Sweet Mess hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich. Es handelt sich hier um einen ehemaligen Kickstartertitel der nicht so richtig aus dem Quark kam und sehr lang in der Entwicklung war. Es verscherzte sich bei den Backern und Fans viel Kredit, weil das Spielprinzip zum Teil umgebaut wurde und das Spielmaterial mehrere Wandlungen durchlief. Inzwischen gibt es diese Version hier in Deutschland über Skellig Games die sich von dem Kickstarterprojekt deutlich emanzipiert hat. Sweet Mess – Der Backwettbewerb liegt uns hier in der Deluxe Edition vor und will nicht nur durch seine Optik punkten. Skellig waren für mich in den vergangenen Jahren immer eine gute Adresse für Spiele die meine Frau und mich interessierten. Meine Frau ist eine Back Fee und freute sich thematisch sehr auf dieses Spiel. Leider entpuppte sich Sweet Mess eher als trockener Butterkuchen, denn als saftiges Stück Buttercremetorte.
Worum geht es?
Die Spieler*innen sehen in Sweet Mess, wie der Titel verrät, in einem Backwettbewerb um die schönsten Torten und Kuchen. Dazu sammeln sie Zutaten aus der offenen Auslage und schließen Auftragskarten ab, um dafür Punkte zu bekommen. Klingt nicht besonders spannend und eher wie ein Standardspiel von der Stange wenn es nicht über dieses irre tolle Material verfügen würde, würde wahrscheinlich niemand darüber sprechen.
Wie läuft das ab?
Die Anleitung für Sweet Mess ist groß und vielbebildert und durchaus gut gemacht. Sie ist sogar so gut gemacht, dass du den Eindruck gewinnen könntest, Sweet Mess wäre ein viel komplexeres Spiel als es eigentlich ist. Denn ohne hier viel vom Fazit vorwegzunehmen, bei Sweet Mess handelt es sich um nichts anderes als um ein aufgeblaseneres Splendor. Das Material ist reichhaltig und benötigt zunächst ein bisschen Aufbauzeit. Es gibt ein Kartentableau für die Auslage der Karten. Hier liegen zwei Reihen von verschieden schwierigen Rezepten aus, die wir im Spielverlauf fertigen können. In der Mitte des Tisches legen wir ein „Spielbrett“ aus 16 Pappkreisen aus. Diese zeigen je eine der sechs Zutatensorten. Es gibt auch noch eine zusätzliche Joker Ressource. Diese Pappteller legen wir zufällig aus und sorgen dafür, dass keine der Ressourcen öfter als dreimal zu sehen ist. So bilden wir ein vier mal vier Raster neben der Kartenauslage. Diese zeigt nämlich an einer Seite den Tischrand. Für die anderen drei Seiten gibt es ebenfalls Pappplättchen, die wir als Begrenzung an die Ränder legen. Das ganze braucht schon einmal richtig viel Platz. Auf diesen Rändern gibt es wieder Ablagefelder für gekleckerte Zutaten. Dazu gleich mehr.
Alle Spieler*innen erhalten je ein eigenes Tableau. In der Deluxe Version ist das aus Plastik und wird mit einer Pappverzierung vor dem ersten Spiel versehen. In dieses Tableau sind Mulden eingelassen, in denen wir unsere Zutaten und unser Geld aufbewahren können. Am unteren Rand befindet sich eine Leiste für unsere Rezeptkarten und durch einen Holzspielstein zeigen wir auf einer weiteren Leiste unsere zuletzt gewählte Aktion an, denn wir dürfen in der nächsten Runde nicht die gleiche Aktion erneut ausführen, so dass wir den Stein immer umstecken müssen. Auf der rechten Seite gibt es weitere Mulden für unsere aufbewahrten Zutaten. Alle erhalten noch ein kleines weiteres Tableau zur Aufbewahrung der verdienten Auszeichnungen. Die Zutatenchips werden bereitgestellt und auf jeden der Zutatenteller in der Mitte eine bestimmte Anzahl ausgelegt. Zu Beginn sind das entweder ein oder zwei Chips.
Dann kann es auch schon fast losgehen. Alle erhalten noch eine Konditorkarte mit einer Spezialfähigkeit. Von der darauf abgebildeten Zutat erhalten alle je einen Chip, sowie eine Superzutat als Joker und einen Reservierungsmarker. Anschließend werden die Küchenmaschinenkarten noch gemischt und eine an jeden ausgeteilt. Der Rest liegt ebenfalls in der Kartenauslage.
Der Spielablauf ist dann ganz simpel. Wer an der Reihe ist wählt zunächst einen der zwei Aktionskästen auf dem eigenen Tableau. Zu Beginn steckt der eigene Marker im mittleren Aktionskästchen. Diese Aktionskästchen sind zweigeteilt und enthalten je zwei mögliche Aktionen. Wir führen eine der beiden aus und entscheiden uns dann, ob wir eine goldene Münze ausgeben wollen, um auch die zweite Aktion zu machen. Auf die Aktionen gehe ich gleich noch etwas mehr ein.
Im Anschluss dürfen wir ein Rezept reservieren. Dazu müssen wir eine Küchenmaschine aus unserer Hand abwerfen und nehmen uns dann ein beliebiges Rezept aus der Auslage. Das müssen wir sofort unter unser Tableau legen auf einen beliebigen freien Platz. Es gibt vier verschiedene, die von links nach rechts als Zeitleiste fungieren. Rezepte ganz links können wir noch lange bearbeiten, während ganz rechts nur wenig Zeit bleibt. Auf jedem Platz gibt es eine spezielle Belohnung sobald wir ein Rezept dort platzieren. Egal wo wir das Rezept platzieren, der Reservierungsmarker kommt oben drauf. Diese Aktion ist absolut optional. Dieses Rezept ist allerdings noch nicht fertig. Wir haben noch keine Zutaten dafür ausgegeben, was wir tun müssen, bevor es fertig wird, um unserem Marker zurückzubekommen. Danach wird jedes Rezept unter unserem Tableau einen Platz nach rechts geschoben. Fertige Rezepte legen wir neben unserem Tableau aus und bekommen eventuell einen Bonus der auf der Karte abgedruckt ist.
Nachdem wir alles ordnungsgemäß vorgerückt haben, erhalten wir eventuell Auszeichnungen für fertige Rezepte und müssen die Auslage wieder auffüllen. So sieht ein Spieler*innenzug aus. In der Aktionsphase können wir zwischen den folgenden Aktionen wählen: Das erste Kästchen erlaubt uns bis zu vier Zutaten aus einer Schale zu nehmen und/oder eine Küchenmaschine zu ziehen. Kästchen Nummer zwei erlaubt uns ebenfalls vier Zutaten aus einer Schale zu nehmen und/oder alle Rezepte unter unserem Tableau einen Schritt nach rechts vorzurücken. Das dritte Aktionskästchen gewährt uns die Auswahl einer der Tischkanten und wir dürfen bis zu drei Zutaten von dieser nehmen und erhalten eine goldene Münze. Der zweite Teil erlaubt es uns ein oder zwei Rezepte vorzubereiten, was nichts anderes ist, als Rezepte unter unser Tableau aus der Auslage zu platzieren, indem wir die entsprechenden Zutaten auswählen.
Bis hierhin alles noch unspektakulär und simpel. Seine Würze erhält Sweet Mess aber aus zwei weiteren Regeln. Zum einen sieht unser Tableau verschiedene Möglichkeiten vor Zutaten zu sammeln. es gibt drei Bereiche. Im ersten gibt es vier Ablagen und in jeder darf eine Zutat liegen allerdings müssen wie alle identisch sein. Im zweiten Bereich dürfen wiederum nur vier verschiedene liegen und im dritten je zwei Zutatenpärchen. Das erschwert die Zutatenjagd ganz erheblich. Die zweite Besonderheit hat mit dem Nehmen der Zutaten zu tun. Sobald wir eine der Schalen komplett leeren müssen wir eine Kleckerei anrichten. Das bedeutet, dass wir in jede der bis zu vier orthogonal angrenzenden Schalen je eine der Zutaten der Sorte der gerade geleerten Schale legen. Anschließend erhält jede diagonal angrenzende Tischkante ebenfalls einen Chip. Zum Schluss drehen wir die geleerte Schale um und erhalten eine neue Zutat.
Sweet Mess enthält auch noch einen Solomodus den ich bisher aus mangelndem Interesse nicht ausprobiert habe. Für fertige Rezepte in verschiedenen Kategorien erhalten wir Auszeichnungen und so wird irgendwann das Spielende eingeläutet, wenn wir bestimmte Kombinationen von Auszeichnungen erlangt haben. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.
Das Fazit
Ich kann wohl keinen Hehl daraus machen, dass ich Sweet Mess nicht als den großen Wurf betrachte. Im Kern ist es für mich ein zutiefst mittelmäßiges Spiel, das der tollen Optik nicht gerecht wird. Das Spielgeschehen ist dabei nicht mal schlecht. Der Ressourcentausch und das Lagern auf dem eigenen Tableau macht schon Spaß. Speziell die Kleckerei ist auch ein durchaus spannender Mechanismus. Auf der anderen Seite sind das auch schon die einzigen spannenden Momente, denn Interaktion mit den Mitspieler*innen ist hier Fehlanzeige und nur Ressourcen in unterschiedlich zu bedienenden Warenlagern verwalten ist dann doch ein bisschen dünn für ein solches Spiel. Auch die Aktionswahl ist nicht wirklich spannend, weil wir im Grunde in jeder Runde das gleiche machen. Die Einschränkung hätte es gar nicht gebraucht, denn wir nehmen meist vier Zutaten, wenn wir nicht gerade Beschleunigen können oder genug Ressourcen haben um Rezepte auszulegen. Zutaten vom Rand zu nehmen ist meist nur eine schlechte Option und wird seltener genommen.
Das ganze tolle Material kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es hier eigentlich nur mit einem Splendor-Klon zu tun haben. In der Deluxe Version haben wir sogar dieselbe Art Spielchips für die Zutaten nur kleiner. Die sind auf jeden Fall wertig und verleihen dem Spiel eine schöne Präsenz. Mit den Spieler*innentableaus stehe ich allerdings eher auf Kriegsfuß. Da finde ich die normalen sogar besser, weil sie nicht aus Plastik sind und der Mehrwert hier einfach nicht gegeben ist. Die Aufbewahrungstrays sind super und ermöglichen einen schnelleren Auf-und Abbau. Wie gesagt, ich finde das Spiel sehr chic und würde auch eine Partie mitspielen, wenn es jemand gerne spielt, aber ein Dauerbrenner wird es für mich nicht. Da hole ich dann doch lieber Splendor aus dem Regal, weil es ohne viel Schnickschnack auskommt. Thematisch ist auch Sweet Mess keine Perle, denn so richtig Sinn ergibt das alles nicht. Wir sind in einem Backwettbewerb, aber jeder einzelne am Tisch ist zu dumm seine Zutaten unfallfrei aus den Schüsseln zu nehmen, so dass sie in die anderen Schüsseln fallen. Auch ergibt es ja keinen wirklichen Sinn seine Zutaten in verschiedenen Grüppchen zu limitieren, außer den der Spielmechanik. Zumindest der Name macht Sinn bei den Stümpern die hier versuchen Torten und Kuchen zu kreieren.
Am Ende bleibt nicht mehr und nicht weniger als ein mittelmäßiges Spiel übrig, das zwar nicht zu fesseln weiß, aber dafür gut aussieht. Anders herum wäre es mir lieber.
- Verlag: Skellig-Games
- Autor(en): Jonny Pac, Yoma, Antonio Zax
- Illustrator(en): James Churchill, Yoma
- Erscheinungsjahr: 2024
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 45 – 90 Minuten