Nach all den positiven Kritiken aus dem Ausland, war ich ganz versessen darauf ein Exemplar in deutscher Sprache von diesem Spiel in der Hand zu halten. Der Schwerkraft-Verlag ließ sich einiges an Zeit um das Spiel hierzulande herauszubringen, was aber wohl nur den internationalen Lieferketten un Rückstaus zu verdanken ist. Schlußendlich kam in diesem Jahr endlich eine Kopie bei mir an. Ich liebe ja Deduktionsspiele und meine Frau tut es mir gleich, nur ist ihre Begeisterung für Science Fiction oder in diesem Fall Science-Themen, die sich mit dem Weltraum beschäftigen eher gering. Von daher wusste ich nicht, ob sie bereit wäre hier überhaupt mitzuziehen. Gut also, dass Die Suche nach Planet X durch eine App gesteuert, sich auch gut als Solospiel eignen soll. Wie immer ist das natürlich nicht mein Fokus, aber gut zu wissen das es ihn gibt. Das Spiel wurde von Ben Rosset und Matthew O´Malley entwickelt, die auch für Zwischen Zwei Städten und Zwischen Zwei Schlössern verantwortlich sind. Ein Autorenduo, dass also schon etwas vorzuweisen hat, mich aber auch noch nicht komplett überzeugen konnte. Wenn ich aber den Stimmen aus dem Ausland trauen darf, dann ist ihnen hier der große Wurf gelungen…
Worum geht es?
Die Suche nach Planet X hat einen wissenschaftlichen Hintergrund, den ich hier nun nur äußerst verkürzt wiedergeben kann und der aufgrund der Namensgebung ein wenig verworren ist. Die Wissenschaft vermutet seit einiger Zeit, dass sich ein weiterer, dunkler Planet in unserem Sonnensystem befinden könnte. Also ein neuer neunter Planet, denn wie wir wissenschaftlich interessierten wissen, wurde Pluto ja schon vor einigen Jahren der Planetenstatus aberkannt. Um Planet 9 geht es also in diesem Spiel. Planet X steht in diesem Fall also nicht für Planet 10, sondern soll wahrscheinlich eine Reminiszenz an Mr. X sein, den wir im Klassiker Scotland Yard ja ebenfalls finden müssen. Die Wissenschaftler gehen aufgrund einiger Flugbahnen von Zwergplaneten, die sie sich ansonsten nicht erklären können, von der Existenz des Planeten Neun aus. Bisher ist es aber noch nicht gelungen ihn zu Lokalisieren und vor ein Teleskop zu bekommen. Leistungsfähigere Teleskope befinden sich in Bau, so dass es in naher Zukunft möglich sein müsste ihn nachzuweisen. Eine wissenschaftliche Sensation bahnt sich an und dieses Spiel beschäftigt sich mit der detektivischen Nachweisarbeit in Form eines komplexeren Einstein-Rätsels.
Wie läuft das ab?
Zunächsteinmal entwirft die Begleitapp eine Partie, die auch durch einen Code von anderen nachgespielt werden kann. Die bis zu vier Spieler*innen bauen das Spielbrett in der Tischmitte auf und bekommen jeweils ein Set Marker und einen Spielstein in Form eines Teleskops. All das Stellen sie hinter ihren Sichtschirm, auf dem alle relevanten Informationen zum Spiel nocheinmal nachgelesn werden können. Das Spielbrett stellt den Nachthimmel dar und hat natürlich auch vier Himmelsrichtungen, die für die Spieler*innen insofern relevant sind, dass sie einen Zettel bekommen, um Notizen zu machen, der genau ihrer Sitzposition entspricht. Das Spielbrett wird noch mit einer Mittelscheibe, die die Sonne darstellt bestückt und über diese wird noch eine größere Scheibe, die Erdscheibe, gestülpt, die dafür sorgt, das in jeder Runde nur sechs Sektoren des Nachthimmels sichtbar sind und von uns betrachet werden können. Die Sektoren sind von eins bis zwölf durchnummeriert und die Erdscheibe wird so aufgebaut, das die ersten sechs Sektoren sichtbar sind. Am äußeren Rand des Spielfelds werden die Spielfiguren der Spieler*innen in einer zufälligen Reihenfolge dort aufgebaut.
Das Spiel kann nun bereits beginnen. Es gibt ein paar Naturgesetze die in jeder Partie gelten. Zunächst einmal gibt es in einer Standardpartie folgende Objekte am Nachthimmel: 2 Kometen, 2 Gaswolken, einen Zwergplaneten, 4 Asteroiden, Planet X und zwei tatsächlich leere Sektoren. Das sind genau zwölf Objekte und in jedem Sektor kann sich nur eines von ihnen befinden und die Objekte haben gewisse Abhängigkeiten in Form von Naturgesetzen, die immer gelten. Kometen zum Beispiel kommen nur in fünf Sektoren die wir von vornherein kennen vor. Gaswolken befinden sich immer neben mindestens einem tatsächlich leeren Sektor. Der Zwergplanet kann nie zu Planet X benachbart sein und jeder Asteorid ist immer zu mindest einem weiteren Asteroiden benachbart. Diese Regeln gelten immer und nun ist es unsere Aufgabe durch bestimmte Aktionen herauszufinden, wo sich Planet X befindet.
Ein Spielzug sieht wie folgt aus. Wer am weitesten hinten steht ist and der Reihe und führt zunächst eine von vier Aktionen aus. Jede dieser Aktionen hat einen bestimmten Wert und wir müsen als zweites unsere Spielfigur soviele Felder nach vorne bewegen, wie die Aktion wert ist. Zu guter letzt drehen wir die Erdscheibe weiter, falls das erforderlich ist. Sollte dabei auf einen Sektor mit einem Konferenz- oder Theoriesymbol gedreht werden, wird danach die Partie für eine entsprechende Phase unterbrochen.
Wir können in unserem Zug entweder eine Reihe von Sektoren nach einem bestimmten Objekt durchsuchen. Das können bis zu sechs sein und kostet dementsprechend vier oder drei Felder. Wir tippen das in die App ein, teilen unseren Mitspieler*innen mit nach was wir wo suchen und lesen das Ergebnis für uns geheim und machen uns Notizen auf unserem Zettel. Die zweite Möglichkeit ist uns nur zweimal im Spiel erlaubt und damit wählen wir direkt einen Zielsektor, zudem uns die App verrät, welches Objekt sich in diesem befindet, oder ob der Sektor scheinbar leer ist (kurz Geduld, darauf komme ich sofort zurück). Diese Aktion kostet ebenfalls vier Felder. Die dritte Aktion ist die Erforschung eines Themas. In der App gibt es eine ganze Liste von Themengebieten und wir suchen uns einfach etwas aus und wir bekommen zusätzliche Regeln und Gesetze die nur für dies eine Partie gelten. Auch diese beiden Aktionen teilen wir unseren Mitspieler*innen natürlich mit, erwähnen aber nie was dabei herauskommt. Die letzte Aktionsmöglichkeit ist dann das Lokalisieren von Planet X selbst, das uns fünf Felder kostet.
Schwierig macht diesen ganzen Prozess jetzt noch die Tatsache, das Planet X ein dunkler Planet ist und wir ihn nicht gut sehen können. Deshalb ist die Unterscheidung zwischen scheinbar und tatsächlich leer sehr wichtig. Beim scannen von Sektoren wird uns ein Sektor mit Planet X immer als leer angezeigt, das macht die Deduktion nicht gerade einfacher.
Bis hierhin ist das ganze Spiel eigentlich nicht mehr als ein Rätsel und auch die Kosten der Aktionen sind eher unnötig, das bißchen Spiel, das in Die Suche nach Planet X steckt, kommt durch die Theorien und Konferenzen ins Spiel. Wobei eigentlich nur durch die Theorien. Konferenzphasen bringen wie das Themen erforschen, nur weitere Regeln für diese Partie ins Spiel, aber diesmal für alle am Spiel beteiligten. In einer Theoriephase können die Spieler*innen verdeckt einen ihrer Marker wählen, auf denen auf der Rückseite eines der Objekte abgebildet ist und können eine Theorie verkünden. Zunächst wählen alle entweder einen Marker oder auch keinen aus und zeigen ihre Faust geschlossen vor. Anschließend wir geöffnet und die Marker verdeckt auf den Spielplan gelegt. Jeder Sektor hat drei Felder für die Marker und diese werden auf das äußerste mit Plus versehene Feld gelegt. Anschließend werden alle Marker auf dem Spielfeld, auch die gerade platzierten um ein Feld weiter in die Mitte verschoben. Sollten sich nun Marker auf dem untersten Feld befinden, werden sie aufgedeckt und durch die App überprüft. Ist die Theorie richtig wird der Sektor auf den Spielblättern mit dem richtigen Objekt markiert und gilt als gelöst. Weitere Theoriemarker können nicht mehr eingesetzt werden. Weiter außen liegenden Marker werden ebenfalls auf ihre Richtigkeit überprüft. Sind sie falsch, müssen ihre Besitzer ihre Figuren ein Feld vorsetzen. Alle anderen bleiben für die Endwertung auf den Feldern liegen, wo sie sich befinden. Sollte die Theorie des inneren Markers flasch sein, muss der Besitzer ein Feld vorrücken und der Rest bleibt liegen und ist ganz normal weiter im Rennen.
Am Ende der Partie gibt es dann noch Punkte für richtige Theorien, und wer es wann zuerst gewusst hat und welche Objekte wo und wie von wem entdeckt worden sind.
Ich beschreibe hier nur den einfachen Standardmodus. Die Suche nach Planet X enthält darüber hinaus auf der anderen Spielbrettseite auch noch einen Expertenmodus mit achtzehn Sektoren und mehr Himmelskörpern und weiteren Aktionsmöglichkeiten. Darüber hinaus verfügt das Spiel auch über einen kompetenten Solomodus.
Das Fazit
Mit der überschwänglich positiven Kritik, die diesem Spiel allerorten wiederfährt fühle ich mich nicht wohl, denn ich finde alles an diesem Spiel, das nichts mit der reinen Deduktion zu tun hat, irgendwie dumm. Nicht nur das, es langweilt mich zu Tode und interessiert mich schlicht nicht. Mir ist es total egal, wer am Ende wieviele Punkte bekommen hat und all das ganze Theoriebrimborium dient nur dazu aus diesem Rätsel ein Spiel zu formen, bei dem am Ende derjenige belohnt werden soll, der schneller und besser als andere auf die Lösung des Rätsels gekommen ist. Nicht mehr ist dieses Konstrukt und zugegebenermaßen passt das richtig gut zum Thema des Spiels, aber es wirkt für mich einfach so aufgesetzt und unnötig. Andere Spiele bekommen es wirklich besser hin ein solches Rätsel in ihr Spiel zu integrieren. Hier wirkt es auf mich als hätte jemand eine tolle App entwickelt und sich das coole Konzept mit dem neunten Planeten als Basis für das deduktive Rätsel erdacht und dann musste unbedingt noch ein Spiel drumherum entwickelt werden bei dem ganz Eurogame, jemand noch mit Punkten belohnt wird, weil er zwischendrin einen Informationsvorsprung gehabt hat und mit einer Theorie richtig lag. Ich kann es nur wiederholen: ich finde das wirklich unnötig.
Der Deduktionsteil des Spiels mit der App und den unterschiedlichen Möglichkeiten der Aktionen ist richtig gut gelöst und es macht Spaß darüber zu grübeln welche Himmelskörper sich wo befinden müssen. Dieser Teil ist es bei dem Die Suche nach Planet X richtig groß hervorsticht, denn in dieser Vehemenz und technischen Umsetzung hat das vorher noch keiner so stark gemacht. Als Solospiel kann ich also Die Suche nach Planet X uneingeschränkt empfehlen, denn da scheint das „Spiel“ mit dem was es eigentlich ist: ein immer wieder neues Einstein-Rätsel, mit dem Rätselfreunde ihren Spaß haben können, zur Nebensache zu werden. Uns machte es als Deduktionsspiel einfach überhaupt keinen Spaß. Wir haben mehr Spaß es kooperativ zu spielen und den Planeten einfach so zu finden. Wenn Deduktion im Wettbewerb, dann eher in Form einer Mörderjagd/eines Rennens und wer ihn zuerst überführt gewinnt, wie bei Unangenheme Gäste oder mit mehr Spiel und Punkten wie bei Die Alchemisten. Als Spiel gefällt mir Die Suche nach Planet X einfach nicht, als Rätsel finde ich es großartig.
Ich weiß das ich mit dieser Meinung ziemlich allein dastehe, aber was solls. Ich möchte am Ende aber auch noch über das Material und die Anleitung sprechen. Das Material ist wie immer bei Schwerkraft ziemlich gut und da viele der Anleitungen dieses Verlages in der Vergangenheit ziemlich mies waren, möchte ich diese einmal deutlich als positive Entwicklung hervorheben. Gut übersetzt und gut bearbeitet. Weiter so.
- Verlag: Schwerkraft Verlag
- Autor*in(en): Ben Rosset, Matthew O´Malley
- Illustrator*in(en): James Masino, Michael Pedro
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieler*innenanzahl: 1 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 60 Minuten
2 Gedanken zu „Die Suche nach Planet X“