Archeos Society – Nur ein Spiel in neuem Gewand?

Archeos Society

Die Space Cowboys haben mal wieder von sich hören lassen und recyclen ein Spiel, das im Grunde noch gar nicht so alt ist. Archeos Society ist der neueste Streich und ist ein neue Version von Fantasy Flights Ethnos welches zwar spielerisch durchaus beliebt war, aber optisch nicht überzeugen konnte. Das lag wohl vorallem am Spielbrett und dem Material, denn das Cover und die Karten im Spiel wurden von John Howe illustriert und das ist ein Meister seines Fachs. Dennoch sieht das Spiel auf dem Tisch einfach ein wenig lahm aus und trifft die Fantasyästhetik mit seinen neonbunten Spielsteinen einfach so gar nicht. Die Space Cowboys haben das Spiel nun nicht einfach neu aufgelegt, sondern ihm neben der Optik auch eine neue Mechanik verpasst. Wobei das auch nicht so ganz richtig ist. Die Spielmechanik ist schon dieselbe, aber das Ergebnis wird anders ausgeführt. Während wir in Ethnos Gebiete kontrollieren, arbeiten wir uns in Archeos Society ein paar Leisten entlang. Ich möchte gleich vorweg sagen, dass ich das Original kenne, aber nie wirklich gespielt habe und ich es deshalb nicht vergleichen kann. Von daher bin ich vielleicht unvoreingenommen und kann das Spiel etwas objektiver betrachten.

Worum geht es?

In Archeos Society geht es um archeologische Expeditionen und die Spieler*innen verkörpern die Rollen einiger Mitglieder*innen dieser Gesellschaft und suchen fähiges Personal zusammen, um die besten Erkenntnisse und Schätze aus den Ruinen unserer Welt zu bergen. Es ist ein Wettlauf um Punkte an verschiedenen Orten, bei denen die Spieler*innen auf ihren Händen Karten sammeln und Expeditionen ausspielen. Große Expedionen bringen mehr Punkte als kleine, aber um in bestimmten Gebieten voranzukommen braucht es die richtige Expedition zur richtigen Zeit. Wer am Ende die meisten Punkte aufweisen kann gewinnt Archeos Society.

Archeos Society: Sechs Fundstätten auf denen wir voran ziehen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Archeos Society: Schönes Insert für die verschiedenen Teilnehmer / Foto: Spieltroll

Die Spielvorbereitung benötigt etwas Zeit, denn das Spiel kommt mit mehr Inhalt, als für eine Partie benötigt wird. Um die Variabilität zwischen den Partien zu erhöhen sind zwölf unterscheidliche Kartensätze mit Expeditionsteilnehmer*innen in der Schachtel. Für eine Partie benötigen wir aber nur sechs unterschiedliche. Darüber hinaus gibt es auch sechs doppelseitige Tableaus für die Fundstätten. Sechs für das Grundspiel und auf den Rückseiten jeweils fortgeschrittene Stätten mit Fähigkeiten, die das Spiel ein bisschen anspruchsvoller machen. Der Kartenstapel muss also vorbereitet werden, denn dieser ist das Herzstück des Spiels. Die sechs ausgewählten Teilnehmer*innen werden miteinander vermischt, eine Auslage von Spieler*innenanzahl plus zwei Karten offen ausgelegt und anschließend zwei in etwa gleichgroße Stapel gebildet. In einen werden drei Affenkarten eingemischt, die das Runden- und Spielende auslösen. Der Stapel mit den Affen wird dann als untere Hälfte bereitgelegt und der zweite Stapel obenauf.

Archeos Society: Einzelne Felder auf den Leisten / Foto: Spieltroll

Die Tableaus der Fundstätten zeigen einzelne Felder und die Spieler*innen stellen eine ihrer Figuren auf das jeweils erste Feld. Im Spielverlauf versuchen sie auf diesen Leisten weiter voranzukommen. Weiße Sterne auf den Feldern zeigen an, wieviele Punkte die Spieler*innen erhalten. Zwischen den einzelnen Feldern sind noch Kartensymbole zu sehen, die anzeigen, wie groß eine Expedition sein muss, um auf das nächste Feld vorzurücken. Die Fundstätten sind alle verschieden und haben unterschiedliche Voraussetzungen und Anforderungen an die Expeditionsgrößen.

Archeos Society: Punkte und nötige Anzahl an Expeditionsteilnehmern zum Vorrücken / Foto: Spieltroll

Je nach Spieler*innenanzahl werden entweder zwei oder drei Jahre gespielt. Ein Jahr entspricht einem Durchlauf des Stapels. Sobald der dritte Affe gezogen wird endet das aktuelle Jahr und eine Wertung für die Fundstätten, sowie die Expeditionen findet statt. Die Figuren bleiben für das nächste Jahr an Ort und Stelle. Alles andere wird abgeräumt und für die nächste Runde vorbereitet.

Archeos Society: die drei Affen / Foto: Spieltroll

Die Spielmechanik funktioniert dann wie folgt. Wer an der Reihe ist muss genau eine von zwei Aktionsmöglichkeiten ausführen. Entweder eine Karte ziehen oder eine Expedition ausspielen. Zu Beginn hat noch niemand Handkarten und so werden zunächst wohl nur Handkarten gezogen. Das Handkartenlimit liegt bei genau zehn Karten. Wer zehn Karten auf der Hand hält, muss zwingend eine Expedition ausspielen. Beim Karten ziehen kann der- oder diejenige sich entscheiden, ob eine Karte aus der Auslage oder vom Stapel gezogen wird. Die Auslage wird nicht wieder aufgefüllt. Sollte keine Karte mehr in der Auslage liegen, so dürfen zwei Karten vom Stapel gezogen werden.

Archeos Society: Sechs Expeditionsteilnehmer in sechs Farben / Foto: Spieltroll

Sollte eine Expedition ausgespielt werden, so gibt es auch hier zwei verschiedene Varianten. Die Spielkarten zeigen nämlich nicht nur die Art des Expeditionsteilnehmers, sondern auch eine von sechs Farben, die mit den Farben der Fundstätten korrespondieren. Jeden Teilnehmer gibt es in jeder Farbe genau zweimal. Die Ausnahme von dieser Regel ist der Student, von dem es je vier gibt. Zusätzlich ist auf jeder Karte noch die Fähigkeit des Teilnehmers als Symbol dargestellt. Spielen wir nun also eine Expedition, so kann diese entweder aus einer Reihe gleicher Teilnehmer*innen bestehen, bei denen die Farben aber keine Rolle spielen, wie zum Beispiel drei Botaniker. Die zweite Expeditionsmöglichkeit besteht aus Karten der gleichen Farbe. Wobei hier darauf zu achten ist, dass die oberste Karte der Expeditionsleiter ist, dessen Fähigkeit zur Anwednung kommt. Eine Expedition kann beliebig groß sein, auch nur aus einer Karte bestehen. Je größer desto mehr Punkte bekommen wir für eine Expedition. Bei mehr als sechs Karten steigen die Punkte aber nicht mehr an. Nach dem Ausspielen der Expedition kommen die Fähigkeiten der Expeditionsleitung zur Anwendung, falls das gewünscht und möglich ist. Zunächst wird die Farbe kontrolliert und das eigene Fahrzeug auf der Leiste dieser Farbe um ein Feld vorwärts bewegt, sollte die Größe der Expedition ausreichen um vorzurücken. Danach kann die Fähigkeit des Leiters benutzt werden. Zum Schluß müssen wir alle anderen Karten, die wir noch auf der Hand halten offen in die Auslage legen. Sie können dann von allen anschließend weider aufgenommen werden.

Archeos Society: Zwei Varianten von Expeditionen – Vier Botaniker oder drei Grüne / Foto: Spieltroll

Die Fähigkeiten der Teilnehmer*innen sind natürlich vielfältig und erlauben uns unterschiedlichste Dinge oder ermöglichen uns weitere Punkte zu erzielen. In der ersten Partie empfehlen uns die Regeln mit sechs bestimmten Teilnehmer*innen zu spielen. Hier sind der schon erwähnte Botaniker und der Student mit von der Partie. Der Botaniker bringt einen kleinen Pappbogen mit, der über die Expedition gelegt wird und diese fortan kennzeichnet. Der oder die Spieler*in erhält sofort zwei Punkte und sollte er den Bogen am Rundenende noch haben, nochmal zwei Punkte. Sobald eine neue Expedition mit Botaniker als Leiter ausgelegt wird und gleichgroß oder größer ist, wechselt der Bogen zu dieser Expedition und es können erneut zwei Punkte verdient werden. Die Studenten sind, wie oben bereits erwähnt, doppelt so häufig, haben keine spezielle Fähigkeit und sollten sie Expeditionsleitung sein, so wird das Fahrzeug auf keinen Fall vorgerückt.

Sobald die dritte Affenkarte auftaucht ist das Jahr oder auch das Spiel beendet, je nachdem wie oft wir den Stapel schon durchgespielt haben. Wer die erste oder zweite Affenkarte zieht, erhält eine Ersatzkarte vom Stapel. Am Ende einer Runde erhalten die Spieler*innen Punkte für ihre Expeditionen und ihren Fortschritt auf den Leisten. Die Karten werden alle wieder abgelegt und die nächste Runde vorbereitet. Der Fortschritt auf den Leisten bleibt aber bestehen. Wer die meisten Punkte verdient hat, gewinnt die Partie.

Das Fazit

Ich bedauere wirklich das ich Ethnos nie gespielt habe, denn die Spielmechanik durch das Kartenspiel gefällt mir wirklich gut. Aber ich kann natürlich nicht einschätzen, ob es sich besser anfühlt anstatt auf Leisten voranzuschreiten, in Gebieten Mehrheiten zu sammeln. Ich kann mir aber vorstellen, dass das ein anderes Spielgefühl mit sich bringt. Von daher soll Ethnos für meine Bewertung von Archeos Society keine Rolle spielen.

Ja, mir gefällt Archeos Society richtig gut und das liegt vor allem am tollen fesselnden Spielgefühl samt Kartenmechanik. Das Spiel ist auf den ersten Blick total simpel, denn die Entscheidung zwischen Karteziehen und Expedition ausspielen ist im Prinzip ja auch schon alles, was wir tun müssen. Allerdings gibt es natürlich einige Dinge abzuwegen und das hängt von vielen Faktoren ab. Welche Karten liegen aus? Welche Karten spielen überhaupt mit? Soll ich nochmal ziehen, um eventuell eine größere Expedition zu bekommen? Oder komme ich überhauptnochmal dran? Will ich wirklich alle anderen Karten abschmeißen nur um eine kleine Expedition zu spielen? Fragen über Fragen spielen sich da im Kopf ab und machen das Spiel tatsächlich sehr interessant. Einige der Kartenfähigkeiten beziehen unsere Gegner*innen mit ein, ansonsten ist das Spiel relativ solitär, wenn die Auslage nicht wäre. Die ist sowieso das A und O und hängt ein wenig von der Spieler*innenzahl ab. Im Spiel zu zweit oder dritt ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass wenn du fünf Karten nach dem Spielen einer Expediton ablegen musst, sogar mehr als eine wiederbekommen kannst. Soetwas eröffnet durchaus taktische Möglichkeiten.

Das Grundsetting, das als erstes empfohlen wird, mit fünf Anfangsfundstätten und einer für Fortgeschrittene sowie die sechs Startcharaktere würde ich vom Schwierigkeitsgrad wirklich noch im oberen Familienspielbereich ansiedeln, so simpel und einfach ist es zu verstehen. Nimmt man mehr fortgeschrittene Fundstätten hinzu und einige der etwas schwierigeren Expeditionsteilnehmer, so haben wir es dann aber doch mit einem Kennerspiel zu tun. Allerdings ist der Schwierigkeitsgrad dennoch nicht hoch. Archeos Society macht wirklich Laune und wir haben es sofort mit in Spielrunden genommen, bei denen es auch sehr gut ankam.

Archeos Society: Punktetableua aus der Hölle / Foto: Spieltroll

Das Material und die Optik finde ich sehr gelungen, wenn ich mal von zwei Dingen absehe. Zum einen ist das Punktezähltableau der absolute Müll. Keine Ahnung wie oft es noch gesagt werden soll, dass Tableaus mit Zick-Zackkurs und in diesem Fall auch noch als Spirale einfach nicht gut ankommen. Auf den ersten Blick erkennst du gar nichts und ständig vertut sich jemand beim Zählen, nur weil wieder ein Haken geschlagen werden muss. Bitte liebe Verlage, lasst das sein. Ihr wisst das doch eigentlich. Zum zweiten ist das Spiel so schön bunt und einladend und dann spielen sich die Spieler*innenfarben in einem Spektrum zwischen Weiß über Braun und Grau hin zu Schwarz ab und die Fahrzeugfiguren sind im Verhältnis zum restlichen Spielmaterial irgendwie ein bisschen zu klein. Aber das sind nur ein paar Nebensächlichkeiten und bringt nur Abzüge in der B-Note. Rein spielerisch ist Archeos Society ein sehr schönes Spiel für eine gutaufgelegte Runde.


  • Verlag: Space Cowboys, Asmodee
  • Autor(en): Paolo Mori
  • Illustrator(en): John McCambridge
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler*innen
  • Dauer: 60 Minuten

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