Heute verlasse ich mal die Vielspielerpfade und befasse mich mit einem klassischen Familienspiel. Mein Königreich für ein Pferd von Moritz Schuster ist ganz klar eines dieser Familienspiele die man mit der ganzen Familie spielen kann. Erwachsene haben nicht zu wenig zu tun, für Kinder ist es ein fordernder Spaß und auch Oma und Opa können locker mithalten. In diesen Gefilden befinden wir uns mit diesem Spiel. Moritz Schuster als Autor ist nicht neu auf diesem Gebiet, denn mit Dream Cruise hat er bereits ein Spiel im gleichen Segment veröffentlicht. Rein Optisch muss man auf jeden Fall sagen, dass das Cover von Sören Meding einiges her macht und das Spiel erstmal auffällt. Dieser Eindruck bleibt auch bestehen, wenn man die Schachtel öffnet und einem lauter bunte Tierfiguren aus Holz anschauen. Insgesamt also ein optisch gelungenes Spiel. Aber was kann es spielerisch. Macht das alles Spaß oder sitzen die Kinder, Oma und Opa und ich dabei eher gefrustet und gelangweilt am Tisch?
Worum geht es?
Fangen wir erstmal vorne an und schauen was wir hier für ein Thema haben. Es geht zwar um Tiere und irgendwie auch um einen Bauernhof, oder vielmehr um eingezäunte Wiesen, aber im Kern ist Mein Königreich für ein Pferd ein relativ abstraktes Spiel. Ein abstraktes Setz- und Legespiel das zugegebenermaßen recht schön ausgestattet ist und bei den Kindern mit seinen schönen Holzfiguren sicherlich gut ankommt. Das Ziel des Spiels ist es auf seinen eingezäunten Weiden zwei Tiere jeder Sorte zu haben, denn Pferde brauchen einen Hofstaat oder so ähnlich… ähm ja.
Wie läuft das ab?
Der Spielaufbau ist relativ simpel, wenngleich für ein solches Spiel dann auch schon wieder zu komplex. Häh? Ja, lasst mich erklären. In Mein Königreich für ein Pferd erhält jeder Spieler ein Tableau von drei mal vier Feldern größe mit unserer Weidefläche. Jeder Spieler bekommt einen Beutel Zäune in seiner Farbe. Die Tierfiguren werden als Vorrat in der Mitte bereitgelegt und die Karten zunächst gemischt und als Nachziehstapel ebenfalls in der Mitte positioniert. Jede*r Spieler*in erhält vier Karten auf die Hand und der Startspieler*in bekommt die vier Würfel des Spiels. Nun muss jede*r Spieler*in noch seine Startaufstellung aufbauen. Da wir es aber im Kern mit einem Spiel zu tun haben, bei dem der erste gewinnt, der ein bestimmtes Ziel erreicht, ist es von großem Vorteil anzufangen. Folglich ist es nicht so gut später dran zu sein und um das auszugleichen hat jeder eine etwas andere Startaufstellung. So haben die nachfolgenden Spieler*innen mehr Tiere als der Startspieler*in. Diese*r baut eine kleine und ein große Wiese aus sechs Feldern und zäunt sie komplett ein. Zum Start erhält stehen je ein Schwein und ein Schaf in den Gehegen. Für ein so simples Spiel ist es natürlich uncool das jeder mit anderen Bedingungen startet, aber der Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen.
Es wird begonnen indem die Würfel geworfen werden. Drei orange und ein pinker Würfel ziegen uns unterschiedliche Symbole. Es gibt Schafe, Schweine, halbe Rinder und Zäune als Symbole auf den orangen Würfeln. Manchmal sogar zwei davon. Der Pinke Würfel ist der Vermehrungswürfel und zeigt die drei Tierarten. Pferde sind nirgends zu finden. Ähnlich dem Kniffel darf man zweimal neuwürfeln und dabei auch Würfel raulegen, die einem gefallen, und durchaus auch später wieder entfernen. Was nach dem dritten Wurf gewürfelt wurde muss dann aber genommen werden. Die Ressourcenwürfel geben uns dann das an Spielmaterial, was sie anzeigen. Jedes Schweine- oder Schafsymbol gibt uns ein entsprechendes Tier. Jedes halbe Rind bringt uns leider nichts. Sollten wir es aber schaffen zwei halbe Rinder zu erwürfeln, so bekommen wir auch ein Rinderfigürchen. Erwürfeln wir einen Zaun oder Zäune, so erhalten wir die entsprechende Menge aus unserem Vorrat. Tiere müssen wir auf unsere Weiden einsetzen. Wir dürfen dabei nur Tiere in eingezäunte Bereiche setzen und auch nur zwei Tiere pro Feld. Zusätzlich darf in einem eingezäunten Gebiet immer nur eine Tierart eingezäunt sein. Tiere dürfen wir aber auch jederzeit gratis umziehen lassen. Sollten wir Tiere aufgrund dieser Regeln nicht setzen können, so bekommen wir sie erst gar nicht.
Bei den Zäunen erhalten wir nicht nur die erwürfelte Menge,nein, hier dürfen wir auch die entsprechende Anzahl Zäune auf unserem Tableau umbauen. So lassen sich Weiden vergrößern, verkleinern und zerstückeln. Im Endeffekt werden wir vier Weiden benötigen, denn wir brauchen mindestens eine Weide pro Tierart.
Der Vermehrungswürfel zeigt uns an, welche Tierart wir vermehren dürfen. Damit sich Tiere überhaupt vermehren, brauchen wir mindestens zwei Tiere einer Sorte und außerdem benötigen wir natürlich auch noch ausreichend Platz dafür. Haben wir mehrere Pärchen, so beommen wir auch mehr Nachwuchs. Damit uns der Platz aber nichst so schnell ausgeht, dürfen wir Tiere auch tauschen. Zwei Schafe in ein Schwein, drei Schweine in ein Rind und vier Rinder in ein Pferd. So bekommen wir überhaupt nur Pferde. Pro Zug dürfen wir auch noch eine unserer Karten ausspielen, die alle möglichen Effekte vorweisen. Mal dürfen wir einen Würfel manipulieren, mal wird einer doppelt gezählt, man darf Zäune umbauen usw. Nachdem eine Karte gespielt wurde erhält man eine neue vom Stapel.
Damit ist der Zug aber noch nicht beendet, denn die anderen Spieler*innen sind auch noch an der Reihe und dürfen sich nach und nach einen der Würfel des Wurfes aussuchen. Wichtig ist nur, dass jeder genommene Würfel für die nachfolgenden Spieler*innen nicht mehr zur Verfügung steht.
Mehr Spiel steckt nicht hinter Mein Königreich für ein Pferd. Wer durch diese Tauschgeschäfte als erstes zwei Pferde, zwei Rinder, zwei Schweine und zwei Schafe auf seinem Tableau stehen hat ist der Gewinner. Sollte diese Variante für die Kleinsten oder Ältesten noch zu schwierig sein, so kann man die Karten gleich ganz weglassen.
Das Fazit
Meine Frau ist totaler Pferdenarr und hat sich auf das Spiel gefreut. Wir wurden allerdings beide ein wenig enttäuscht. Wir sind wahrscheinlich nicht hundertprozentig die Zielgruppe dieses Spiels. Wobei wir uns schon auch im Familiensegment sehr wohl fühlen und Mein Königreich für ein Pferd eindeutig in dieser Gruppe sein möchte. Aber es ist dann doch schon sehr seicht und hat recht wenig Tiefe zu bieten. Hinzu kommt eine gehörige Portion Glück, denn was die Würfel so zeigen ist schon ziemlich wichtig. Das tut einem solchen Spiel dann auch gar nicht mal so gut. Zumindest nicht, wenn es sich im Familiensegment behaupten möchte. Wer es schafft zwei Rinderhälften zu würfeln hat schonmal Zeitvorsprung, wenn er die Weiden dafür schon präpariert hat. In unserem Hauhalt befinden sich keine kleineren Kinder mehr, so dass ich nicht recht beurteilen kann, ob es diesen Spaß macht, was ich mir durchaus vorstellen kann. Aber selbst für ein Familienspiel ist es mir zu seicht und wenn ich mir eine unserer Spielrunden anschaue, bei der über ungleiche Startvorraussetzungen immer erstmal gemeckert wird, obwohl sie hier ja zur größeren Gerechtigkeit dienen, ist auch das für ein Familienspiel meiner Meinung nach schwierig.
Schade, denn das Material und die Optik sehen deutlich besser aus, als es das Spiel dann letztlich ist. Lässt man die Karten dann aber ganz Weg, verwandelt sich Mein Königreich für ein Pferd vollends zum Kinderspiel und nimmt die einzigen taktischen Entscheidungen komplett aus dem Spiel. Hier sollte einfach jede*r der noch kleinere Kinder hat und tolle Familienspiele sucht mal einen Blick riskieren und schauen ob Mein Königreich für ein Pferd ein Spiel sein könnte das passt. Für rein erwachsene Runden zu seicht und auch mit älteren Kindern meiner Meinung nach zu simpel.
- Verlag: Kobold Spieleverlag
- Autor(en): Moritz Schuster
- Illustrator(en): Sören Meding
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 30-45 Minuten