausgelegt. In gleicher Weise wird mit den Angestellten der Kaufhäuser verfahren. Hier wird allerdings von jedem Stapel eine Karte genommen. Die Aufteilung in die Pakete ist identisch.

Chocolate Factory: Wochen/Rundenablauf und Aufwertungsreihenfolge / Foto: Spieltroll

Die zweite Phase wird dann nach Spieler*innenreihenfolge gespielt. Der Reihe nach entscheiden die Spieler*innen sich nun für entweder ein Paket Maschinen oder Angestellte. Haben alle eins gewählt, wählen sie nochmal in umgekehrter Reihenfolge je ein zweites Paket. Hast du neue Produktionsmaschinen, so darfst du sie in deine Fabrik einbauen. Bestehende Maschinen dürfen dabei überbaut werden. In jeder Fabrik befinden sich von Anfang an zwei aufgedruckte Maschinen, sowie eine Auslieferungsrutsche. Haben wir Angestellte bekommen, so erhalten wir von diesen entweder ein Geschenk, das wir aus dem Vorrat nehmen, oder wir bekommen einen Vorteil für diesen Tag, den wir benutzen können oder aber wir erhalten eine spezielle Aktion, die wir einmal an diesem Tag einsetzen können.

Phase drei ist dann das Kernstück des Spiels und wird von allen Spielenden gleichzeitig bestritten. Es ist Zeit für die Verarbeitung und hier arbeiten die Mitarbeiter*innen der Fabrik genau drei Schichten. Das wird durch die Beförderungsplättchen, die noch links neben der Fabrik liegen angezeigt. Eine Schicht besteht wiederum aus vier aufeinanderfolgenden Schritten. Zuerst beladen wir ein Plättchen mit einer Kakaobohne, die als Rohstoff frei für uns zur Verfügung stehen. Dann wird das Plättchen befördert, indem wir es nach rechts in unsere Fabrik schieben. Dabei schieben wir rechts ein bestehendes Plättchen heraus. Am Anfang sind diese natürlich leer, aber im Spielverlauf kommen die hergestellten Sachen an dieser Stelle eventuell heraus und können gelagert werden. Nach der Beförderung kommt das Bearbeiten an die Reihe und hier können wir Maschinen benutzen. Diese haben Kosten in Form von Kohle. Die Kohle legen wir zum anzeigen der Benutzung auf die Maschine. Pro Schicht darf jede Maschine nämlich nur einmal benutzt werden. Die Maschine macht nun je nach Typ etwas mit unseren Rohstoffen. Die Startmaschine in unserer Fabrik zum Beispiel verwandelt eine Kakaobohne in Kakaomasse. Wir tauschen also die Bohne gegen Kakaomasse auf dem Beförderungsplättchen aus. Dann wird in Schritt vier die benutze Kohle abgeräumt. In der zweiten Schicht schieben wir wieder eine Kakaobohne von links in die Fabrik, die Kakaomasse auf dem Plättchen von vorher wandert nun an die zweite Position, in der wir mit unserer zweiten Startmaschine die Ware um eine Stufe aufwerten können. Das heißt unsere Kakaomasse wird zu Schokoladenriegeln oder Schokoladenstückchen, je nachdem was wir produzieren wollen usw. Nachdem wir das nun dreimal gemacht haben, wobei wir uns entscheiden können wann wir welche Mschinen benutzen, folgt Phase vier.

Chocolate Factory: Spielsituation zu Beginn des Spiels / Foto: Spieltroll

Wir dürfen Bestellungen erfüllen. Auch diese Phase kann parallel gespielt werden. Alles, was in unserem Lagerraum angekommen ist, können wir benutzen, um Aufträge zu erfüllen. Die kleinen Aufträge der Läden dürfen wir einfach so erfüllen und wir markieren eventuelle erreichte Aufgabenteile mit unseren Markern. Die großen Kaufhausbestellungen dürfen wir nur erfüllen, wenn wir auch einen zum Kaufhaus passenden Angestellten in dieser Runde gewählt haben.

Chocolate Factory: Aufträge von kleinen Läden / Foto: Spieltroll

In Phase fünf wird dann nur noch aufgeräumt. Wir düfen maximal zwei Schokoladenprodukte in unserem Lagerraum mit in die nächste Runde nehmen. Die Beförderungsplättchen werden zurückgelegt und auch die Angestellten werden nun abgelegt. Sollten wir Aufträge erfüllt haben, bekommen wir entsprechenden Ersatz.

Am Ende erhält der- oder diejenige, mit den meisten abgeschlossenen Aufträgen einen 12 Pfund Bonus und die Kaufhausbestellungen werden ausgewertet. Auch Kohle und übriggebliebene Schokolade bringt je ein Pfund. Wer das meiste Geld verdient hat gewinnt Chocolate Factory.

Das Fazit

Ich bin der Meinung, dass Chocolate Factory durch das Thema zwar viele Freunde gewinnen könnte, aber dann doch kein Spiel für jede*n ist. Wie komme ich darauf? Also, das Thema ist zwar da und kommt sogar ein bißchen durch, aber Chocolate Factory ist dann doch ein Wirtschaftsspiel, bei dem es in erster Linie darum geht eine effiziente Fabrik zu führen. Die Engine muss laufen und Ergebnisse liefern, sonst kann ich nicht gewinnen. Hinzu kommt das diese Engine sehr kleinteilig funktioniert und das dürfte für viele eher ein Kritikpunkt sein, denn ähnlich wie bei Trismegistus, nur auf einem viel niedrigeren Komplexitätsniveau, führen wir hier Babyschritte durch, um voranzukommen. Das mögen nicht viele, habe ich über die Jahre festgestellt, und deshalb sollten sich dem alle Interessenten gewar sein. Hier wird kleinteilig geplant und alles hat einen Einfluss auf das Spiel. Die Kohlemenge ist natürlich immer der begrenzende Faktor, aber wer viel verdienen will, kommt um die lukrativen Kaufhausaufträge nicht herum und nicht nur, dass ich hier planen muss, welche Waren hergestellt werden müssen, nein, ich muss auch zu Beginn der Runde Angestellte für die entsprechenden Kaufhäuser draften, um sie überhaupt erfüllen zu können. Was aber ist, wenn ich die nicht bekomme? Dann muss ich meine Taktik anpassen und situativ agieren. Die kleinen Aufträge können auch funktionieren, wenn ich viele erfüllen kann, um den Bonus zu kassieren, aber mit den Kaufhäusern können sie meist nicht mithalten.

Chocolate Factory macht mir Spaß, weil ich das Spielgeschehen auch fordernd finde und mit den minimalen Fortschritten während meiner Schichten gut leben kann. Ich bin zwar nicht besonders gut darin, aber es macht mir Freude die verschiedenen Ressourcen über meine Maschinen aufzuwerten und schlussendlich die mir gestellten Aufgaben zu erfüllen. Auch mit den spontanen Anpassungen, die ich während meiner Züge machen muss, kann ich sehr gut leben. Für mich wertet es das Spiel sogar eher auf. Zeitgenossen, die sich allerdings eine Strategie zurechtlegen und diese gerne erfüllt sehen, sollten einen Bogen um Chocolate Factory machen, denn sie werden nicht glücklich werden. An dieser Stelle ist es dann das bißchen interaktiv, andere würden es zu glücklich nennen, was dem Spiel ansonsten aber vollständig abgeht. Freunden eines interaktiven Spiels sei Chocolate Factory ausdrücklich nicht empfohlen, denn eigentlich spielen wir mit der Ausnahme des Drafts und dem Erfüllen der Aufträge komplett solitär. Auch das macht mir nichts, aber erwähnt muss es werden.

Darüber hinaus muss ich auch noch auf die Spielzeit eingehen. Diese kann in einer Zweierpartie mit Spieler*innen die das Spiel bereits gut kennen doch sehr kurz gehalten werden. Mit Neulingen und Grübler*innen jedoch kann Chocolate Factory zu einem Abwartfestival werden und das ist für mich der größte Minuspunkt. Seltsamerweise wird hier natürlich parallel gespielt und das sollte schon von Haus aus ein Gegenmittel gegen Downtime sein, aber das ist es dann hier eben doch nicht, weil einige ihre Züge schnell absolvieren, denn sie wissen was sie unbedingt produzieren wollen. Andere wiederum grübeln sich zu Tode, ob es nun sinnvoller ist zwei Riegel Schokoladentafelen oder zwei Stückchentafeln zu erstellen.

Chocolate Factory: Holzmaterial / Foto: Spieltroll

Jetzt muss ich natürlich noch über das tolle wertige Material reden das Skellig und Alley Cat hier aufbieten. Das fühlt sich beim spielen einfach gut an. Wir hantieren sehr viel mit den einzelnen Schokoladenfabrikaten und tauschen sie hin und her, da ist es befriedigend, wenn die Erfahrung haptisch mithalten kann. Selbst die Pappteile für die Maschinen sind in dieser Version sehr dick und wertig. Leider fallen die Karten etwas ab, das ist aber zu verschmerzen. Generell wertet das alles das Spiel eh nur noch ein wenig auf, für mich ist die Chocolate Factory eh ein gelungenes Spiel und ich würde es mit den obengenannten Einschränkungen empfehlen. Hier müsst ihr entscheiden, ob euch solche Dinge stören, oder ob ihr esmögt. Ich mag das.


  • Verlag: Skellig Games
  • Autor(en): David Digby, Matthew Dunstan, Brett J. Gilbert
  • Illustrator(en): Denis Martynets, Paweł Niziołek, Andreas Resch
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 45 – 90 Minuten

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