Vor nicht allzu langer Zeit bekam ich die Empfehlung mir einmal Beasty Bar anzuschauen. Der Name war mir tatsächlich auch nicht unbekannt, hatte ich ihn doch schon das ein- oder anderemal vorher im Zusammenhang mit einem guten Kartenspiel vernommen. Das Spiel ist nun schon einige Jahre auf dem Markt und hat bereits einige Nachfolger bekommen. Höchste Zeit Beasty Bar von den mir unbekannten Autoren Stefan Kloß und Anna Oppolzer einmal auszuprobieren, um zu sehen ob die Vorschusslorbeeren berechtigt sind. Rein von der Optik macht es von Außen erstmal einen guten Eindruck.
Worum geht es?
Thematisch versuchen die Spieler Einlaß mit ihren Tieren in der Bar Heaven´s Gate zu bekommen. Ein strenger Gorilla bewacht die Tür. Sobald die Schlange zu lang wird bekommen die vordersten Tiere Einlaß. Die Spieler verfügen alle über den gleichen Satz Tierkarten und müssen versuchen ihre Tiere in die Bar zu bekommen und die der Gegner rauswerfen zu lassen. Sämtliche Tiere haben dabei ihrer Art entsprechende Fähigkeiten die Reihe zu verändern. Außerdem sind die Tiere unterscheidlich viele Punkte wert und wer am Ende die meisten Punkte in der Bar hat gewinnt.
Wie läuft das ab?
Beasty Bar ist schnell erklärt und schnell aufgebaut. Jeder der zwei bis vier Spieler bekommt einen Satz aus 12 farbigen Tierkarten. In der Mitte des Tisches werden sowohl das Heaven´s Gate, als auch die Rauswurf-Karte platziert. Dazwischen sollten fünf der großformatigen Tierkarten Platz finden. Diesen bereich nennt man im Spielverlauf Drängelmeile. Es gibt noch zwei weitere Karten für die Stapel der Tiere die es in die Bar geschafft, bzw. rausgeworfen worden sind. Zwei Übersichtszettel stehen den Spielern zur Verfügung, um die zwölf Tierfähigkeiten im Blick zu halten.
Jeder Spieler mischt seine Karten und bildet vor sich einen Zugstapel von dem er vier Karten als erste Hand zieht. Soviel zur Vorbereitung. Ein Startspieler wird ermittelt und dann spielt jeder Spieler abwechselnd eine Karte an das Ende der Drängelmeile. Nach dem Ausspielen werden ein paar weitere Dinge abgehandlet. Zunächst die Tierfähigkeit des Tieres das man gerade ausgespielt hat, dann werden alle dauerhaften Fähigkeiten von Tieren in der Drängelmeile abgehandelt die dort schon rumliegen. Danach wird kontrolliert, ob die Drängelmeile komplett gefüllt ist. Sollte das der Fall sein, so bekommen die ersten beiden Tiere in der Reihe Einlaß und werden auf den Barstapel gelegt und das letzte Tier in der Reihe wird aus der Reihe entfernt und auf den Ablagestapel gelegt. Danach zieht man eine karte und der nächste Spieler ist dran.
Beasty Bar ist schnell gespielt und das Salz in der Suppe sind definitv die einzelnen Tierfertigkeiten, die sich die Autoren sehr gut überlegt haben, da sie zu den einzelnen Tierarten passen sollten, oder zumindest gängige Tierklischees erfüllen. So stolziert ein Löwe, ganz König der Tiere, wenn er ausgespielt wird an die Spitze der Reihe und steht direkt vor dem Heaven´s Gate. Ganz nebenbei vertreibt er alle Affen in der ausliegenden Reihe und schmeißt sie raus. Sollte allerdings ein anderer Löwe bereits da sein, zieht er selbst schnell den Schwanz ein. Die Schlange zum Beispiel beginnt das Chaos zu ordnen und bringt alle Tiere ihrer Wertigkeit nach in die Reihe. Die einzelnen Tierkarten haben Werte von eins bis zwölf und die Wertigkeit ist für manche Tieraktionen, wie die der Schlange entscheidend. Außerdem verfügt jede Karte über eine Punktewertigkeit, die Auskunft darüber gibt, wie schwierig es ist die Karte in die Bar zu bekommen. Diese Punkte entscheiden später über den Sieg.
Manche der Tiere haben wiederkehrende Fähigkeiten – das Krokodil frisst alle Tiere mit einem kleineren Wert, die direkt vor ihm in der Reihe stehen. Das tut es jede Runde aufs neue, solange es in der Reihe liegt und bis vor ihm nur größere Tiere (in dem Fall andere Krokodile, Nilpferde und Löwen) stehen. Affen sind nur gemeinsam stark und Chamäleons imitieren andere Tiere. So ergibt sich ein ständiges hin und her zwischen den Spielern, die versuchen ihre Tiere ganz nach vorn zu bringen und so Einlaß bekommen.
Beasty Bar endet, wenn alle Spieler ihre Tiere ausgespielt haben. Danach wird der Stapel im Heaven´s Gate ausgewertet und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
Das Fazit
Beasty Bar erinnert mich frapierend an Guillotine und erreicht leider doch nicht dessen Klasse. In Guillotine liegen Adlige in einer Reihe vor der namensgebenden Tötungsmaschine und wir zanken uns darum die wertvollsten Adligen zu köpfen. Zugegeben recht schwarzhumorig, aber definitiv besser, denn hier haben wir Karten mit denen wir die Reihenfolge verändern können auf der Hand und so schubst der eine Adlige mal einen anderen vor usw. Bei Beasty Bar haben die vor dem Tor liegenden Karten selber die Fähigkeiten und jeder Spieler hat den gleichen Satz. Das ist natürlich weniger zufällig und so mag man meinen das es taktischer ausfällt, aber schon bei drei Spielern herrscht eigentlich nur Chaos und nichts ist mehr planbar. Nicht falsch verstehen, das ist sogar gut so. Zu dritt und zu viert ist es ein herrliches Spiel, das jeden Abend als kleines Zwischendurchspiel bereichern kann. Was mich allerdings ein wenig ärgerlicher macht ist die Tatsache, dass auf der Verpackung die Spilerzahl ab zwei Spielern angegeben ist und das einfach nicht funktioniert. Zu zweit gleicht Beasty Bar einem langweiligen Filmabend, bei dem man bereits weiss was als nächstes kommt. Die beiden Spieler neutralisieren sich stets, wenn sie nicht übermäßig dumm sind oder ganz viel Pech beim Kartenziehen haben und das muss dann wirklich schon extrem sein, bei nur 12 Karten von denen man immer vier auf der Hand hat.
Also Finger weg, wenn ihr vorhabt Beasty Bar auch mal zu zweit zu spielen. Für einen Abend mit Freunden allerdings, die es sicherlich bald wieder geben wird, ein solides Spiel das durchaus für Spaß sorgt. Das Material stimmt. Die Karten sind riesig und sehen gut aus, auch wenn man den Stil natürlich mögen muss. Für bis zu vier Spieler hätte man aber auch durchaus vier Fähigkeitsübersichten beilegen können, aber in den meisten Fällen reichen die symbolischen Darstellungen auf den Spielkarten völlig aus. Also zu zweit: mäh, zu dritt und mehr: eher yeah!
- Verlag: Zoch
- Autor(en): Stefan Kloß, Anna Oppolzer
- Illustrator(en): Alexander Jung
- Erscheinungsjahr: 2014
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 20 Minuten