Klassiker – Der Herr der Ringe

Es ist mal wieder Zeit für einen Klassiker und diesmal möchte ich mir das 20 Jahre alte Spiel Herr der Ringe von Reiner Knizia vornehmen, dass auch in meiner Spielesammlung einen Platz inne hat. Wahrscheinlich ist es heutzutage ein wenig in Vergessenheit geraten und wird nicht mehr so häufig gespielt, weil es wohl absolut nichts Besonderes mehr ist. Für mich und wahrscheinlich noch ein paar andere Menschen da draußen aber, hat dieses Spiel eine ähnliche Bedeutung wie Die Siedler von Catan. Dieses Spiel brachte vor 20 Jahren nämlich etwas völlig Neues in die Brettspielszene, dass heutzutage für viele überhaupt nichts Besonderes mehr ist. Die Rede ist vom kooperativen Spiel. Das Spieler in einer Runde zusammenspielen und quasi das Spiel besiegen müssen, war zur Jahrtausendwende etwas sehr Innovatives, denn höchstens ein paar Dungeoncrawler, bei denen man gemeinsam gegen einen Spielleiter antritt, oder Spiele im Kinderspielbereich hatten dieses Spielkonzept. Für Familien und generell die meisten Erwachsenen war ein kooperatives Spiel eine Neuheit. Kann man sich heute kaum noch vorstellen, denn inzwischen ist auch dieses Feld ausgiebig beackert.

Für meine Leute und mich war das Herr der Ringe Spiel damals ein fester Bestandteil unserer Spielrunden, denn wir waren riesige Herr Der Ringe Fans. Wir spielten MERS (Das Mittel Erde Rollen Spiel), liebten die Bücher und verschlangen alles aus der Welt. Leider gab es wenig Brettspiele zu der Zeit, die sich mit dem Thema befassten und wenn waren sie meistens nicht besonders gut. 2000, noch vor den Filmen von Peter Jackson kam das Spiel von Reiner Knizia auf den Markt und sah für uns HdR-Fans auch noch nach einem „echten“ Herrn der Ringe Produkt aus, denn die meisten Illustrationen kamen von John Howe, einem der Tolkienkünstler. Er gab unseren Fantasien ein Bild und ich fand schon immer, dass er das ausgesprochen gut machte und fast immer mein Kopfkino einfing. Und dieses Spiel hatte Bilder von John Howe. Ich musste es unbedingt spielen und wir spielten es rauf und runter. In meinem Bekanntenkreis kursierten damals drei Spiele und wir spielten es wirklich sehr oft. Reiner Knizia war für mich damals zwar schon ein Spieleautor von dem ich Spiele kannte, aber ich verband ihn jetzt auch noch nicht mit den absoluten Überfliegern.

Herr der Ringe – Hobbits auf der Verderbnisleiste / Foto: Spieltroll

Für diejenigen von euch die Herr der Ringe (also dieses Spiel) nicht kennen, reiße ich das Spielgeschehen mal kurz ab. Im Grunde spielt man hier tatsächlich die Geschichte aus Sicht der Hobbits des Herrn der Ringe aus dem Buch nach. Die Hobbits befinden sich auf der Reise zum Schicksalsberg und müssen versuchen den Ring dort zu zerstören. Auf ihrer Reise begegnen sie dabei allerhand Gefahren und auch bekannten Gefährten aus dem Buch. Das Spiel besteht dabei gleich aus mehreren Spielbrettern. Es gibt einen Hauptspielplan, sowie jeweils einen Abenteuerspielplan. Von diesen gibt es gleich vier verschiedene. Die 2-5 Spieler schlüpfen jeweils die Rolle eines Hobbits. 5 werden jetzt viele sagen, ja, denn um das spiel auch zu fünft spielen zu können wurde der Charakter des Dick Bolger für das Spiel ausgebaut und zu einem der Hobbits gemacht. Ist zwar nicht ganz getreu nach dem Buch, macht für das Spiel aber auch nichts. Jeder Spieler erhält eine Spielfigur und eine Charakterkarte auf der eine spezielle Fähigkeit des Charakters aufgedruckt steht. Die Spielfiguren stehen dabei nur auf dem Hauptspielplan auf der Verderbnisleiste rum und sollten möglichst nicht in Richtung Sauron gezogen werden, der steht nämlich als weitere Spielfigur auf der anderen Seite der Leiste. Wann immer sich Hobbits auf dem gelichen Feld mit Sauron befinden, so scheiden sie aus und werden ins Dunkel gezogen.

Herr der Ringe – Sauron auf der Verderbnisleiste / Foto: Spieltroll

Auf dem Spielfeld befindet sich nicht nur die Verderbnisleiste, sondern auch noch eine Abfolge von besuchbaren Orten, die den Orten der Geschichte entspricht. Alles Startet in Beutelsend, wo die Charaktere mit einer Starthand ausgestattet werden und ins Abenteuer aufbrechen, dann ziehen sie weiter nach Bruchtal, wo sie ein paar besondere Karten erhalten, über deren Verteilung man sich einig werden muss. Über diese Karten kommen dann weitere bekannte Charaktere ins Spiel. Gandalf existiert auf fünf besonderen Karten, die am Rande des Spielfelds bereit liegen und von den Spielern als Unterstützung in einer Notlage gekauft werden können. Das eigentliche Spiel findet dann aber auf den Abenteuerspielplänen statt und der erste wir betreten, wenn es in die Minen von Moria geht. Diese Abenteuerspielpläne haben verschiedene leisten auf denen Spielfiguren vorgerückt werden können. Eine Hauptleiste und mehrere Nebenleisten. Auf diesen Leisten gibt es verschiedene Symbole. Die Spieler müssen die entsprechenden Symbole, abgeben, wenn sie an der Reihe sind, um auf diesen Leisten vorzurücken. Dabei ist die Reihenfolge mancher Leisten manchmal entscheidend. Wann immer sie die Hauptleiste absolviert haben, ist dieser Spielplan nämlich vorbei und die Reise geht auf dem Hauptplan weiter. Jeder Spielplan hat außerdem noch eine Ereignisleiste auf der Sauron quasi vorrückt und schlechte Effekte für die Spieler eintreten.

Herr der Ringe – Moria Spielplan / Foto: Spieltroll

Grob gesagt geht es also darum, dass die Spieler ihre Leisten absolvieren, bevor Sauron seine absolviert hat. Vor jedem Zug muss ein Spieler ein Reiseplättchen ziehen und den Effekt ausführen. Der kann gut aber auch schlecht sein. Das Problem an den schlechten ist, das man den schlechten Effekt nicht nur ausführt, sondern auch noch ein weiteres Plättchen zieht usw. Auf diese Weise müssen alle Spielpläne bis zum Schluß absolviert werden und der jeweilige Ringträger darf nicht von Sauron ins Dunkel gezogen werden, dann ist das Spiel vorbei.

Ein eigentlich recht faszinierendes Spielprinzip und absolut neuartig in seiner Zeit. Es macht auch wirklich totalen Spaß, aber für Strategen war das Spiel natürlich nichts, denn durch das Ziehen der Plättchen kommt schon ein recht großes Glücksmoment in das Spiel das starken Einfluß üben kann. Ein weiterer Kritikpunkt seinerzeit war allerdings auch und das wirkt aus heutiger Sicht schon fast ein wenig lustig, dass Herr der Ringe ja keinen Sieger hat. Natürlich nicht, denn es war kooperativ. Die Spielwelt war darauf aber nicht vorbereitet und manche Menschen fanden das doof. War doch ein Spiel für sie immer eine persönliche Herausforderung. Das es aber hier in der Herausforderung der Gruppe lag, wollte bei ihnen nicht ankommen, dabei passte es so wunderbar zur Buchvorlage.

Herr der Ringe – Kampfleiste auf dem Moria-Spielplan / Foto: Spieltroll

Dieses Spiel rannte bei mir offene Tore ein und ich fand es zu seiner Zeit wirklich groß- und einzigartig. Reiner Knizia hatte für mich ein Meisterwerk geschaffen und die Kunst von John Howe rundete es ab. Ich scheine auch nicht ganz alleine mit dieser Meinung zu stehen, denn das Spiel wurde zu einem großen Erfolg. In 18 Sprachen wurde es übersetzt und mehr als eine Millionen mal verkauft. Bei Kosmos erschienen damals zwei Erweiterungen. 2001 Die Feinde, die ich richtig gut fand. Sie fügten dem Spiel zwei weitere Abenteuerpläne hinzu, verlängerten dadurch natürlich das Spiel und brachten als weiteres Element Feindeskarten ins Spiel die man besiegen konnte. 2002 kam dann noch die Sauron Erweiterung heraus die ich allerdings nicht so gut fand und schnell wieder verkaufte. Die beiden anderen finden sich noch heute in meinem Regal. Das Spiel wurde später in einer neuen Version bei Heidelberger veröffentlicht und bekam mit Schlachtfelder noch eine dritte Erweiterung.

Herr der Ringe wurde im Jahr 2001 auch von der Spiel des Jahres Jury ins Auge gefasst und bekam einen Sonderpreis für Literatur im Spiel. Seltsamer Weise wurde es nicht wegen der kooperativen Spielweise geehrt. Reiner Knizia brachte noch weitere Spiele zum Herrn der Ringe Thema heraus, denn in den kommenden Jahren wurde es natürlich durch die Filme zu einer riesigen Marke und die Vermarktung machte auch vor der Spielebranche nicht halt.

Heutzutage wirkt Herr der Ringe tatsächlich ein bißchen veraltet, denn der kooperative Spielemarkt hat sich noch viel weiter entwickelt. Mit Pandemie wurde es dann endgültig zum neuen Massenphänomen. Dieses Spiel war aber deutlich früher da und wenn ich die Wahl hab, dann spiele ich lieber das hier.


  • Verlag: KOSMOS, Heidelberger Spieleverlag
  • Autor(en): Reiner Knizia
  • Illustrator(en): John Howe
  • Erscheinungsjahr: 2000
  • Spieleranzahl: 2 – 5
  • Dauer: 60 – 90 Minuten

3 Gedanken zu „Klassiker – Der Herr der Ringe“

  1. Ein wirklich super Spiel. Haben wir vor kurzem erst in der Familie gespielt. Mag ich immer noch gerne. In meinem Spiel sind auch einige Ergebnisse eingetragen: Eines mit dem Spieltroll himself vom 18.10.02. – ist das lange her! Und der Ring wurde in dem Spiel nicht vernichtet. Schön war, das die Schilde immer direkt in Gandalfs umgerechnet wurden 🙂 Ein toller Klassiker mit schicken Illustrationen, der sehr gut gealtert ist.

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