Klassiker – Alhambra

Heute soll es um einen Klassiker gehen, der mich schon seit seines Erscheinens begleitet und mich auch heute immer noch zu Jubelstürmen veranlasst. In meiner aktuellen Top 100 kommt Alhambra, oder wie es zeitweise mal hieß, Der Plast der Alhambra, immer noch auf einen respektablen dreißigsten Platz. Für ein Spiel, das aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, ist das doch eine ganz beachtliche Platzierung. Dirk Henn, der Autor von Alhambra, hat einen zeitlosen Klassiker geschaffen, dessen Mechanik auch heute noch sehr gut funktioniert. Was viele aber gar nicht wissen, ist die Tatsache, dass die Mechanik sogar noch viel älter ist. Dirk Henn experimentierte schon sehr viel früher mit der Mechanik herum und schuf davor sogar noch zwei andere Spiele, die sich dieser Mechanik bedienten, bevor ihm und dem Verlag Queen Games der große Wurf mit Alhambra gelang. Bis heute erscheinen weitere Versionen und Erweiterungen für den Klassiker der im Jahr 2003 zum Spiel des Jahres ausgezeichnet wurde.

Die Geschichte von Alhambra beginnt in den frühen 90er Jahren. Der noch recht unbekannte Spieleautor Dirk Henn entwickelt ein Kartenspiel mit dem Namen Al Capone. Das Spiel veröffentlicht er zusammen mit seiner Frau Barbara in ihrem kleinen Eigenverlag. Sie fertigen die Spiele von Hand bei Bestellung und betreiben diesen Kleinstverlag noch ziemlich lang. Selbst als ihre Spiele bereits bei anderen Verlagen veröffentlicht wurden, hielten sie ihn aufrecht. Der Name des Verlages: db-Verlag (Dirk-Barbara). In diesem Verlag veröffentlicht er zunächst einige Spiele. Neben Al Capone (1992) sind das auch Carat (1993), Premiere (1996) und Iron Horse (1997), welche allesamt später bei Queen Games unter neuen Namen wiederveröffentlicht werden und wesentlich dazu beitragen, dass sich Queen Games zu einem erfolgreichen Verlag entwickeln.

Al Capone ist die erste Version von Alhambra und die Ähnlichkeiten sind schon ziemlich frappierend. Die Spieler benutzen Einflußkarten, um von den örtlichen Geschäften Güter zu ergattern. Sie stellen Mafiosi dar, die ihren Einfluß benutzen, um Macht zu erlangen. Die Einflußkarten werden gespielt um die Güter zu bezahlen und wenn man passend bezahlt, bekommt man einen weiteren Zug. Grob ist das genau das Spielprinzip, dass später bei Alhambra mit einem anderen Thema zum Einsatz kommt. Es ist das erste Spiel, das Dirk Henn überhaupt entwickelt hat. Queen Games veröffentlicht aber zunächst zwei andere Spiele von Henn. Premiere wird 1997 zu Showmanager und macht ihn plötzlich etwas bekannter, denn das Spiel wird beim Deutschen Spielepreis mit dem dritten Platz ausgezeichnet und erlangt einiges an Bekanntheit. Nach Showmanager erscheint zunächst noch Carat 1998 in einer neuen Version bei Queen Games.

Ebenfalls 1998 dann geht die Geschichte von Alhambra weiter. Queen Games sind auch auf das Al Capone Spiel gestoßen und wollen es mit einem neuen Thema veröffentlichen. Sie geben ihm den Titel Stimmt So! (auch hier kann man schon wieder die Mechanik erkennen) und verändern das Thema von Mafia zur Börse. Der Einfluß verändert sich zu Geld in verschiedenen Währungen, für die man Aktien aus verschiedenen Bereichen erwerben muss. Bei Stimmt So! werden zweimal Ausschüttungen an die Aktionäre eingeführt und führen so das spätere Punktesystem von Alhambra ein. Das Spiel ist nicht unbedingt ein Reisenerfolg, aber dennoch scheint man an das Spiel zu glauben, sonst könnte ich mir nicht erklären, dass man es ein paar Jahre später nochmal in neuer Form herausbringt.

Dann beginnt für Dirk Henn eine der erfolgreichsten Phasen seines Schaffens. Die Jahre 2000 bis 2003 sind für ihn bei Queen Games sehr erfolgreich und gipfeln nach der Weiderveröffentlichung von Iron Horse als Metro, das ihn auf die Auswahlliste für das Spiel des Jahres im Jahr 2000 bringt. 2001 erscheint Atlantic Star, das eine erneute Wiederveröffentlichung von Showmanager ist. 2002 folgt Wallenstein und 2003 dann Alhambra, dass ihm den begehrten Preis des Spiels des Jahres einbringt.

Abermals wurde das Spielprinzip von Al Capone hier in eine neue Form gepresst. Allerdings gibt es nun doch noch einige Veränderungen gegenüber dem Original. Die Spieler bauen in diesem Spiel die Alhambra aus Granada mit all ihren verschiedenen Räumlichkeiten. Diese werden durch Plättchen mit den unterschiedlichen Palastteilen repräsentiert. Aus einem Beutel gezogen liegen immer vier von ihnen in einem Bauhof, von wo die Spieler sie käuflich erwerben können. Dazu haben sie Geldkarten in vier verschiedenen Währungen auf der Hand. Jedes der Plättchen liegt auf einem Feld, dass zu einer der vier Währungen gehört und kann nur mit dieser bezahlt werden. Ist ein Spieler an der Reihe darf er sich Geldkarten nehmen oder er kauft ein Palastteil mit seinen Geldkarten. Zahlt man dabei passend, so darf man einen weiteren Zug ausführen. Das erworbene Plättchen muss dann passend, gemäß einigen Bauregeln, in die eigene Alhambra eingebaut werden. Aus dem Stapel der Geldkarten tauchen irgendwann zwei Wertungskarten auf, zu denen die Spieler punkten. Hier werden die Mehrheiten der verschiedenen Palastteile in Punkte umgewandelt. Wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt. Einen weiteren großen Anteil an den Punkten hat auch noch eine Mauer, die auf den quadratischen Bauplättchen auf manchen Seiten angedeutet ist. Die Spieler müssen versuchen hier eine durchgehend verbundene Mauer zum Schutz des Palastes zu errichten, die ebenfalls mit Punkten belohnt wird.

Dieses Spielprinzip, obwohl schon über zehn Jahre alt und wieder aufgewärmt, ergänzt durch neue Elemente findet bei der Spiel des Jahres Jury solchen Anklang, dass sie es 2003 mit dem begehrten Preis auszeichnen. Beim Deutschen Spielepreis erringt es Platz 2 und muss sich nur Amun-Re von Reiner Knizia geschlagen geben. Dafür erhält es die Essener Feder mit der besonders verständliche Spielregeln ausgezeichnet werden. Queen Games werden hier für ihre vorbildlich farblich gestaltete Anleitung ausgezeichnet, die das Erlernen durch farblich verschieden abgegrenzte Bereiche erleichtert. Dieses System benutzt der Verlag bis heute und ich finde sie ebenfalls bis heute sehr verständlich und vorbildlich. Auch in Frankreich erhält es den As d´Or und der Schweiz den Schweizer Spielepreis.

Durch die Auszeichnung zum Spiel des Jahres beginnt die Reise für Alhambra aber erst. Zunächst gibt es aber noch ein paar Schwierigkeiten wegen der Namensrechte. 1997 erschien ein Spiel in der Schweiz das den gleichen Namen trug, woraufhin das Spiel mit der zweiten Auflage in Der Palast der Alhambra umbenannt wurde. Dabei wurde aber das Logo weitgehend beibehalten und der Namenszusatz wesentlich kleiner eingebaut. Später wurde das Spiel bei einer seiner Neuauflagen wieder in Alhambra zurückbenannt. Queen Games sind heutzutage für ihre zahlreichen Erweiterungen für ihre Spiele bekannt und sind meister der Weiderveröffentlichung. Bei Alhambra dürfte dieser Weg begonnen haben. 2004 erscheint die erste Erweiterung Die Gunst des Wesirs. In ihr befinden sich vier Module, die alle für sich genommen in das Spiel integriert werden können. Auf diese Weise kann man sich verschiedene Spielerfahrungen kreieren. Noch im selben Jahr erscheint sowohl die zweite Erweiterung Die Tore der Stadt, die ebenfalls wieder vier Module enthält, als auch Die Gärten der Alhambra, ein durchaus interessantes Plättchenlegespiel das wohl nur Aufgrund des Erfolgs von Alhambra in das Franchise eingebaut wurde. Das Spiel schaffte es 2005 ebenfalls auf die Auswahlliste zum Spiel des Jahres. Auch die Erweiterungen erfreuen sich großer Beliebtheit und so setzen Queen Games die Serie der Erweiterungen fort. Jede Erweiterung erscheint im gleichen Stil mit jeweils vier Modulen. 2005 die dritte, Die Stunde der Diebe, 2006 die vierte, Die Schatzkammer des Kalifen, 2008 die fünfte mit Der Macht des Sultans und 2013 wird noch Die Falkner nachgeschoben. Insgesamt also 24 Module mit denen man das Spiel erheblich aufblähen und verkomplizieren kann. Einige der Module sind aber durchaus sehr gut und ergänzen das Spiel in einer sehr schönen Weise.

Ebenfalls 2006 erscheint Alhambra – Das Würfelspiel, das aber in keinster Weise die Klasse des Originals erreichen kann und weil Queen Games das alles immer noch nicht reicht, erscheinen 2009 und 2011 noch zwei weitere Spiele mit ähnlichen Spielprinzipien. 2009 Granada, benannt nach der Stadt in der die Alhambra tatsächlich steht und 2011 New York. 2010 wird dann Al Capone, bzw. Stimm So! ein weiteres Mal veröffentlicht, heißt nun aber Alhambra – Das Kartenspiel, dass zwar gut ist, aber nach dem Brettspiel auch keiner mehr so richtig braucht. Queen Games melkt die Alhmabra-Kuh bis heute. Immer weider erscheinen neue Big Box- und Jubiläumsversionen, kleine Mini-Erweiterungen und 2020 dann auch noch eine Roll&Write-Variante. Über all das kann man sich seine Meinung selber bilden, ich finde das meistens eher nicht so gut. Da ich Alhambra als Spiel aber sehr Liebe, habe ich die ersten vier Erweiterungen noch erworben, fand aber zu diesem Zeitpunkt bereits, dass man nicht alle der Module unbedingt in das Spiel einbinden muss. Die Weiteren Erweiterungen nenne ich nicht mehr mein Eigen, könnte sie auch nicht mehr unterbringen, denn ich bewahre bis heute alle Erweiterungen für das Spiel in einer Scahchtel auf und die ist prall gefüllt.

Ich habe das Spiel direkt nach der Auzeichnung zum Spiel des Jahres gekauft und verehre es bis heute. Das Spieldesign würde ich als nahezu zeitlos beschreiben. Die simple Mechanik mit den verschiedenen Währungen und dem Extrazug nach passendem Kauf ist so genial wie einfach und die Zeit, Dirk Henn und Queen Games haben gezeigt, dass man dieses Spielprinzip in diverse Themen verwandeln kann und immer wieder ein fantastisches Spiel erleben kann. Das Spiel ist ein Familienspiel das ich in jeder Spielrunde immer weider gern auf den Tisch bringe. All das spricht für einen wahren Klassiker.


  • Verlag: Queen Games
  • Autor(en): Dirk Henn
  • Illustrator(en): Jörg Asselborn, Jo Hartwig, Patricia Limberger, Christof Tisch
  • Erscheinungsjahr: 2003
  • Spieleranzahl: 2 – 6
  • Dauer: 45 – 60 Minuten

2 Gedanken zu „Klassiker – Alhambra“

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