Ich liebe Flipperautomaten! Leider habe ich selten die Gelegenheit an einem echten Tisch zu spielen, aber ich finde sie wirklich großartig. Diese Leidenschaft setzte sich auch digital in meiner Jugend fort. Als die ersten richtig geilen Fantasysimulatoren auf dem Amiga herauskamen, wie Pinball Dreams und Pinball Fantasies war ich sofort dabei. Eine zeitlang habe ich nichts anderes gepsielt und auch heute Spiele ich ab und zu ein paar Partien auf dem PC. Im Brett- und Kartenspielbereich wurde das Thema auch schon versucht, jedoch meiner Meinung noch nicht ausgereizt und ich bin gerne gewillt immer wieder die neuesten Versuche auszuprobieren. Vor zwei Jahren hat mich Flippermania zwar schon fesseln können und hat zeimlich gute Ansätze, aber spielerisch treten, wenn du es ausreizt schon ein paar Mängel auf, so dass du letztlich doch das Flippergefühl vermisst. Friedemann Friese hat sich den Flippern nun auch angenommen und einen anderen Ansatz gewählt. Während Flippermania auf Würfel als Zufallselement setzt, wählt er Karten und das funktioniert erstaunlich gut.
Worum geht es?
Wie der Titel verrät, ist das Thema dieses Flippersimulators eine Erdinvasion von großen raumschiffsteuernden Fröschen. Freakig! Ist aber auch egal worum es geht. Hier zählt für mich nur das es gut aussieht und im Flipperkontext Sinn macht. Maura setzt das wunderbar um und nur durch ihn wird das Thema überhaupt erzeugt. Rein spielerisch könnte das jedes x-beliebige Thema sein, dass diesen Flipper ziert.
Wie läuft das ab?
Die Schachtel ist ziemlich klein und der Inhalt auch wirklich überschaubar. Ein paar Marker, ein kleines Tableau, ein Faltplan, ein Punkteblock und ein Satz Karten. Mehr braucht Freaky Frogs From Outaspace nicht, um einen Flipperautomaten zu simulieren. Maura zeiht das Konzept übrigens grafisch komplett durch. Während das Tableau einen Teil des Flippers zeigt und als Markerablage dient, ist die Rückseite auch als Rückseite illustriert. Der Faltplan wird für das Spiel gar nicht unbedingt benötigt, dient am Anfang aber als gute Orientierungshilfe. Auch dieser ist zweiseitig bedruckt und zeigt einerseits den kompletten bunten Flipper, während auf der zweiten Seite nur die wichtigen Elemente deutlich hervorgehoben wurden und der Rest mit weniger Deckkraft versehen wurde. Um das Spiel zu verfolgen ist auch ein kleiner Kugelmarker enthalten, auf dem nachvollzogen werden kann wo sich der Ball gerade befindet, wenn ich spiele. Mich selbst stört das aber, da das Spiel deutlich zu schnell von der Hand geht und mich das Versetzen des Markers eher stört.
Neben dem Faltplan gibt es ansonsten nicht viel aufzubauen. Das kleine Tableau wird beiseite gelegt und der Marker für das Autosave an seine Stelle gelegt. Sollten wir den ersten Ball allein durch unsere Handkarten verlieren, was durchaus passieren kann wird der erste Ball gerettet und der Marker direkt entfernt. Die restlichen Felder auf dem Tableau dienen zum Anzeigen des Multiplikators und Extraballs. Der Rest des Spiels sind die Karten und hier müssen wir zu Beginn der Partie sieben Karten aus dem Stapel heraussuchen und zur Seite legen. Zum einen die Extraballkarte und dann sechs LOST-Karten. Den Rest mischen wir, legen den Stapel bereit und fangen direkt an, indem wir fünf Karten ziehen und als offene Hand auslegen. Den Punkteblock legen wir auch bereit und los gehts!
Ich beschreibe jetzt nur, wie das Spiel grob gespielt wird. Auf alle Elemente des Flippers im einzelnen werde ich nicht eingehen können und die Spielweisen erklären. Grundsätzlich müssen wir uns nur merken aus welcher Richtung der Ball auf die einzelnen Elemente trifft. Sobald wir starten fällt der Ball von oben nach unten. Die Karten auf unsere Hand zeigen diverse Elemente des Flippers. Dabei gibt es Karten für Rollover-Targets, Bumper, zwei unterschiedlichen Targets, die aus drei Buchstaben bestehen, sowie zwei unterschiedlichen Rampen und einem Lock. Dazu gesellen sich noch Karten für die Flipper, die für die Spielmechanik in gelb und rot unterteilt wurden, sowie Doppelflipperkarten, die beide Flipper ziegen und rot und gelb sind. Zum Schluß kommen noch die „bösen“ Karten dazu, die sogennanten LOST-Karten, bei denen die Kugel durch die Mitte abrauscht, sowie die LANE-Karten für die Seiten.
Der Flippertisch zeigt ganz oben die fünf unterschiedlichen Rollover-Targets, darunter drei farbige Bumper und darunter die Buchstaben-Ziele. Dann kommen die Flipper bzw. die Löcher durch die die Kugeln verloren gehen. Die Kugel kommt von oben und sollten wir ein Rollover-Target auf der Hand haben, so können wir es ausspielen und legen es vor uns aus. Machen wir das, so sagt uns die Karte wieviele Karten wir nachziehen dürfen. Wir haben allerdings ein Handkartenlimit von sieben Karten. Sollten wir mehr Karten bekommen, so dürfen wir uns aussuchen welche Karten wir abwerfen. LOST- und LANE-Karten müssen wir allerdings immer auf der Hand behalten und dürfen sie nicht freiwillig ablegen. Sollten wir kein solches Ziel haben, rollt die Kugel weiter nach unten in den Bumper-Bereich. Hier können wir nun Bumper spielen, auch mehrere nacheinander, nur nicht in der gleichen Farbe oder wir streuen wieder eines der Rollover-Targets ein. Hier können wir, wie in einem echten Flipper, die Kugeln lange halten. Die Kugel kommt irgendwann immer unten an und dann müssen wir sie über einen Flipper wieder nach oben katapultieren. In dieser Richtung kommen natürlich noch die Rampen als Ziele dazu. Die Rampen sind farblich den Flippern zugeordnet. Die gelbe Rampe darf also nur mit einem gelben Flipper angespielt werden usw. Nach einer Rampe ist aber wieder ein Flipper fällig. Haben wir keinen Flipper mehr geht der Ball ins aus.
Wenn wir zu irgendeinem Zeitpunkt drei LOST- oder zwei LANE-Karten auf der Hand halten, so sind wir gezwungen zu reagieren oder die Runde endet. Wir müssen bei Ersterem einen Doppelflipper oder jeden Flipper einmal ablegen, um die drei LOST-Karten ablegen zu können und beim zweiten einen Doppelflipper oder zwei einzelne ablegen. Haben wir ein LOST abgewehrt, so müssen wir eine weitere, zuvor aussortierte LOST-Karte, auf den Ablagestapel legen.
Auch andere flippertypische Dinge, wie ein Extraball, ein Multiball oder den Multiplikator in die Höhe zu treiben werden mechanisch abgebildet. Punkte müssen wir uns nebenbei notieren. Der Punkteblock zeigt je eine Spalte für jeden Multiplikator und wir notieren sobald wir Punkte bekommen in der richtigen Spalte unsere Punkte. Zum Schluß erhalten wir noch weitere Punkte und addieren für die Gesamtpunktezahl. Insgesamt spielen wir drei Runden, falls wir einen Extraball erspiele auch eine vierte. Ein Flipper ist natürlich eine Soloangelegenheit, also sollte euch klar sein, auch wenn ich es nicht explizit erwähnt habe, dass es sich bei Freaky Frogs From Outaspace um ein Solospiel handelt.
Das Fazit
Ich finde es sehr schwierig ein Flipperspiel adäquat zu beschreiben, denn es gibt meist sehr viele Elemente, die nicht alle gewürdigt werden können aber wichtig für das Spielgefühl sind. Frieses Ansatz ist für meinen Geschmack aber ein sehr gelungener, auch wenn ich das vielleicht nicht so gut rüberbringen kann. Was wirklich toll funktioniert, und ich zunächst nicht glauben konnte, ist die Leichtigkeit mit der Freaky Frogs From Outaspace von der Hand geht. Das Regelstudium nimmt tatsächlich erstmal eine ganze Menge Zeit in Anspruch, denn die Anleitung ist ganze 28 Seiten lang und picke packe voll mit den unterschiedlichen Flipperelementen und Möglichkeiten wie diese zu bespielen sind. Ich musste mehrfach absetzen und von vorne beginnen, weil ich nicht alles verstand oder es als zuviel empfand. Das wäre das einzige was ich dem Spiel ankreiden kann. Die Anleitung ist zwar vollständig und erörtert alle Eventualitäten, aber besonders intuitiv scheint das zunächst alles gar nicht zu sein. Aber es scheint nur so, denn wenn du erstmal anfängst zu spielen, dann entfaltet sich das Spiel von ganz allein. Vieles ist im Kontext eines Flippers einfach logisch und spielt sich bald sehr schnell runter. Das ist absolut faszinierend und dem Flipperspiel angemessen.
Das die Kugel von oben nach unten rollt ist eh klar und ich kann einfach immer das spielen, wo sie sich gerade befindet. Kommt sie unten an muss ich einen Flipper spielen. Die Rampen können sehr lukrativ sein, benötigen aber auch immer im Anschluss einen weiteren Flipper, sonst ist die Runde schnell zu Ende. Den Zufall über die „bösen“ Karten abzubilden funktioniert richtig gut und setzt uns zwischenzeitlich immer wieder unter Druck. Die Flipperkarten, die mit Ausnahme des Doppelflippers, keine neuen Karten bringen, scheinen wertvoll zu sein, bis wir eine ganze Hand von ihnen haben und einfach nicht weiterspielen können und der Ball einfach so verloren geht. Das ist überhaupt das beste an Freaky Frogs: der Zufall. Genau wie bei einem richtigen Flipper können wir manchmal nichts dagegen tun, das der Ball einfach weg ist. Es hilft nichts, der Winkel war unglücklich und der Ball fällt durch. Bei Flippermania zum Beispiel konnte man sehr gut dagegensteuern, um Verluste zu vermeiden, bis dann der eine unpassende Würfelwurf kam. Eine Partie dauerte mitunter recht lang und das fühlt sich hier deutlich besser an. Das Spiel ist mitunter sehr schnell gespielt. Sollten die Karten nicht richtig kommen, keine Flipper in ausreichender Anzahl vorhanden sein. Ganz schnell vorbei. Das ist aber auch richtig so. Freaky Frogs will gar nicht fair sein. Friedemann Friese schreibt es direkt in seinem Vorwort. Das fühlt sich genau richtig an.
Nach ein paar Durchläufen funktioniert das Spiel reibungslos und automatisch. Dann greift der Ehrgeiz und du versuchst deine Höchstpunktzahl zu überbieten. Gleich meine zweite Partie war eine sehr gute Punktzahl, der ich bisher hinterherlaufe, aber ich habe immer wieder die Motivation es rauszuholen und eine Partie zu spielen. Manchmal ist nach zehn Minuten alles vorbei, dann dauert eine einzelen Kugel wieder fünfzehn.
Freaky Frogs ist ein Spiel für Flipperfreunde und solche die es werden wollen. Nichts für Strategen und Leute die Spiele mit zuviel Glück nicht ertragen können oder gleich alles aus dem Fenster schmeißen. Für mich ist Freaky Frogs genau richtig und die kleine 1 auf der Schachtel macht mir Hoffnung, dass es nicht der letzte Flipper gewesen ist. Inzwischen hat Maura schon bestätigt, als Flipperfan schon genügend Ideen im Kopf zu haben um weitere grafische zu gestalten. Wenn es sich verkauft, gibts mehr, sonst bleibt dieser Kartenflippertisch der einzige. Ich würde es bedauern. Tolles kleines Spiel.
- Verlag: 2F-Spiele
- Autor(en): Friedemann Friese
- Illustrator(en): Lars-Arne „Maura“ Kalusky
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 1 Spieler*in
- Dauer: 10-50 Minuten
2 Gedanken zu „Freaky Frogs From Outaspace – Fantastischer Frosch Flipper“