A Thief´s Fortune

A Thief’s Fortune / Foto: Spieltroll

Schon 2018 erschien A Thief´s Fortune von Artipia Games in englischer Sprache. Damals habe ich ein paar Besprechungen zu dem Spiel gesehen und fand es ziemlich faszinierend. Leider erreichte es keine größere Aufmerksamkeit und versank ziemlich lautlos im Meer der Spieleveröffentlichungen. Irgendwie mochte das Spiel wohl keiner so richtig. Zwei Jahre vergaß auch ich, dass A Thief´s Fortune überhaupt existierte. Dann hörte ich plötzlich davon, dass ein kleiner deutscher Verlag namens Taverna Ludica das Spiel nach Deutschland bringen wollte. Zur SPIEL.digital 2020 erschien das Spiel dann tatsächlich und ich habe es mir endlich besorgt. Wer sich das Cover anschaut kann sich dem Eindruck eines Prince of Persia Brettspiels kaum erwehren, und ja, wir Spielen einen Dieb und agieren mit der Zeit. A Thief´s Fortune ist ein ziemlich einzigartiges Spiel, das allein von der Beschreibung her schon interessant ist. Es spielt mit der Zeit ohne auch nur im geringsten ein Echtzeitspiel zu sein. Aber macht euch doch selbst ein Bild, ich versuche mal das Spielgeschehen zu beschreiben.

Worum geht es ?

In der Stadt wundervollen Wüstenstadt Nabbarah sind wir die Diebe, die immer auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer sind. Eines Tages brechen wir in die Schatzkammer des Palastes ein und erbeuten eine mysteriöse Sanduhr, die uns plötzlich flüchtige Blicke in unsere Zukunft erlaubt. Die Palastwachen sind hinter uns her, während wir versuchen das Wissen um unsere Zukunft zu unserem Vorteil zu nutzen. Die Spieler schlüpfen in die Rolle dieses Diebes und müssen im Wettbewerb versuchen das beste aus seinem Schicksal zu formen. Zukünftige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und wir müssen die Ressourcen der Zukunft dazu benutzen die Gegenwart so zu gestalten, das unsere Vergangenheit einst glorreich sein wird – also wir die meisten Siegpunkte erspielt haben.

A Thief´s Fortune – Spielbrett und Ressourcen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab ?

Der Spielaufbau für A Thief´s Fortune ist recht schnell erledigt. Das Spielbrett, das hauptsächlich zur Ablage der Ressourcen und zum Punktezählen dient, solte für alle Spieler erreichbar sein. Sämtliche Ressourcen des Spiels haben hier ihren eigenen Ablagebereich und sollten dort ausgebreitet werden. Oben auf dem Spielbrett befinden sich noch drei Ablagefelder für Karten, zu dem ich etwas später komme. Jeder Spieler erhält zwei Leisten aus Pappe, die er in einem Abstand vor sich ausbreitet, das sowohl unter die erste untere Leiste als auch zwischen den beiden Leisten jeweils eine Karte platz findet. Der Spielbereich eines jeden Spielers besteht insgesamt aus drei Kartenreihen vor ihm/ihr. Die Karten des Spiels werden in ihre drei Bereiche (Orte, Charaktere und Ereignisse) getrennt voneinander gemischt und als Stapel bereitgelegt. Die Startorte werden gemischt und den Spielern zugelost. Auf ihnen ist jeweils ein zugehöriger Startcharakter angegeben, den die Spieler ebenfalls erhalten. Die beiden Karten legen die Spieler in ihre Auslage vor sich offen aus. Orte kommen in die oberste Reihe, Charaktere in die mittlere. Ereignisse werden später in die unterste gelegt. Die Spieler bekommen die Ressourcen die jeweils auf den Karten abgebildet sind als Startkapital. Zu letzt wird noch ein Startspieler bestimmt der den Startspielerstein erhält.

A Thief´s Fortune – Spielaufbau mit den drei Zeiten und den drei Kartenreihen / Foto: Spieltroll

Um den Spielablauf gleich ein wenig besser verstehen zu können muss man zunächst das wichtige Spielkonzept in seinem eigenen Bereich vor sich verstehen. A Thief´s Fortune spielt mit der Zeit. Der Bereich der Spieler ist dabei nicht nur in drei Bereiche für die drei verschiedenen Kartentypen unterteilt, nein, sie müssen auch noch die Zeit berücksichtigen. Der Bereich indem die beiden Pappstreifen liegen ist im Spiel die Gegenwart. Hier könnenn pro Bahn nur vier Karten liegen. Die Gegenwart ist nicht besonders umfangreich. Rechts davon befindet sich die Zukunft. Im Spielverlauf werden hier ebenfalls Karten in die drei Bereiche geteilt, ausgelegt. Auf ihnen legen die Spieler die Ressourcen ab, die diese Karten anzeigen. Die Spieler nehmen später von diesen Karten Ressourcen herunter und sobald eine Karte keine Ressource mehr auf sich hat, wird die Karte in die Gegenwart gebracht. Sollten sich dann zuviele Karten in der Gegenwart befinden, so wird die am weitesten links liegende Karte nach links in die Vergangenheit geschoben. Hier werden einfach alle Karten auf einem Stapel gesammelt und können für den Spielverlauf relevant sein oder geben uns am Ende unsere Siegpunkte.

A Thief´s Fortune – Charakterkarten / Foto: Spieltroll

Die Karten sind also das A und O in A Thief´s Fortune und zeigen uns ein paar wichtige Dinge. In der linken oberen Ecke zeigen alle Karten, egal welchen Typs, bestimmte Ressourcen an, die wir in der Zukunft auf die Karten legen müssen. Im Textfeld finden wir neben ihrem Effekt auch noch ihren Typ und eine eventuelle Unterart, die für manche Effekte von Bedeutung sein kann. Sollte die Karte am Spielende Siegpunkte wert sein, so steht in der rechten unteren Ecke ihr Wert. In der unteren linken Ecke stehen zwei sogenannte Gefallen, von denen der Spieler einen erhält, wenn er die Karte in seiner Beutephase später abschmeißt.

A Thief´s Fortune – Basisressourcen / Foto: Spieltroll

A Thief´s Fortune kennt insgesamt fünf Ressourcen. Drei von ihnen sind Basisressourcen und werden durch Säbel, Juwelen und Lampen dargestellt. Die beiden weiteren Ressourcen sind Zeit und Gefahr, die eine spezielle Bedeutung im Spiel haben. Sollten die Spieler Gefahr ansammeln, so legen sie diese auf den oberen ihrer beiden Streifen. Sie dürfen maximal fünf dieser Plättchen ansammeln. Für jedes Gefahrenplättchen müssen die Spieler später Basisressourcen abgeben, oder Schicksalspunkte (Siegpunkte) abgeben. Die Zeitressource können die Spieler benutzen um zusätzliche Ressourcen aus der Zukunft zu entnehmen.

Das Spiel läuft in vier Phasen ab und beginnt mit der Planungsphase. Bevor es mit ihr aber losgehen kann, wird die sogenannte Gemeinsame Zukunft auf dem Spielbrett befüllt. Die bereits erwähnten drei Ablagefelder für Karten bekommen so jeweils eine Karte von jedem Stapel offen. Auch diese Karten werden mit Ressourcen befüllt. In der Planungsphase beginnen die Spieler damit, fünf Karten von den Stapeln zu ziehen. Sie müssen jeweils eine Orts-, Charakter- und eine Ereigniskarte nehmen und dürfen sich zwei weitere Karten von irgendwelchen Stapeln in irgendeiner Kombination aussuchen. Nun folgt ein Draft. Die Spieler wählen sich parallel eine der fünf Karten aus, die sie in ihre Zukunft ausspielen wollen und legen diese mit den entsprechenden Ressourcen in ihren rechten Spielbereich. Anschließend wählen sie zwei Karten aus, die sie im Uhrzeigersinn weitergeben möchten. Die Richtung wechselt dabei aber in jeder der fünf Runden. Die Spieler wählen wieder eine Karte aus, spielen sie aus und geben zwei weiter. Dann nochmal das ganze ohne dabei eine Karte auf der Hand zu behalten und schließlich ein viertes Mal, wo sie sich nur noch für eine Karte entscheiden müssen, die sie ausspielen wollen. Die letzte verbliebene Karte wird nicht mehr weitergegeben, sondern die Spieler bekommen eine der beiden Belohnungen unten links auf der Karte, bevor sie auf den Ablagestapel gelegt wird.

Nun folgt die Beutephase, die von den Spielern parallel alleine gespielt werden kann. Die aktuelle Runde gibt dabei vor, wieviele Ressourcen wir von unseren Karten aus der eigenen Zukunft nehmen dürfen. In den ersten beiden Runden sind das jeweils fünf, dann zwei Runden lang sechs und in der fünften runde sogar sieben Ressourcen. Wir suchen uns die Ressourcen aus, nehmen sie von den Karten und legen sie in unseren eigenen vorrat. Gefahrenplättchen wandern auf unsere Tableauleiste, ider wenn wir bereits zu viele haben werden sie für die Kosten von einem Siegpunkt abgelegt. Karten, die auf diese Art und Weise ohen Ressourcen sind, werden sofort in die Gegenwart verschoben. Nach ganz rechts in die jeweilige Leiste. Sollten dabei evtl zu viele Karten in einer Reihe liegen, wird ganz links eine Karte in die Vergangenheit befördert. Hier ist es sehr wichtig die Reihenfolge des Wegnehmens von den Ressourcen zu beachten. Karten in der Gemeinsamen Zukunft sind an dieser Stelle tabu und dürfen nicht miteinbezogen werden.

A Thief´s Fortune – Ereigniskarten / Foto: Spieltroll

Weiter geht es dann mit der Aktionsphase in der die Spieler in Reihenfolge immer abwechselnd agieren. Die Spieler dürfen ein bis zwei Aktionen ausführen wenn sie an der Reihe sind. Sie tun das solange, bis alle Spieler passen. Mit jeder Aktion haben sie die Wahl zwischen vier Möglichkeiten. Entweder, man aktiviert einen Charakter und benutzt seine Fähigkeit. Zum benutzen wird die Karte erschöpft, wobei wir beim Spielen dazu übergegangen sind, die Karten mit kleinen Würfeln zu markieren. Hat man aber genug Platz, sollte das mit dem drehen zur Seite auch kein Problem darstellen. Die zweite Aktionsmöglichkeit ist das Ausführen eines Ereignisses. Ereignisse werden aber nur einmal benutzt und dann in die Vergangenheit abgelegt. Die dritte Möglichkeit ist das Zeit ausgeben. Für zwei Zeitplättchen dürfen wir eine Ressource von einer Karte in unserer oder auch in der gemeinsamen Zukunft entfernen. Sollte dabei von einer Karte die letzte Ressource genommen werden, so verschiebt sich die Karte in unsere Gegenwart und verdrängt eventuell weitere Karten in die Vergnagenheit. Die vierte Möglichkeit ist dann das Passen und wer das zuerst in Anspruch nimmt, wird der neue Startspieler für die nächte Runde.

Die letzte Phase ist dann die Bestechungsphase in der wir uns um unsere Gefahrenplättchen kümmern müsssen. Für jedes Plättchen müssen wir nun eine Basisressource bezahlen. Können wir das nicht, verlieren wir für jedes Plättchen das wir nicht bezahlen können einen Siegpunkt. Das Gefahrenplättchen wird dann aber abgelegt. Wir dürfen allerdings nicht freiwillig darauf verzichten Gefahrenplättchen nicht zu bezahlen.

A Thief´s Fortune – Ortskarten / Foto: Spieltroll

Am Ende einer Runde machen wir alle unsere Karten wieder bereit und leeren die Gemeinsame Zukunft. Dann startet eine neue Runde, oder nach Runde fünf wird gewertet. Wir bekommen zusätzlich zu den Punkten, die wir schon während des Spiels auf der Punkteleiste gesammelt haben, die Punkte von den Karten in unserer Vergangenheit plus jeweils einen Punkt für fünf übrige Basisressourcen.

Das Fazit

A Thief´s Fortune sieht im ersten Moment viel komplexer aus als es eigentlich ist. Die Anleitung von Artipia ist auch ein wenig unübersichtlich, wenngleich ich sie besser finde, als manch andere des Verlages. Das Spiel lässt sich nicht so intuitiv erklären. Wenn man es aber verstanden hat, dann bekommt man hier ein total faszinierendes Spiel, von dem ich mir nicht erklären kann, warum es von vielen ignoriert wird oder nicht so gut wegkommt. Das Spielprinzip ist einfach genug, dass es jeder versteht. Der Mechanismus des Drafting ist sehr einsteigerfreundlich. die Spieler haben hier alles selber in der Hand und wenn man einmal verstanden hat, wie die Effekte miteinander funktionieren, öffnet sich einem ein Ressourcenpuzzle, bei dem man versuchen muss möglichst lange und effektive Züge zu produzieren. Dabei spielen natürlich die Fähigkeiten der Karten eine Rolle und in welcher Reihenfolge ich sie einsetzen kann. In der Aktionsphase kann ziemlich viel passieren und nicht selten verschieben sich plötzlich die Karten wieder und wenn man dann nicht richtig aufgepasst hat, ist eine ungenutzte Karte bereits in der Vergangenheit. Genau diese Dinge machen A Thief´s Fortune so faszinierend und dann auch total fordernd. In unseren ersten Partien saßen wir öfter davor und mussten mal was rückgängig machen, weil sich jemand verrant hatte und plötzlich doch noch eine Rsoource gefehlt hat nur um dann festzustellen das wenn man die Ressource von der Karte in der Zukunft nimmt, dies in die Gegenwart rutscht und die Karte, für die man die Ressource ganz dringend gebraucht hat, ja sofort in die Vergangenheit kommt. Um möglichst effektive Züge zu erreichen, muss man dann doch ganz schön im Kopf vorausplanen.

Hat man das dann endlich gemeistert, gibt es bestimmt schon Spieler, die die Gemeinsame Zukunft für sich entdeckt haben und wissen diese so effektiv zu benutzen, das den anderen nicht mehr viel übrigbleibt. nur gut, das man auch eine einfach Version ohne sie spielen kann. Das klingt vielleicht ein wenig zu dramatisch, denn A Thief´s Fortune ist gar nicht so schwierig, wenn man es kapiert hat.

Ich finde das Spiel total faszinierend und habe es auch zu den besten Spielen des letzten Jahres gekürt. Bei uns hat es einen festen Platz im Spieleregal gewonnen. Meine Frau sieht das tatsächlich ähnlich und hat mich gefragt, warum ich diese Perle nicht schon einmal vorher auf den Tisch gebracht habe?

Negatives? Außer der Anleitung nicht wirklich viel. Es ist natürlich ein Spiel das man mit viel Kartenauslage auf dem Tisch spielt und man sollte nicht verhehlen, das man schon einiges an Platzbedarf hat. Speziell zu dritt und viert, wenn jeder drei Reihen Karten vor sich liegen hat und diese noch in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft trennen muss. Aber das sind beides eher kleine Punkte. Die Anleitungen von Artipia sind leider nie so ganz gut. Die Übersetzung von Taverna Ludica ist eigentlich ganz gut nur haben sie einmal links mit rechts verwechselt, was für Verwirrung sorgen könnte. A Thief´s Fortune hat mir ansonsten richtig gut gefallen und uns bisher viel Spaß gebracht. Genau das richtige Spiel für Spieler, die versuchen wollen möglichst optimale Abläufe zu kreiren.


  • Verlag: Taverna Ludica Games
  • Autor(en): Konstantinos Kokkinis, Sotirios Tsantilas
  • Illustrator(en): Kinetic
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 1 – 4
  • Dauer: 45 – 90 Minuten

Ein Gedanke zu „A Thief´s Fortune“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.