Bonfire

Bonfire

Viele haben vielleicht schon etwas länger auf eine Review über Bonfire gewartet. Ich hatte sie auch schon das ein oder andere Mal angekündigt, aber dann doch wieder verworfen. Warum mögt ihr euch fragen? Die Antwort darauf kann ich tatsächlich nicht so einfach geben. Mir fiel und fällt es aus irgendeinem Grund immernoch unglaublich schwer einen vernünftigen Zugang zu diesem Spiel zu bekommen und darüber auch nur ansatzweise etwas Sinnvolles in Worte zu fassen. Jede Menge Anläufe hat es gebraucht und das meine Frau dieses Spiel wirklich liebt, macht die Sache für mich nicht unbedingt leichter. Heute aber soll es soweit sein und ich möchte euch an dem gedanklichen Wirrwarr, für den Bonfire bei mir sorgt, teilhaben lassen. Bonfire war im letzten Jahr der große neue Titel von Stefan Feld, der unlängst vorher The Castles of Tuscany auf die Menschheit losgelassen hat. Ich selbst bin großer Stefan Feld Fan, bin aber auch mit Tuscany nicht so richtig warm geworden, weshalb ich mich in dem Jahr sehr auf sein neues Expertenspiel gefreut habe. Ihr merkt schon, dass ich auch hier nicht so begeistert zu sein scheine, wie zum Beispiel meine Frau das von Bonfire war. Ich versuche mal zu erklären woran das liegen könnte.

Worum geht es?

Hier taucht schonmal das erste Problem auf! Selbst nach mehrmaligem Spielen von Bonfire, habe ich keine Ahnung worum es genau geht. Es gibt sogar ein thematisches Beiheft, in dem alles erklärt wird, aber das ist schön und gut, aber im Spiel kommt das leider gar nicht an. Also die Bonfire (englisch für Lagerfeuer) sind erloschen und tauchen die Welt der Gnome in Dunkelheit. Damit diese Feuer brennen werden Hüterinnen gebraucht, die aber auf heilige Inseln geflohen sind und die Gnome versuchen nun die Hüterinnen durch Opfergaben und die Erfüllung von Aufgaben davon zu überzeugen sich wieder den Feuern zu widmen, damit ihre Welt wieder erleuchtet ist und sie in ihre Wälder zurückkehren können. So oder so ähnlich ist das Thema dieses Expertenspiels. Ganz unromantisch ist das Spiel Felds Auseinandersetzung mit seiner schon älteren Idee, des so betitelten „Streifenmanagers“, bei dem wir uns Aktionsmarker erspielen, mit denen wir dann bestimmte Aktionen ausführen und versuchen nach und nach mehr Punkte, durch entzündete Feuer und erfüllte Aufgaben zu verdienen.

Bonfire – Spielaufbau

Wie läuft das ab?

Wir haben es hier wirklich mit einem Expertenspiel zu tun und ich kann hier bei weitem nicht alle Kleinigkeiten aufzählen, die so abgehen in diesem Spiel, aber die Hauptmechanismen möchte ich schon beleuchten.

Bonfire – Aktionen und Streifen

Aktionsmarker sind die wohl entscheidenste Ressource in Bonfire, denn ohne sie können wir keine Aktionen ausführen. Es gibt sie mit verschiedenen Symbolen und jeder ist für eine andere Aktion da. Von Beginn an verfügen die Spieler*innen über ein paar Aktionsmarken aber sie müssen neue generieren und dafür platzieren sie Streifen auf ihrem eigenen Tableau. Zu Beginn liegt hier bereits einer der schon benannten Streifen, ein Plättchen das aus drei nebeneinander liegenden Aktionssymbolen besteht. Die Spieler*innen können also einen Streifen hier ablegen und erhalten immer die drei Aktionsmarken, die auf dem Streifen abgebildet sind. Zusätzlich bekommen sie aber auch noch weitere gleiche Aktionsmarken, wenn man sie passend an bereit liegende Streifen anbaut. So kann man sich mit weiteren Marken versorgen. Außerdem gibt es Felder auf dem Tableau auf dem Boni aufgedruckt sind, die man ebenfalls erhält, wenn man diese mit einem Striefen überbaut. Dies ist so in etwa der Kernmechanismus, denn ohne ihn verfügen wir nicht über die Möglichkeit Aktionen auszuführen.

Bonfire – Tableau mit Streifenpuzzel

Die fünf verschiedenen Aktionsmarken kann man für folgende Aktionen einsetzen. Es gibt einen Schiffsmarker mit dem man sein kleines Holzschiffchen, das im oberen Bereich des Spielbretts steht, zu den heiligen Inseln segeln lassen kann. Hier bekommt man Aufgaben gegen Opfergaben oder holt die Hüterinnen gar selber ab, um sie wieder zu den Feuern zu führen. Mit einer Opfermarke dar man dann auch ein Opfer erbringen, um eine Aufgabe zu erhalten.

Bonfire – verschiedene Aktionsmarken

Die Hüterinnenmarken sind sowohl dafür da die Hüterinnen einzusammeln, als auch sie hinterher auf unserem Tableau weiterlaufen zu lassen. Prozession nennt das Spiel das und hier können wir weitere Ressourcen erhalten und unsere Feuer entzünden. Damit die Prozessionen immer weiter kommen können müssen wir den Hüterinnen aber erst noch den Weg bereiten und weitere Wegabschnitte an unser Tableau anbauen und das machen wir mit Wegmarken

Bonfire – Gnomkarten

Mit Kartenmarken können wir Karten mit Bonuspunkten und weiteren Vorteilen von den Gnomen erwerben. Diese Karten liegen im unteren Bereich des Spielbretts neben dem großen Bonfire aus. Die letzte Marke dient dann auch zum drehen des Bonfiremarkers, der wie ein Zeiger funktioniert und auf verschiedene sogenannte Portalmarker zeigt, die wir wiederum für unsere Tableaus benötigen, um Wege für die Hüterinnen zu öffnen. Dazu benötigen wir aber auch noch erfüllte Aufgaben und haben wir ein Bonfire neu entfachen können, so dürfen wir einen unserer Wache haltenden Gnome in den großen Rat entsenden, der für uns weitere Vorteile generiert.

Bonfire – Inselteil des Spielbretts

Während das Spielbrett nur im großen und ganzen Mittel zum Zweck der Aufnahme von Karten, Aufgaben und Portalen da ist, findet das eigentliche Spiel hauptsächlich auf den Tableaus der Spieler*innen statt. Auf diesen halbrunden Tableaus bauen wir die Wege von links nach rechts, damit die Hüterinnen ihre Prozession abhalten können. Dazu Platzieren wir Aufgaben und Portale. Sollten wir farblich passende Weg/Aufgaben-Kombinationen legen, so erhalten wir Bonuspunkte. Die Portale müssen wir vom großen Bonfire passend erhalten, da diese Marker alle eine andere Form aufweisen, müssen sie genau in die entsprechende Lücke passen, die sich durch den Anbau eines Weges an unser Tableau ergibt.

Bonfire – Portale

Klingt insgesamt gar nicht so kompliziert – na ja, nach ein paar Runden kommt man ganz gut rein, aber wenn man das Spiel nicht regelmäßig spielt, vergisst man ziemlich viel der kleinen Regeln, die durchaus vorhanden sind, da möchte ich jetzt durch meine arg verkürzte Wiedergabe keinen falschen Eindruck erwecken. Bonfire ist ein komplexes Spiel und alles weitere dann im Fazit.

Das Fazit

Dieses muss nämlich ein wenig umfangreicher ausfallen. Das Problem, dass ich mit Bonfire zu haben scheine liegt nicht daran, dass es zu kompliziert ist. Insgesamt ist Bonfire meiner Meinung nach ein Expertenspiel auf niedrigem Schwierigkeitsniveau. Das große Problem ist die Verbindung von Thema und Spiel. Ich habe im gesamten letzten Jahr kein Spiel gespielt, dessen Thema mir aufgesetzter vorkam als das von Bonfire. Ich kann in keinster Weise auch nur einen der Mechanismen mit einer beschriebenen Handlung verknüpfen und das führt bei mir dazu, dass nichts von dem Spiel hängen bleibt. Warum mich das gerade hier stört? Kann ich nicht wirklich nachhaltig beantworten, nur vermuten. Bonfire ist kein schlechtes Spiel, im Gegenteil einige der Mechaniken finde ich ziemlich gelungen, aber Bonfire ist ein Spiel das mir offen darlegt, warum ein Spiel doch meistens ein Thema braucht und ich finde sogar das es, je komplexer es ist, umso dringender ein Thema braucht mit dem man sich beim spielen identifizieren kann. Es muss glaube ich nichtmal auf die Mechaniken passen, ansonsten wäre mir das glaube ich bei anderen Spielen nicht so egal, aber das Thema muss mich irgendwie erreichen und das tut diese erdachte Hintergrundgeschichte einfach so überhaupt gar nicht, dass für mich ein fader Beigeschmack bleibt. Anderen, siehe meine Frau, scheint das aber nicht so zu gehen, deswegen habe ich mich gerade bei Bonfire so schwer getan.

Bonfire – Spielertableau

Um es also nocheinmal klipp und klar zu sagen: Spiel = gut, Thema = mangelhaft, Gesamt = ausreichend. Einige der mechanischen Abläufe finde ich wirklich ziemlich gut. Die Grundidee des „Streifenmanagers“ finde ich gut und auch die Ausführung ist gelungen. Auch die Idee mit dem großen Bonfire und der sich daraus ergebenen Planung, wann man welches Portal bekommen kann ist gut umgesetzt. Einige andere Dinge sind Feld typischer Punktesalat, der mir aber auch immer gefällt. Ich habe kein Problem damit in Spielen Handlungen auszuführen die nur dazu dienen Punkte zu generieren. Weniger gelungen finde ich die Gnomkarten, die mir zu unausgewogen erscheinen und ein zu großes Glücksmoment in einem Expertenspiel darstellen. Alles in allem ist Bonfire für mich also ein Spiel mit dem ich leider nicht warm werde. Auch nach mehreren Partien nicht. Jedes Mal sitze ich davor und frage mich wieder, was ich als erstes tun soll und immer wieder frage ich meine Frau, nach kleinen Regeln und „Was macht man hier nochmal?“, „Wozu dient das noch?“, es entwickelt sich einfach kein Plan in mir, weil Bonfire für mich von vorne bis hinten ein seelenloses Spiel ist und leider nichts hängen bleibt. Das ist natürlich auch nur meine Meinung und die gebe ich hier wieder. Ich muss auch nochmal betonen, dass das für mich eine fast schon neu- und einzigartige Situation ist. Ich hatte eine solche Reaktion noch nie bei einem Spiel vorher. Vielleicht geht es einigen von euch ähnlich und andere wiederum feiern Bonfire richtig ab. Wenn ich mich bei anderen Rezensenten umschaue sind die Eindrücke eher positiv, auch wenn ab und an schon auch angesprochen wird, dass es sehr abstrakt ist.

Bonfire – Spielbrett

Das Material und die Optik sind im Prinzip super. Dennis Lohausen hat das Spiel nicht nur mit einer Story versehen, er hat sie auch in allen Details ausgestaltet und das lässt sich sehen. Das Material ist mit schönen Holz Ressourcen von guter Qualität. Leider waren ein paar der Hüterinnen beschädigt, was aber fürs spielen unerheblich ist. Das Regelheft finde ich indes nicht ganz so gut gelungen, hier hätte ich mir für ein Spiel dieses Kalibers etwas mehr bebilderte Erklärungen gewünscht. Insgesamt kann ich euch also nur empfehlen hier selber mal reinzuspielen und euch eure eigene Meinung zu bilden.


  • Verlag: Hall Games, Pegasus Spiele
  • Autor(en): Stefan Feld
  • Illustrator(en): Dennis Lohausen
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
  • Dauer: 70 – 100 Minuten

Ein Gedanke zu „Bonfire“

  1. Vielen Dank für die Rezi. So ging`s uns mit dem Spiel – leider – auch, das wir nach 4 – und final nur 2 davon korrekt – gespielten Partien zu zweit wieder verkauft haben. Die zu Beginn noch neuwertige Spielregel sah danach nicht mehr wirklich schön aus. Auch das sagt ja was aus (und wir sind beide durchaus Vielspieler, die sich vergleichbare Regelwerke erschließen können). Es blieb ein wenig intuitives und abstraktes Spiel für uns. Schade.

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