Seit nun mehr als über acht Jahren gilt „Die Burgen von Burgund“ als eines der besten Brettspiele überhaupt. Stefan Feld hat ein fantastisches Meisterwerk im sehr umkämpften Feld der Eurogames geschaffen. Die Burgen von Burgund verstrickt geschicktes Plättchenlegen mit Würfelwürfen und einer Prise Set Collection zu einem einmaligen Spielerlebnis, bei dem jeder Spieler auf seinem eigenen Tableau plant. Seit einigen Jahren versucht Alea mit weiteren Spielen bestehende Marken weiter zu melken. Meistens bringen sie Karten- oder Würfelspielversionen von Spielen heraus, die sich als beliebt und erfolgreich herausgestellt haben. Die Beispiele sind zahlreich. Auch zu den Burgen von Burgund gab es im Jahr 2016 bereits eine Kartenspielversion und die vorliegende Würfelvariante stammt aus dem Jahr 2017. Für diese Version ist nicht nur Stefan Feld allein verantwortlich, als zweiter Designer steht noch Christoph Toussaint mit auf der Packung, der mir allerdings völlig unbekannt ist.
Worum geht es ?
Thematisch orientiert sich die Würfelvariante beim Original. Im hochmittelalterlichen Frankreich angesiedelt versuchen die Spieler als Adlige ihre eigenen Ländereien durch geschicktes Auswählen der Würfel möglichst früh im Spiel zu zusammenhängenden Gebieten zu formen, um so Waren zu bekommen, die ihnen wiederum die Möglichkeiten bieten die Würfelwürfe zu optimieren. Wie im Brettspiel gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Wie läuft das ab ?
Roll ´n´ Writes haben selten viel Spielmaterial und so verhält es sich auch in diesem Fall. Einen Block mit 100 Blättern, 5 Bleistifte und 5 Würfel finden wir in der Packung. Mehr braucht es nicht für dieses interessant wirkende sehr kleine Würfelspiel. Auf dem Block befinden sich vier verschiedene Variationen des Spielfeldes mit anders angeordneten Hexfeldern. Die Anleitung schlägt für den Beginn das Blatt A vor und rät erst in späteren Partien andere Blätter zu benutzen. Wichtig ist nur, das jeder Spieler den gleichen Zettel bekommt. Die Bleistifte ähneln ein bißchen den Gratisbleistiften bei IKEA (die kleinen braunen, die da an jeder Ecke rumliegen). Die Würfel sind von guter Qualität und es gibt einen Würfel mit Sanduhren, zwei Farbwürfel und zwei normale sechsseitige Augenwürfel. Jeder Spieler braucht nicht mehr als einen Zettel und einen Bleistift.
Das Spiel schlägt vor, das der Besitzer während des Spiels würfelt, was natürlich nichts anderes sagt, als das es völlig egal ist, wer hier würfelt. Die Spieler können sich abwechseln, oder einen Würfler bestimmen, ganz wie sie wollen. Der Spielablauf an sich ist sehr einfach und geht wahnsinnig schnell, nur die Entscheidungen, die die Spieler hier treffen müssen, können weitreichende Konsequenzen haben und machen die doch vorhandene Komplexität des Spiels aus. Der Spielverlauf besteht aus insgesamt drei Durchgängen, die wiederum jeweils aus fünf bis zehn Würfelrunden bestehen. Danach ist das Spiel zu ende und der Sieger wird ermittelt. Ein Spieler würfelt mit den fünf Würfeln, die Spieler suchen sich jeweils eine Aktion aus den Würfeln aus und tragen sie auf ihrem Zettel ab und der nächste Wurf beginnt. Der Würfler notiert als erstes auf seinem Zettel, wieviele Sanduhren gewürfelt wurden. Dafür gibt es eine Ankreuzleiste auf dem Spielzettel mit 10 Feldern. Ist sie voll, so endet der Durchgang.
Auf den Spielzetteln der Spieler gibt es eine Menge anzukreuzen. Zum einen und zu aller erst gibt es dort eine große Ansammlung von Hexfeldern in verschiedenen Farben, die unseren Spielplan darstellen. Auf jedem dieser Hexfelder befindet sich ein Kästchen zum eintragen von Zahlen. Links und unten befinden sich diverse Felder für Boni, die man ebenfalls umranden und ankreuzen kann. Im Laufe des Spiels werden wir verscheidenste Boni freischalten, die wir uns durch eine Umrandung markieren und später benutzen können, dann kreuzen wir sie an. Auf der rechten Seite unseres Zettels befinden sich zum einen die Sanduhranzeige für drei Runden, die im Prinzip nur der Startspieler benötigt, aber von allen Spielern mitausgefüllt werden kann. Zum anderen finden wir hier noch die zu vergebenden Punkte für fertige Gebiete in den drei Runden, sowie eine Möglichkeit unsere Punkte in jedem Durchgang zu notieren.
Es gibt insgesamt sechs verschiedene Hexfelderarten, die uns alle unterschiedliche Boni bringen. Die namensgebenden Burgen, von denen es nur vier Stück gibt, die alle einen anderen Boni bringen, Weiden, Flüsse, Minen, Kloster und Stadtfelder. Alle sind in Verbünden von ein bis vier Hexfeldern angeordnet und bringen uns einen Bonus, wenn wir einen gesamten Verbund angekreuzt haben. Aber nicht nur der Bonus ist entscheidend, je früher wir es im Spiel schaffen einen Verbund fertigzustellen, desto mehr Punkte erhalten wir für ihn. Zum Beispiel bringt uns ein ertiger Viererverbund im ersten Durchgang bereits 13 Punkte, während er uns im dritten und letzten Durchgang nur noch 7 Punkte bringt.
Wie aber bekommen wir nun Zahlen in unsere Felder? Der Startspieler würfelt alle fünf Würfel und nach der Sanduhr, dürfen sich die Spieler eine Würfelkombination aus den anderen geworfenen Würfeln aussuchen. Hierbei sind immer zwei Farben und zwei Zahlen gewürfelt worden aus denen wir uns Kombinationen aussuchen können, die immer aus je einer Farbe und einer Zahl bestehen müssen. Bestimmte Felderarten benötigen bestimmte Kombinationen, dabei ist jeder Hexfeldart eine Farbe zugeordnet. Würfeln wir zum Beispiel violett, so dürfen wir ein Klosterfeld ankreuzen, wenn wir die zweite Bedingung ebenfalls erfüllen und die lautet für unser Klosterfeld, das nur Einsen und Zweien auf Klosterfelder geschrieben werden dürfen. Jedes der anderen Hexfelder hat eine andere Bedingung, so dürfen zum Beispiel die Stadtfelder in einem Verbund nicht die gleichen Zahlen aufweisen. Die nächste Schwierigkeit ist, das wir nur zu unserem Startfeld angrenzende Felder mit Zahlen versehen dürfen. Am Anfang sucht sich nämlich jeder Spieler eine der vier Burgen aus und markiert sie mit einem Kreuz als sein Startfeld. Außerdem erhält er den Bonus der Burg, den er auf seinem Zettel umkringelt und ihn später benutzen darf. Sollte ein Spieler keine der Würfelkombinationen nutzen können oder wollen, so darf er sich anstatt einen Arbeiterbonus umkringeln, den man auch für Stadtfelder bekommt.
In jedem Zug darf ein Spieler nur einen Bonus benutzen und so geht es letztlich darum, diese geschickt zu nutzen, um am Ende früh die meisten Punkte zu ergattern. Zusätzlich gibt es noch Punkteboni für das komplette abhandeln einer Hexfeldart. Die ersten beiden Spieler, die es schaffen eine Art komplett zu beackern, bekommen dafür Bonuspunkte. Die Boni haben, wie schon erwähnt, verschiedenste Fähigkeiten. Der Mönch, den man für einen kompletten Klosterverbund erhält, ermöglicht es den Spielern zum Beispiel einen Farbwürfel durch eine beliebige Farbe zu ersetzen. Das gleiche macht der Arbeiter für Städte mit den Zahlenwürfeln usw.
So verläuft das gesamte Spiel über drei Durchgänge und die Spieler sammeln Punkte. Am Ende nach dem dritten Durchgang werden die Punkte summiert und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Auch eine Solovariante hält die burgen von Burgund bereit, in der man versucht eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Das Spiel wird dabei genauso wie mit mehreren Spielern gespielt mit der einen Ausnahme, dass jeder Durchgang genau 8 Runden hat und die Sanduhren für diese Zählung ignoriert werden.
Das Fazit
Das Würfelspiel von den Burgen von Burgund ist für mich ein spielerisch gelungenes kleines Spiel, dass man gut mal als Absacker an einem ausgiebeigen Spieleabend oder auf einer Reise spielen kann. Der Platzbedarf ist äußerst gering und auch als Solounterhaltung eigent es sich sehr gut. Es hat wirklich genügend Ähnlichkeiten mit seinem großen Bruder und funktioniert doch anders. Allerdings hat auch dieser kleine Vertreter aus dem Hause Alea ein paar kleine Schwächen und Kritikpunkte, die man nicht unerwähnt lassen darf. Zum einen wäre da seine Größe, die einerseits seine Stärke ist, wenn man es als Urlaubsspiel betrachtet. Aber Die burgen von Burgund sind einfach ein wenig zu klein. Der Block ist gut gestaltet, aber es ist alles recht winzig und fitzelig. Man muss manchmal öfter hinschauen und auch Korrekturen machen. Ein Spielplan in der Größe von A5 wäre hier ausreichend und wünschenswert. Hier kann man sich durch das hochkopieren noch selbst behelfen. Was ich aber tatsächlich nicht verstehe und das ist wiedermal ein Problem der redaktionellen Bearbeitung von Alea ist, das man es nicht schafft die Würfelfarben an die Hexfelder anzupassen, so dass man es hier mit identischen Farben zu tun hat. Die Burgen sind grün und deshalb gibt es auch grün als Farbe auf den würfeln. Die Wiesen sind aber als Hexfelder hellgrün und hier wird auf den Farbwürfeln dann Gelb zur Farbe herangezogen. Das mag zwar nur eine Kleinigkeit sein, aber soetwas muss einfach nicht sein und ich verstehe es nicht, das ein Verlag wie Alea, der seit Jahren immer wieder tolle Spiele veröffentlicht, es nicht hinbekommt, diese auch in einem komplett ordentlichen Zustand herauszubringen. Damit sind sie natürlich nicht allein, aber hinter ihnen steht ein großer renomierter Verlag und sie gesnießen hohes Ansehen in der Spielerscahft durch ihre fantastischen Spiele, also sollte es ihnen doch auch gelingen Spiele mit ein bißchen merh Perfektion und Liebe zum Detail in den Handel zu bringen. Auch wenn es wie hier „nur“ ein Versuch ist eine bestehende Marke weiter zu monetarisieren. Und damit wir uns nicht falsch verstehen, ich finde dieses kleine Spiel tatsächlich gut gelungen und kann es weiterempfehlen.
- Verlag: Alea, Ravensburger
- Autor(en): Stefan Feld, Christoph Toussaint
- Illustrator(en): Harald Lieske, Julien Delval
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
- Dauer: 15 – 30 Minuten