Turing Machine – Mastermind trifft Lochkartencomputer

Turing Machine

Als Turing Machine im letzten Jahr auftauchte und mehr und mehr darüber geredet wurde, war ich als erstmal sehr fasziniert. Ein Spiel das mir die Lösungen der gestellten Probleme durch Loch- und Prüfkarten verrät fand ich erstmal richtig cool. Dann sollte es auch noch schnell gehen und für ein bis vier Spieler*innen funktionieren. Ich war begeistert und wollte es unbedingt ausprobieren. Allerdings wartete ich noch bis die deutsche Version bei Huch! erschien, bevor ich es mir zulegte, da ich dachte die Anleitung müsste ja einigermaßen kompliziert sein, auch wenn das Spiel ansonsten mit wenig Text auszukommen scheint. Ich löse wirklich gerne so kleine Gedankenspiele und Rätsel, aber ich war schon von Der Suche nach Planet X relativ enttäuscht. Als Spiel für mehr als eine Person taugte das meiner Meinung nach nicht, außer für sehr schweigsame Überleger*innengruppen. Alleine funktionierte das für mich, aber das um das Logikrätsel herumgebastelte Spiel gefiel mir nicht. Vielleicht dachte ich, ist das bei Turing Machine besser gelöst.

Worum geht es?

In Turing Machine sind wir Codeknacker. Wir spielen nicht nur Codeknacker, nein, wir sind wirklich der- oder diejenige, der oder die den Code knackt. Das tun wir mit unsserem Gehirn und Logik. Mehr nicht. Und während in einem modernen Spiel normalerweise eine App deine Codes überprüfen würde, passiert das hier eben mit drei Lochkarten die übereinander auf eine Prüfkarte gelegt werden, um Aussagen, die wir in diesen analogen Computer eingeben, zu überprüfen. Das können wir entweder allein, oder im Team oder aber auch im Wettbewerb gegeneinander tun. Mehr passiert hier dann auch schon gar nicht. Wer es schafft den Code als erstes zu finden gewinnt.

Turing Machine: Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Turing Machine: Lochkartenhalter mit Lochkarten / Foto: Spieltroll

Ich versuche mich mal an einer Beschreibung des Spielablaufs, bin mir aber nciht ganz sicher, ob mir das gelingt. Das Spielmaterial von Turing Machine ist nämlich sehr speziell und erfordert ein wenig Vorstellungskraft. Der Spielaufbau ist eigentlich simpel erfordert nur ein wenig Sucharbeit in den Kartenstapeln. In der Mitte des Tisches wird das sogennante sechseckige Computertableau gelegt. Dieses zeigt an jeder seiner sechs Seiten einen Buchstaben von A bis F. Ein Lochkartenhalter wird unweit davon für alle Mitspielenden erreichbar aufgestellt. In ihm sind fünf Fächer enthalten und in jedem Fach stehen Lochkarten mit den Ziffern 1 bis 5 in in drei Farben, die für die Positionen im Code stehen (hellblau ist die erste, gelb die zweite und lila die dritte Position). Die Prüf- und Ergebniskarten sollten bloß nicht spontan gemischt werden, sondern einfach in Reichweite bereitgelegt werden. Alle Spieler*innen erhalten einen kleinen Sichtschirm und ein Notizblatt, auf dem sie ihre Testergebnisse notieren können. Ein abwischbarer Stift befindet sich auch in der Schachtel und wird nur beim Spiel mit mehr Personen benutzt. Auf Seite drei der Anleitung gibt es einen Bereich in dem Aufgaben stehen, die wir versuchen können zu lösen. Wir entscheiden uns für eine der Aufgaben und richten dann das Spiel ein. Die Aufgaben nennen uns nämlich welche Prüfkarten wir im Spiel verwenden werden. Diese nummerierten Karten suchen wir aud dem Stapel heraus und legen sie an die jeweilige Kante des sechseckigen Tableaus in der Mitte. Außerdem nennt uns die Aufgabe, welche Ergebniskarte wir an welche Prüfungskarte verdeckt anlegen sollen. Auf der Rückseite der jeweiligen Ergebniskarten markieren wir um welche Prüfung (A-F) es sich handelt.

Damit ist der Spielaufbau abgeschlossen und die Partie kann beginnen. Die Aufgabenstellung ist ganz leicht. Wir müssen den dreistelligen Code durch die möglichen Tests ermitteln. Wem das zuerst gelingt, der gewinnt. Turing Machine ist dabei in Runden organisiert. Eine Runde wird von allen Spieler*innen mit den folgenden vier Schritten gleichzeitig gespielt. Zunächst wird eine Eingabe für den Coomputer zusammengestellt, dann dürfen bis zu drei Tests durchgeführt werden, die Schlußfolgerungen werden notiert und als viertes wird entweder gelöst oder weiter gespielt. Das klingt durchaus Wissenschaftlich und ein bißchen fühlt sich das auch so an.

Turing Machine: Zusammengestellte Eingabe samt Überprüfung / Foto: Spieltroll

Eine Eingabe zusammenstellen meint, das drei verscheidenfarbige Lochkarten als Eingabe übereinander gelegt werden müssen. Das ist der Code den ich prüfen möchte. Jede Karte existiert dreimal, sollte es vorkommen das eien Karte bei vier Personen nicht ausreicht muss ein*e Spieler*in eben kurz warten. Unglücklich, kommt aber wahrscheinlich eh nicht vor.

Turing Machine: Ergebniskarte / Foto: Spieltroll

Dann wird getestet und auch das ist im Prinzip kinderleicht. Die drei Lochkaren werden übereinander gelegt und dann auf die Ergebniskarte des Tests gelegt, den ich durchführen möchte. Dabei muss ich nur darauf achten das die Karten richtig ausgerichtet sind und dann passier die „Magie“ Nur ein kleines Loch bleibt frei und zeigt mir entweder ein rotes Kreuz oder einen grünen Haken. Der güne Haken bedeutet das das Testergebnis zu einem richtigen Ergebnis führt und das Kreuz sagt mir, dass der Test zu einem falschen Ergebnis führt. Hier wird es nun kompliziert, denn wie ich diese beiden Symbole deuten muss hängt mit den auf den Prüfungskarten angegebenen Tests/Bedingungen zusammen und die sind nicht immer ganz leicht nachzuvollziehen.

Turing Machine: Notizzettel / Foto: Spieltroll

Danach notiere ich meine Ergebnisse auf meine Zettel, der mich insofern unterstützt, als das er einen Bereich für meinen dreistelligen Code zeigt und daneben eine Tabelle für die Tests, auf der ich die bis zu dei Ergebnisse für meinen Code eintragen kann. Dann gibt es auch noch einen Bereich mit den fünf Zahlen in den dei Farben, wo ich ausgeschlosssene Zahlen durchstreichen kann. Den Rest muss ich mir selbst notieren. Sollte das in Schritt vier zu einer Lösung führen, so darf ich diesen im Heft nachschlagen. Die Mitspielenden halten in diesem Schritt alle ihre Faust in die Mitte und es wird auf drei entweder ein Daumen nach oben oder unten gezeigt, je nachdem ob ich lösen möchte oder nicht. Wenn niemand lösen möchte geht es einfach weiter.

Turing Machine: Prüfkarte / Foto: Spieltroll

So nun nochmal zu den Tests. Diese sind natürlich der Kern des Spiels, neben den natürich sehr imposanten Ergebniskarten und die Art und weise über Lochkarten Ergebnisse angezeigt zu bekommen. Ich nehem als Beispiel mal die vier Tests aus der Anleitung, die zur Erklärung für Einsteiger*innen gedacht sein sollen. Der Testcode ist hellblau 3, gelb 2 und lila 2. Also Test A prüft die Aussage, ob die gelbe Zahl kleiner als 3 ist. Ist sie kleiner, gleich oder größer als 3 sind die möglichen Ergebniss und die Lochkarte zeigt einen Haken. Die Interpretation unsererseits müsste also in die Zahlen übersetzt lauten, das gelb eine 1 oder 2 sein müsste. Der zweite Test (B) prüft ob die gelbe Zahl gerade oder ungerade ist. In diesem Fall wird ein Kreuz für falsch ausgeschmissen. Wir testen die 2 und das bedeutet das der echte Code ungerade ist und damit haben wir einen Teil der Lösung schon gefunden. Der dritte Test (C) prüft wieviele 4en im Code zu finden sind. Würde ein Haken erscheinen würde das bedeuten, das es keine vier im Code gibt, denn unser Test beinhaltet keine vier, somit ist das Ergebnis Haken korrekt. Der vierte Test (D) prüft ganz einfach wieviel gerade oder ungerade Zahlen im Code sind. In der Beispiel Eingabe 3-2-2 haben wir zwei gerade Zahlen. kommt ein Haken bedeutet das lediglich das im Code ebenfalls zwei gerade Zahlen enthalten sind, das müssen aber nciht zwangsläufig die 2er sein. Verstanden? Ist schon ein wenig Denkarbeit erforderlich und diese Tests sind wirklich einfach. Da gibt es unter den 48 Karten ganz andere Kaliber.

Bei schwierigeren Aufgaben werden auch sechs Tests benötigt. Das Spiel enthält ein paar Aufgaben unterscheidlicher Schwierigkeitsgrade, hält aber auf der Internetseite zum Spiel noch viele weitere Aufgaben bereit.

Ich hoffe das war einigermaßen verständlich. Mehr Beispiele über die Prüfkarten möchte ich nicht geben, denn das ist zum Teil wirklich schwierig diese in wenigen Worten zu erklären und wiederzugeben.

Das Fazit

Ich hatte es in meinen monatlichen Zusammenfassungen schon angedeutet. Turing Machine ist zwar im Sinne der Definition von Spiel, genau das, aber tatsächlich nur für eine Person. Turing Machine hat keinerlei Mehrwert in einer Partie mit mehreren Spieler*innen. Ganz ehrlich, es wirkt sogar eher seltsam mit mehr als einer Person. Der Vergleich mit der Suche nach Planet X muss hier herangezogen werden. Das fand ich im Kern als Rätsel ganz gelungen, aber als Spiel für mehr als eine Person schlichtweg fürchterlich und da wurde sogar noch versucht ein Spiel drumherum zu kreiren, was für meinen Geschmack aber ein wenig in die Hose ging und einfach viel zu belanglos war und ist. Ich weiß, damit stehe ich allein auf weiter Flur, aber wer Bock auf ein Logikrätsel hat, wird da trotzdem sehr glücklich mit, aber es als Brettspiel für bis zu vier Spieler*innen zu verkaufen ist für mich ein wenig gewagt.

Turing Machine macht hier den gleichen Fehler. Es ist kein Brettspiel für mehrere Spieler*innen. Ja es ist möglich das hier vier Personen am Tisch sitzen und das gleiche Spiel spielen, aber sie spielen es nicht miteinander. Sie spielen im Höchstfall nur darum, wer schneller fertig wird mit dem Rätsel. Das ist für ein Brettspiel für bis zu vier Personen defintiv zu wenig. Solo schlägt es Die Suche nach Planet X und weitere Logikrätselspiele um Längen. Wer Spaß an solchen Aufgaben hat und das Ganze auch optisch ansprechend und mit dem Lochkartengimmick hervorragend umgesetzt haben möchte, der macht mit Turing Machine nichts verkehrt. Wer aber denkt, hier kauf ich mir mal ein Logikspiel und habe mit meiner Spielrunde einen kuscheligen Abend, der könnte eventuell auf die Nase fliegen, denn Turing Machine ist bei weitem kein Spiel für jeden. Man stelle sich vor da sitzen vier Personen am Tisch und lösen um die Wette Matheaufgaben. Das ist schon sehr nerdig.

Also ich möchte Turing Machine auf keinen Fall schlecht reden. Es ist ein tolles Spiel und funktioniert super. Da gibt es nichts daran auszusetzen, aber ich sehe hier kein Spiel für mehr als eine Solopartie. Es ist und bleibt ein Rätsel mit dem ich meinen Spaß haben kann, wenn ich auf soetwas stehe. So bleibt das 1-4 Spieler auf der Schachtel für mich nur Marketingblabla um mehr Spiele zu verkaufen. Sie glauben ja nicht mal selber daran, dass es mehr als drei Spieler*innen an einem Tisch spielen, denn dann wäre sicherlich auch noch ein vierter Satz Zahlenkarten drin gewesen oder?

Alle Daumen nach oben für das Solorätselspiel mit tollem Material und richtig gelungenem Spieldesign, aber mehr ist Turing Machine einfach nicht und das sollte auch ein*e jede*r wissen, der oder die mit dem Gedanken spielt sich das Spiel für eine Spielrunde zuzulegen.


  • Verlag: Le Scorpion Masqué, Huch!
  • Autor(en): Fabien Gridel, Yoann Levet
  • Illustrator(en): Sébastien Bizos
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 20 Minuten

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