Endlich wieder ein Spieleabend! Nach einer gefühlten Ewigkeit, trafen wir uns nach fast zwei Monaten nun schon zum vierten Mal. Das klingt jetzt erstaunlich wenig, aber jahrelang hatte ich überhaupt keine feste Spielerunde. Wir pausierten, weil unsere Kollegin sich nämlich dachte, Urlaub ist auch ganz schön und für einen Monat nach Thailand verschwand. Für ihre Rückkehr und unseren nächsten Spieleabend hatte ich mir etwas besonderes überlegt: einen thematischen Abend. Es sollte sich ganz um das Thema des Tränkebrauens drehen, denn irgendwie fiel meiner Frau und mir auf, dass wir viele Spiele besitzen, die sich thematisch damit beschäftigen. Also packten wir kurzerhand fünf Spiele ein und fuhren wiedereinmal gut gelaunt zu unserer Arbeitskollegin, die wir tags zuvor bereits auf das Thema eingeschworen hatten.
Nach dem üblichen Smalltalk (und den ersten von ihr zubereiteten Getränken) holten wir gleich einmal das Schwergewicht des heutigen Abends aus der Tasche: Potion Explosion. Durch seine ganzen Glasmurmeln ist das Spiel von Horrible Games, dass wir auf der Messe in Essen entdeckten, eine wirklich schwere Angelegenheit. Unsere Gastgeber schauten auch schon ein wenig verwundert drein, als ich den, im Spiel enthaltenen, Murmelkasten mit den Bahnen auf dem Tisch aufbaute. Murmeln hatten sie wahrscheinlich nicht erwartet und ich habe tatsächlich nicht daran geglaubt, dass Potion Explosion im nachhinein so gut bei ihnen ankommen würde, denn zunächst schauten sie schon recht skeptisch drein. So kann man sich täuschen. Die beiden waren total begeistert und ich war mindestens genauso begeistert darüber, wie gut das Spiel auch zu viert funktionierte. Bisher hatten wir es maximal zu dritt ausprobiert, aber auch zu viert ist es ein wirklich sehr schönes Spiel mit genau der richtigen Länge. Meine Frau gewann mal wieder.
Als nächstes holten wir die Die Quacksalber von Quedlinburg aus der Tasche, dass ja zu diesem Zeitpunkt auf der Nominierungsliste zum Kennerspiel des Jahres stand. Ich fand die Nominierung total gerechtfertigt, war aber der Meinung, dass das Spiel auf der falschen Liste stand. Für mich waren Die Quacksalber von Quedlinburg ein würdiges Spiel für die Familienspielkategorie. An diesem Abend konnte ich aber ansatzweise erkennen, warum es in der Liste der Kennerspiele aufgeführt wurde. Das Spiel an sich ist ja beim spielen gar nicht so kompliziert, aber wenn man es aufbaut und die Regeln Leuten erklärt, die keine Vielspieler sind, dann versteht man doch, warum es in der Kennerspiel-Kategorie nominiert ist. Die Fähigkeiten der einzelnen Zutaten sind dann doch sehr zahlreich und wirken auf Normalspieler recht einschüchternd. Im Verlauf des Spiels gab sich das aber dann nach ein wenig Einspielzeit. Hatten sie erstmal die verschiedenen Funktionen der Zutaten verstanden und abgespeichert, lief es ganz reibungslos. So kann man sich aber täuschen, wenn man eben kein Vielspieler ist, dann wird ein vermeintlich einfaches Spiel doch schon zu einer Herausforderung. Einen weiteren Kritikpunkt, den ich im Spiel zu zweit gar nicht so eklatant fand, ist die mangelnde Interaktivität und auch da muß ich ein wenig Abbitte leisten, denn es mutet schon ein wenig seltsam an, wenn vier Menschen an einem Tisch sitzen und jeder einfach so vorsichhinspielt, denn bei den Quacksalbern gibt es wirklich überhaupt keine Interaktion. Zumindest nicht während des Spiels in der hauptsächlichen Phase des Zutatenziehens. Lediglich am Ende, wenn bestimmte Zutaten im Spiel sind, wird zwischen den Spielern verglichen. Nichts desto trotz macht das Spiel Spaß und verfehlt auch in der lustigen Viererrunde seine Wirkung nicht.
Zu vorgerückter Stunde lassen wir dann noch unsere Gastgeber das nächste Spiel auswählen. Zur Wahl standen noch Zaubercocktail, Fabelsaft und Broom Service, wobei das letzte aufgrund der etwas ausgedehnteren Spieldauer von vornherein ausschied. Die Wahl fiel auf Fabelsaft und wir starteten eine komplett neue Runde dieses außergewöhnlichen Kartenspiels. Für diejenigen, die es nicht kennen, sei an dieser Stelle gesagt, dass Fabelsaft ein sich ständig veränderndes Spiel ist. Man spielt einen Kartenstapel im Verlauf von mehreren Partien durch und die Karten geben dabei die Aktionen vor, die man machen kann. So stehen in jedem Spiel andere Aktionen zur Verfügung, je nachdem welche Aktionen man bereits aufgebraucht hat. Somit gleicht keine Partie einer anderen. Das schöne an Fabelsaft ist, dass man es auch fast nicht erklären muss, da die Aktionen auf den Karten stehen und der Rest drumherum schnell erfasst ist. Wir spielten zwar nur zwei Runden, da es wirklich schon spät wurde, aber wir hatten auch hiermit richtig Spaß.
Ein wiedereinmal rundum gelungener Abend rund um das Tränke brauen, der auch mir ein paar neue Erkenntnisse über Die Quacksalber von Quedlinburg brachte. Allmählich scheinen sich unsere feuchtfröhlichen Spieleabende zu etablieren und ich mache mir spätestens ein paar Tage später bereits Gedanken darüber, was wir unseren Gastgebern am nächsten Abend für Spiele auftischen werden. Vielleicht veranstalten wir ja wieder einen Themenabend, wobei mir momentan noch keiner einfällt. Bisher erweisen sie sich als recht pflegeleicht und sind zu fast allem bereit. Vielleicht ist es an der Zeit demnächst mal etwas exotischeres oder schwierigeres zu spielen. Wir werden es erleben.