Roll & Writes gibt es heutzutage wie Sand am Meer. So kommt es einem zumindest vor. In den letzten Jahren gab es eine regelrechte Schwämme von ihnen und leider gab es nicht besonders viele, die sich als besonders gut herausstellten. Viel Mittelmaß und wenig Interessantes, vor allem aber viele Wiederholungen. Ich spiele Roll & Writes eigentlich ganz gerne, aber nicht viele haben es mir wirklich angetan. Dieses kleine hier hat es geschafft nun schon etwas länger immer mal wieder in meinen Fokus zu rücken, ohne dass ich zugeschlagen habe. Nun war es aber soweit und wir haben diesem Spiel mit den Jahreszeiten eine Chance gegeben. Wir waren dann doch überrascht, das wir hier ein etwas anderes Konzept als sonst vorfanden. Blätterrauschen hat ein bißchen was von Käsekästchen mit verschiedenen Symbolen. Ich weiss, dass das nicht besonders akkurat ist, aber ich habe keine Ahnung wie ich das sonst beschreiben soll.
Worum geht es?
Blätterrauschen stellt uns als Spieler*innen vor die Aufgabe, aus einem zehn mal zehn Kästchen großem Spielfeld durch eine Einteilung in Vierecke die meisten Punkte zu verdienen. In jedem Kästchen befindet sich ein Symbol für die wir auf bestimmte Arten und Weisen Punkte erhalten können. In jedem Viereck das wir auf dem Zettel einzeichnen dürfen wir ein Symbol ankreuzen, egal wie oft es vorhanden ist. Am Ende gewinnt, wer die meisten Punkte verdienen konnte. Das charmante an Blätterrauschen ist die Tatsache, das zu allen vier Jahreszeiten ein Spielblock existiert und auf jedem andere Symbole vorhanden sein können, die je nach Jahreszeit auch noch anders funktionieren.
Wie läuft das ab?
Jede*r Spieler*in erhält einen Zettel der gleichen Jahreszeit und einen Stift. Die Spieler*innen würfel abwechselnd oder bestimmen eine*n Würfler*in, ganz egal. Die beiden Würfel haben verschiedene Farben, zeigen aber die gleichen Dinge. Ein bis vier Punkte und an und zu eine Wolke um diese herum. Die Farben sind wichtig, weil jede Jahreszeit eine bestimmte Würfelfarbe zum Joker ernennt und die Spieler*innen einmal die Möglichkeithaben diesen Würfel auf eine beliebige Seite zu drehen.
Zunächst wählen die Spieler*innen eines der gelb markierten Startfelder, indem sie die Nummer einkreisen und dann kann es auch schon losgehen. Es wird also gewürfelt und die beiden Würfel geben vor, wie groß das Viereck sein muss, welches wir auf dem Zettel einzeichnen müssen. Zeigt ein Würfel eine zwei und der andere eine vier, so muss das Viereck einfach vier mal zwei Felder groß sein. Das erste Viereck muss unser Startfeld beinhalten. Anschließend müssen wir immer Orthogonal anbauen. Nachdem wir das Viereck eingezeichnet haben dürfen wir eines der Symbole innerhalb des Vierecks ankreuzen, schraffieren oder sonstwie durchstreichen. Zusätzlich auch alle anderen Symbole dieser Art. Entscheiden wir uns also zum Beispiel für einen Baum und es gibt noch drei andere Bäume in dem Viereck, so dürfen wir auch diese markieren. Im unteren Bereich des Zettels befinden sich die Wertungsmöglichkeiten und auch hier markieren wir die Dinge, die wir gerade gewählt haben. Die verschiedenen Symbole geben uns dabei auf unterschiedliche Arten Punkte. So sind im Frühling zum Beispiel alle Bäume einen Punkt wert. Wir können zwar „nur“ 15 ankreuzen, aber sollten wir mindestens zehn schaffen bekommen wir fünf Bonuspunkte. Bienen zum Beispiel sind erstmal gar nichts wert, aber sollten wir mindestens drei Blumen angestrichen haben, bekommen wir für jede schon drei Punkte usw. Es gibt alle möglichen Dinge, die wir erreichen können.
Ein paar Besonderheiten bieten die einzelnen Spielpläne überdies auch noch. Es gibt rote Tierkästchen, im Frühling zum Beispiel Bären, die nicht Teil eines Vierecks sein wollen und dafür Punkte bringen. Auch teilt das Spielfeld ein Fluß in allen vier Jahreszeiten, der je nach Jahreszeit andere Regeln mitbringt. Im Frühling kostet uns jede Überquerung mit einem Viereck einen Minuspunkt. Die Wolke ist ein weiteres Element, dass auf jedem Spielplan anders funktioniert. So wird im Frühling einfach immer eine Wolke bei den Punkten mitangekreuzt und ähnlich den Bienen, bekommen wir erst Punkte für Sprösslinge, wenn genug Wolken gewürfelt wurden. In anderen Jahreszeiten funktionieren sie aber komplett andes. So darf im Sommer zum Beispiel nur ein Glühwürmchen angekreuzt werden, wenn in dem Wurf keine Wolke gewürfelt wurde und die bereits erwähnten Bäume sind im Sommer nur Ankreuzbar, wenn eine Wolke im Wurf dabei ist. So wird das Spiel bei den Punktebedingungen auf einmal überraschend thematisch.
Die Spieler*innen spielen solange weiter, wie sie möchten oder müssen aufhören, denn sie dürfen insgesamt nur sechsmal Würfe ignorieren. Das Ignorieren kostet allerdings jedesmal drei Minuspunkte für die Schlusswertung. Wenn sie sich also entscheiden aufzuhören, ist das Spiel für sie beendet, die anderen Spieler*innen können es weiter versuchen, bis auch sie Passen und das Spiel zu Ende ist. Die meisten Punkte gewinnen wie gewöhnlich.
Das Fazit
Die Spiele von Paolo Mori gefallen mir meistens recht gut, obwohl ihnen das letzte bißchen zu einem richtig großen Wurf meist fehlt. Auch Blätterrauschen fällt für mich in diese Kategorie. Das Spiel gefällt mir ohne Frage, aber so der letzte besondere Kniff, der es zu einem richtigen tollen Vertreter seiner Zunft macht fehlt mir trotzdem wieder.
Blätterrauschen hat für mich einen wirklich tollen und simplen Mechanismus und Ansatz für ein Roll & Write. Bei der Fülle innerhab dieses Genres ist das fast schon die halbe Miete. Anderssein und im Gespräch bleiben reicht vielleicht schon und ich glaube genau dieses Schicksal teilt Blätterrauschen. Es ist anders genug um im Gespräch zu bleiben und Erwähnung zu finden, ohne den besonderen Kniff zu haben. Blätterrauschen kann in ein paar Minuten erklärt und verstanden werden. Zu Beginn muss ja nur ein Spielplan mit seinen Punktebedingungen erläutert werden. Wurde das Spiel dann verstanden ist der Rest natürlich ein Selbstläufer. Die Idee mit den verschiedengroßen Vierecken, die per Zufall bestimmt werden ist sehr gut und simpel umgesetz. Der richtig gute Kern und das thematische Highlight sind aber die einzelnen Symbole, bei denen alles Sinn macht. Natürlich brauchen Bäume im Sommer Wasser und somit sind sie nur Markierbar, wenn wir Wolken im Wurf wüfeln. Glühwürmchen sind nur bei klaren, warmen Somemrnächten zu sehen, folglich dürfen bei ihnen keine Wolken gewürfelt werden. Auch der Fluss, der auf allen Blättern gleich verläuft, weil wir es ja immer mit dem gleichen Waldausschnitt zu tun bekommen zieht sich thematisch so durch die Jahreszeiten.
Die Chance die hier verpasst wurde ist die Tatsache, dass hier sicherlich auch ein paar interaktive Elemente hätten eingebaut werden können, damit die Spieler*innen untereinander einen stärkeren Wettbewerb hätten, denn diese planen und spielen wieder jeder für sich auf dem eigenen Blatt herum. Finde ich nciht schlimm, aber hier fühlt es sich so an, als wäre es einfach möglich gewesen. Auf der anderen Seite ist Blätterrauschen so unendlich skalierbar. Völlig egal wieviele Spieler*innen an einer Partie teilnehmen. Von daher auch gut für Internetpartien geeignet. Wer ein etwas epischeres Spiel wünscht, spielt einfach alle vier Jahreszeiten und zählt die Punkte zusammen, so entfaltet sich die Thematik auch am besten.
Zum Material sei noch erwähnt, da die Blöcke mit all ihren kleinen und bunten Symbolen recht unübersichtlich sind, benötigen wir hier dringend einen Stift, der das ganze deutlich sichtbar macht. Bleistifte und Kugelschreiber reichen nicht aus. Das Problem mit Filzstiften war bei uns, dass das Papier sie bis auf die Rückseite durchließ, so dass diese einfach nicht mehr zu benutzen war. Das solltet ihr im Hinterkopf behalten. Vielleicht wären Fineliner hier eine Option oder aber eine laminierte Version der Spielfelder. Außerdem sind die Punktebedingungen unten sehr klein und fitzelig untergebracht.
Insgesamt gehört Blätterrauschen in seiner unaufgeregten Schön- und Schlichtheit zu den besseren Vertretern des Genres, auch wenn es weit von der Spitze entfernt bleibt.
- Verlag: KOSMOS
- Autor*in(en): Paolo Mori
- Illustrator*in(en): Elli Jäger
- Erscheinungsjahr: 2020
- Spieler*innenanzahl: 2 – 6 Spieler*innen
- Dauer: 20 Minuten