Vier Jahre, nachdem Punktesalat zu einem großen Hit wurde, erscheint nun der Nachfolger vom selben Autorenteam rund um Flatout Games. Hier geht es nicht um Salat, sondern um Städtebau. Es wird alles eine Nummer größer und umfassender. Das fängt schon bei der Spielschachtel an. Die ist gleichmal etwas größer, muss sie doch neben vielen Karten auch noch ein paar Spielmarken aufnehmen. Dennoch haben wir es hier mit einem spielerisch eher kleinen Spiel zu tun, auch wenn der Platz, den es auf dem Tisch benötigt, schon ausufern kann. Aber ist es auch spielerisch eine Nummer größer? Das muss ich eindeutig mit einem „Ja“ beantworten, obwohl auch Punktestadt ein spielerisches Leichtgewicht bleibt. Deutlich im Familienbereich angesiedelt, verlangt es seinen Spieler*innen dennoch mehr ab als Punktesalat. Es ist vor allem nicht so chaotisch schnell wie der Vorgänger sondern eher planbar. Macht es das besser oder schlechter? Auf jeden Fall macht es das anders.
Worum geht es?
In Punktestadt bauen wir Städte aus Karten. Wobei wir Städte nicht richtig planen und die Positionierung von Gebäuden keine Rolle spielt. Vielmehr draften wir Karten aus einer offenen Auslage. Ressourcen werden zu Gebäuden und liefern wiederum Ressourcen. Manche bringen Punkte und so spielen wir bis der Stapel aufgebraucht ist und haben am Ende diverse Gebäude in unserer Stadt, die wir nur in unsere Auslage liegen haben, weil sie die passenden Ressourcen geliefert oder uns mit der größtmöglichen Menge Punkte versorgt haben.
Wie läuft das ab?
Das Spielprinzip von Punktestadt ist dem von Punktesalat sehr ähnlich und doch komplett anders. Bevor das Spiel losgeht wird ein Zugstapel aus den Karten erstellt. Bis zu vier Spieler*innen können an einer Partie teilnehmen und die Anzahl bestimmt wie viele Karten von welcher Sorte wir in den Stapel aufnehmen müssen. Es gibt nämlich Karten in drei Stufen. Stufe eins enthält kleinere Gebäude und auf der Rückseite befindet sich immer eine der fünf Ressourcen des Spiels. Die mittleren Gebäude benötigen mehr Ressourcen für den Bau, bringen aber auch mehr Punkte. Auf den Rückseiten der größten Gebäude befinden sich meist auch mehrere Ressourcen. Diese drei Stufen werden so aufeinandergelegt, das wir uns von klein nach groß durch den Stapel ackern und die Ressourcenseite befindet sich dabei sichtbar auf dem Tisch. Eine Auslage von vier mal vier Karten wird gebildet.
Alle Mitspielenden erhalten eine Universalressource zu Beginn, die sie vor sich auslegen. Ebenfalls je nach Mitspielerzahl wird eine bestimmte Menge Punktemarker offen ausgelegt. Manche Gebäude erlauben es beim Bau einen dieser Marker auszuwählen. Sie geben den Spieler*innen am Spielende Punkte für bestimmte Ressourcen, Kombinationen aus Ressourcen usw. Diese liegen offen aus, so dass alle von Beginn an auch sehen für was sie Punkte bekommen können. Ansonsten gibt es nur noch Punkte auf den einzelnen Gebäuden.
Punktestadt läuft dann wie folgt ab. Wer an der Reihe ist, draftet zunächst zwei orthogonal benachbarte Karten aus der Auslage oder zieht zwei vom Stapel. Zu Beginn liegen nur Ressourcen offen aus. Die Karten werden der eigenen Auslage hinzugefügt und im Anschluss wird die gemeinsame Auslage wieder aufgefüllt. Dabei werden Karten immer durch das Gegenteil ersetzt. Wenn ich im ersten Zug habe ich zwei offene Ressourcen genommen habe, werden sie durch zwei Gebäude vom Stapel ersetzt. Gebäude dürfen nur aus der Auslage genommen werden, wenn ich diese auch bauen kann. Im unteren Bereich der Karte wird angezeigt, welche Ressourcen ich ausgeben muss um ein Gebäude zu errichten. Diese Ressourcen muss ich abgeben, wenn sie nicht permanent durch ein Gebäude zur Verfügung gestellt werden. Zu diesem Zweck zeigen die Gebäudeseiten oben links die Ressource, die sie bereitstellen. Manche Gebäude bringen keine Ressourcen, sondern lediglich Punkte, oder geben uns einen der bereits erwähnten Punktemarker.
Im Grunde ist das auch schon alles. Wir draften jede Runde Karten aus der Auslage, bis der Stapel aufgebraucht ist. Wir errichten nach und nach teurere Gebäude und versuchen Punkte zu erzielen, indem wir an die lukrativen Marker kommen und die Gebäude mit den richtigen Ressourcen errichten. Am Spielende werden die Punkte gezählt und die meisten gewinnen wie üblich.
Das Fazit
Ja, die Regeln sind wirklich so kurz und simpel. Mehr gibt das Spiel nicht her. Punktesalat war ja auch nicht gerade ein Umfangs- und Komplexitätsmonster. Dennoch legt Punktestadt doch eine Schippe drauf. Die Grundmechanik mit den doppelseitigen Karten ist identisch, aber während bei Punktesalat die Rückseite direkt sagt, wofür wir Punkte bekommen, müssen wir in Punktestadt die Karten mit den Ressourcen bezahlen, um sie in unserer Auslage zu haben und um weitere Ressourcen zu erzeugen, mit denen wir dann schlussendlich Punkte machen. Hinzu kommt das die Karten wertvoller werden und wir so eine Engine entwickeln, um an lukrativere Karten zu kommen. Rein spielerisch geht hier also ein bisschen mehr ab, allerdings wirkt Punktestadt genau dadurch nicht so richtig frisch und innovativ, wie seiner Zeit Punktesalat. Das chaotische und direkte wirkte gleichermaßen frisch und unverbraucht. Punktesalat ist ein Spiel für Zwischendurch, bei dem immer eine Partie geht. Punktestadt erfordert mehr Zeit, mehr Aufbau, mehr Überlegung und betritt dadurch auch gleichermaßen ausgetretenere Pfade.
Ich mag es dennoch, weil es trotzdem total unkompliziert zu erklären und spielen ist. Die Spielzeit hält sich in Grenzen, auch wenn sie für das, was das Spiel ist, einen Tick zu lang ist. Für Spieler*innen, die mal einen anderen, zugänglicheren Ansatz zur Städtebauthematik haben möchten und einen einfachen Engine Builder suchen, der mal eben in dreißig Minuten runtergespielt werden kann, dürfte Punktestadt das richtige Spiel sein. Bei uns kommt es in der Tat häufiger als zunächst gedacht auf den Tisch. Ein kleines, gelungenes Spiel – auch ohne Salat.
- Verlag: Skellig Games
- Autor(en): Molly Johnson, Robert Melvin, Shawn Stankewich
- Illustrator(en): Dylan Mangini
- Erscheinungsjahr: 2023
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 15-30 Minuten