Applejack – Fallobst oder leckerer Honig?

Applejack

Uwe Rosenberg trat in der Vergangenheit schon des öfteren als Initialzünder für einen neuen Verlag auf. Auch für die Gamebuilders steuert er ein neues Spiel bei. Dabei handelt es sich mal wieder um ein Legespiel, aber keine Angst, es ist nicht die nächste Abwandlung von Nova Luna, Sagani, Framework und Konsorten. Wobei es bestimmt beim Entwcklungsprozess auch dieser Spiele mit entstanden sein dürfte. so ist er halt der Herr Rosenberg. Eine Mechanik ergründen und dann folgen hundert Spiele, die alle irgendwie gleich aber doch völlig verschieden sind. Applejack passt da ebenfalls in die Kategorie. Nur haben wir es hier nicht mit Polyominos oder kleinen quadratischen Kärtchen zu tun, nein, diesmal sind die guten alten Hexfelder wieder am Zug. Interessanter Weise taucht auch bei diesem Spiel wieder Lukas Siegmon als Illustrator auf und diese Kombination haben wir in der Vergangenheit doch schon recht häufig gesehen, auch wenn dabei unterschiedlichste Verlage in Erscheinung getreteen sind. Nova Luna und Pegasus, Sagani und Skellig, Reykholt und Frosted, Hallertau und Lookout und nun eben Applejack von den Gamebuilders.

Worum geht es?

Natürlich um Punkte, was auch sonst. Thematisch eingekleidet wird das Ganze durch die Apfelernte und die Bienenzucht. Wir betreiben als Spieler*innen eine Streuobstwiede auf der wir verschiedene Apfelbaumsorten anpflanzen, um die verschiedensten Apfelerträge zu erhalten. Darüber hinaus platzieren wir auf dieser Wiese auch Bienenkörbe, die aus den Apfelblüten leckeren Honig erzeugen. Honig ist in diesem Spiel mit Siegpunkten gleichzusetzen, denn er ist Währung und Zielressource zugleich. Und wer ist eigentlich Jack?

Applejack – Spielaufbau für drei Personen / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Das gesamte Spielmaterial, das wir in der Schachtel vorfinden besteht aus Pappe. Mit einer Ausnahme: Applejack. Applejack ist ein Würfel, der in diesem Spiel über eine Strecke gezogen wird und als Rundenanzeiger fungiert. Neben Jack befinden sich zwei doppelseitige Spielpläne für die unterschiedlichen Spieler*innenanzahlen, sowie vier doppelseitige Streuobstwiesen in der Schachtel, die die Tableaus der Spieler*innen darstellen. 100 sechseckige Baumplättchen, jede Menge Honig in unterschiedlichen Wertigkeiten (1er Tropfen, 5er Waben und 20er Töpfe), sowie ein Wertungsblock und sieben Apfelsortenplättchen, befinden sich ebenfalls in der Schachtel.

Applejack – Streuobstwiese aka Spieler*innentableau / Foto: Spieltroll

Jede*r Spieler*in bekommt eine Streuobstwiese und sie müssen sich vor dem Spiel entscheiden, mit welcher Seite gespielt werden soll. Die B-Seiten sind individuell unterschiedlich und sorgen für andere Ausgangspositionen. Während auf den A-Seiten nur Bienenstöcke am Rand zu finden sind, gibt es hier auch Äpfel am Rand. In die Spieltischmitte wird der Enteplan für die entsprechende Spieler*innenzah ausgelegt. Dieser zeigt sieben Ausbuchtungen, in die wir jeweils offen zwei der gemischten Baumplätten legen. Die restlichen Plättchen werden als Stapel bereitgestellt. Auf der Rückseite zeigen alle Plättchen Wiese mit Schaafen, während auf den Vorderseiten unterschiedliche Äpel und Bienenstöcke abgebildet sind. Auf dem Ernteplan ist eine Wegspirale zu erkennen auf der wir uns während des Spiels bewegen. Der Applejackwürfel wird mit der eins nach oben auf das Startfeld gesetzt. Alle Spieler*innen erhalten jetzt noch Starthonig, gestaffelt nach ihrer Startposition.

Applejack – Ernteplan / Foto: Spieltroll
Applejack – „Applejack“ / Foto: Spieltroll

Der Spielverlauf ist simpel und schnell erklärt. Wer beginnt, schaut als erstes auf die Position des Würfels. Angrenzend zur Position des Würfels am Ernteplan sind zwei Einbuchtungen mit Plättchen zu sehen. Ein Plättchen muss genommen werden. Möchte ich keines der Plättchen in den Mulden, so habe ich auch die Möglichkeit ein Plättchen verdeckt vom Stapel zu ziehen. Passen darf ich nicht. Danach muss ich mich entscheiden ob und wo ich es einbauen möchte. Zunächst muss ich es bezahlen und dazu gebe ich die Menge Honig in den Vorrat ab, die auf dem oder den Bienenkörbern des Plättchens zusehen ist. Die Zahl ist, egal wie viele Bienenkörbe zusehen sind, auf allen Körben immer gleich. Kann oder möchte ich die Summe nicht zahlen, so muss ich das Plättchen auf die Wiesenseite mit den Schaafen drehen und so einbauen. In diesem Fall bezahle ich nichts, sondern erhalte zwei Honig. Ein Apfelbaumplättchen darf ich beliebig auf mein Tableau einbauen. Es gibt nichts zu beachten, außer das das Feld natürlich unbesetzt sein muss. Natürlich sollte ich die Teile so einbauen, dass sie sich für mich am meisten lohnen. Beim Einbau auf mein Tableau kann ich einen Honigbonusbekommen, wenn ich mit dem Plättchen Bienenkorbpärchen bilde. Dabei müssen die Zahlen nicht zueinander passen, es geht lediglich darum, dass beide Kanten einen Korb zeigen. Ich bekomme dann den niedrigeren Wert in Honig ausbezahlt. Sollten mehrere Pärchen entstehen, bekomme ich von jedem Pärchen den niedrigeren Wert ausbezahlt.

Applejack – Ernte der roten Apfelsorte steht an / Foto: Spieltroll

Als letzte Handlung muss ich noch den Applejackwürfel um eine Position auf der Spirale weiterziehen. Drei Dinge können dabei passieren. Überquere ich Äpfel, so findet eine Ernte statt. Ziehe ich den Würfel auf ein Feld aufdem der oder die nächste nur ein Plättchen in beiden Mulden zur Verfügung hätte, so fülle ich das Muldenrondell mit neuen Plättchen auf. Dazu lege ich in jede der sieben Mulden nacheinander ein weiteres Plättchen dazu. Auf diese Weise können auch mehr als zwei Plättchen in einer Einbuchtung liegen. Als letzte Möglichkeit kann ich auch auf dem mittlersten Feld ankommen. Sollte das passieren versetzte ich den Würfel über die Brücke zurück auf das Startfeld und erhöhe die Augenzahl auf zwei, bzw. drei. Dabei überquere ich noch das Blütensymbol und führe sofort eine Blütenwertung durch.

Applejack – Würfel wird über die Brücken gezogen, die Blüten gewertet und dann die Zahl des Würfels erhöht / Foto: Spieltroll

Die Blütenwertung ist schnell erklärt, denn neben Äpfeln und Bienenkörben befinden sich auch Blüten auf den Plättchen. Für die Wertung werden einfach alle Blüten auf unserem Tableau gezählt und wir erhalten eine entsprechende Menge an Honig.

Applejack – Erntebeispiel / Foto: Spieltroll

Kommen wir noch zur Apfelernte: es gibt sieben verschiedene Apfelsorten die farblich unterschieden werden können. Um den Ertrag für die Ernte zu ermitteln benötigen wir mindestens ein Gebiet der gleichen Apfelsorte auf unserem Tableau. Ein Gebiet sind mindestens zwei aneinander angrenzende Plättchen auf denen die gleiche Apfelsorte zu sehen ist. Wir addieren die Anzahl der Äpfel und subtrahieren die Zahl, die der Würfel zeigt. Sollten wir weitere Gebiete dieser Apfelsorte haben, so ernten wir auch diese wie beschrieben und zählen dann alles zusammen. Das Ergebnis erhalten wir als Honig ausbezahlt.

Applejack – Schlußwertung / Foto: Spieltroll

Applejack ist beendet, wenn alle Spieler*innen ihre Streuobstwiesen komplett gefüllt haben. Der Würfel zeigt dann die Zahl drei. Am Ende folgt noch eine Schlusswertung. Bei dieser wird eine Ernte für alle Apfelsorten durchgeführt und das Ergebnis am Ende verdoppelt. Hinzu kommt noch ein Vielfältigkeitsbonus, je nachdem wieviele Apfelsorten wir bei der Schlußwertung geerntet haben. Auch eine letzte Blütenwertung wird nocheinmal durchgeführt und am Ende wird der gesamte erspielte Honig zusammengezählt. Der meiste Honig gewinnt.

Neben der schon erwähnten individuellen Streuobstwiese mit der alternativen Rückseite des Tableaus kommt auch noch eine Variante mit Apfelplättchen dazu, bei der wir die Möglichkeit haben die Reihenfolge der ersten sieben Apfelernten zu wechseln.

Das Fazit

Im Grunde gefällt mir Applejack ganz gut, wenngleich mir durchaus bewusst ist, dass es eines der schwächeren Legespiele von Herrn Rosenberg ist. Das heisst für mich allerdings noch immer nicht, dass es ein schlechtes Spiel ist. Allerdings gibt es ein paar Dinge, die Applejack ein wenig hinter die obengenannten Titel zurückwerfen.

Von Beginn der ersten Partie, eigentlich nach dem zweiten Plättchen, musste ich meine Erwartungshaltung an Applejack ein wenig korrigieren. Zunächst dachte ich noch, dass es sich ganz einfach, locker, ohne übermäßig viel nachzudenken, runterspielen lässt. Nach den ersten Plättchen ändert sich diese Haltung aber recht schnell. In Applejack müssen sehr viele Dinge berücksichtigt werden, um erfogreich zu spielen. Die Plättchen haben Kosten und ich muss sie mirleisten können. Gebe ich zum Beispiel in den ersten Runden zuviel aus, so sitze ich schnell auf dem Trockenen und muss danach zur „Verzweiflungsaktion“ Wiese mit Schaafen greifen. Das gilt es unbedingt zu vermeiden. Ich sollte also tunlichst dafür sorgen, dass mir die Plättchen über die Bienenstöcke einiges an Honig wieder herinbringen. Ich kann auch ein wenig im Voraus planen, da ich ja weiss, wann ich wieder an der Reihe bin und wo der Würfel liegen wird. Ich tue gut daran mir alle Plättchen schonmal anzuschauen und mir für alle kleine Pläne zurecht zu legen, denn ich kann nicht genau sagen, welches ich bekommen werde und wenn alle richtig doof sind, bleibt mir nur das Risiko mit der „Verzweiflungsaktion“. Ihr merkt schon, die kann ich nicht so richtig leiden und das stimmt auch, denn hierbei handelt es sich um pures Glück. Ich kann etwas wirklich tolles ziehen, das zu meiner Auslage gut passt, oder aber so richtig ins Klo greifen. Meist ist es immer noch besser das Plättchen auf dem Tableau mit der Baumseite einzubauen als die Schaafwiese zu nehmen. Zwei Honig ist echt viel zu wenig und ist die denkbar schlechteste Lösung. Wie gesagt, dass kann ich im Notfall halt überhaupt nicht beeinflussen.

Der Rest ist Legespielstandardkost bei dem ich versuchen muss große Gebiete mit gleichen Apfelsorten zu erreichen. Allerdings sollte ich nciht krampfhaft an unrentablen Gebieten festhalten. Wenn ich merke ich schaffe es nicht in der zweiten Runde eine Apfelsorte zu vergrößern, dann sollte ich vielleicht noch umdenken, wenn die Auslage es hergibt, denn durch den Malus bringen kleine Gebiete in der zweiten oder der Schlußwertung einfach keinen Honig mehr ein.

Soweit ist das alles ganz okay und ich hatte durchaus meinen Spaß mit Applejack, aber das ganze Spiel ist insgesamt ein wenig umständlich. Nach ein paar Runden Eingewöhnungszeit kommt jede Runde eine andere Apfelwertung und ständig sind die Spieler*innen am Tauschen mit dem Honigvorrat. Auch schon das Plättchenauslegen kostet Honig, bringt dann aber auch wieder Honig über die Bienenkörbe ein. Ein ständiges Gewusel. Außerdem empfinde ich die Blüten als zu stark. Ich habe in allen Spielen immer versucht alle Blüten mitzunehmen und habe damit konstant viele Punkte gemacht. Die Blüten sind gar nicht so selten und einfach auch nicht vom Rundenmalus betroffen.

Für Familien ist Applejack wahrscheinlich aufgrund der Optik und des einfachen Zugangs ein schönes Spiel, das gefallen finden dürfte. Für Vielspieler*innen dürften die erwähnten Kritikpunkte aber No-Gos sein, so dass ich hier keine Chance auf lange Freundschaften mit Applejack sehe.


  • Verlag: The Game Builders
  • Autor(en): Uwe Rosenberg
  • Illustrator(en): Lukas Siegmon
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 30-60 Minuten

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