Fika – Kaffeepause mit Köpfchen

Fika

Der etwas seltsam anmutende Name von Fika bezeichnet im schwedischen eine gesellige Kaffeepause, zu der auch immer ein Stück Gebäck gehört. Dabei wird das Wort sowohl als Verb als auch als Substantiv gebraucht. Board Game Circus brachte nun unlängst ein Spiel für zwei Spieler*innen unter diesem Namen heraus. Der Untertitel „Kaffeepause mit Köpfchen“ ist dabei schon ziemlich treffend gewählt, denn thematisch geht es genau um Kaffee und Kuchen und eine Hirnzwirbelaufgabe, die zunächst recht harmlos wirkt. Auf den zweiten Blick gibt es aber tatsächlich eine ganze Menge abzuwägen, um die möglichst besten Karten in der Auslage liegen zu haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Fika schon als Microspiel bezeichnen sollte, aber feststeht, dass es aus nicht mehr als 18 Karten und etwas Beiwerk besteht. Genau die richtige Größe und Spieldauer, um während Fika eine Partie zu spielen.

Worum geht es?

In Fika spielen wir Café-Besitzer*innen von kleinen Straßencafés, die sich in einer Gasse direkt gegenüberliegen. Unsere Aufgabe ist es natürlich mehr Kunden in unser Kaffee zu locken und mehr Geld als unser Gegenüber zu verdienen. Dazu erhalten wir eine Kartenhand mit der wir langsam versuchen müssen unsere Seite der Gasse möglichst punkteträchtig zu füllen. Dabei werden Karten verschoben, getauscht und durch einen Kaffeeklatsch wertvoller gemacht. Aber wir sind ja nicht allein. Unser Gegenüber durchkreuzt nur allzu oft unsere Pläne.

Fika – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Wie es sich für so ein kleines Spiel gehört, dass im Grunde nur aus achtzehn Karten besteht, sind die Regeln natürlich auch nicht besonders umfangreich und das Spiel ist sehr schnell aufgebaut und erklärt. Wobei ich gleich erwähnen möchte, dass den meisten mit denen ich es ausprobiert habe, eine Lernpartie geholfen hat um einen gewissen Aha!-Effekt zu erziehlen.

Vor dem ersten Spiel muss die Gasse noch zusammengebaut werden. Diese besteht aus fünf zusätzlichen Spielkarten die mit vier Klebepunkten aneinander geklebt werden können. So ist das „Spielfeld“ später noch schneller Einsatzbereit. Die fünf Karten zeigen eine Gasse und sind stimmungsvoll mit einer Sommer- und Winterseite versehen. Neben den achtzehn Spielkarten und der Gasse finden wir noch vier Spielhilfekarten (zwei pro Spieler*in) und drei Trinkgeldkarten, sowie drei kleinen Reihefolgemarkern aus Holz in der Schachtel.

Fika – Reihenfolgemarker / Foto: Spieltroll

Die Gasse wird zwischen die beiden Kontrahent*innen gelegt und im Spielverlauf legen beide Spieler*innen Karten auf jeweils ihre Seite. Die Spielkarten werden gemischt und anschließend vier von ihnen als Vorrat auf eine Seite gelegt. Hierbei wird darauf geachtet, dass mindestens zwei verschiedene Kartenfarbe und drei verschiedene Zahlenwerte zu sehen sind. Insgesamt existieren drei Farben mit Karten von Wert eins bis sechs. Anschließend wird erneut gemischt und jede*r Spieler*in erhält sechs Handkarten. Die zwei übrigen Karten werden verdeckt ans andere Ende der Gasse gelegt. Die Rückseiten der Karten zeigen jeweils fünf Hände mit Tassen. An einem Ende sind zwei und am anderen drei abgebildet. Dies sit später noch wichitg. Karten die verdeckt hier oder in der Gasse zwischen den Cafés liegen nennen sich Kaffeklatsch. Die Trinkgeldkarten und Reihefolgemarker werden bereitgelegt.

Fika wird nach dem Modus „Best of Three“ gespielt, wer also zuerst zwei Runden gewinnen konnte, gewinnt die Partie. Eine Runde in Fika besteht aus zwei Phasen. In der ersten Phase wird jeweils die erste und zweite Farbe der Runde gewählt. In der ersten Runde wird das ausgelost, danach wählt die Person, die die letzte Runde verloren hat die erste Farbe. Die andere Person wählt die zweite Farbe. Um das zu markieren werden die Reihenfolgemarker aufeinander gestapelt, so dass die oberste Farbe die erste anzeigt. Die Reihenfolge der Farben wird im Spielverlauf bei einem Unentschieden entscheiden, in welcher Reihenfolge die Karten platziert werden.

Fika – Beginn von Phase zwei / Foto: Spieltroll

Phase zwei ist dann das eigentliche Spiel. Hier werden Karten ausgespielt. Beide Spieler*innen wählen verdeckt jeweils eine Karte aus die sie vor sich ablegen. Dann wird umgedreht und anschließend werden die Karten in den Cafés platziert. Dazu werden die Werte der Karten miteinander verglichen. Die höhere Karte wird zuerst platziert. Beim Gleichstand dann gemäß der Farbreihenfolge. Die Karte wird auf einen der leeren Plätze gelegt. Dann darf sofort der Effekt der jeweiligen Karte ausgeführt werden. Dann ist das Gegenüber an der Reihe.

Dies machen beide Spieler*innen solang, bis in beiden Cafés jeweils fünf Karten ausliegen. Allerdings darf, nachdem ein*e Spieler*in fünf Karten ausgelegt hat, das Gegenüber nur noch bis zu zwei Karten platzieren. Dann beginnen die Spieler*innen auszuwerten und die meisten Punkte/Münzen gewinnen die Runde und belohnen den oder die Spieler*in mit einer Trinkgeldkarte. Wer zuerst zwei davon hat gewinnt Fika. Das ist das Spiel.

Fika – Ende einer Runde / Foto: Spieltroll

Natürlich klingt das simpel, aber der Knackpunkt in Fika sind die Karteneffekte und ihre Möglichkeiten zu punkten. Dabei muss ich nochmal einschränkend sagen, das jeder Zahlenwert sowohl den gleichen Effekt, als auch die gleiche Möglichkeit zu punkten enthält. Somit sind es tatsächlich nur je sechs Dinge auf die wir achtgeben müssen und ja, das reicht tatsächlich aus, um ein spannendes, unberechenbares Spiel zu erzeugen. Um das für euch besser verständlich zu machen, fasse ich die sechs Karten mal kurz zusammen.

Wert 1: Bringt uns fünf Münzen, wenn mindestens zwei Karten mit dem gleichen Wert nebeneinander liegen. Wird sie gespielt darf ich entweder eine Karte in meinem oder dem gegnerishcen Café mit dem Vorrat tauschen.

Wert 2: Bringt uns sechs Münzen, wenn am Ende auf den Außenpositionen je eine eins und eine sechs liegen. Wird diese Karte gespielt darf ich eine Karte in meinem Café gegen die gegenüberliegende im anderen Café tauschen.

Wert 3: Bringt sieben Münzen, wenn vor ihr auf der Gasse ein Kaffeeklatsch liegt. Habe ich diese Karte gespielt, darf ich eine beliebige Handkarte mit einem Kaffeeklatsch auf der Seite oder in der Gasse tauschen.

Wert 4: Bringt sieben Münzen wenn am Ende mindestens drei gleichfarbige Karten nebeneinander liegen. Hiermit dürfen ein oder zwei Karten auf meiner Hand mit denen in meinem Café vertauscht werden. Dabei ist es möglich auch eine gegen zwei zu tauschen.

Wert 5: Bringt acht Münzen ein, wenn am Ende drei Karten mit aufeinander folgenden Werten nebeneinander in meinem Café liegen. Mit dieser Karte darf ich einen beliebigen Kaffeeklatsch bwegen und so drehen, dass die drei Tassen auf meiner Seite liegen.

Wert 6: Bringt mir neun Münzen ein, wenn sich am Ende vier Karten mit der selben Farbe in meinem Café befinden. Die Position ist egal. Mit dieser Karte können zwei Karten in einem beliebigen Café miteinander die Plätze tauschen. Man darf aber nicht eine Karte in einem mit einer Karte in einem anderen Café tauschen lassen.

Fika – Spielhilfekarten / Foto: Spieltroll

Wenn ihr über diese Karteneffekt mal ein bißchen nachdenkt, wird euch auffallen, was da alles mit den Karten im Vorrat und den Kaffeeklatsch möglich ist. Ein Kaffeklatsch erhöht den Ertrag einer Karte übrigens um das zwei oder dreifache, je nachdem wieviele Tassen vor meinem Café liegen.

Fika – Beispiel für eine Endwertung / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Fika durchlief bei uns mehrere Phasen. Zunächst dachten wir das sieht ja süß aus und ist bestimmt ein ganz nettes, kleines Spiel. Diese Annahme wurde sehr schnell revidiert. Fika ist knallhart und spielt mit deinen Gefühlen. Viele Informationen liegen dir ja vor. Du kennst deine Karten und siehts was offen ausliegt. Du machst einen Plan und weisst sogar welche Farbe mehr Wert ist. Du kennst die Karten im Kaffeeklatsch und auf der Hand deines Gegners/deiner Gegnerin nicht. Die Informationen werden aber immer konkreter, ke mehr Karten gespielt werden. Dein Plan kann aufgehen, oder aber dein Gegenüber zerstört ihn dir genüsslich. Das musst du schon mögen und aushalten. Für Spieler*innen die das nicht leiden können sich gegenseitig ein bißchen in die Pfanne zu hauen, ist Fika sicherlich nichts. Für knallharte Strategen aber auch nicht, denn dafür ist dann doch zuviel Zufall und Unwegbarkeit im Spiel. Hat jemand starke Karten, dann kannst du nicht wirklich was dagegen tun, dann verlierst du sang- und klanglos eine Runde. Da diese aber so kurz sind, kann ich persönlich sowas gut verschmerzen.

Fika – Trinkgeldkarte / Foto: Spieltroll

Nach diversen Partien waren wir dann bei der Phase angekommen, wo wir ein gewisses Maß an Können erreicht hatten und es nur noch zufällig wurde, welche Karten wo und wie verteilt wurden. Das war dann wohl die letzte Phase des Spiels. Fika macht auf dem Weg dahin durchaus Spaß, ist ein Spiel für Zwischendurch mit einer gewissen Lernkurve und wer es öfters gespielt hat wird hier deutlich besser auch wenn der Zufall nie ganz ausgeschaltet werden kann. Darüber solltet ihr euch im klaren sein, aber wir hatten für eine gewisse Zeit durchaus Spaß mit Fika. Natürlich trägt hier auch die Atmosphäre von Beth Sobels wunderhübschen Zeichnungen daszu bei, auch wenn sie nie so recht zu meinen eher verärgerten Gefühlen während des Spiels passten, wenn meine Frau mich wieder in Grund und Boden gespielt hat.


  • Verlag: Board Game Circus
  • Autor(en): Pieter Van Gompel
  • Illustrator(en): Beth Sobel
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 2 Spieler*innen
  • Dauer: 20 Minuten

3 Gedanken zu „Fika – Kaffeepause mit Köpfchen“

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