Die Sagrada Familia in Barcelona ist bis heute im Bau. Seit 1882 werkeln diverse Bauarbeiter, Handwerker und Künstler daran, die von Antonio Gaudi entworfene Kirche fertigzustellen. Dies soll 2026 zum einhundertsten Todestag von Gaudi tatsächlich passieren. Wenn wir es nicht versauen, denn hier kommen wir als Kunsthandwerker in Sagrada ins Spiel. Was sofort auffällt ist diese unglaublich farbige Kirchenfensteroptik der Spieleschachtel, die uns schon durch das Äußere auf das Thema des Spiels hindeutet. Aber auch nach dem Auspacken und dem Spielaufbau wird uns recht schnell klar, dass man sich hier wirklich Gedanken gemacht hat, die Optik eines Spiels mit seinem Thema und dem Mechanismus in eine gelungene Form zu bringen. mir sind in den letzten Jahren auch nicht viele Spiele untergekommen in denen das so gut gelungen ist.
Worum geht es ?
Es geht um die Buntglasfenster der Sagrada Familia. Die Spieler sind Kunsthandwerker, die versuchen das beste und schönste Fenster der Basilika zu fertigen. Dabei müssen sie öffentliche Aufträge, so wie ihre persönlichen, geheimen Vorlieben berücksichtigen. Zu diesem Zweck platzieren die Spieler reihum transparente, farbige Würfel in einem Muster auf ihren Tableaus und versuchen die meisten Punkte zu erzielen.
Wie läuft das ab ?
Jeder Spieler erhält sein eigenes Fenstertableau, dass sofort durch seine schöne Gestaltung besticht. Am unteren Ende befindet sich ein Raster aus fünf mal vier Quadraten, in das man passgenau Würfel hineinlegen kann. Von unten kann man außerdem eine Musterkarte in das Tableau hineinschieben. Die Musterkarten werden zu Spielbeginn gemischt und zwei von ihnen an jeden Mitspieler ausgeteilt. Sie sind doppelseitig bedruckt und haben auf jeder Seite ein anderes Muster aufgedruckt. Die Spieler müssen sich dann für eine der vier Seite entscheiden und schieben diese so in das Tableau, dass die Seite, die sie spielen wollen in den quadratischen Löchern sichtbar wird. Am unteren Ende der Musterkarte gibt es noch eine Anzeige für den Schwierigkeitsgrad der Karte in Form von weißen Punkten. Für jeden weißen Punkt erhält der Spieler einen Gunststein, mit dem er später Werkzeuge benutzen kann. Außerdem erhält jeder Spieler einen Wertungsstein für das Spielende und die fünf geheimen Aufträge werden gemischt und einer an jeden Spieler ausgeteilt. Diesen dürfen sich die Spieler natürlich anschauen und wissen somit, für welche der im Spiel befindlichen fünf Würfelfarben er am Ende die Augenzahl als Punkte gutgeschrieben bekommt.
Somit sind die Spieler startbereit und es müssen nur noch ein paar allgemeine Vorbereitungen getroffen werden. Das Wertungstableau wird in die Tischmitte gelegt. Auch dieses ist doppelseitig bedruckt. Für das Spiel benötigt man zunächst nur die Würfelablage. Nach der letzten Runde wird es umgedreht und man kann die Wertung auf der Rückseite abtragen. Sämtliche Werkzeugkarten werden gemischt und anschließend drei offen ausgelegt. Diese können von den Spielern gegen Abgabe von Gunststeinen benutzt werden und lösen besondere Aktionen aus. Die Kunsthandwerker handeln natürlich auch in öffentlichem Auftrag und deshalb werden auch von den öffentlichen Aufträgen drei offen ausgelegt. Diese zeigen weitere Möglichkeiten, wie man mit seinem Würfeltableau am Spielende punkten kann. Es gibt diverse Möglichkeiten, wie zum Beispiel einer Spalte mit nur unterschiedlichen Farben als Würfel oder für jeden Satz Würfel in allen Farben oder auch Augenzahlen gibt es dort alle verschiedenen Möglichkeiten. Jedes Spiel gibt dort andere Kombinationen her.
Zu guter letzt werden die neunzig kleinen Würfel in den Würfelbeutel getan und gut durchgemischt. Bei den Würfeln handelt es sich um normale Sechssteiter in fünf verschiedenen Farben. Im Spiel geht es nicht nur um die Farben eines Würfels, sondern auch um seine Schattierung, die durch die Augenanzahl angegeben wird. Die Würfel repräsentieren in Sagrada Glasstücke, die zusammen ein Muster in einem Buntglasfenster ergeben.
Genug vorbereitet. Das Spiel dauert genau zehn kurze Runden, danach ist es vorbei und die Punkte werden gezählt. Jede Runde wiederum besteht aus zwei Durchgängen und in jedem Durchgang ist jeder Spieler genau ein mal am Zug. Der Startspieler einer jeden Runde zieht zu Beginn Würfel aus dem Beutel, unzwar einen plus zwei pro Spieler. Bei einer Dreispielerpartie also sieben Stück. Er würfelt all diese Würfel und bildet mit ihnen den sogenannten Fundus, aus dem sich alle Spieler in der laufenden Runde bedienen. Der Startspieler beginnt seinen ersten Zug und alle anderen folgen im Uhrzeigersinn. Das ist der erste Durchgang und der zweite folgt im Anschluß mit dem Spieler, der als letzter einen Würfel genommen hat. Dieser beginnt den zweiten Durchgang und alle anderen folgen gegen den Uhrzeigersinn. So verläuft jede Runde.
Ist ein Spieler am Zug, so kann er zwei Aktionen in beliebiger Reihenfolge ausführen. Er darf auch auf jede der beiden Aktion verzichten. Die erste Aktionsmöglichkeit ist das nehmen eines Würfels aus dem Fundus, den er dann in sein Kirchenfenster einsetzen muss, dabei gibt es vier Regeln zu beachten. Zunächst muss der allererste Würfel, den man in sein Kirchenfenster einbaut auf einem Rand- oder eckfeld eingebaut werden. Jeder weitere Würfel muss dann waagerecht, senkrecht oder diagonal an einen bereits platzierten Würfel angelegt werden. Außerdem dürfen Würfel niemals waagerecht oder senkrecht an einen Würfel mit der gleichen Farbe oder Augenzahl angelegt werden. Zu guter letzt müssen die Würfel auch noch passend zum Muster eingebaut werden.
Die zweite Aktionsmöglichkeit betrifft die Werkzeugkarten, die sich im Spiel befinden. Um sie benutzen zu können legt man einen oder zwei Gunststeine auf eine der drei Werkzeugkarten. Liegt noch kein Stein auf einer Werkzeugkarte, so bezahlt man nur einen Stein, liegen bereits Steine auf der Karte, so bezahlt man zwei Steine. Danach führt man die Sonderaktion von der Karte aus. Auch diese können sehr vielfältig sein und erlauben einen zum Beispiel Würfel auszutauschen, neue zu ziehen etc.
Nachdem nun alle Spieler zwei Durchgänge gespielt haben, ist die Runde beendet und überzählige Würfel werden auf die Würfelablage mit dem Rundenanzeiger gelegt. Hier können sie durch einige der Werkzeuge, die im Spiel sein können, später noch benutzt werden. Danach wird der Würfelbeutel im Uhrzeigersinn weitergereicht und der nächste Spieler startet die nächste Runde.
Nach zehn Runden wird das Spiel ausgewertet und die Punkte ermittelt. Die Würfel auf dem Rundenanzeiger werden entfernt und das Tableau umgedreht. Nun kommen die Wertungsmarker ins Spiel und die Spieler zählen ihre Punkte, die sie für die öffentlichen Aufträge, die sie auch mehrfach erfüllen können und ihre geheimen Aufträge bekommen. Außerdem ist jeder Gunststein, den sie nicht ausgegeben haben einen weiteren Punkt wert. Jedes freie Feld im Fenstergitter kostet die Spieler allerdings auch einen Punkt.
Man kann den Schwierigkeitsgrad durch Reduzierung der Würfel im Beutel in den zwei und drei Spieler Partien noch erhöhen, was recht gut funktioniert. Außerdem gibt es eine Solovariante, die ich allerdings nicht ausprobiert habe.
Das Fazit
Sagrada ist ein Familienspiel, bei dem schon Kinder ab acht Jahren mitspielen können und als solches ist es vom Schwierigkeitsgrad genau richtig. Es überfordert auch die kleinsten nicht und macht durch die Optik schon Spaß. Kennerspieler könnten sich leicht unterfordert fühlen, weil sich die Grübelei in Grenzen hält. Von den Werkzeugen habe ich persönlich in allen Testpartien kaum Gebrauch machen müssen, um mein Tableau auch mit den etwas schwierigeren Mustern befüllen zu können, lediglich die Reduzierung der Würfel führte zu einem etwas anderen Ergebnis, weil man Kompromisse eingehen muss, wenn man bemerkt das gar nicht mehr soviele Würfel einer bestimmten Farba auftauchen können. Als Familienspiel funktioniert es allerdings hervorragend und ist überdies auch schnell gespielt und verfügt über wenig Downtime für die anderen.
Faszinierend an Sagrada finde ich, wie schon zu Beginn angedeutet, die Tatsache, dass das Spiel von Thematik und Mechanik hervorragend zusammenpasst und das durch die Optik auch wiedergespiegelt wird. Im Verlauf des Spiels, entstehen bunte Farbmuster mit transparenten Würfeln auf den Tableaus, ganz so, wie die Kunsthandwerker vom Thema her Buntglasfenster entstehen lassen. So etwas würde ich mir viel öfter bei Spielen wünschen und Sagrada gelingt das hervorragend. Sagrada ist für mich neben Azul eines der besten Familienspiele der letzten Jahre.
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor(en): Daryl Andrews, Adrian Adamescu
- Illustrator(en): Peter Wocken Design
- Erscheinungsjahr: 2018
- Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
- Dauer: 30 – 45 Minuten
4 Gedanken zu „Sagrada“