Das Minecraft-Brettspiel Builders & Biomes kam für mich auch ein bißchen überraschend. Auf der Spiel in Essen war es im Ravensburger-Shop zwischenzeitlich ziemlich schnell ausverkauft. Das muss natürlich absolut nichts heißen, denn die Marke Minecraft dürfte bei ziemlich vielen sofort gezündet haben. Minecraft ist in phänomenales Computerspiel, von dem schon so ziemlich jeder gehört haben dürfte, denn es ist das aktuell meistverkaufteste Spiel weltweit. Solche Massenphänomene gehen nicht spurlos an den Menschen dieser Welt vorbei. Ich wollte das aber dennoch erwähnt haben, falls hier doch der eine oder andere unter einem Stein gelebt hat. Ich konnte mir nicht so richtig vorstellen, wie man das Spielprinzip von Minecraft in ein Spiel betten will oder ob man das überhaupt muss und nur ein Spiel in der Welt von Minecraft erschaffen will. Ulrich Blum hat sich damit befasst und ein in meinen Augen überraschendes Spiel geschaffen.
Worum geht es ?
In Minecraft Builders & Biomes widmen sich die Spieler nur ein paar der Möglichkeiten, die einem das Videospiel bietet, dem Erkunden der Oberwelt zum Beispiel und streifen durch die verschiedenen Biome um Bauwerke zu errichten, die sie mit zuvor abgebauten Blöcken bauen können. Das ganze dient dazu, um mit den richtigen Sets von Gebäuden zur richtigen Zeit Erfahrungspunkte zu machen. So kommt auch der Überlebensmodus des Computerspiels zum tragen, denn in der Welt verbergen sich auch die Minecrafttypischen Kreaturen, die wir in Kämpfen besiegen müssen, um weiter Punkte zu erhalten. Wer am Ende nach drei Wertungen die meisten Punkte hat gewinnt.
Wie läuft das ab ?
Zunächst müssen wir ein bißchen was vorbereiten, denn Minecraft Builders & Biomes besitzt kein Spielbrett im eigentlichen Sinne. Unser Spielfeld bauen wir uns selbst aus diversen kleinen und großen Plättchenstapeln. Jeder Spieler bekommt zu Spielbeginn ein Spielertableau ein Erfahrungpunktemarker und eine Spielfigur in seiner Farbe. Die Spielfiguren sind lediglich Pappaufsteller in farbigen Standfüßen. Dazu gesellen sich noch fünf sogenannte Waffenplättchen die auf der einen Seite in Spielerfarbe hinterlegt Kartoffeln und Schwerter zeigen und auf der anderen, die aus dem Computerspiel bekannten Truhen.
Das Spielfeld besteht dann aus 64 großformatigen Bauwerk- und Monsterplättchen, die in einem vier mal vier Raster ausgelegt werden. jeder dieser Stapel besteht dabei ebenfalls wieder aus vier Plättchen, die verdeckt ausgelegt werden. Zwischen den einzelnen Stapeln lassen wir genug Platz, das die Spielfiguren dazwischen passen, denn hier werden wir uns bewegen. Die 16 kleineren Waffenplättchen werden ebenfalls gemischt und mit der Truhenseite nach oben verdeckt an die vier Seiten dieses Stapelfelds gelegt. Die Ecken bleiben dabei unbesetzt. Auch hier lassen wir wieder Platz für unsere Spielfiguren. Diese werden zu Beginn an den Kreuzungspunkt ganz in der Mitte gestellt.
Was wäre Minecraft aber ohne Blöcke und da liefert das Spiel große wertige Holzblöcke, die wir mithilfe einer zusammensteckbaren Form auf einer Unterlage zu einem großen Würfel Formen und das erinnert dann ziemlich stark an den Kernmechanismus von Minecraft indem man nahezu jeden Block in der Welt abbauen und auf die ein oder andere Weise weiterverarbeiten kann. Die Form wird entfernt und wir sehen einen großen Würfel aus 64 verschiedenfarbigen Holzblöcken geformt. Zum Schluß werden noch die drei Übersichtskarten mit den Wertungen A bis C offen ausgelegt, so dass die Spieler immer verfolgen können, welche Kategorie wann gewertet wird.
Im Spielverlauf nehmen die Spieler nacheinander Züge. Wer an der Reihe ist darf immer genau zwei Aktionen machen. Dabei gilt, das man mit einer Ausnahme nicht zweimal die gleiche machen darf. Die Spieler dürfen Blöcke nehmen, die Oberwelt erkunden, Bauen, Monster bekämpfen oder Waffen nehmen.
Das Blöcke nehmen ist relativ simpel. Der Spieler darf sich insgesamt zwei Würfel nehmen, bei dem die Oberseite und mindestens zwei Seiten freiliegen, was ja nur soviel bedeutet, dass man zunächst von den Ecken anfängt den Würfel aufzubrechen und sich dann vorarbeiten kann. Die unterschiedlichen Farben stellen unterschiedliche Baumaterialien wie Holz, Stein, Sand usw. dar. Die grünen Smaragdblöcke sind dabei jokerblöcke und können für jede andere Sorte benutzt werden. Die genommenen Blöcke nimmt der Spieler in seinen eigenen Vorrat.
Beim Oberwelt erkunden geht es darum seine Spielfigur zu bewegen. Die Figur wird um 0-2 Felder bewegt und als „Feld“ zählt dabei jeweils ein Kreuzungspunkt neben vier Plättchen. Das gilt für die großen Bauwerks- und Monsterplättchen genauso wie für die kleinen Waffenplättchen. Man darf diese Aktion also auch wählen, wenn man sie nicht bewegen will. Mehrere Spielfiguren können dabei auf einer Kreuzung stehen. Nach der Bewegung werden alle angrenzenden vier Plättchen, sofern sie es noch nicht sind, aufgedeckt.
Die dritte Möglichkeit, das Bauen, ist dann wieder recht einfach ausgeführt, denn ein Spieler darf eines der aufgedeckten Gebäude neben dem sich seine Spielfigur befindet bauen, sofern er die Baukosten in Form von den richtigen Rohstoffwürfeln bezahlen kann. Ist das der Fall, so nimmt der Spieler das Plättchen und legt es auf ein Feld seines Tableaus, das insgesamt neun Felder zeigt. Vorgedruckt sind die verschiedenen Biome Wald, Wüste, Gebirge und Schnee. Die Bauwerke gehören auch immer einem dieser Biome an und sollten in möglichst große zusammenhängende Gebiete gebracht werden, um bei einer Wertung punkte zu bekommen.
Sollte durch das Aufdecken der Plättchen ein Monster aufgedeckt worden sein, so dürfen wir es, wenn wir an einer angrenzenden Kreuzung stehen auch mit einer Aktion bekämpfen. Dazu bemühen wir unsere Waffenplättchen, genauer gesagt unseren Stapel mit Waffenplättchen, den wir nun gut mischen und dann drei Karten von ihm aufdecken. Die Waffen zeigen dabei Herzchensymbole die uns Treffer anzeigen. Haben wir genausoviele Herzen erreicht, wie auf der monsterkarte abgebildet sind, so haben wir das Monster besiegt und erhalten es in unseren Vorrat. Hat es nicht gereicht, so haben wir verloren und müssen es erneut versuchen. Die Monster fungiern dann als eine Belohnung, manche von ihnen können wenn man an der Reihe ist für eine zusätzliche Aktion abgegeben werden und das ist die einzige Ausnahme von der oben erwähnten Regel, dass man verschiedene Aktionen machen muss. Bezhalt man mit einem Monster darf man eine Aktion wiederholen. Andere Monster bringen am Spielende zusätzliche Erfahrungspunkte.
Die fünfte Möglichkeit ist dann das Waffenplättchen nehmen und dazu muss man neben einem offenen Waffenplättchen stehen. Man nimmt sich einfach das Plättchen und fügt es seinem Wafenstapel hinzu. Hier gibt es natürlich unterschiedliche Waffen, die entweder stärker sind oder einem erlauben weitere Plättchen umzudrehen oder sie bringen Erfahrungspunkte, wenn man sie aufdeckt.
Soweit so gut. Der Spielablauf ist insgesamt einfach und schnell. Das Salz in der Suppe und warum man das überhaupt macht, sind dann aber die drei Wertungen des Spiels. Diese sind eng verknüpft mit den Bauwerkskarten auf unserem Spielertableau. Zunächst muss man sagen das die Spielertableaus alle ein wenig unterschiedlich angeordnet sind, aber alle das gleiche beinhalten. Die Bauwerkskarten sind wie schon erwähnt alle einem Biom zugeordnet und spielen für die erste Wertung A die Hauptrolle. Die verschiedenen Wertungen treten immer dann in Kraft, wenn eine Lage Blöcke aus dem Würfel komplett abgebaut wurde. Die Waldkarten sind am häufigsten zu finden, die Schneebiome am seltesten. Deshalb bekommt man für Plättchen unterschiedlicher Typen auch unterschiedliche Punkte. Die Spieler bekommen dabei Punkte für das größte zusammenhängende Biom eines Typs auf ihrem Tableau.
Die Bauwerkplättchen geben neben dem Biom aber auch immer noch zwei weitere Dinge durch Symbole an. Das zweite ist das Baumaterial aus dem das Gebäude gebaut wurde. Das ist sowohl symbolisch als auch durch die Grafik auf dem Plättchen dargestellt. Das Baumaterial ist in Wertung B dann an der Reihe und auch hier sind die Arten wieder unterschiedlich oft unter den Plättchen vorhanden, so dass sich eine Punkteabstufung ergibt. Das gleiche gilt für die dritte Wertung, zu dessen Zweck der Typ des Gebäudes berücksichtigt wird. all diese Dinge wollen langfristig geplant werden und das kann man auch, da man von Beginn an weiss, welche dinge wann wieviel Punkte bringen.
Am Spielende werden dann einfach Erfahrungspunkte gezählt, die wir im Verlauf durch die Wertungen oder aufgedeckte Waffen und besiegte Monster erhalten haben. Dabei bringen manche Monsterkarten einem am Ende durchaus noch viele Punkte ein, da auch diese an Symbole auf eurem Tableau geknüpft sein können. Wie zum Beispiel ein Monster das 2 Punkte pro Waldbiom einbringt.
Das Fazit
Minecraft Builders & Biomes hat mich tatsächlich total überrascht, denn ich absolut gar nichts von diesem Spiel erwartet. Zum einen sind Spiele mit einer Markenlizenz immer mit Vorurteilen behaftet, da es einfach zu wenig gute gibt. Das hat sich in den letzten Jahren allerdings ziemlich verändert, aber trotzdem hat man immer noch dieses miese Gefühl. Zum anderen ist Minecraft auch noch eine Marke die sich inzwischen auch auf die jüngeren konzentriert und da liegt die Vermutung nahe, dass man eher ein Kinderspiel oder sagen wir recht seichtes Familienspiel erwarten konnte. Das alles ist aber nicht der Fall, denn Minecraft Builders & Biomes ist ein wirklich gelungenes Spiel, dass sich zwar im Familiensegment bewegt, aber genug forderndes Spiel bietet um auch bewanderten Spielern Spaß zu machen. Leider gibt es zu viele Spieler da draußen die sich inzwischen von solchen Spielen zu weit entfernt haben und es als zu seicht abtun, nur weil es eben nicht viele verschachtelte Mechaniken verzaht. Builders & Biomes ist aber auch mindestens genausoweit davon entfernt ein belangloses Markenspiel zu sein. Das Spielprinzip ist grundsolide, macht mir wirklich Spaß und was ich am gelungensten finde, es versucht tatsächlich viele Dinge aus dem Minecraft-Universum im Spiel umzusetzen. Es gibt die abbaubaren Blöcke, die man zum bauen benutzen muss, die Monster, die man besiegen muss, die verschiedenen Waffen und Geräte in einem sehr schönen kleinen Minideckbuilder. Wirklich gut gelöst und ich ziehe meinen Hut vor Ulrich Blum für diese Umsetzung.
Kommen wir zur Produktion, die ich ein wenig zwiespältig betrachte. Einige der Pappteile wie die Spielertableaus und die From zum Würfelbau sind einfach zu dünn und könnten wirklich ein wenig dicker sein. Die Plättchen sind ok und die Idee mit den Spielfiguren finde ich sogar ganz chramant, denn bei Minecraft ist der Skin, dem man seiner Spielfigur gibt die Identität der eigenen Spielfigur. Hier finde ich es gut das man „nur“ Pappaufsteller bekommt und sogar die Möglichkeit durch leere Pappen sich seine eigene Figur zu basteln. In jedem anderen Spiel hätte ich das wahrscheinlich bemängelt aber hier passt es irgendwie. Auch die ganzen Pixelgrafiken sind ja Teil der minecraft Welt. Ich erinnere mich noch gut an meinen Erstkontakt mit dem Computerspiel zurück, es war einfach nur häßlich und ich habe zuerst nicht begriffen, wieso man soetwas in der Zeit noch spielen sollte, wo doch die Computergrafik schon so weit fortgeschritten war. Aber, weit gefhlt, das Spielprinzip hat einfach süchtig gemacht.
Die Gefahr der Sucht besteht hier eher nicht, aber Minecraft Builders & Biomes ist eine gute Gelegenheit mal wieder alle Familienmitglieder mit einem Spiel an einen Tisch zu bringen, das niemanden langweilen dürfte.
- Verlag: Ravensburger
- Autor(en): Ulrich Blum
- Illustrator(en): nicht benannt
- Erscheinungsjahr: 2019
- Spieleranzahl: 2 – 4
- Dauer: 30 – 60 Minuten
Ein Gedanke zu „Minecraft – Builders & Biomes“