Ben Pinchback und Matt Riddle, die Meister der komplexen Roll & Writes sind wieder zurück und nehmen uns diesmal mit in den Garten, um uns eine historische Ackerbaumethode näherzubringen. Insofern war dieses Spiel für mich äußerst leerreich, denn mir war die Ackerbaumethode der „Drei Schwestern“ bisher nicht bekannt. Das Cover stellt dabei die drei Bestandteile dar: Mais, Bohnen und Kürbisse sind die drei Schwestern, die in einer Synergie bei dieser Methode voneinander profitieren. Der Mais wird zuerst gepflanzt und liefert den Bohnen so eine Rankhilfe. Die Bohnen liefern Stickstoff in die Erde und der Kürbis verdeckt große Teile des Bodens um die Pflanzen, so dass keine Schädlinge und Unkraut an die Pflanzen herankommen. Außerdem sorgen die großen Kürbisblätter für ein feuchtes Bodenklima. Darüberhinaus sind die Nährstoffe der Pflanzen für den Menschen ideal abgestimmt. Eine alte indigene Methode aus Amerika, die von den beiden Autoren hier in ihr neues Roll & Write eingearbeitet wurde, indem die Spieler*innen sich mit ihrem Garten und dem Zusammenspiel dieser drei Pflanzen auseinandersetzen müssen.
Worum geht es?
In Drei Schwestern verkörpern die Spieler*innen Gärtner*innen, die in ihrem Garten den oben erwähnten Ackerbau betreiben. Aber nicht nur das. Nebenbei versuchen sie auch noch Blumen und Obst zu züchten, dass sie auf Märkten verkaufen wollen. Dazu brauchen sie natürlich auch einen mit Dingen nur so vollgestopften Geräteschuppen und wer heutzutage ökologisch Gärtnern möchte kommt auch um eine Bienenzucht nicht herum, damit auch alles immer schön bestäubt wird. Das ganze wird hier in ein Roll & Write verpackt, bei dem die Spieler*innen einen Würfel auswählen und dadurch bestimmte Aktionen auslösen. Nach acht Runden gewinnt wer die meisten Punkte gesammelt hat.
Wie läuft das ab?
Jede*r Spieler*in erhält zwei unterschiedliche Zettel für das Spiel auf denen verschiedenste Dinge angekreuzt werden können und müssen. Der eine Zettel zeigt im oberen Bereich den Gartenbereich in dem es sechs unterschiedlichgeformte Beete gibt, auf denen die drei Schwestern gepflanzt werden. Darunter befindet sich ein Bereich für die sogenannten Mehrjährigen Blumen. Hier wird in einzelnen Spalten von unten nach oben angekreuzt. Auf dem zweiten Blatt finden wir etwas mehr Bereiche vor. Die rechte obere Hälfte nimmt unser Geräteschuppen ein, indem wir verschiedenste Gartengeräte usw. sehen können. Für jedes dieser Dinge gibt es eine eigene kleine Leiste oder auch nur ein Feld, das wir ankreuzen können. All diese Dinge bringen uns Boni oder Verbesserungen ein. Links daneben ist der Bereich für unsere Bienenstöcke und darunter befindet sich unser Obstgarten mit den verschiedenen Pflanzensorten. Der untere Bereich des Zettels ist erneut zweigeteilt und dort finden wir sowohl unsere Waren für den Markt als auch unseren Komposthaufen vor.
Zusätzlich zu diesen Zetteln erhält jede*r Spieler*in noch einen Stift, die aber nicht im Lieferumfang enthalten sind. Es gibt Spiele bei denen ich keinen Bleistift aufgrund der Sichtbarkeit empfehlen würde, hier aber sollte wegen der Radierbarkeit einer genommen werden. In unseren Testpartien kam es regelmäßig vor, das sich nocheinmal umentschieden wurde, weil einfach etwas übersehen wurde, dass sich bei näherer Überlegung als die bessere Wahl herausstellte.
Der Rest des Spiels ist schnell aufgebaut. In der Tischmite wird das kleine Spielbrett zentral ausgelegt. Dieses zeigt eine Pinnwand an der allerlei Zettel aufgehangen wurden. Daraus ergibt sich ein Rondell von verschiedenen Aktionen, die im Spielverlauf von den Spielenden gewählt werden können. Ein „Rundenzettel“ auf dem die Runden gezählt werden ist ebenfalls dabei und diese wird mit einem kleinen Holzmarker angezeigt. Ein Holzkürbis zeigt den oder die Startspieler*in an und das Herzstück sind natürlich die Würfel. Je nach Spieler*innenanzahl spielen vier bis sechs Würfel mit. Die Würfel sind ganz normale Sechsseiter, nur die eins wurde durch einen Kürbis ersetzt. Eine schwarze Spielfigur, die sich Gärtnerin Edith nennt markiert die Startaktion auf dem Rondell.
Das Spiel kann beginnen und ist wie für ein Roll & Write üblich von einem relativ schlichten Spielablauf geprägt. Jede der acht Runden des Spiels verfügt über drei Phasen. Die Aufgabe der Kürbisbesitzer*in ist es in der Planungsphase die Würfel zu werfen und nach ihren geworfenen Augenzahlen zu sortieren und gruppieren. Die Würfelgruppe mit der niedrigsten Augenzahl wird anschließend auf das Feld mit Gärtnerin Edith gelegt. Aufsteigend folgen dann im Uhrzeigersinn die anderen Würfelgruppen. Anschließend wird Gärtnerin Edith auf das nächste freie Feld des Rondells im Uhrzeigersinn gestellt.
Dann folgt die Gärtnerphase in der alle Spieler*innen sich der Reihe nach einen Würfel vom Rondell nehmen und die entsprechende Aktion ausführen. Ein Würfel bleibt auf diese Weise übrig und der markiert dann die Aktion die alle Spieler*innen im Anschluss mit der Augenzahl ausführen dürfen. Dazu gleich ein wenig mehr. Die dritte Phase nennt sich Ereignisphase und wird von allen Spieler*innen gleichzeitig ausgeführt. Das Ereignis der jeweiligen Runde steht unter der Rundenzahl auf dem Spielbrett. So können die Spieler*innen sehen, welche Ereignisse anstehen. Hier gibt es nur drei Stück. Das Ereignis Laube erlaubt es den Mitspieler*innen ein Feld in der Gartenlaube anzukreuzen. Beim Regen wird in allen Zonen des Gartens die Aktion Gießen ausgeführt (dazu komme ich gleich) und beim Bauernmarkt erhalten die Spieler*innen Belohnungen für ihre Waren und führen diese aus.
Auf diese Weise werden acht Runden gespielt und anschließend die Punkte ausgewertet und wer die meisten ergattern konnte gewinnt.
Die Gärtnerphase ist natürlich das Herzstück des Spiels und diese will ich hier natürlich auch erläutern. Zunächsteinmal zeigt ein Würfel in Drei Schwestern immer zwei Dinge an. Das Feld auf dem er liegt steht für eine Aktion, die wir ausführen dürfen und die Augenzahl steht für eine weitere Aktion, die wir in einer Zone des Gartens ausführen können. Die Zahl gibt uns genau vor in welcher Zone. Die Garenaktionen sind recht simpel. Wir können entweder Säen oder Gießen. Säen wir, so dürfen wir bis zu zwei Pflanzen in der angegebenen Zone ankreuzen. Dabei wird nur das unterste Feld angekreuzt. In jeder Zone des Gartens befinden sich unterschiedlich viele Pflanzen der Drei Schwestern. Die Kürbisse finden sich immer am Rand wieder und weisen Leisten von ein bis vier Feldern auf. Das oberste Feld ist immer rund und zeigt an das die Pflanze fertig ist. Mais und Bohnen stehen immer nebeneinander. Die Leisten für die Bohnen ist immer ein Feld kürzer und beginnt ein Feld weiter oben. Bohnen dürfen wir erst säen, wenn das zweite Feld des Mais angekreuzt wurde.
Die Gießen-Aktion erlaubt es uns alle Pflanzen in der Zone, die wir bereits gesät haben um ein Feld weiter anzukreuzen. Der bei den Ereignissen erwähnte Regen macht das ebenfalls aber für alle Zonen.
Die Aktionen des Rondells heißen passenderweise auch Rondellaktionen und erlauben uns jeweils etwas anderes. Auch hier gibt es die Aktion Säen oder Gießen, die wir dann extra in der angegebenen Zone ausführen dürfen. Gartenlaube gibt uns ein Kreuz bei den diversen Gerätschaften mit denen wir Boni erhalten. 1 Kompost und 4 Waren nennt sich eine Aktion, bei der wir ein Kreuz in unserem Kompost setzen und vier Waren im Bauernmarkt ankreuzen dürfen. Je mehr Waren desto besser für die Bonuskationen die wir beim Bauernmarkt erhalten. Auch dieser schmückt ein Aktionsfeld des Rondells. Das letzte Aktionsfeld nennt sich Imkerei oder Obsthain und erlaubt uns jeweils das nächste Feld in diesen Bereichen auszufüllen.
Auf einigen diese Felder erhalten wir Boni für andere Bereiche oder sie bringen uns einfach Punkte am Spielende ein. Der Bereich der Mehrjährigen ist ein besonderer Bereich und wird durch kleine Blumensymbole in den Kästchen angezeigt. Wann immer wir ein solches Kästchen ausfüllen dürfen, dürfen wir auch das nächste Feld der angegebenen Mehrjährigen ankreuzen. So greifen alle Bereiche des Spiels ineinander und sind miteinander verzahnt. Alle einzelnen Dinge hier vorzustellen, würde den Rahmen sprengen und deshalb gehe ich zum Fazit über.
Ach ja, es gibt einen Solomodus bei dem der eigene Punktewert überboten werden muss und die Anleitung enthält schon die Regeln für eine kleine Wetter-Erweiterung, die aber nicht Teil des Spiels ist.
Das Fazit
Drei Schwestern hinterließ bei mir insgesamt keinen bleibenden Eindruck. Das Spiel ist gut und macht auch für ein paar Partien durchaus Freude, aber es bleibt für mich trotzdem leider ein recht farbloses Werk. Die beiden Autoren beweisen immer wieder, das ihnen gut verzahnte Spiele dieses Genres gelingen und auch die Drei Schwestern macht da keine Ausnahme. Dennoch ist das für meinen Geschmack heute nichts mehr, das ein Spiel aus der Masse der, vor allem in diesem Genre, vorhandenen Veröffentlichungen deutlich hervorhebt. Die komplexeren Spiele sind sicherlich noch immer nicht ganz so zahlreich unter den Roll & Writes, aber herausstechen tun die Drei Schwestern meiner Meinung nach dennoch nicht. Dafür fehlen hier die großen Überraschungsmomente, die besonderen Mechaniken. Irgendwie fühlt es sich an wie das nächste Roll & Write und das reicht irgendwie nicht mehr. Der Spannungsbogen der Drei Schwestern ist dabei ebenfalls kaum vorhanden. Jede Runde fühlt sich gleich wichtig (oder unwichtig) an.
Das Thema gefällt mir gut und hat mir neues Wissen vermittelt, aber gerade der Gartenbereich wird immer wieder abgegrast, so dass dieses hier auch letztlich nichts herausreißen kann. Das Material ist von guter Qualität aber die Gestaltung ist mir persönlich ein bißchen zu bieder. Schade.
- Verlag: Schwerkraft Verlag
- Autor(en): Ben Pinchback, Matt Riddles
- Illustrator(en): Beth Sobel, Marlies Barends
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 30-60 Minuten