Doodle Dungeon

Doodle Dungeon

Als ich zum ersten Mal von diesem Spiel gehört habe und wie es funktionieren soll, war ich sofort Feuer und Flamme, weil ich 1. Schon immer auf Fantasy Rollenspiele stand, 2. Gerne Zeichne und 3. Dungeon Keeper immer ziemlich grandios fand. Die Idee ein Spiel zu entwickeln, bei dem wir als Spieler ein Fantasydungeon bauen müssen, um dann den Helden eines Mitspielers durchzuführen und ihn möglichst ins Heldenjenseits zu entsenden. Großartig und die Vorfreude war sofort am Start. Leider verzögerte sich die Veröffentlichung dann doch noch erheblich. Doodle Dungeon kam dann doch erst im letzten Monat heraus und wir haben es sofort ausprobieren müssen. Ich möchte an dieser Stelle schon ein paar Dinge vorwegnehmen: Ich hatte wirklich Spaß die Anleitung zu lesen und war auch dann och voller Vorfreude und das Spiel auszuprobieren und loszuzeichnen war auch ziemlich spaßig, aber am Schluß blieb einfach nur jede Menge Ernüchterung zurück. Doodle Dungeon macht sehr viel richtig, verschenkt dann aber alles auf den letzten Metern. Warum das so ist, werde ich mal versuchen aufzudröseln.

Worum geht es?

In Doodle Dungeon spielen wir tatsächlich beide Seiten. Zum einen und zum viel größeren Teil des Spiels, sind wir der Erbauer des Dungeons. Also der Keeper, Lord, Master oder was auch immer. Im zweiten Teil des Spiels wird unser Dungeon dann auf die Probe gestellt, indem wir es gegen einen Heden eines unserer Mitspieler erproben. Gleichermaßen lassen wir einen eigenen Helden in einem gegnerischen Dungeon alles austesten. Der erste Teil ist eine Art Flip & Write-Spiel, bei dem wir aus den umgedrehten Optionen eine auswählen und diese in unser Dungeon einzeichnen. Zusätzlich haben alle Karten aber auch noch einen Effekt, der erst im zweiten Teil des Spiels eingesetzt wird. Im zweiten Teil lassen alle Spieler ihren Helden durch ein Dungeon laufen und können ihn durch Karten noch verstärken. Wir bekommen am Ende für bestimmte Dinge Punkte und wer nach dem Heldenbesuch die meisten Punkte vorweisen kann gewinnt.

Doodle Dungeon – (Zeichen-)Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Doodle Dungeon gehört zu den Spielen, die mit ungewöhnlichem Material aufwarten. Als Roll & Write sind Bleistifte natürlich fast schon ein Muss und gehören zur Standardausrüstung eines jeden Roll & Writes. Darüber hinaus bekommen die Wackeren Dungeonerbauer hier aber noch ein Radiergumm und einen sogenannten Startspitzer, der gleichzeitig auch noch den Startspielermarker verkörpert bekommen. Außerdem bekommt jeder Dungeonherr auch noch ein Schablonenlineal auf dem sich die drei Monster unseres Dungeons sowie ein Mauerwerk als Vorlagen befinden, damit auch diejenigen, die sich nicht in der Lage sehen diese paar Dinge adäquat auf das Papier zu bringen, nicht rausreden können. 4 Heldenfiguren, 4 Würfel, 60 Karten und der so ziemlich dickste Spielblock, den ich je in einem Spiel gesehen habe, vervollständigen dann den Inhalt. Obwohl den kleinen Wertungsblock und das Regelbeiblatt wollen wir natürlich nicht vergessen.

Doodle Dungeon versucht einen gleich von Beginn an durch seine witzige Aufmachung und Atmosphäre in den Bann zu ziehen und ich finde, dass macht es auch ziemlich gelungen. Gleich auf der Schachtel prangen die John Kovalic Artworks, die man natürlich von Munchkin und Dork Tower schon kennt und das ist ja nicht unbedingt schlecht, auch wenn viele Menschen bei Munchkin schnell Reißaus nehmen. Die Anleitung ist dann sehr gut geschrieben und macht wirklich Spaß zu lesen. Alles klingt wunderbar und lässt einen in der Theorie auf ein cooles und spaßiges Spiel hoffen.

Doodle Dungeon – Amtliches Dungeonblatt (oberer Teil) / Foto: Spieltroll

Jeder Spieler bekommt ein Blatt vom amtlichen Block, sowie sein Zeichengerät und einen Helden zugewiesen. Auch ein Blatt des Wertungsblocks erhält jeder Spieler zu Beginn, den braucht man nämlich schon während des Spiels. Anschließen werden die 60 Karten gut gemischt und in der Mitte als Stapel bereitgelegt. Die Spieler geben sich als Dungeonmeister einen Namen und tragen ihn auf ihrem Blatt genauso ein, wie den Namen ihres Dungeons, das auf dem Zettel als Objekt bezeichnet ist. Würfel und Radiergummi werden bereitgelegt und ein Spieler bekommt den Startspitzer. Dann kann es auch schon losgehen.

Das Spiel hat drei Phasen/Teile. Im ersten Teil wird das Dungeon gebaut. Als zweites legt man den Weg für seinen Helden durch ein Dungeon fest und als drittes muss man sein Dungeon dann gegen den eindringenden Helden verteidigen. Diese drei Phasen werden immer in dieser Reihenfolge nacheinander gespielt und unterscheiden sich erheblich voneinander.

Doodle Dungeon – Spielkarten / Foto: Spieltroll

Die erste Phase besteht dabei aus genau 14 Runden, die alle gleich ablaufen. Zu Beginn der Runde werden eine bestimmte Anzahl Karten aufgedeckt (abhängig von der Spielerzahl) und reihum wählt jeder Spieler eine von ihnen aus. Da immer eine Karte mehr als Spieler aufgedeckt werden, bleibt logischerweise eine Karte übrig, die auf einen allgemeinen Ablagestapel kommt. Die Karten weisen verschiedene spielrelevante Teile auf. Zum einen gibt es ersteinmal rote und blaue Karten. Die roten sind Heldenaktionen und die blauen Dungeonaktionen. Diese Aktionen sind für die dritte Phase wichtig, sollten aber auch zu Beginn nicht ganz außer Acht gelassen werden. Im oberen Teil ist dann die Aktion aufgeführt, die man später mit der Karten ausüben kann. Im unteren Bereich kommt der für die erste Phase relevante Teil. Hier werden Bauelemente angezeigt, die wir in unsere Dungeon einbauen müssen. Dabei ist zu beachten, dass wir die Elemente von links nach rechts einbauen müssen und nur Sachen, die wir nach den Bauregeln nicht mehr einbauen können, auslassen dürfen. Wir müssen also soviel es geht einbauen. Nachdem alles eingezeichnet wurde werden die Karten verdeckt neben eurem Blatt aufbewahrt. Die Spieler dürfen sich ihre eigenen aber jederzeit anschauen. Am Ende einer Runde wird der Startspitzer im Uhrzeigersinn weitergereicht und die nächste Runde gestartet. So werden nach und nach alle Karten verdraftet und die Dungeons nehmen auf den Blättern Form an.

Das Dungeonblatt an sich ist ebenfalls in zwei Bereiche unterteilt. Im oberen Bereich befindet sich für jedes Element des Dungeons ein eigener Bereich mit diversen Ankreuzfeldern. Darunter haben wir einen karierten Bereich aus 10×8 Feldern, in das wir die Elemente einzeichnen müssen. Immer nur ein Element pro Feld. Zeigt uns nun eine Karte als erstes Element nun also drei nebeneinanderliegende Mauersymbole, so müssen wir irgendwo in diesem karierten Bereich auch eine Mauer aus drei nebeneinanderligenden Feldern einzeichnen. Mauern dürfen dabei auch gedreht und gespiegelt, aber niemals zerstückelt werden. Zu beachten ist außerdem, dass man jedes Feld, auf dem sich keine Mauer befindet, noch mit einer waage- oder senkrechten Bewegung mit der Heldenfigur erreichen kann. Diagonal nebeneinander liegende Mauern blockieren also das durchkommen.

Fallen und Monster die mir auf der Karte angezeigt werden muss ich ebenfalls auf je ein Feld im Dungeon einzeichnen. Werden mir also drei Goblins angezeigt, so muss ich drei Felder mit Goblins bestücken und nicht auf ein Feld drei Goblins malen. Neben den Goblins gibt es noch Orks und Drachen. Fallen werden genauso behandelt. Die wichtigste Regel in diesem Zusammenhang ist aber, dass man Fallen und Monster niemals waage- oder senkrecht neben Fallen und Monster bauen darf. Soll heißen, dazwischen muss immer ein Feld Platz sein oder aber eine Mauer. Diagonal dürfen sie aber nebeneinander sein.

Das dritte Element, dass uns Karten geben können sind Schätze. Ist eine Schatztruhe abgebildet, so müssen wir diesen verstecken, denn die gegnerischen Helden sollen sie ja nach Möglichkeit nicht bekommen. Der Schatz wird nicht „öffentlich“ auf unserem Dungeonblatt aufgemalt. Wir schreiben ihn in die Schatzspalte auf unserem Wertungszettel. Dort notieren wir die Koordinate auf der wir einen Schatz versteckt haben. Das können natürlich noch viel mehr werden, aber immer nur ein Schatz pro Feld. Wichtig ist aber, dass man Schätze auf Feldern mit Monstern versteckt, denn nur so können sie beschützt werden. Die gegnerischen Helden müssen so erst das Monster besiegen, bevor sie ihn bekommen können. verstecken wir Schätze auf Feldern ohne Monster bekommt sie der gegnerische Held am Ende automatisch. Wir dürfen aber Schätze durchaus auf Feldern verstecken auf denen sich kein Monster befindet. Wir müssen dann nur hoffen, dass wir mit einer späteren Karte noch ein Monster bekommen.

Das letzte Element, dass wir bekommen können sind sogenannte Aufwertungen und diese haben mit den Ankreuzfeldern im oberen Bereich zun tun. Für jedes Kreuz, dass wir auf diese Weise erhalten, dürfen wir im oberen Bereich ein Kreuz setzen. Diese dürfen wir frei verteilen. Wichtig ist auch hier nur, dass man einen Bonus erst erhält, sobald alle Kästchen einer Reihe angekreuzt sind. Bei den drei Monstern werden ihre Stärken im späteren Verlauf erhöht und somit steigen unsere Chancen den Helden zu besiegen. Fallen machen mehr Schaden und Schätze werden wertvoller. Die Sektion Handkarten führt dazu, dass wir im späteren Verlauf mehr Karten auf unserer Hand halten dürfen.

Doodle Dungeon – Dungeon mit eingezeichnetem Weg / Foto: Spieltroll

Nach den 14 Runden folgt nun die zweite Phase. Die Spieler reichen ihre Dungeonblätter nach links weiter. Anschließend zeichnet jeder Spieler auf dem Blatt das er gerade bekommen hat einen Weg für seinen Helden ein. Der Weg muss als durchgehende Linie ohne Verzweigungen eingezeichnet werden und darf nur waage- und senkrecht verlaufen. Es versteht sich von selbst, dass der Weg nicht durch Mauern verlaufen darf. Der Weg darf sich selbst kreuzen und darf auch parallel auf dem selben Feld verlaufen. Das allerdings nur zweimal auf einem Feld. Auch zweimal über dasselbe Monster darf ein Weg verlaufen, aber bevor das passiert muss immer zunächst ein Feld mit einem anderen Monster oder einer Falle verlaufen. Nachdem alle einen Weg eingezeichnet haben, werden die Zettel zurückgegeben und die letzte Phase beginnt.

Doodle Dungeon – Kampf mit einem Goblin / Foto: Spieltroll

Jeder stellt die Heldenfigur auf das Startfeld des Dungeons und mischt seinen persönlichen Kartenstapel. Dann ziehen die Spieler soviele Handkarten, wie ihre höchste freigeschaltete Stufe bei den Handkarten anzeigt. Der Startspieler beginnt und muss vier Dinge nacheinander abhandeln. Zunächst wir die Heldenfigur auf das nächste Feld entlang des Weges gezogen, auf dem eine Falle oder ein Monster auftaucht. Anschließend muss die Begegnung absolviert werden. Ist es eine Falle, so streichen wir eine Anzahl Lebensherzen ab, die sich am unteren Ende unseres Dungeonzettels befinden. Kommt es zum Kampf mit einem Monster, so würfeln wir mit zwei Würfeln und zählen den Bonus unserer Monster hinzu. Haben wir ein Ergebnis von 20 oder höher, so gewinnt das Monster den Kampf und der Held erleidet Schaden, haben wir unter 20, gewinnt der Held und das Monster wird durchgestrichen. Um das ganze ein wenig zu würzen, dürfen die Spieler in dieser Phase dann Karten spielen. Der Dungeonlord für sein Dungeon und die anderen Spieler für ihre Helden. Zum Schluß füllt man dann noch seine Hand wieder auf und dann ist der nächste Spieler dran.

Für jeden Schaden wird ein Herz durchgestrichen und sollte der Held tödlichen Schaden erleiden, ist die Phase für diesen Helden beendet. WEnn de rHeld das Ende erreicht ist auch dann Schluss. Die anderen Spieler spielen noch solange weiter, bis alle fertig sind. Dann wird gewertet. Jeder Dungeonlord bekommt Punkte für die Monster die noch leben und für Schätze die noch bewacht sind. Bonuspunkte erhält man, wenn der Held gestorben ist. Falls der Held entkommen ist, erhält man einen Minuspunkt für jedes Herz das übrigbleibt. Wer die meisten hat gewinnt und das werden nicht viele sein.

Das Fazit

Klingt alles wirklich gar nicht so schlecht, bis man es dann spielt. Auch hier verbirgt sich der Unmut dann erst in der letzten Phase. solange man das Dungeon noch malt und ausbaut, macht Doodle Dungeon Spaß und man versucht möglichst effektive Dungeons zu bauen. Zieht sich zwar ein wenig hin, da 14 Runden sehr lang sind, aber bis hierhin ist alles gut. Die zweite Phase mit dem Weg ist auch noch okay. Hier versuchen wir nun einen möglichst guten Weg durch die Gefahren zu finden und auch das ist noch ein durchaus gelungener Part, aber in der letzten Phase, die eigentlich den Höhepunkt, weil Auflösung des Ganzen, darstellen sollte, bricht das mühsam errichtete Dungeon unter seiner eigenen Last zusammen. Der Mechanismus ist strunzöde. Figur vorziehen, Schaden nehmen oder noch Würfeln und gewinnen, weil man gar nicht alles so stark aufwerten kann, dass man den Heldendrecksack besiegt. Und wenn man es dann doch mal geschafft hat, den Typen umzuhauen, spielt der Gegner eine Karte aus, die das Monster trotzdem sterben lässt oder den Helden heilt. Sehr frustrierend und wenig spaßbringend. Der Held ist einfach übermächtig und sollte das in diesem Spiel einfach nicht sein. Man kann zwar ein Monster versuchen hochzurüsten und nur versuchen möglichst viele eines Typs einzubauen um ihn garantiert umzuhauen, aber das ist superteuer. Man benötigt viele Aufwertungen und die sind unter allen Spielern sehr begehrt. Schade, denn bis zum großen Finale ist das Spiel recht gut gelungen. Es fühlt sich allerdings so an, als wäre zum Schluß beim Design irgendwie die Puste ausgegangen.

Doodle Dungeon – Der Startspielerspitzer / Foto: Spieltroll

Das Material ist okay, die Karten sind groß und bunt und von guter Qualität, das Radiergummi ist Mist, aber die Bleistifte, Schablonen usw. sind okay. Der Rest ist ja eigentlich nur bedrucktes Papier. Die Anleitung ist großartig. Gut geschrieben erklärt sie das Spiel mit Humor und so weit es mich angeht sehr verständlich. Leider hält das Spiel dieses Niveau nicht. Insgesamt würde ich das Spiel als ziemlich mittelprächtig einschätzen und kann es nicht wirklich empfehlen. Das Spiel verbraucht sich aufgrund der frustigen Mechanik am Ende ziemlich schnell.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Ulrich Blum
  • Illustrator(en): John Kovalic
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
  • Dauer: 45 – 60 Minuten

2 Gedanken zu „Doodle Dungeon“

  1. Uff, danke für die Warnung. Das Spiel steht bei mir eigentlich auch schon seit einer Weile auf dem Wunschzettel. Wenn ich deine nachvollziehbaren Kritikpunkte hier so lese, lasse ich Doodle Dungeon wahrscheinlich lieber links liegen.

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