Orichalkum – Erforsche die Insel, töte die Monster und gewinne das Rennen

Orichalkum

Orichalkum – legendäres Metall der Atlanter und Namensgeber für das neueste Spiel von Bruno Cathala und Johannes Goupy. Der Name Cathala sorgt bei mir immer für gesteigertes Interesse, auch wenn mir nicht alle seine Spiele gefallen. Viele seiner Spiele gehören zu meinen absoluten Lieblingen. Orichalkum bekam zudem ganz gute Bewertungen aus dem amerikanischen Raum, so dass ich, als Pegasus ankündigte es auf deutsch zu veröffentlichen, in Lauerstellung ging. Dabei wusste ich tatsächlich im Vorfeld gar nicht so genau, was mich da eigentlich erwartet. Es sah wirklich gut aus, hatte auf Bildern tolles Material und es sollte ein Legespiel sein, bei dem wir unsere eigene Insel entdecken, Gebäude errichten und Monster bekämpfen müssen. Okay, das klang für mich spannend genug, um mit genügend Vorfreude auf das Spiel zu warten. Als ich dann beim auspacken auch noch bemerkte, das Pegasus das Spiel als Kennerspiel kennzeichnete, war ich überrascht, denn rein von der Anmutung, war ich eher von etwas Seichterem ausgegangen, aber gut, lassen wir uns überzeugen.

Worum geht es?

Atlantis geht unter und die Bevölkerung ist in Gefahr. Um sein Volk zu retten, sendet der König seine fähigsten Leute aus, um die umliegenden Inseln zu erkunden. Die Hoffnung besteht, dass diese seinen Leuten eine neue Heimat bieten können. Die Spieler*innen sind Anführer*innen einer solchen Expedition und erforschen eine Insel, errichten Gebäude und befreien die Insel von umherstreifenden Monstern. Die Frage ist, wer findet als erster eine neue Heimat? Orichalkum ist dabei ein Rennen um „nur“ fünf Siegpunkte. Wer sie zuerst erlangt gewinnt sofort, wenn auch die Insel von allen Monstern befreit wurde.

Orichalkum – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Optisch opulent, und mal wieder total überdimensioniert, verfügt Orichalkum über sehr ansehnliches Spielmaterial. Jede*r Spieler*in erhält ein eigenes, faltbares Tableau, dass bei anderen Spielen schon für einen Spielplan gerreicht hätte. Dieses zeigt eine Insel aus einzelnen Feldern, sowie einigen Ablagefeldern für Spielmaterial und mit diesem verbundene Aktionen. Was auffält sind fünf halbrunde Aussparungen am oberen Rand des Tableaus. Alle erhalten noch ein zwei Felder großes Startplättchen, sowie einen Hopliten (ein griechischer Soldat) und ein Stück Orichalkum. Beides sind die Ressourcen des Spiels, mit denen wir Aktionen bezahlen.

Orichalkum – Spieler*innen Tableau / Foto: Spieltroll

In der Mitte des Tisches werden weitere Tableaus aufgebaut. Wir haben einen Marktplatz für die großen Aktionskarten. Hier werden im Spiel für zwei und drei Spieler*innen fünf, im Spiel zu viert sechs, Karten offen ausgelegt. Über den späteren Karten in dieser Reihenfolge, von links nach rechts, sind durchgestrichene Hopliten abgebildet, die als Bezahlung abgegeben werden müssen, um diese Karten nehmen zu dürfen. Die Karten selbst zeigen je eine Plättchengröße von eins bis drei an und geben uns eine Aktion vor. Auf jede Karte wird ein entsprechendgroßes Landschaftsplättchen gelegt. Sollte auf diesem ein Vulkanfeld zu sehen sein, so wird zusätzlich aus dem roten Beutel ein Monster gezogen, die bei der ersten Vorbereitung alle auf Plastikstandfüßen in diesem platziert wurden.

Orichalkum – Bautableau / Foto: Spieltroll

Auf einem zweiten Tableau sind die vier weiteren Landschaftstypen (Wald, Gebirge, Wüste und Wasser) abgebildet und daneben immer ein Gebäudefeld auf das wir je ein Gebäudeplättchen legen, dass wir aus einem weiteren Beutel ziehen. Hier liegen also vier Gebäude aus. Neben dem Plättchen werden die Tempelplättchen, sowie die Siegpunkte gelegt. Vier Titanenplättchen, die je eine Aktion zeigen und am unteren Rand ebenfalls eine halbrunde Kante zeigen werden für alle sichtbar ebenfalls ausgelegt.

Orichalkum – Titanenplättchen / Foto: Spieltroll

Der Spielablauf beginnt für den oder die Startspieler*in mit vier einzelnen Schritten. Zunächst wird eine Aktionskarte aus der Auslage ausgewählt und evtl. bezahlt. Die Karte, sowie das dazugehörige Plättchen und evtl. Monster werden genommen. Danach werden die ausliegendan Karten soweit nach links geschoben wie es geht. Lücken werden also geschlossen, der freie Platz in der Auslage wird aber zunächst nicht neu aufgefüllt. Die neue Landschaft muss dann auf der eigenen Insel ausgelegt werden. Das Startplättchen muss zusätzlich im ersten Zug platziert werden. Dafür stehen drei Felder am Rand der Insel zur Verfügung, die mit Pfeilen gekennzeichnet sind. Wann immer abgebildete Ressourcen überbaut werden, bekommen die Spieler*innen diese in ihren Vorrat. Das Startplättchen stellt die Hauptstadt dar und auf ihm sind ein Trainingslager und eine Mine abgebildet für die wir später Ressourcen bekommen können. Wenn wir nun also ein neues Plättchen bekommen müssen wir dieses entweder an mindestens ein anderes Plättchen oder unsere Hauptstadt anlegen. Das neue Plättchen muss so gelegt werden, dass es komplett auf die Insel passt und darf keine anderen Plättchen überbauen. Kreaturen die wir mit Vulkanfeldern bekommen haben, müssen ebenfalls auf der Insel platziert werden. Diese verhindern außerdem, dass wir Gebäude und Tempel auf benachbarten Feldern bauen dürfen. Sollten wir durch Platzieren des Landschaftsplättchens ein Gebiet von drei gleichen zusammenhängenden Landschaften erschaffen, so ziehen wir die Aufmerksamkeit eines Titanen auf uns und dürfen ihn in eine der Ausbuchtungen am oberen Rand legen. Dieser zählt als Siegpunkt und wir dürfen die spezielle Fähigkeit einmalig benutzen. Andere Spieler*innen können uns diese Titanen aber wieder abspenstig machen, indem sie ebenfalls ein Gebiet aus drei Feldern bilden oder ein bestehendes vergrößern.

Orichalkum – Aktionskarten in der Auslage / Foto: Spieltroll

Nach dem Platzieren der Landschaft, folgen nun zwei optionale Schritte. Als erstes können wir die Fähigkeit der Aktionskarte benutzen und hiervon gibt es vieer verschiedene. Als erstes kann ich ein Stück Orichalkum pro Mine auf meiner Insel produzieren. Gleiches ist mir auch mit Hopliten und Trainingslagern möglich. Manche Karten erlauben es mir auch die Monster auf meiner Insel zu bekämpfen. Will ich das tun, muss ich entscheiden, wieviele Hopliten ich aus meinem Vorrat in den Kampf schicken möchte. 0 bis 3 sind möglich und jeder bringt mir einen extra Kampfwürfel. Einen Würfel erhalte ich auf jeden Fall. Die Monster haben einen Zielwert aufgedruckt, den ich erreichen oder überwürfeln muss, dann erhalte ich die aufgedruckte Belohnung. Die Würfel zeigen Werte von eins bis fünf und einen Schädel. Würfel ich einen Totenkopf so besiege ich das Monster auf jeden Fall. Gewinne ich den Kampf, kann ich ein weiteres Monster bekämpfen und so weiter. Die eingesetzten Hopliten sind allerdings verloren. Verliere ich den Kampf, so verbleiben die Hopliten auf dem Feld und können bei einer erneuten Kampfaktion einen neuen Versuch starten. Die vierte Aktion ist das Bauen eines Gebäudes, Tempels oder einer Medaille. Wollen wir ein Gebäude bauen, so muss es eines der vier ausliegenden sein. Wir können das gewählte Gebäude nur auf einem gleichen Landschaftsfeld auf unserer Insel errichten. Vulkane zählen in diesem Zusammenhang als Jokerfeld. Tempel sind große Gebäude und erfordern vier Felder an Platz. Außerdem müssen vier verschiedene Felder als Untergrund herhalten. Bauen wir einen Tempel nehmen wir uns eine Medaille, drehen sie auf die Tempelseite und legen sie in unsere Siegpunktleiste. Wir können auch eine Medaille direkt bauen und müssen diese mit fünf Orichalkum bezahlen. Auch die Medaille kommt in die Siegpunktleiste.

Orichalkum – Tempelbau auf der Insel / Foto: Spieltroll

Schritt vier in einem Zug ist die Möglichkeit einer Zusatzaktion. Diese sind rechts auf unseren Spieler*innentableaus aufgedruckt und kosten uns jeweils zwei Hopliten/Orichalkum/besiegte Monster. Geben wir zwei besiegte Monster ab, haben wir die Wahl zwischen allen vier Aktionsmöglichkeiten, die uns die Karten auch geboten haben. Bei den anderen beiden können wir jeweils eine der drei Aktionen durchführen, die die Ressource die wir dabei abgeben, nicht erzeugen.

Nachdem alle Spieler*innen an der Reihe waren, werden die Aktionskarten und Gebäude wieder aufgefüllt und der Startspieler*innenmarker wird weitergeben. Wer diesen im übrigen hat, bekommt zu Beginn der Runde einen Hopliten aus dem Vorrat.

Orichalkum – Siegpunkteleiste / Foto: Spieltroll

Das ist das gesamte Spiel. Mehr passiert nicht. Es endet sofort, wie zu Beginn gesagt, wenn ein*e Spieler*in fünf Siegpunkte erreicht und kein Monster auf der Insel mehr zu sehen ist.

Für das Spiel zu zweit gibt es noch eine Besonderheit. Nach den vier oben erklärten Schritten folgt noch ein fünfter. Da muss eine der ausliegenden Aktionskarten abgeworfen werden, so dass die Auswahl etwas eingeschränkt wird.

Das Fazit

So groß die Vorfreude auch war, nachdem ersten Spiel war die Ernüchterung schon vorhanden, kann ich nicht leugnen. Ich hatte mir etwas mehr versprochen. Orichalkum blendet ein wenig mit seiner schönen Verpackung und verspricht mir ein wenig mehr als ich bekomme. Das Wort Kenner können wir von der Schachtel mal getrost streichen, auch wenn die Erklärung ein wenig länger dauern könnte, passt das Spielgeschehen dann doch auf einen Bierdeckel und die einzige Komplexität erreicht es in den Fähigkeiten der verschiedenen Gebäude und Sonderfähigkeiten der Titanen. Nach ein paar Zügen haben dann alle auch alles verstanden und die Züge sind schnell abgehandelt. Karte gewählt, Landschaft gelegt und Aktion ausgeführt, eventuell auch eine zweite und fertig. Was mir richtig gut gefällt ist der Rennspielcharakter von Orichalkum und das es auf nur fünf Punkte begrenzt ist. Das sorgt auch in der Tat für ein rasantes Spiel. Weniger gut gefällt mir das Zufallselement des Würfelns, auch wenn sich dabei alle Mühe gegeben wird, schlechte Ergebnisse so weit es geht beeinflussbar zu machen, indem ich die Anzahl und damit die Chance auf ein schlechtes Ergebnis senken kann. Dennoch sind diese im Bereich des Möglichen. Natürlich erhalte ich danach eine weitere Chance, da immerhin meine Hopliten nicht aufgebraucht werden, aber ich muss doch erneut eine Kampfaktion auswählen. Dieses Element in einem so engen Rennspiel, bei dem es um nur fünf Punkte geht, finde ich nicht besonders gelungen. Zumal ich auch darauf angewiesen bin die Monster zu besiegen, sonst kann ich nicht gewinnen.

Orichalkum – Kampfwürfel / Foto: Spieltroll

Es kam natürlich, wie es kommen musste. In der zweiten Testpartie war es der entscheidende Würfelwurf, der über Sieg und Niederlage entschied. Ich habe fünf Siegpunkte, meine Frau vier und fünf Orichalkum um eine Medaille zu bauen. Ich am Zug und muss ein Monster besiegen. Nur zwei Hopliten zwar, aber eine acht ist zu schlagen. Drei, zwei, eins und nichts ist es mit dem Sieg.

Der Rest ist zwar schön anzuschauen und spielt sich ganz gut runter, aber er fesselt mich auch leider überhaupt nicht, denn jede Partie fühlt sich für meinen Geschmack gleich an, auch wenn ich die Möglichkeit habe auf der Rückseite des Tableaus eine schwierigere Insel auszuprobieren. Ich kann hier die überschwänglicheren, positiven Eindrücke leider nicht ganz teilen. Orichalkum ist für mich ein zutiefst mittelmäßiges Spiel über das ich mich leider schon zuviel geärgert habe. Vielleicht einfach nicht meine Tasse Tee.


  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor(en): Bruno Cathala, Johannes Goupy
  • Illustrator(en): Paul Mafayon
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 45 – 60 Minuten

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