NMBR9 ist kein neues Spiel, aber erst jetzt bei uns zu Hause angekommen. Warum ist das so? Nun ja, ich gebe zu, hier war es seit Jahren der Preis des Spiels und das Wissen um das, was sich in dieser Schachtel befindet. Ich fand das Spiel für den Inhalt einfach immer viel zu teuer, auch wenn es Preise im In- und Ausland abgeräumt hat. Ich war immer mal scharf darauf es auszuprobieren, aber bisher ergab sich nie die Gelegenheit, bis ich vor kurzem ein günstiges Exemplar in die Finger bekam. NMBR9 ist mal wieder ein Legespiel mit Polyominos, aber in Anbetracht des Alters schon einer der früheren Vertreter des Genres. Diese Pfade sind ja inzwischen wahrlich ausgetreten und es erscheint kaum noch etwas kreativ Neues auf diesem Sektor der Legespiele. Warum ich NMBR9 gleichermaßen genial finde, es aber auch recht bald wieder aus der Sammlung verbannen werde, möchte ich hier einmal berichten. Nur für den Fall, dass ihr euch fragt, warum ich ein Spiel von 2017 reviewe.
Worum geht es?
NMBR9 ist ein abstraktes Spiel, bei dem es darum geht Polyominospielsteine, die Zahlenwerte von Null bis Neun repräsentieren so zu stapeln, das wir am Spielende, nach 20 Steinen, die meisten Punkte verdienen. Diese bekommen wir für das Legen der Steine. Je Höher sie auf dem Stapel liegen, desto mehr Punkte bringt jeder Stein. Natürlich müssen bestimmte Lege- und Platzierungsregeln eingehalten werden.
Wie läuft das ab?
Dieses Spiel ist denkbar einfach und fasst schon genial in seiner Umsetzung. Für mich ist es eines dieser Spiele, bei denen ich mich frage, warum da noch keine*r vorher die Idee dazu hatte. Auch der Spielaufbau ist wahnsinnig schnell, denn im Prinzip wird nur die offene Spielschachtel in die Mitte des Tisches gestellt und die zwanzig Spielkarten aus der Mitte der Schachtel entnommen, gemischt und als Zugstapel bereitgelegt. Das ist auch schon alles und es kann losgespielt werden.
Ein*e Spieler*in dreht eine Karte vom Stapel um. Die Karte zeigt eines der zehn Teile. Jede*r Spieler*in nimmt das entsprechende Teil aus der Schachtel und legt es vor sich ab. Diese Teile versuchen sich durch ihre Formen an den Ziffern zu orientieren. Stellt euch vor ihr würdet versuchen auf einem karierten Block mit möglichst wenigen Kästchen jede Zahl darzustellen. Um das nachzuvollziehen, sind die Ziffern auch als weiße, dünne Linien auf den Pappteilen zu sehen. Genau diesen Vorgang wiederholen wir nun jede Runde. Es wird eine Karte umgedreht und die Spieler*innen müssen das Teil vor sich in ihr Legekunstwerk einbauen.
Der Clou ist jetzt aber, dass versucht werden muss, die Teile möglichst zu stapel, denn je höher sie liegen, desto mehr Punkte bringen sie. Das System ist dabei ganz einfach. Alle Plättchen die wir direkt auf der Tischplatte platzieren liegen auf Ebene Null und der Wert jedes Plättchens, der dem Zahlenwert entsprcht wird mit der Ebene multipliziert, um am Ende die Punkte zu berechnen. Das heißt natürlich, das jedes Plättchen, das direkt auf der Tischplatte platziert wird auch Null Punkte wert ist. Wir müssen also versuchen die Plättchen zu stapeln und da kommen die Lege- und Platzierungssregeln hinzu. Denn ale Teile müssen fest aufliegen. Sie dürfen nirgendwo drüber ragen und dürfen auch keine Löcher überbauen. Außerdem muß jedes Teil mindestens auf zwei anderen liegen. So wird vermieden, dass wir gleiche Teile deckungsgleich aufeinander legen. Auch müssen sich Teile immer an mindestens einer Kante berühren.
Das ist ein sehr simples, aber wirkungsvolles Konzept, da wir natürlich auch noch die Zahlenwerte miteinplanen müssen, denn eine Eins auf Ebene zwei ist halt gerade einmal zwei Punkte wert, während eine Fünf auf der ersten Ebene immerhin schon fünf Punkte bringt. Eine Neun auf Ebene Zwei ist mit 18 Punkten hingegen schon äußerst ergiebig. Ab und zu gelingt einem das Kunststück sogar die dritte Ebene zu schaffen und fruet sich total.
Insgesamt spielen die Spieler*innen genau auf diese Art und Weise den Stapel der zwanzig Karten durch. Am Ende haben alle jedes Zahlenplättchen genau zweimal in ihre Auslage eingebaut. Dann werden die Teile einfach von oben nach unten mit ihren multiplizierten Werten addiert und eine Punktzahl ergibt sich. Um mehr geht es in NMBR9 nicht.
Das Fazit
NMBR9 kann zusammenfassend auf einem Bierdeckel erklärt und fast schon in nur einem Satz gepitched werden, wie die Jugend von heute sagen würde. Ich habe auch bereits vorneweg gesagt, dass ich NMBR9 ziemlich genial finde. Was ist also das Problem mit NMBR9? Warum wird es nicht bei uns bleiben? NMBR9 ist leider eines von diesen Spielen, dass dazu führt, dass sich Menschen dumm fühlen können. Das ist bekanntermaßen einer der Hauptgründe, warum Nichtspieler ungern spielen. Sie fühlen sich unterlegen und müssen sich eingestehen, dass sie manche Dinge nicht verstehen. Meine Frau zum Beispiel ist ein wahnsinnig intelligenter Mensch, sie schlägt mich nahezu in jedem Spiel ständig und stets, aber sie hat ein kleines Problem mit räumlicher Wahrnehmung und Orientierung. In NMBR9 kommt es schon auch auf räumliche Wahrnehmung an. Man muss es sehen und umsetzen können, wo ich welches Plättchen auf welche Ebene legen kann. Menschen mit solchen Problemen sind leider von diesen Spielen betroffen und meine Frau fühlte sich immer wieder zu dumm um NMBR9 zu spielen, weil sie Ewigkeiten brauchte um die Plättchen gut zu platzieren.
„Dann soll sie halt was anderes spielen!“, werden jetzt einige sagen und das ist auch die Konsequenz. Ich kann und werde das NMBR9 natürlich nicht ankreiden, dass wäre ja auch total unfair, aber ich möchte zumindest darauf hinweisen. Bei NMBR9 saßen bei uns zwei Fraktionen am Tisch, denn ich habe ein sehr gutes räumliches Vorstellungsvermögen und war total von NMBR9 begeistert, während meine Frau schier verzweifelte. Keine schöne Spielerfahrung. Trotzdem muss ich sagen, dass das Lob, dass NMBR9 überall bekommt, vollständig berechtigt ist. So simpel und schnell gespielt ist es ein tolles Legespiel, bei dem aber räumliches Vorstellungsvermögen eben zur Aufgabenstellung gehört. Ich möchte das nur zu bedenken geben, ansonsten ist NMBR9 ein tolles Legespiel auf Familienniveau, dass für Unterhaltung sorgen dürfte. In nur zwanzig Minuten gespielt, auch gerne mal etwas für zwischendurch.
Der spielerische Twist zwischen den Punktewerten und den Formen macht hier natürlich den Reiz aus. Es ist relativ einfach eine ein sehr weit oben anzubringen, aber ihr Ertrag ist relativ gering. Die Null ist auch so ein Fall, da sie sehr flächig ist, aber auch noch ein Loch in der Mitte besitzt. Sie ist überall wertlos und macht einem das Leben schwer. Mit der Zeit stellen sich einige Taktiken heraus. Die Acht war in den meisten Spielen unser Hauptpunktelieferant, da sie schön kompakt ist, aber die Legeregeln fordern einen schon auch heraus.
Inzwischen bekommt ihr es für 20 Euro und in manchen Angebotssituationen sicherlich auch noch günstiger und da kann ich sagen, dass ich den Preis okay finde, aber eine ganze Zeit sollte ich fast 30 Euro für das Spiel hinlegen und für 20 Karten und ein bißchen Pappe fand ich das immer ziemlich happig, denn im Grunde ist das Spiel auch sehr schnell selbst gebaut. Auf dem heutigen Preisniveau ist das aber okay und ich kann es nur empfehlen.
- Verlag: Abacusspiele
- Autor*in(en): Peter Wichmann
- Illustrator*in(en): Fiore GmbH
- Erscheinungsjahr: 2017
- Spieler*innenanzahl: 1 – 4 Spieler*innen
- Dauer: 20 Minuten