Zwergendorf – Zipfelmützen Käsekästchen

Zwergendorf

Ich bin bekennender Roll ’n Writer und schau mir gerne neue Spiele in diesem Bereich an, sofern sie mich irgendwie hinter dem Ofen hervorlocken. Egal ob Würfel gerollt, Karten geflippt oder, wie in diesem Fall, Karten verdraftet werden. Zwergendorf hat mich aber tatsächlich wegen seinem irgendwie seltsam unheimlichen Cover neugierig gemacht. Das Dorf der Psychozwerge. Die Optik des Spiels gefällt mir ansonsten recht gut, soviel kann ich schonmal vorwegnehmen, aber das Cover wirkt irgendwie seltsam. Vielleicht liegt das aber auch nur an mir. Zwergendrof ist Rita Modls Beitrag zum Roll & Write-Kosmos und weist ein paar Besonderheiten auf, die es zu einem gewissen Grad höchst eigenständig werden lassen. Zum einen draften wir hier aus Karten unsere einzuzeichnenden Ressourcen und zum anderen Streichen wir diese nicht nur auf einer Leiste ab, sondern müssen sie danach auch noch auf einem Dorfplan zusammen mit jeder Menge anderen Dingen auch noch in Kästchen einzeichnen, so dass im Endeffekt natürlich alles passt. Der Spielablauf ist dabei durchaus auch noch recht interessant, aber ich greife schon wieder vor.

Worum geht es?

Die Spieler*innen draften Karten und erhalten Rohstoffe, die sie auf ihrem Plan einzeichnen müssen. In Produktionsphasen stellen sie aus ihren Rohstoffen auch noch Gebäude her, die sie ebenfalls auf dem Dorfplan einzeichnen. Die Aufgabe besteht darin alles möglichst in das Dorf einzuzeichnen und nicht noch aus Platzmangel Bäume in der Umgebung zu fällen, denn das bringt Minuspunkte. Natürlich müssen auch die Wünsche der Zwerge berücksichtigt werden. Wer das am besten meistern wird gewinnt Zwergendorf.

Zwergendorf – Spielaufbau / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Zwergendorf hat ein festes Spielgerüst aus zehn Phasen. Jede dieser Phasen verfügt über eine eigene Karte und das Spiel schlägt vor diese für alle sichtbar aufgefächert in der Mitte zu platzieren. Alle Spieler*innen bekommen einen Stift und einen Dorfplan vom Spielblock. Der Rest des Spiels besteht aus Karten. Vier unterscheidliche Arten um präzise zu sein. Die Rohstoff-, Bau- und Zielkarten werden jeweils gemischt und als drei Stapel ebenfalls in der Mitte bereitgelegt. Die Zwergenkarten gibt es in vier verschiedenen Farben, die für verschiedene Sets stehen. Bis zu vier dieser Karten können als Ziele für das Spielende ausgewählt werden. Um das Spiel zu erlernen, empfiehlt es sich aber mit weniger zu beginnen. Später können die Farben auch untereinander gemischt werden. Die Zwergenkarten werden offen ausgelegt.

Zwergendorf – 10 Phasenkarten / Foto: Spieltroll

Dann kann es aber auch schon losgehen. Die zehn Phasen geben in jedem Spiel einen festen Ablauf vor. Insgesamt gibt es sechs Kartenphasen, drei Produktionsphasen und am Ende eine Wertungsphase. Zunächst starten wir mit drei Kartenphasen, bevor die erste Produktionsphase stattfindet. Die einzelnen Schritte einer Phasenkarte werden nacheinander abgehandelt. Zunächst zieht jede*r Mitspieler*in eine Karte von jedem der drei Stapel. Dann suchen sich alle je eine der Karten aus und legen sie verdeckt oberhalb ihres Dorfplanes ab. Die restlichen Karten werden in die Richtung weitergegeben, die die Phasenkarte vorgibt. Diese Schritte wiederholen sich für die zweite Karte. Die dritte Karte wird abgeworfen und kommt nicht zum Einsatz, sondern auf den verdeckten Ablagestapel. Als nächstes werden die Karten umgedreht und die Rohstoffe, die wir durch diese erhalten auf unserem Plan angekreuzt. Dies ist für die Produktionsphase später wichtig. Die Karten zeigen im oberen Bereich immer die Wahl zwischen zwei möglichen Rostofferträgen und je nach Kartentyp im unteren Bereich etwas anderes. Auf Rohstoffkarten haben wir im unteren Bereich erneut die Wahl zwischen Erträgen, die wir ankreuzen müssen, auf Baukarten finden wir eine Verteuerung der Produktionskosten, da der Bau etwas üppiger ausfällt und auf den Zielkarten finden wir Möglichkeiten für das Spielende zu punkten.

Zwergendorf – Zwergenkarten / Foto: Spieltroll

Nachdem wir die Rohstoffe angekreuzt und die Bau- und Zielkarten an die linke Seite unseres Dorfplans angelegt haben, müssen wir unsere Rohstoffe auch noch auf unserem Dorfplan einzeichnen. Den größten Teil des Zettels nimmt die Lichtung ein, auf dem wir unser Dorf einzeichnen müssen. Hier finden wir lauter Kästchen vor, in die wir alles einzeichnen müssen, was wir bekommen. Jedes Stück Holz, jeder Stein und jede Münze bekommt sein eigenes Kästchen. Als vierter Rohstoff kommt noch Bier hinzu. Darüberhinaus werden Zwerge, Tavernen, Minen, Schmieden und Mauern auf dem Plan eingezeichnet. Tavernen benötigen vier Kästchen und Mauerabschnitte immer zwei. Warum machen wir das alles? Na ja, die Zwergenkarten, die ausliegen, zeigen uns die Wünsche der Zwerge für ihr Dorf. Ich bemühe mal das Beispiel aus der Anleitung, eine Zwergin möchte eine durgehend geschlossene Mauer die mindestens vier Tavernen und zehn Zwerge umschließt. Ein anderer Zwerg möchte derweil immer drei zusammenhängende Minen. Beides wird natürlich mit entsprechenden Punktemengen belohnt. Es ist also durchaus wichtig, wo und wie wir Dinge einzeichnen. Sollten wir nämlich einmal etwas nicht einzeichnen wollen oder können, so müssen wir einen Baum fällen und das kostet irgendwann immer mehr Minuspunkte für das Spielende.

Zwergendorf – Rohstoffe werden hier angekreuzt / Foto: Spieltroll

Nach drei Kartenphasen kommt zum ersten mal eine Produktionsphase in der wir aus unseren Rohstoffen produzieren. Was und wie wir produzieren steht unten links auf unserem Dorfzettel. Rohstoffe verrbauchen sich nicht und in jeder Produktionsphase stellen wir immer alles her, was uns möglich ist, wenn uns ein Rohstoff fehlen sollte, können wir bis zu fünf Zwergenmützen für zusätzliche Rohstoffe ausgeben. In dieser Phase können wir Baukarten benutzen, um Gebäude teurer zu machen. Wir drehen ungewollte Karten einfach um. Produziert wird nach einer festen Reihenfolge und alles was wir produzieren muss auf dem Dorfplan eingezeichnet werden. Für jede Münze produzieren wir einen Zwerg, für jedes Holz eine Mine usw. Da unsere Rohstoffe im Spielverlauf immer weiter anwachsen, wächsst auch unser Dorf immer weiter. Vielleicht sogar so weit, das der Platz nicht mehr ausreicht und hier machen die Baukarten dann auch eventuell Sinn, denn sie verteuern die Produktion. Im weiteren Spielverlauf kommen noch zwei weitere Produktionsphasen.

Zwergendorf – Produktionsphase Ablauf / Foto: Spieltroll

Am Spielende kommt die Wertungsphase in der wir unser Dorf in Punkte umwandeln. Von unseren gesammelten Zielkarten suchen wir uns genau drei aus, die wir werten möchten. Die am Anfang ausgewählten zwei bis vier Zwergenkarten liefern uns ebenfalls Punkte. Abgezogen davon werden etwaige gefällnte Bäume. Zum Schluß werden noch diejenigen Spieler*innen belohnt, die die meisten Tavernen und Schmieden produziert haben. Die meisten Punkte gewinnen wie üblich.

Zwergendorf hält noch zwei interessante Varianten bereit und kann auch Solo gespielt werden. Darüber hinaus stellt Skellig Games auf ihrer Website weitere, kleinere Dorfpläne zur Verfügung, die den Platz deutlich begrenzen und das Spiel schwieriger machen.

Zwergendorf – Zielkarten / Foto: Spieltroll

Das Fazit

Wir haben Zwergendorf durchaus mit Freude gespielt, auch wenn wir am Anfang etwas skeptisch waren. Nach dem Lesen der Regeln klang es zunächst etwas seltsam seine Gebäude freiwillig zu verteuern, aber nach ein bis zwei Runden versteht es dann doch jeder, warum das eventuell Sinn machen könnte. Der Platz wird nämlich merklich geringer und spätestens nach der ersten Produktionsphase und dem Platz der benötigt wird macht es klick im Hirn. Derselbe Platz wird noch zweimal benötigt und alles was ich an Rohstoffen neu dazubekomme kommt noch oben drauf. Da wird einem schlagartig bewusst, warum teurere Gebäude keine schlechte Idee sind. Trotzdem ist das zu Beginn einfach unintuitiv. Zum lernen ist eine Partie mit zwei Zwergenwunschkarten auch genau richtig, spielt ihr später aber mit vieren wird es deutlich schwieriger. Auch die erwähnten Varianten finde ich gar nicht so schlecht. In der ersten sind Baukarten nach der Benutzung in einer Phase einfach weg und müssen abgelegt werden und für die kleinen fiesen Zwerge unter euch wird einfach mal hategedraftet, indem wir bie der Auswahl am Anfang der Runde eine Karte für uns selbst wählen, eine abwerfen und die letzte weitergeben. Diese muss dann von unseren Mitspieler*innen benutzt werden. Das kann schon recht gemein werden.

Zwergendorf – Mein Zwergendorf am Spielende / Foto: Spieltroll

Ansonsten können bei Zwergendorf natürlich die üblichen Probleme mit überanalysierern auftauchen, die den Spielfluß erheblich stören. Natürlich sind auch Zeichenmuffel mit Zwergendorf nicht an der richtigen Adresse. Soll es ja geben, ich persönlich bin wahrscheinlich eher für die anderen ein Ärgernis, weil ich immer zuviel Zeit auf das Zeichnen von kleinen Tavernen und Zwergen verwende, aber ansonsten habe ich hier wenig Kritikpunkte. Für Freunde des Genres ist Zwergendorf ein sehr solides Spiel, bei dem einiges an Schmalz in die Planung und das Vorausdenken des Spielgeschehens fließt. Insgesamt also ein durchaus gelungenes Spiel mit moderater Spieldauer, dass etwas zu lang dauert, um noch als Füller durchzugehen.


  • Verlag: Skellig Games
  • Autor(en): Rita Modl
  • Illustrator(en): L. Carolin Buckenhüskes
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler*innen
  • Dauer: 30-45 Minuten

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