Flippermania

Flippermania

Geoff Engelstein, der Autor des vorliegenden Spiels, unterrichtet Board Game Design an der New York University und ist Podcaster bei The Dice Tower, einer der größten Webshows, die sich mit Brettspielen auseinandersetzen. Außerdem hat er schon ein paar Brettspiele entwickelt und weiß wovon er spricht. Mit Flippermania ist ihm nun aber sein bisher größter Wurf gelungen. Hier geht es natürlich um Flipperautomaten und „Flippern“ an sich. Im Jahre 2022 muss ich wahrscheinlich erklären, was ein Flipper ist. Sind sie doch aus der Mode gekommen und stehen nur noch bei Liebhabern in den Stuben herum. Flipper sind Spielautomaten, bei denen wir reaktionsschnell Knöpfe drücken um unsere beiden, Flipper genannten Hebel, zu bewegen, um eine Kugel auf dem geneigten Spieltisch im Spiel zu halten und für diverse Ziele auf dem Tisch, auf die wir die Kugel schießen können, Punkte zu erhalten. Alles klar? Auch Pegasus legen dem Spiel tatsächlich einen gedruckten Zettel bei, auf dem sie erklären was ein Flipper überhaupt ist und wie der funktioniert, weil heutzutage wohl wenige so einen Tisch live und in Farbe zu Gesicht bekommen. Ich gehe aber davon aus, dass die Käufer von Flippermania wissen mit was sie es da thematisch zu tun bekommen, sonst würden sie es wahrscheinlich nicht kaufen. Ob so eine Simulation als Würfelspiel überhaupt funktioniert und ob Flippermania wirklich ein gutes Spiel ist, erfahrt ihr wenn ihr weiterlest.

Worum geht es?

Im Kern ist Flippermania ein Roll & Write-Spiel bei dem verschiedene Flipperautomaten (vier) simuliert werden. Wir als Spieler*in versuchen dabei die Kugel solange wie möglich und mit soviel Punkten wie möglich im Spiel zu halten. Dazu bedienen wir uns zweier Würfel, die uns nach bestimmten Regeln mitteilen, wo die Kugel als nächstes auf dem Tisch hinwandern kann und wir versuchen möglichst sinnige Entscheidungen zu treffen und Punkte zu erzielen. Das Ganze machen wir insgesamt dreimal, bis unsere drei Kugeln verbraucht sind und danach sehen wir wieviele Punkte wir erzielt haben und, falls wir gegen Mitspieler*innen geflippert haben, wer gewonnen hat. Ja, Flippermania ist (auch) ein Solospiel.

Flippermania – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Ich erkläre ersteinmal generell wie Flippermania gespielt wird und werde danach auf die vier Tische einzeln etwas genauer eingehen, denn jeder Tisch hat einen Haufen Extradinge, die beachtet werden müssen. Der Spielaufbau geht sehr schnell von der Hand. Zunächst wird sich für einen der vier Flipper entschieden und jede*r Mitspieler*in erhält zwei Tableaus. Ein hochformatiges, das den Flippertisch mit allen Elementen zeigt und ein querformatiges, dass zum Punktezählen dient und im Fall der komplexeren Flipper ebenfalls mit Spielelementen und Anzeigen gefüllt ist. Dazu erhält jede*r einen abwischbaren Stift mit integriertem Schwämmchen zum radieren, sowie zwei Flipperkugeln. Diese sind halbiert und gleiten wirklich perfekt auf der Tischoberfläche. Für alle Spieler*innen werden die zwei Würfel noch bereitgelegt. Es ist egal ob diese um den Tisch wandern oder ein*e Spieler*in die ganze Zeit würfelt. Der Spielverlauf ist gänzlich der gleiche, ob ein, zwei, drei oder vier Spieler*innen am Spiel beteiligt sind. Los geht es dann in dem der Kreis für die erste Kugel abgestrichen wird und am Startpfeil eine der Kugeln abgelegt wird.

Flippermania – Kugel am Start / Foto: Spieltroll

Ein Spielzug ist sehr schnell abgehandelt, den er besteht nur darin die beiden Würfel zu werfen und dann ein geeignetes Ziel auf dem Tisch anzukreuzen. Je nach Ziel können dann noch weitere Dinge passieren, wie zum Beispiel das erzielen von Punkten, das Auslösesn eines Bonus oder ähliches. Die Spieler*innen markieren das auf ihrem Spielfeld und dann geht es auch schon weiter mit dem nächsten Wurf. Das machen sie solange, bis ihre Kugel nicht mehr im Spiel ist. Dann geht es von vorne los mit der nächsten Kugel. Einige Sachen auf dem Tisch werden mit einer verlorenen Kugel zurückgesetzt (ausradiert) und einige andere bleibenn über die Partie hinaus erhalten. Eine Partie dauert soalange bis alle Spieler*innen ihre drei Kugeln verloren haben.

Flippermania – Zonen von Carniball / Foto: Spieltroll

Die Spieltische sind dabei grundsätzlich nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Von oben nach unten teilen gepunktete Linien einen Flippertisch in Zonen auf. Die beiden Flipperhebel ganz unten sind rot und gelb. Landet die Kugel auf einem der Hebel so kann ich korrespondierend mit seiner Farbe entweder nur rote oder gelbe Ziele auf dem Tisch treffen. Als drittes gibt es auch noch weiße Ziele, die von beiden angespielt werden dürfen. Ziele können hierbei alles mögliche sein und sie sind durch Würfelsymbole in den drei Farben gekennzeichnet und zeigen und immer eine Augenzahl. Treffen wir sie mit einer Kugel durch die richtige Augenzahl eines der Würfel, so markieren wir das Ziel. Manche Ziele weisen Pfeile in den Farben gelb, rot und lila auf. Gelb und rote Ziele können nur durch den richtigen Flipper angespielt werden. Hat ein Ziel jedoch einen lila Pfeil, so können wir mit unserer Kugel von dem Ziel auch in Richtung den lila Pfeils weiterspielen, wenn einer der Würfel eine passende Zahl zeigt. So können wir bei einigen Zielen immer hin- und herspringen, bis alle Ziele markiert sind, falls die Zahlen gut kommen. Wichtig ist nur das, wenn wir ein Ziel in einer Zone getroffen, wir erneut gewürfelt haben und wir keinem lila Ziel in der selben Zone folgen können, so müssen wir die Zone nach unten verlassen und mindestens in der Zone darunter erneut ein Ziel treffen. Sind wir in der untersten Zone und haben kein gültiges Ziel mehr, so verlieren wir die Kugel.

Flippermania – Gruppe von Zielen / Foto: Spieltroll

Manche Ziele sind zu Gruppen zusammengefasst und wenn wir die gesamte Gruppe ausgefüllt haben, so passiert etwas besonderes. Wir erhalten einen Bonus in Form von Bonuspunkten oder extra Kugeln, permanenten Freischaltungen von Extrapunkten. Das ist je nach Tisch und Ziel verschieden. Es gibt auch besondere Ziele wie zum Beispiel Rampen, die besondere Voraussetzungen haben, damit wir sie überhaupt treffen können. Die Rampe auf dem Starttisch verlangt zum Beispiel, dass sie mit dem roten Flipper angespielt wird und das wir sie nacheinander mit aufsteigenden Würfelzahlen treffen. Dadurch wird die Belohnung auch immer größer.

Flippermania – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Alles, was wir auf dem Spieltisch markieren ist umrandet. Die Linie der Umrandung ist dabei ein wichtiges Element. Ist die Linie gestrichelt, so werden diese Markierungen nach dem Verlust der aktuellen Kugel wieder ausradiert. Ist die Linie durchgängig, so bleiben die Ziele markiert, bis wir alle Ziele der zugehörigen Gruppe getroffen haben und einen Bonus bekommen haben. Danach werden die Ziele ausradiert. Doppelt umrandete Ziele bleiben uns das ganze Spiel über erhalten. Diese Markierungen radieren wir erst wieder aus, wenn das Spiel zu Ende ist.

Die Punkte, die überall auf dem Tisch verdient werden können sind kleine Sternsymbole. Diese tragen wir auf dem Punktezählfeld des zweiten Tableaus ab.

Flippermania – Drachentöter-Tableau / Foto: Spieltroll

Eine weitere Besonderheit des Flipperns ist die Möglichkeit durch anschubsen des Tisches die Laufbahn der Kugel zu verändern. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, verfügen reale Tische über eine Abschaltung. Ist der Erschütterung zu stark, so ist die Kugel verloren. Das nenn man Tilt. Gute Flipperspieler*innen wissen aber wie weit sie an welchem Tisch gehen können. Um das zu simuliren haben wir in Flippermania die Chacne das ebenfalls bis zu dreimal zu tun. Wir können einen der Würfel manipulieren, indem wir ihn auf eine Zahl drehen die wir wollen. Die Differenz zu der gewürfelten Zahl ergibt unser Tiltrisiko für den nächsten Wurf. Wir tragen die Zahl in einem Feld auf dem Punktetableau ein und markieren eines der drei „Stossen“-Felder. Beim nächsten Wurf müssen wir mit unseren beiden Würfeln eine Differnez erzielen, die gleich oder größer ist als unser aktuelles Tiltrisiko. Schaffen wir das, spielen wir normal weiter. Schaffen wir es nicht, ist die Kugel verloren.

Kommen wir kurz noch zu den einzelnen Tischen, den jeder von ihnen hat seine eigenen Regeln. Die Spielanleitung ist so gestaltet, das sie auf der einen Seite die allgemeinen Regeln erklärt und wenn sie umgedreht wird, finden sich dort die vier Tische in aufsteigender Schwierigkeit:

Flippermania – Vier Tische / Foto: Spieltroll

Carniball (einfach)

Carniball ist der Startflipper an dem Flippermania erklärt wird und damit ein recht einfacher Tisch. Thematisch ist hier ein Jahrmarkt dargestellt und die Ziele sind diverse Attraktionen. Hier gibt es keine großen Überraschungen und Schwierigkeiten. Nachdem ich das Spiel einigermaßen beherrscht habe, bin ich sofort weitergezogen und erst später wieder zurückgekommen, um zu sehen, wieviele Punkte ich hier tatsächlich erzielen kann. Das zweite Tableau hat keine Bedeutung außer um die Punkte zu zählen.

Cyberhack (fortgeschritten)

Bei Cyberhack geht es thematisch ums Hacking. Optisch sehr technisch aussehend bietet dieser Flipper die ersten Schwierigkeiten. Bedient er sich auch noch bei Shadowrun, dem Cyberpunk-Rollenspiel und schickt uns mit seinen Spielelementen auch noch auf Runs, bei denen wir versuchen in eine Art Minispiel jede Menge Punkte zu erzielen. Dieses Minigame ist wie ein Einschub und findet nur auf dem Punktetableau statt. Während die anderen normal weiterspielen, werden hier immer beide Würfelergebnisse benötigt. Sollte das Minigame beendet werden, so kehren wir zurück zum normalen Tisch. Hier soll das Minigame erreicht werden, denn es bietet die beste Möglichkeit Punkte zu machen.

Drachentöter (fortgeschritten)

Drachentöter geht noch ein bißchen weiter als Cyberhack und ist noch komplexer. Hier gibt es kein Extraminigame und wir spielen im Prinzip einen Helden in einem Fantasyrollenspiel, den wir versuchen aufzuleveln. Es gibt Ziele auf diesem Flipper, die uns Erfahrung bringen wenn wir sie alle angeschossen haben. Auf diesem Flipper schalten wir im Grunde immer mehr Boni frei, wenn es gut läuft, die uns auf dem normalen Tisch massiv mit Punkten versorgen. Die Boni nennen sich hier Zaubersprüche und können mit unter öfter benutzt werden. Auf dem tisch gibt es einen Schatz, den wir ebenfalls mit Münzen füllen können und der uns von Zeit zu Zeit ausgezahlt wird, wenn wir weitere Ziele treffen. Auf diesem Tisch gibt es viel zu beachten.

Disco Fever (Profi)

Hier wurde sich mechanisch richtig ausgetobt. Discothek ist bei dem Titel natürlich das Thema und dieser Flipper ist extrem verzahnt, macht aber auch jede Menge Spaß, wenn er durchdrungen wurde. Hier ist auf dem zweiten Tableau ein weiterer Miniflipper angebracht, den wir mit einem Mulitball starten und den wir genauso bedienen müssen wie den normalen. Nachdem ich Disco Fever eine ganze Zeit gespielt habe, hatte ich erstmal keine Lust mehr auf die komplexen Tische sondern bin wieder zu Carniball zurückgekehrt.

Flippermania – Carniball Punkte-Tableau / Foto: Spieltroll

Das Spiel ist im Prinzip durch weitere thematische Tische ewig erweiterbar und ich erwarte noch einige in der Zukunft. Gewonnen hat natürlich der- oder diejenige Spieler*in mit den meisten Punkten am Ende. Im Solospiel geh es natürlich auf Highscorejagd.

Das Fazit

Lasst euch nichts erzählen, Flippermania ist ein Solospiel. Es wird nur mit Spielmaterial für vier Personen ausgeliefert. Aber selbst wenn ihr mit mehr Leuten vor Flippermania sitzt, bleibt es eine solistische Erfahrung. Wer Imperial Settlers als Multiplayer-Solitär bezeichnet, hat Flippermania noch nicht mit mehr Spieler*innen gespielt. Also Flippermania ist ein Solospiel und so behandel ich es auch. Ich sage es gleich vorweg, ich bin ein großer Fan des Spiels und spiele momentan, wenn ich alleine mal eine halbe Stunde Zeit totschlagen möchte, selten etwas anderes. Flippermania funktioniert super, wenn es erstmal geschnallt wurde. Die Tatsache, das ich hier nur gegen meine eigene Punktezahl spiele, finde ich überhaupt nicht schlimm, denn das war ja bei den echten Geräten schon so. Flippermania ist darauf ausgelegt es immer wieder zu probieren. Natürlich sind die Würfel ein Glückselement, das einigen wieder nicht passt, aber hier heißt es auch wieder taktisch das beste aus den Würfeln zu machen. Vermeidung von doofen Situationen bei denen mit manchen Würfelergebnissen nichts mehr gemacht werden kann ist hier das A und O. Und dann kommt doch wieder eine verlockende Situation in der ich ein Risiko eingehe.

Flippermania ist aber nicht nur ein Spiel das mir sehr gut gefällt, es ist auch ein Spiel mit ein paar Schwächen, die ich ansprechen muss. Die aber zu einem großen Teil an der Produktion bzw. Redaktion liegt. Ich finde das Spiel an sich sehr schön produziert. Die halben Kugeln sind toll, die Stifte und die Beschichtung der Spielertableaus ist ebenfalls gut. Für meinen Geschmack sind die Tableaus nur zu klein. Es wurden sehr viele kleine Details auf zu kleinen Platz gepresst. Ein wenig größer wäre besser. Auch haben die Tableaus eine leichte Neigung sich zu verbiegen, was ebenfalls nciht schön ist und in meiner Version sind einige Beschichtungen, speziell der Carniball- und Cyberhack-Tableaus fehlerhaft. Es lassen sich raue Stellen fühlen und beim abwischen der Stifte bleibt die Farbe in diesen Bereichen ein wenig zurück. Ich denke aber das ich da eventuell einfach Pech habe.

Das größte Manko ist aber die Anleitung, die ich von der Aufteilung in die zwei Bereiche super finde. Auch sind die einzelnen Anleitungen für die Tische super und gut verständlich. Wenn ich von den kleinen Fehlern absehe, die inzwischen schon in einem FAQ herausgegeben worden sind. Die allgemeine Anleitung ist aber sehr konfus und macht einfach keinen guten Job das Spiel zu vermitteln. Da werden alte Fehler wieder ausgepackt, wie zum Beispiel Spielelemente zu erwähnen, bevor sie erklärt wurden. Wichtige Dinge nicht genügend hervorzuheben, so dass sie beim Nachlesen einfach gefunden werden können. Leider musste ich des öfteren nachlesen und Kennerspiel ist hier in Punkto Regeln auch wirklich ernstzunehmen. Flippermania erklärt sehr viel und einiges bleibt dennoch seltsam offen. Kann sein das sich das durch das FAQ aber ergibt, dass habe ich nicht mehr überprüft, mit den englischen Regeln hatte ich für mich alles klären können.

Zurück zum spielerischen, dass mir wie erwähnt sehr zusagt, die Tische sind wirklich abwechslungsreich, mit der Ausnahme von Carniball, der recht schnell langweilig wird, weil es hier einfach zu wenig Möglichkeiten gibt. Der ist aber auch eigentlich nur zum Erlernen des Spiels da. Die anderen Tische machen da einen viel besseren Job. Drachentöter wäre tatsächlich mein Lieblingstisch in dieser Beziehung, wenn ich mich hier nicht in eine Sackgasse spielen könnte. Es würde jetzt zu weit führen das näher zu beschreiben, aber es ist möglich hier beim Hauptelement der Erfahrung nicht mehr weiterkommen zu können, weil diese nicht mehr erreichbar sind.

Insgesamt viele kleine Problemchen aber für mich dennoch ein wirklich tolles Solospiel für das ich hoffe in Zukunft weitere Tische für noch mehr Abwechslung zu bekommen.


  • Verlag: Pegasus Spiele, Frosted Games
  • Autor(en): Geoff Engelstein
  • Illustrator(en): Gong Studios
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 30 Minuten

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