Meine Frau und ich sind wirklich große Fans der Escape-Spiele und wir rätseln gerne herum, sei es an Logikrätseln oder Kriminalfällen. Die Exit-Reihe von Kosmos hat uns dabei wirklich angefixt und inzwischen drängen ja jede Menge andere Anbieter auf den Markt, die einem auf die ein oder andere Weise versuchen durchs rätseln zu Fesseln. Die Unlock-Reihe von den Space Cowboys gehört dabei mit zu den ältesten Vertretern dieses Genres und macht einiges anders als die Exit-Games. Die Space Cowboys versprechen einem ja schon einmal Qualität und bei ihren Escape Games soll kein Spielmaterial zu Schaden kommen, was sie erheblich von der Kosmos-Konkurrenz abhebt. Außerdem sollen ihre Spiele eher wie ein Abenteuer wirken und weniger wie eine Flucht aus einem begrenzten Schauplatz und was noch viel wichtiger ist, sie bedienen sich des techischen Hilfsmittels einer App. Als drittes Alleinstellungsmerkmal sind in ihren Spielboxen immer gleich drei Fälle/Abenteuer/Escape Rooms auf einmal enthalten, die sich komplett voneinander unterscheiden sollen. Wir waren sehr gespannt.
Worum geht es?
In Unlock! Escape Adventures geht es natürlich wie in allen Escape Rooms, um das entkommen aus dem selben durch das Lösen diverser Rätsel. In der Space Cowboys-Version machen wir das mit einem Kartenstapel und einer App, die uns einen zeitlichen Rahmen vorgibt und für Hinweise und Überprüfungen von Codeeingaben verantwortlich ist. Die Karten zeigen Bilder und Rätsel, die uns bei richtiger Lösung wieder neue Karten liefern, bis wir einen finalen Code erhalten, der uns zur Lösung des ganzen Abenteuers führt. Das besondere an Unlock! ist, dass es in jeder Box drei völlig andere total unterschiedliche Abenteuer zu lösen gibt. In dieser Box ist ein recht konventioneller Fall, in dem wir uns aus einem Labor in der Kanalisation befreien müssen, ein comichafter, lucasartsadventuremäßiger (wem das noch was sagt), sowie ein Abenteuer auf einer Insel dabei.
Wie läuft das ab?
Das Spielprinzip an sich ist recht simpel. Wir packen den Kartenstapel aus und legen ihn bereit. Die App wird gestartet und wir suchen uns den richtigen Fall aus. Was ich gut finde ist, das das Aussehen der App variiert und tatsächlich zur Optik des jeweiligen Falls passt. Das finde ich erwähnenswert, auch wenn das für das Spiel total egal ist. In der App startet man einen Timer von 60 Minuten. Mman liest sich die erste einführende Karte durch, auf deren Rückseite man ein Bild der Örtlichkeit findet in der man sich befindet. Zahlen und Buchstaben sind hier aufgedruckt und wir dürfen uns die entsprechenden Karten aus dem Stapel heraussuchen und umdrehen. Das ist unser Spielmaterial. Mehr gibt es nicht. Alles findet auf den Karten oder in der App statt. Wobei die App nur dazu dient Hinweise zu geben, Ergebnisse zu überprüfen oder die Zeit zu nehmen.
Es gibt verschiedene Arten von Karten, die alle ihre eigene Farbe haben. Gelbe Karten sind Türenkarten, zu deren Öffnung man einen vierstelligen Code braucht. Rote Karten sind Gegenstände zu deren Benutzung man eine blaue Hinweiskarte benötigt. Diese Karten sind eng miteinander verknüpft. Zum Beispiel kann eine rote Karte eine Truhe sein, die man nur Mithilfe eines blauen Schlüssels öffnen kann. Beide Karten verfügen über Nummern. Meint man ein passendes Paar gefunden zu haben, so addiert man schlicht die Nummern und sucht sich eine passende Karte aus dem Kartenstapel, ist sie nicht im Stapel, so ist die Lösung offensichtlich falsch. Das Spiel hält aber auch für probierfreudige Spieler viele Karten im Stapel bereit die es gibt, die aber trotzdem nicht richtig sind. Deckt man so eine Karte auf, so erhält man eine Zeitstrafe, die man dann von Hand in der App durch das drücken eines Strafknopfes von seiner Zeit abgezogen bekommt. Man sollte also nicht einfach alles ausprobieren, sondern schon versuchen mit Logik an die Sache heranzugehen.
Grüne Karten gibt es auch noch und bei denen handelt es sich um Maschinen, bei denen die Karte bereits mehrere Lösungsmöglichkeiten enthält. Zum beispiel könnte es darum gehen an einer Maschine den richtigen Schalter zu drücken, so sind vielleicht sechs Schalter mit Nummern abgebildet und wir müssen erst durch ein Rätsel herausfinden, welchen Schalter wir drücken müssen. An dieser Stelle muss sich sagen, dass unser Spiel eine Fehlproduktion war. Im Forfeld hatte ich zwar davon gehört, dachte aber das die entsprechenden Spiele inzwischen aus dem Handel verschwunden sind, aber nein, sie sind noch im Umlauf. Die Space Cowboys haben aber in der App eine Möglichkeit eingebaut diese Fehlproduktion zu umgehen. Was ist passiert? Auf den Maschinen in dieser speziellen Auflage sind keine Lösungszahlen angegeben, was es natürlich unmöglich macht, die Rätsel zu lösen. Ursprünglich sollte man durch Wahl der richtigen Lösung auf der Karte zu einer neuen Karte aus dem Stapel geführt werden und das Spiel geht nahtlos weiter. In der App wird man nun aber zu Beginn gefragt, mit welcher Auflage man spielt und überprüft das anhand einer Zahlen/Buchstaben-Kombination am EAN-Code und die App stellt einem dann die Möglichkeit zur Verfügung diese Maschinenkarten über die App zu spielen, indem man dort die Lösung eingeben kann und mit der entsprechenden Zahl belohnt wird. Eigentlich kein großes Problem, nur ist die Kommunikation über die App, die einen auf dieses Problem hinweisen soll in meinen Augen unzureichend.
Graue Karten gibt es auch noch, die aber immer neue Räume darstellen, auf denen man neue Hinweise findet. Ab und an gibt es auf den Karten versteckte Hinweise in den Bildern, dann findet man Zahlen oder Buchstaben, die einen dann erlauben die entsprechende Karte aus dem Stapel zu suchen. Wann immer man einen solchen Hinweis finden kann, verrät einen die App. Der Knopf für die versteckten Hinweise wird drückbar und wenn man ihn betätigt, bekommt man einen Hinweis, das man sich mal eine Karte genauer anschauen sollte. Insgesamt funktioniert das ganze System recht gut. Wenn man zum Beispiel total feststeckt und einen Hinweis benötigt, so kann man unter dem Hinweisbutton die Nummer der Karte eingeben und bekommt einen Hinweis, der einem weiterhelfen sollte. Manchmal gibt es auch mehrere Hinweise zu ein und derselben Karte.
Die dei Fälle sind wirklich komplett unterschiedlich und auch grafisch alle komplett anders aufbereitet. Das macht optisch wirklich Spaß. In dieser Hinsicht sticht der zweite Fall natürlich am deutlichsten hervor, da man sich wirklich in ein Point & Click Adventure von Lucasarts á la Maniac Mansion versetzt fühlt.
Das Fazit
Hmmm, Unlock! Escape Adventures lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich weiss tatsächlich nicht so ganz was ich davon halten soll. Die Einbindung mit der App klappt wirklich gut, da soll es zwar am Anfang auch Probleme gegeben haben, aber ich konnte nichts daran aussetzen. Sie spielt sogar atmosphärische Musik ab, die wir aber ausmachen mussten, da sie uns nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven ging. Das System mit den Karten und dem aufaddieren der Zahlen funktioniert auch sehr gut wenn nur die Rätsel immer logisch wären. Ich weiss natürlich das sowas auch rein subjektiv sein kann, aber wir fanden durch sämtliche drei Fälle immer wieder Beispiele von Rätseln, an denen wir ins stocken gerieten und erst nach einem Hinweis in die richtige Richtung gelenkt wurden. Das passierte definitiv zu häufig und die Rätsel waren dann auch nicht zu schwierig, nur man kam einfach nicht darauf, das diese Richtung gemeint war und das wirkt dann hinterher immer ein wenig komisch. Ein weiterer Kritikpunkt sind die versteckten Hinweise auf den Karten. Man sollte dem Spiel dringend eine Lupe beilegen. Die Karten sind zwar schön groß, aber die Bilder darauf nicht übermäßig groß und ab und zu verstecken sie winzig kleine Zahlen die man einfach kaum erkennen kann. Ärgerlich!
Die drei Fälle im einzelnen betrachtet: Fall Nummer eins mit dem unteririschen Labor ist Escape Room Standardfutter und hat für uns auch ganz gut funktioniert, wenn man von den zuvor beschriebenen Problemen absieht. Fall Nummero zwei mit der tollen Optik gefiel mir insgesamt am besten auch weil hier einige besonders schöne Rätsel enthalten waren. Der dritte Fall, der vom Schwierigkeitsgrad am höchsten angesiedelt war, startet mit einer total interessanten Idee, indem er die Gruppe am Tisch ersteinmal teilt und beide mit eigenen Aufgaben beschäftigt. Leider ist die Umsetzung dann gelinde gesagt eine Katastrophe, weil alles an einer Gruppe hängt und wenn die nicht voran kommt, weil sie den entsprecheden Hinweis nicht findet, ist die zweite Gruppe komplett aufgeschmissen und kann nichts mehr tun. Zumindest solang man den Regeln dieses Szenarios folgt und nicht hilft. Außerdem wies dieses Abenteuer einige seltsame Rätsel auf.
Also mein Fazit bleibt zwiegespalten, ich würde gerne noch ein weiteres dieser Sets ausprobieren, kann aber für das erste Set auch keine komplette Empfehlung aussprechen und würde sagen, wenn man eine Chance hat mal einen dieser Fälle auszuprobieren, ruhig testen, aber nicht zuviel Erwarten. Die Exit-Reihe bleibt für mich spielerisch stärker.
- Verlag: Space Cowboys, Asmodee
- Autor(en): Alice Carroll, Thomas Cauët, Cyril Demaegd
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieleranzahl: 2 – 6
- Dauer: 60+ Minuten