Glasgow

Glasgow

Ich habe festgestellt, als ich mich mit diesem kleinen neuen 2-Personenspiel von Lookout-Games beschäftigt habe, dass ich über Glasgow eigentlich gar nicht soviel wusste. Ich denke, das viele noch wissen, dass Glasgow eine, wenn nicht sogar die, Arbeiterstadt in Schottland ist. Aber, wenn es um Größe und Lage, sowie Bedeutung für das britische Empire geht, hört es bei mir schon auf. Glasgow ist die größte Stadt Schottlands und damit nach London und Birmingham die drittgrößte Stadt des Vereinten Königreichs. Sie liegt mitten im Empire am Fluß Clyde und deshalb von zentraler Bedeutung für den Handel im Land. Außerdem sehr Reich an Rohstoffen in der näheren Umgebung. Kein Wunder also, dass in dieser Stadt irgendwann nicht nur Arbeit, sondern auch Wohlstand und Reichtum Einzug hielt. Glasgow gilt noch heute als eine Stadt mit enormer Lebensqualität. Um Glasgow am Fluß Clyde geht es in diesem kleinen Städtebauspiel des neuen Autors Mandela Fernandez-Grandon, der seiner Heimatstadt ein Spiel gewidmet hat. Ein Plättchenlegespiel mit Rondellmechanik, dass zu einem Tauziehen um die besten Gebäude wird.

Worum geht es?

Natürlich geht es um Glasgow und das Thema des Städtebaus. Fernandez-Grandon versucht hier die Historie der Stadt und all ihre Qualitäten durch die Mechaniken zum Leben kommen zu lassen und das gelingt durch einige der Mechaniken ganz gut. Im Kern laufen wir mit unseren Spielfiguren auf einem Rondell aus Auftrags- und Architektenplättchen herum, um Baumaterialien und Gebäude zu erlangen. Diese Gebäude bauen wir in einem vier mal fünf Felder großen Plan zusammen und müssen auf bestimmte Abhängigkeiten acht geben, um viele Punkte zu bekommen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Fabriken zu, die genau wie im echten Glasgow, den Reichtum der Stadt begründeten.

Glasgow – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Glasgow ist kein übermäßig komplexes Spiel und ist sowohl recht schnell erklärt, als auch schnell gespielt. Allerdings gibt es viele Kleinigkeiten auf die man beim Stadtbau achtgeben muss. Der Spielaufbau ist zunächst aber unproblematisch. Jeder Spieler erhält ein Tableau auf dem er seine Waren lagern kann. Die drei Rohstoffe des Spiels sind abgebildet. Jeder kann maximal drei Gold, vier Stahl und fünf Steine lagern. Zusätzlich gibt es noch ein Whiskeyfass, dass als Jokerressource erworben werden kann. Jeder erhält zu Beginn einen Stahl und einen Stein. Die quadratischen Gebäudeplättchen werden verdeckt gemischt und in Stapeln bereitgelegt. Die Architekten- und Auftragsplättchen sind etwas länger und die Auftragsplättchen sind abgerundet. Wir beginnen in der Tischmitte mit einem Architektenplättchen und legen danach vier der Auftragsplättchen in eine Kreisform. Danach folgt wieder ein Architekt und vier Auftragsplättchen und das ganze dann noch ein drittes Mal, bevor wir neben dem zu Beginn ausgelegten Architektenplättchen mit einem weiteren Architektenplättchen den vollständigen Kreis abschließen. In der Mitte sollte soviel Platz sein, dass man vier mal fünf Plättchen auslegen kann. Dieser Kreis ist unser Spielfeld und wir stellen unsere Spielfiguren auf das erste Architektenfeld. Dieser Kreis symbolisiert übrigens den Fluß Clyde, der im Hintergrund auf jedem Plättchen zu erkennen ist. Zwei der Auftragsplättchen bleiben über und kommen zurück in die Schachtel. Man kann sich aussuchen mit welchen Plättchen man spielen möchte oder lässt den Zufall entscheiden, dass ist ganz den Spielern überlassen. Durch eines der Plättchen kommt allerdings der Whiskey ins Spiel, sollte man ohne diese Ressource spielen, kann auch das Fass zurück in die Schachtel. Zu guter letzt werden über jedes Architektenplättchen noch zwei der quadratischen Bauplättchen gelegt. Dies sind die Gebäude die wir bauen können, sollten wir ein Architektenplättchen erreichen und die benötigten Ressourcen haben.

Glasgow – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Das Spiel kann losgehen und der Startspieler beginnt damit seinen Spielstein soweit entlang des Flusses zu ziehen, wie er möchte. Danach darf man die Aktion des Plättchens ausführen auf dem man zum Stehen kommt. Auf den Auftragsplättchen darf immer nur eine Figur stehen. Auf den Architektenplättchen aber nicht. Hier können auch beide Figuren stehen. Kommt die zweite Figur auf das Plättchen, so wird die erste Figur nach rechts auf das Plättchen geschoben und die gerade gezogene steht links. In Glasgow zieht derjenige als nächstes, der weiter hinten steht. Das heißt im Fall eines doppeltbelegten Architektenplättchens ist das derjenige der links steht. Man gibt also nur das Zugrecht ab, wenn man den Gegner überholt.

Glasgow – Auftragsplättchen / Foto: Spieltroll

Die Auftragsplättchen erlauben uns dann verschiedenste Aktionen. Ein Großteil versorgt uns mit den drei Rohstoffen. Eines mit dem Whiskey und dann gibt es noch fünf mit besonderen Aktionen. Eines ist ein Tauschfeld, auf dem wir Rohstoffe zu den angegebenen Kursen tauschen können, ein anderes lässt uns alle Gebäudeplättchen eines Architekten austauschen. Wir werfen die offenen einfach ab und ziehen zwei neue vom Stapel. Ein wieder anderes ist ein Verdoppler, der uns das nächste Rohstofffeld verdoppeln läßt und mit einem weiteren aktivieren wir eine Fabrik in der Stadt (dazu gleich mehr). Das letzte Plättchen erlaubt es uns ein Gebäude vom Nachziehstapel zu ziehen und wir dürfen es sofort bauen, wenn wir die Rohstoffe dafür haben. Sollten wir das nicht können oder wollen, erhalten wir die Ware, die ganz links in den Kosten auftaucht. Das ist auch schon alles. Auf den Architekten können wir ein oder zwei Gebäude bauen, wenn wir die rohstoffe bezahlen können. Um das zweite Gebäude auch noch zu bauen müssen wir ein zusätzliches Gold abgeben.

Glasgow – Spielsituation / Foto: Spieltroll

Die Gebäude bauen wir in das Innere des Kreises zu einem vier mal fünf Plättchen großem Raster. Es gibt verschiedene Gebäudetypen, die an verschiedenen Orten in der Stadt gebaut werden wollen, um uns Punkte zu bringen. Die Bauplättchen haben an der Unterseite einen kleinen Pfeil. Wenn wir ein Gebäude in das Raster einbauen, dann tun wir das so, dass der Pfeil in unsere Richtung zeigt, um für die Wertung zu signalisieren, dass dieses Gebäude uns gehört. Es gibt Fabriken, Parks, Wahrzeichen, Wohnhäuser, Läden, Banken und Bahnhöfe.

Wahrzeichen sind die größten Punktelieferanten und haben verschiedenene Punktewerte. Parks müssen wir sammeln. es gibt insgesamt sechs sTück und je mehr wir haben, desto mehr Punkte sind sie Wert. Wohnhäuser bringen uns einen Punktebonus für jedes weitere Wohnhaus das waagerecht oder senkrecht an sie angrenzt, egal wem es gehört. Bahnhöfe bringen satte zehn Bonuspunkte, wenn man je eine Fabrik, ein Wahrzeichen, einen Park und ein Wohnhaus besitzt und die Läden bringen uns Bonuspunkte wenn sie sich in den Ecken des Rasters befinden. Die Banken belohnen uns am Spielende für jede Ressource eines bestimmten Typs, die wir noch in unserem Vorrat haben.

Die Fabriken funktionieren etwas anders, denn sie belohnen uns mit Ressourcen und werden zunächst ganz einfach eingebaut. Sollte später in die Reihe oder Spalte einer Fabrik ein weiteres Gebäude gebaut werden, so produziert die Fabrik ihre Ressource. Das macht sie jedesmal und mit einem neuen Gebäude können mehrere Fabriken gleichzeitig produzieren.

Glasgow – Spielende mit fertiger Stadt / Foto: Spieltroll

Das Spiel endet in dem Moment, wenn das Raster voll ist. Dann werden die Punkte ausgezählt und derjenige mit den meisten Punkten gewinnt.

Das Fazit

Glasgow wirkt im ersten Moment absolut beliebig und irgendwie uninspiriert. Man sieht es und denkt sofort: „Das habe ich doch so, oder so ähnlich, schon mal gesehen.“ Die Grafiken wirken altbacken und man befürchtet das Schlimmste. Aber, und das ist ein dickes Aber, Glasgow entwickelt sich dann während des Spiels doch zu einer spaßigen Angelegenheit. Das ist zugegebenermaßen alles nicht wirklich neu, denn den Rondellmechanismus kennt man inzwischen zur genüge und auch Städtebauspiele mit diversen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Gebäuden gibt es zu Hauf. Glasgow funktioniert aber so gut und ist so schön geschliffen, das man eine Partie in zwanzig Minuten runterspielen kann. Absolut nichts Neues und nichts Besonderes, aber es ist auch definitv nichts Schlechtes.

Glasgow – Spielmaterial / Foto: Spieltroll

Glasgow kann in fünf Minuten erklärt werden und verfügt trotz der grafischen Mengel über schönes Material. Ich vermisse eigentlich nur den obligatorischen Wertungsblock. Bei vielen Spielen, die ihn nicht unbedingt benötigen findet man ihn vor, hier hätte er durchaus gut getan, denn das abhandeln der einzelnen Gebäude am Ende ohne die Punkte festzuhalten ist doch ein wenig aufwendiger.

Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß mit dem Spiel und lassen es in unsere Sammlung einziehen, denn genau das, was Glasgow einem bietet, bekommt man sonst nur mit größeren und komplexeren Spielen, für die man mehr Aufbauzeit benötigt als man hier für das Spiel benötigt. Ihr solltet ruhig mal einen Blick auf dieses kleine Spiel werfen: Nichts Großartiges, aber auch ein grundsolides Spiel für Zwei.


  • Verlag: Lookout Spiele
  • Autor(en): Mandela Fernandez-Grandon
  • Illustrator(en): Klemens Franz
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Spieleranzahl: 2 Spieler
  • Dauer: 30 Minuten

Ein Gedanke zu „Glasgow“

  1. Mir gefällt Glasgow richtig gut. Es ist schon richtig, dass es nichts Besonderes oder Neues bietet, die Mechaniken sind aber gut miteinander verwoben. Die Mechaniken habe ich zudem in der Form kombiniert noch nicht bei einem anderen 2-Spieler Spiel gesehen. Ich könnte ad hoc kein 2-Spieler-Spiel nennen, welches ähnlich ist.
    Die Entscheidungen im Spiel fühlen sich interessant an, auch wenn sie am Ende vielleicht gar nicht wirklich so tiefgreifend sind. Die Spieldauer ist zudem genau richtig.

    Bei uns kommt es jedenfalls auch gerne auf den Tisch.

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