Klassiker – Das verrückte Labyrinth

Lang ist es her, dass ich diese Rubrik meines Blogs bediente. Irgendwie war mir mal wieder danach in der Vergangenheit zu kramen. Vielleicht eine Form des Eskapismus, vielleicht auch nur um in Erinnerungen zu schwelgen. Heute soll es um einen Klassiker aus dem Hause Ravensburger gehen und gefühlt war dieses Spiel für mich schon immer da. Was natürlich nicht stimmt, denn als es erschien war ich bereits 11 Jahre alt und hatte auch durch die Werbung voll Bock auf dieses Spiel. Ich war genau im Alter der Zielgruppe, bekommen habe ich es allerdings nie und ein paar Jahre später empfand ich es wohl auch schon als zu kindisch. Gespielt habe ich es dennoch, allerdings kann ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern wo und wann. Wahrscheinlich mal wieder in der, schon oft in dieser Rubrik erwähnten, Bibliothek in unserer kleinen Stadt. Meine große Stunde kam erst mit einer Iteration des Spiels im Jahre 1991. Also lasst mich euch ein bisschen etwas über dieses auch heute noch schöne Spiel erzählen.

Zunächst für diejenigen, die überhaupt nicht wissen wovon ich hier rede, eine kurze Erklärung des Spielprinzips. Auf einem Spielbrett befinden sich 49 Kacheln mit aufgedruckten Wegen. 16 von ihnen sind fest installiert und die anderen lassen sich durch Schieben orthogonal bewegen. Eine 50. Kachel wird für den Zug benutzt und vom aktiv Spielenden in eine der beweglichen Reihen oder Spalten geschoben. Dabei kommt an der anderen Seite eine Kachel für den oder die Nachfolgende heraus. Im Anschluss darf die eigene Spielfigur noch auf dem Brett bewegt werden. Die Spieler*innen versuchen bestimmte Kacheln mit Symbolen darauf zu erreichen, die durch Karten bestimmt werden. Wer das zuerst schafft gewinnt. Ganz simples Prinzip.

Erdacht wurde das Spiel vom Psychologen Max Kobbert. Dieser war, nach eigener Aussage, bereits als Kind fasziniert von Labyrinthen und baute in späteren Jahren bereits erste Versionen, die er als Brettspiel versuchte umzusetzen. Einige hatten Drehtüren und wieder andere variable Wände. Sein erstes Spiel veröffentlichte Kobbert ebenfalls bei Ravensburger im Jahr 1973 mit dem Namen Colomino, welches ein paar Jahre später auch durch den Namen Block Out im Ausland zu haben war. Kobbert ist nicht nur Psychologe, sondern unterrichtete auch in Münster für die Kunstakademie Düsseldorf bis ins Jahr 2009 Kunstdidaktik und Wahrnehmungspsychologie. In seiner Freizeit erfindet er nicht nur Brettspiele, sondern ist auch Sammler von antikem Spielmaterial.

Dieser von Labyrinthen faszinierte Mann brauchte allerdings noch einen kleinen Denkanstoss, um zu seinem heute so bekannten Spiel zu kommen. Ein gewisser Herr Rubik veröffentlichte im Jahr 1976 bereits einen Puzzlegegenstand, der zu einem der ikonischten und weltweit erfolgreichsten werden sollte, den Rubiks Cube oder wie er in Deutschland genannt wurde, der Zauberwürfel. 1980 wurde er erstmals in Deutschland verkauft und 1981 wurde Kobbert auf diesen aufmerksam und da wurde ihm einiges klar über seine Brettspielversuche. Alles musste simpler werden und so kam er zu der Fassung die bis heute Bestand hat.

Das Spielprinzip war kurz danach schnell gefunden. Dennoch dauerte es weitere Jahre bis das Spiel im Jahr 1986 veröffentlicht wurde. Das hatte mit dem Material zu tun. Insgesamt drei Jahre experimentierte man mit dem Material, bis die richtige Pappedicke gefunden wurde, das alles nicht zu labbrig war und auch nicht vom Brett löste. So kam es dann im Jahre 1986 endlich zur Veröffenltichung seines magischen Labyrinths. Moment. Nee, magisch hieß es ja dann gar nicht. Der Verlag wollte es unter dem Namen Das verrückte Labyrinth veröffentlichen und damit tat sich der Autor ein wenig schwer, hat das aber wohl mit dem Erfolg auch langsam überwunden.

Gleich im Jahr 1986 tauchte es auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres auf, musste sich aber gegen einen hausinternen Konkurrenten geschlagen geben. Ein gewisser Wolfgang Kramer veröffentlichte in diesem Jahr das Spiel Heimlich & Co., welches ich zum Geburtstag bekam und ebenfalls sehr mochte und noch heute besitze. Haus heutiger Sicht würde ich sagen, dass es für die Jury wohl eine harte Entscheidung gewesen sein muss zwischen diesen beiden Spielen eine Wahl zu treffen. Ich kann sie aber durchaus nachvollziehen.

Das Labyrinth der Meister

Ein Jahr nach Veröffentlichung wurden bereits eine Millionen Labyrinthspiele verkauft, was ein unfassbarer Erfolg für ein Brettspiel war. Auf diesem Erfolg aufbauend setzten Ravensburger und Kobbert weitere Spiele mit dem Labyrinth um. 1991 erschien dann Das Labyrinth der Meister, welches eine etwas komplexere Version darstellte, weil wir nicht einfach nur Zielkacheln im Labyrinth ablaufen mussten, sondern versuchten Marken mit Zutaten zu sammeln, die wir der Reihenfolge nach einsammeln mussten. Auf Rezeptkarten für Zaubertränke wurde immer drei Zutaten abgebildet, die wir für unsere Tränke benötigten. Zusätzlich gab es kleine Zauberstäbe mit denen wir weitere Züge ausführen konnten. Diese Variante wurde dann von der Spiel des Jahres Jury mit einem Sonderpreis für ein Schönes Spiel ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gewann es auch den Deutschen Spiele Preis, der 1991 erst zum zweiten Mal verliehen wurde. Auch der nun schon etwas ältere Spieltroll kam nun in den Genuss seines Labyrinth Spiels. Das Labyrinth der Meister konnte mich bis heute nachhaltig faszinieren. Das Spiel ist fast zeitlos und das merkst du einfach wenn du es nach fünf Jahren einfach mal wieder auf den Tisch bringst. Die Komponenten sind toll und das Spielprinzip so simpel und dennoch spaßig. Auch das Labyrinth der Meister befindet sich nach wie vor in meiner Spielesammlung.

Labyrinth – Team Edition

Weitere Versionen folgten. 1995 kam das Junior Labyrinth, 1998 das Labyrinth der Ringe und im Jahr 2000 sogar eine Kartenspielvariante. Neun Jahre später wurde nochmal mit einer Version für 2 Spieler*innen nachgelegt und im Jahr 2011 kam Das Elektronik-Labyrinth. Bis zu diesem Zeitpunkt verkauften sich die diversen Labyrinthspiele insgesamt 13 Millionen mal und wurden in insgesamt 60 Sprachen übersetzt. Die Reise war aber noch lange nicht beendet. Zum 20 jährigen Jubiläum gab es eine Geburtstags Glow in the Dark Edition und Das verdrehte Labyrinth. 2019 wurde ein 3D-Labyrinth veröffentlicht und im Jahre 2023 kam sogar eine Team-Variante des Autors Brett J. Gilbert heraus, der für solche Spiele wie Elysium, City of Rome, Chocolate Factory, Great Plains und Die Gilde der fahenden Händler bekannt ist.

Asterix Labyrinth

Auch auf dem Franchise-Sektor wurde mit Das verrückte Labyrinth viel gewütet. So gibt es Versionen von Der Herr der Ringe, Star Wars, Spider Man, Disney, Pixar, Harry Potter, Mario, Asterix und vielen anderen. Bis zum Jahr 2024 wurden isgesamt 25 Millionen Labyrinth-Spiele verkauft. Ein riesiger Erfolg für Ravensburger und Max Kobbert. Nur von Hörspielen sollten sie ihre Finger lassen. Kamen sie doch auf die glorreiche Idee zu ihren Spielen Hörspiele produzieren zu lassen und die beiden Spiele aus dem Jahr 1986 Heimlich & Co, sowie Das verrückte Labyrinth wurden jeweils für fünf Hörspiele herangezogen. Nach besagten fünf Folgen wurde beides wieder fallengelassen.

Labyrinth Chronicles

Was bleibt noch zu sagen? Wie sieht die Zukunft aus? Im Jahr 2026 wird das verrückte Labyrinth 40 Jahre alt und Ravensburger hat bereits in der letzten Zeit Kooperationen mit anderen Verlagen unternommen. Awaken Realms, bekannt für opulent ausgestattete Miniaturenspiele war für die neue Version der Burgen von Burgund tätig und beide haben damit einen, wie man hört, großen Erfolg gefeiert. Zunächst hrte sich das Gerücht, wie ein Aprilscherz an, aber es soll tatsächlich eine Das verrückte Labyrinth Legacy-Variante geben mit dem schönen Titel Labyrinth Chronicles. Ich bin gespannt…

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