Fugitive (Second Edition) – Auf der Flucht

Fugitive (Second Edition)

Lange schon wollten wir Fugitive ausprobieren. Das Spiel scheint für meine Frau und mich gemacht worden zu sein. Wir spielen am meisten zu zweit und wir lieben Deduktionsspiele, dennoch ist das Spiel ja schon geraume Zeit auf dem Markt und erst vor unserem diesjährigen Urlaub, haben wir es gekauft, um es mit in den Urlaub zu nehmen. Abends auf dem Hotelzimmer noch mal zum runterkommen was spielen gehört zum Urlaub dazu. Glücklicherweise kam in diesem Jahr gerade eine neue Version in neuer Verpackung heraus. Ich liebe Tim Fowers und seine Spiele. Zum einen sind sie meist sehr gut und ungewöhnlich. Hinzu kommt die wunderbare Optik von Ryan Goldsberry, der die Spiele noch veredelt. All das trifft auch auf diese kleine Schachtel zu. Da muss das Spiel, dass als eines der besten Spiele für zwei gilt, ja nur noch halten, was es verspricht. Wir haben es uns angesschaut und ausgiebig getestet. Hier kommen unsere Erfahrungen mit Fugitive aus dem Urlaub und natürlich auch von danach.

Worum geht es?

In Fugitive geht es um eine Verfolgungsjagd. Beide Spieler*innen übernehmen dabei unterschiedliche Rollen. Der Flüchtende versucht natürlich zu entkommen, indem er verdeckt Karten auslegt und versucht auf der letzten Karte mit dem höchsten Zahlenwert anzukommen. Die Verfolgerin versucht hingegen die ausgeegten Kartenwerte zu erraten, indem sie die wenigen Informationen, die ihr zur Verfügung stehen, richtig zu deuten. Sollte sie alle Karten aufdeckne können, bevor der Flüchtende auf der letzten Karte ankommt, so gewinnt sie die Partie.

Fugitive – Die Reihe / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Fugitive besteht nur aus wenigen Komponenten. Hauptteil des Spiels sind die 43 Karten mit den Zahlenwerten 0-42. Auf ihnen sind wunderbar die Szenen der Flucht abgebildet. Des weiteren gibt es noch jeweils eine Karte für die Kontrahenten, auf denen die Zugmöglichkeiten beschrieben werden, sowie zwei abwischbare Stifte und eine kleine Tafel mit allen Kartennummern. Ein weiteres kleines Tableau dient als Auslage, an das wir die drei Kartenstapel für das Spiel auslegen (es gibt auch noch ein paar sogenannte Shiftkarten, auf die ich aber etwas später zu sprechen komme). Die Karten des Spiels müssen vor der Partie nämlich noch ein bißchen sortiert werden. Die Karte mit Wert 0 ist die erste Karte der Reihe und wird offen ausgelegt. Der Flüchtende erhält die Karten 1-3, sowie die 42 als Handkarten. Die anderen werden nach ihren Symbolen in der unteren rechten Ecke sortiert. Diese zeigen einen Läufer, ein Auto und ein Flugzeug. Je schneller das Fortbewegungsmittel desto höher die Kartenwerte. Die Stapel werden gemischt und an das Tableau entsprechend angelegt. Die Verfolgerin erhält ihren Notizblock und einen Stift, während der Läufer noch fünf Karten ziehen darf. Drei der Läuferkarten und zwei mit einem Auto.

Fugitive – Startkarten des Flüchtenden / Foto: Spieltroll

Dann kann es auch schon losgehen. Der Flüchtende beginnt immer und beide Charaktere haben einen ersten notwendigen Zug. Nachfolgende Züge sind dann leicht anders. Der Flüchtende muss zunächst ein oder zwei neue Karten ausspielen, was bedeutet er legt sie verdeckt in die Kartenreihe. Dabei müssen sie aufsteigend hinter die Null gelegt werden. Die Verfolgerin muss im ersten Zug zwei Karten von beliebigen Stapeln ziehen. Danach versucht sie ein oder mehrere der Karten zu erraten. Später zieht der Flüchtende immer genau eine Karte von einem beliebigen Stapel und darf eine Karte auslegen oder passen. Die Verfolgerin hingegen muss eine Karte ziehen und verscuht danach wieder ein oder mehrere der Karten zu erraten.

Fugitive – Spielzugübersicht / Foto: Spieltroll
Fugitive – Sprintkarten mit Fußspuren / Foto: Spieltroll

Beide spielen das solange abwechslend, bis eine Seite gewinnt unnd die zuvor beschriebenen Siegbedingungen eintreffen. Die Möglichkeiten der Spielenden sind dann aber wie folgt. Der Flüchtende muss Karten ausspielen um irgendwann auf der 42 zu landen. Die nächste Karte in seiner Reihe darf allerdings immer nur um maximal drei Punkte höher sein. Hinter die Null darf er also die eins, zwei oder drei auslegen. Es gibt allerdings eine Möglichkeit das zu erhöhen. Auf manchen Karten sind Fußabdrücke oben rechts zu sehen. Mit diesen kann er sprinten. Jeder Fußabdruck erhöht den Wert um eins. Legt er seine Karte verdeckt in die Reihe, legt er diese zusätzlich unter die Karte unzwar so, dass die Gegenspielerin sehen kann wieviele Karten darunter liegen. Der Flüchtende darf aber auch passen und nichts ausspielen, wenn er sich sicher fühlt. So können Karten angesammelt werden, um für mehr Verwirrung zu sorgen.

Die Verfolgerin hingegen kann folgendes tun. Versucht sie eine Karte zu erraten, nennt sie einfach eine Nummer zwischen 1 und 41 und der Flüchtende deckt erratene Karten auf. Liegen Sprintkarten darunter, werden auch diese aufgedeckt. Alternativ kann sie auch mehrere Karten erraten, dann allerdings müssen alle erratenden Karten sich auch in der Reihe befinden, sonst darf der Flüchtende keine Karte umdrehen, selbst wenn sich richtige Zahlen darunter befunden haben. Sind aber alle richtig müssen auch alle aufgedeckt werden.

Fugitive – Erster Zug der Verfolgerin / Foto: Spieltroll

Zusätzlich darf die Verfolgerin auch noch eine Hetzjagd starten, was soetwas wie das letzte Mittel darstellt. Sollte der Flüchtende die 42 gespielt haben, so wird sie ausgerufen und die Verfolgerin rät eine Zahl. Ist sie richitg wird sie aufgedeckt und sie darf weitermachen und die nächte Zahl erraten. Das geht solange so weiter, bis sie entweder alle Kartena ufgedeckt hat oder eine falsche Zahl nennt. Dann ist der Flüchtende tatsächlich entkommen.

Fugitive – Shiftkarten / Foto: SPieltroll

Die zweite Edition enthält die sogenannten Shiftkarten, die dazu dienen ungleiche Paarungen ein wenig zu berichtigen. Sollten mehrere Partien gespeilt werden dienen sie dazu in Folgepartien dem bisher Unterlegenen eine Hilfestellung zu geben. Das können ganz verschiedene Dinge sein, es wird einfach eine der Karten gezogen und das Ereignis für die entsprechende Seite vorgelesen. Der Vorteil oder Nachteil kommt in der folgenden Partie zur Anwendung.

Das Fazit

Um es gleich vorweg zu nehmen, Fugitive ist toll und auch die neue Version ist optisch und vom Material her eine Augenweide. Ich bin euch aber noch den Bericht aus dem Urlaub schuldig und muss sagen, dass die Second Edition durch die größe der Verpackung den Anschein erweckt, das perfekt Reisespiel zu sein. Das hat sich für uns so leider nicht erfüllt, denn einige der tollen Eigenschaften erwiesen sich im Hotelzimmer als Herausforderung und machten es fast unmöglich es vernünftig zu spielen. Zunächst sei gesagt, wir hatten nur einen recht kleinen Tisch in unserem Zimmer und der stand sowieso immer mit irgendwas voll, so dass wir uns dachten Fugitive im Bett zu spielen. Ist ja nur ein Kartenspiel und das Bett bot genügen Oberfläche zum spielen. Pustekuchen! So toll PVC oder Plastikkarten auch sind, versucht mal auf einem solchen Untergrund einen Kartenstapel aufzustellen. Geschweige denn drei davon. Immer wieder rutschen die Karten voneinander und purzelten durcheinander. Dann kann im Verlauf des Spiels auch eine durchaus lange Kartenreihe entstehen, so dass es auch damit mal eng werden kann. Soll heißen: ganz so einfach ist das im Urlaub dann doch nicht mit Fugitive und wir spielten es dann nur einmal, bevor wir es in der Heimat ausgiebig am Tisch testeten, wo, natürlich, alles super funktionierte.

Nun aber zum Spiel an sich. Das Spielprinzip ist klar und einfach. Beide Spieler*innen haben nur ganz begrenzte Möglichkeiten, aber das reicht tatsächlich aus, um hier ein äußerst spannendes Spiel aus dem Koffer zu zaubern. Meine Frau war zuerst der Meinung, dass der Flüchtende im Vorteil sei, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, denn wenn, dann ist es für mich eher die Verfolgerin durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung, was aber wiederum durch die Möglichkeit mit den Spuren ausgeglichen wird. Insgesamt ist es aber schon sehr ausgewogen und ich würde nur einen Vorteil sehen, wenn jemand Probleme mit dem deduzieren der Zahlen hätte.

Fugitive bietet eine wirklich nette Idee, optisch sehr ansprechend aufbereitet, denn die Karten erzählen im Prinzip eine fortlaufende Geschichte mit verschiedenen Situationen, in denen sich die Protagonisten begegnen. Schön umgesetzt, wie fast immer in Fowers Games von Ryan Goldsberry. Die kleine Klappschachtel in der alles Platz hat tut das Übrige dazu, Fugitive zu einer sehr runden Sache werden zu lassen. Tim Fowers und sein Verlag sind klein und deshalb sind seine Spiele auch eher teuer und das macht sich hier bemerkbar. 30 Euro sind ein Wehrmutstropfen für ein so kleines und tolles Spiel, die ihr bereit sein müsst zu investieren.


  • Verlag: Fowers Games
  • Autor(en): Tim Fowers
  • Illustrator(en): Ryan Goldsberry
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 5 – 20 Minuten

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