Vor der letztjährigen Messe in Essen gehörte Coral zu den Spielen die ich am meisten erwartete. Warum? Keine Ahnung, ich habe es gesehen und dachte immer nur, das sieht aber irgendwie interessant aus und weckt mein Neugier. Ich wusste wirklich gar nichts sonst über das Spiel. Das passiert mir eher selten. Auf den Bildern sah ich lauter Würfel in mehreren Farben mit Symbolen die aufeinandergestapelt wurden und ein paar Korallenfiguren thronten oben auf diesem Würfelberg. Das ganze erinnerte tatsächlich an ein abstraktes Korallenriff und sah für mich so interessant aus, dass ich es unbedingt ausprobieren wollte. Nun konnte ich ein Exemplar der multilinguaren Version ergattern und es endlich mal selbst testen und war dann doch irgendwie überrascht über das, was mir da geboten wurde.
Worum geht es?
Die Spieler*innen stehen als Korallenartem im Wettbewerb um die sonnigsten Plätze am Riff und bauen aus L-Förmigen Holzbausteinen gemeinsam ein Korallenriff auf. Zusammen entsteht ein Riff, aber der Zusammenhalt ist doch trügerisch, denn alle wollen möglichst viele Sonnenplätze ergattern und dabei kann es durchaus gemein zugehen. Wer am Ende die meisten seiner Symbole von oben sehen kann gewinnt Coral.
Wie läuft das ab?
Coral verfügt über eigentlich sehr simple Regeln, jedoch gibt es viele kleine Detailregeln die Sonderfälle usw. regeln. Das lass ich einfach erstmal weg, um das Spiel zu verstehen sind die alle nicht nötig und Coral kann sehr einfach weitervermittelt werden.
Die kleine Schachtel ist prall gefüllt mit Material und dennoch verwundert das zunächst, denn vieles davon dient nur für den Solomodus. Mit bis zu vier Spieler*innen kann Coral gespielt werden und der Spielaufbau ist stark abhängig von der Spieler*innenzahl. Solo funktioniert Coral ein wenig anders, wird zu zweit gespielt, so erhält jede*r seine sechs farbigen, l-förmigen Spielsteine. Zusätzlich spielt eine dritte Sorte mit, von der beide je drei Steine erhalten. Zu dritt wird ebenfalls mit einer neutralen Art gespielt und alle erhalten zwei zusätzliche Teile. Spielen wir zu viert, so bekommen alle nur vier ihrer eigenen Teile und geben je eins an ihre Nachbarn weiter, so das schlußendlich alle sechs Teile vor sich haben, vier eigene und zwei fremde. Zusätzlich bekommen alle noch ihren Korallenspielstein.
Zum Spielstart wird der einzelne graue Felsenwürfel in die Mitte des Tisches gelegt. Bevor das eigentliche Spiel beginnt, wird das Spiel noch mit einer Aufbauphase startklar gemacht. Wer beginnt muss nun einen seiner Steine so an den Felsen platzieren, das eine der Seiten des Steins Kontakt zum Felsen hat. Natürlich Mitte an Mitte einer Würfelfläche und nicht einfach irgendwie. Hinzu kommt, das mindestens eine der Würfelseiten Kontakt zum Tisch haben muss (das ist erst für spätere Spieler*innen wichtig) und zusätzlich darf kein Teil eines oder einer anderen Spieler*in verdeckt werden. Nachdem der Felsen zugebaut wurde, setzen die Spieler*innen nun ihre Spielfiguren auf das entstehende Riff. Dabei dürfen sie die Figur nur auf ein Symbol stellen, das nciht ihr eigenes ist und das nciht bereits von einer anderen Figur besetzt wird. Dann startet das eigentliche Spiel.
Wer an der Reihe ist hat genau zwei Möglichkeiten zu spielen. Entweder das Riff wächst oder die Koralle bewegt sich. Wobei es zwei unterschiedliche Arten der Bewegung gibt.
Zunächst aber zum Wachstum. In diesem Fall nehmen wir einen unserer Spielsteine aus dem Vorrat und müssen diesen im Riff platzieren. Ein Symbol des gelegten Teils muss mit einem Symbol des Würfels verbunden sein, auf dem die eigene Spielfigur steht. Das platzierte Teil darf nicht herunterfallen, was durch die Form der Steine möglich ist. Das gelegte Teil darf zusätzlich keine gegnerische Figur berühren oder bewegen. Die eigene Figur darf jedoch angehoben werden, soll heißen ich darf unter sie einen neuen Stein platzieren, sofern er nicht das eigene Symbol trägt.
Die Bewegung ist zweigeteilt. Ich kann entweder Gleiten oder aber Schwimmen. Wichtig ist noch zu wissen, das ich, wenn ich in zwei aufeinanderfolgenden Zügen eine Bewegung gemacht habe, ein Teil aus meinem Vorrat in die Schachtel zurückgelegt werden muss. Will ich gleiten, so kann ich orthogonal soviele Symbole auf dem Riff überqueren wie ich möchte, aber ich darf weder meine eigenen Symbole, noch besetzte Felder überqueren. Die unterschiedlichen Höhen sind ebenfalls total egal. Meine Spielfigur darf den Tisch nie berühren. Möchte ich Schwimmen, so nehme ich meine Figur vom Spielfeld und setze sie zu Beginn meines nächsten Zuges irgendwo wieder ein. Mein Zug ist dann sofort beendet und ich darf genauso nicht auf meinem Symbol oder einem besetzten Symbol einsetzen.
Das Spielende beginnt dann, wenn jemand sein letzten Teil aus dem Vorrat eingebaut hat. Die anderen Spieler*innen kommen nur nach an die Reihe, solange sie selbst noch mindestens einen Stein im Vorrat haben. Am Ende jedes Zuges, muss sofern noch möglich ein Stein in die Schachtel aus dem Vorrat zurückgegeben werden. Sobald alle Vorräte leer sind, werden die Punkte gezählt. Dazu wird von oben auf das Riff geschaut und die meisten sichtbaren Symbole gewinnen. Bei Gleichstand zählen die meisten Symbole in der höchsten Ebene.
Für das Solospiel befindet sich noch weiteres Material in der Schachtel. Zum einen ist da ein großer Beutel in dem im Solospiel die Steine aufbewahrt werden. Dann gibt es noch einige Karten. Je ein Kartendeck in vier Sprachen mit Punktekarten (drei für jede Korallenart) und sechs unterschiedliche Aufbaukarten, die mir einen Startaufbau vorgeben.
Für das Spiel zu dritt und viert gibt es noch eine Chaos- bzw. Teamvaraiante. Bei der Chaosvarainte kommt der Beutel ebenfalls zum Einsatz und alle starten nur mit zwei Steinen ihrer eigenen Art und im Anschluss werden abwechslend aolange Steine aus dem Beutel gezogen, bis dieser leer ist. Mit den so gebildeten Vorräten wird dann wie gewohnt gespielt.
Das Fazit
Coral lässt mich ein bißchen ambivalent zurück. Einerseits, finde ich, hat es eine tolle Tischpräsenz und hat mich durch seine Optik gleich angelockt, andererseits bin ich vom Spiel doch ein bißchen enttäuscht. Nicht das es kein gutes Spiel wäre, aber ich hatte mir irgendwie mehr oder sogar etwas ganz anderes darunter vorgestellt. Coral ist ein abstraktes Strategiespiel, dass sich mit bis zu vier Personen spielen lässt. Das ist durchaus etwas besonderes, denn es gibt nicht viele die soetwas gut hinbekommen. Coral funktioniert. Ich finde sogar ganz gut zu dritt und sogar zu viert, wenngleich mit vier Spieler*innen die Strategie und Taktik ein wenig zu kurz kommt und doch der Zufall oder die Situation regiert. Wenn drei Leute vor dir das Spielfeld verändern, dann ist nicht mehr viel mit Planung. Zu zweit allerdings ist Coral ein feines taktisches Spielchen. Zu viert kann die sogenannte Chaosvariante fast schon ein wenig Abhilfe schaffen, denn wenn alle am Tisch vorher wissen, wer welche Steine setzen muss (in diesem Fall), führt das tatsächlich zu taktischerem Spiel als die normale Variante.
Das Material sieht zwar gut aus, aber die L-förmigen Holzteile sind irgendwie nicht immer gleich so entstehen manchmal ungewollte Abstände. Das ist irgendwie seltsam, aber auch nicht spielrelevant. Die Regeln sind auch nicht die besten, erklären sie vieles irgendwie zu umständlich. Viel besser und verständlicher ist die Kurzzusammenfassung auf der letzten Seite der Anleitung. Die Regeln mit herunterfallenden Steinen sind auch nicht richtig durchdacht und eigentlich überflüssig, denn so richtig etwas bewirken tun sie nicht, da können sie gleich weggelassen werden.
Coral an sich spielt sich aber sehr flott runter und eine Partie dauert selten länger als zwanzig Minuten, denn eigentlich machst du ja auch gar nicht soviel. Das Spielgeschehen ist aber durchaus spannend und ich kann interessante Entscheidungen treffen. Freund*innen abstrakterer Spiele, sollten hier durchaus mal einen Blick riskieren. Kein großes Spiel, aber durchaus eine gelungene Abwechslung.
- Verlag: 2 Tomatoes
- Autor(en): Tangi Tabuteau
- Illustrator(en): Tatiana Boyko
- Erscheinungsjahr: 2022
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 10-20 Minuten