Llamaland heißt der neueste Streich von Phil Walker-Harding und man könnte denken, man hätte ein Déjà-Vu. Wieder Polyominos, wieder Lookout Spiele, wieder ein Legespiel und wieder Phil Walker-Harding. Bärenpark und Hexenhaus waren schon zwei ziemlich erfolgreiche Spiele in dieser Kombination. Wobei Bärenpark sich auch international extremer Beliebtheit erfreut. Nun kommt Llamaland aus dem gleichen Verlag und man könnte denken, vieles von dem was man da in der Packung findet hat man vielleicht schon gesehen. Phil Walker-Harding ist aber dafür bekannt einfache Spiele und Spielprinzipien in sehr ansprechende und aufdenpunktbringende Spiele zu verwandeln. Keine Schnörkel – einfach und gut – könnte man sagen. Genau das macht mich in der Regel zum Fan seiner Spiele und seine Werke gehören nicht zuletzt deswegen zu den meistgespeilten in unserem Haushalt, da man sie immer schnell aus dem Regal holen kann und selbst wenn man sie jahrelang nicht gespielt hat, innerhalb von fünf Minuten wieder parat hat. Llamaland ist da tatsächlich keine Ausnahme, soviel sei schonmal verraten auch wenn es durchaus ein kleines bischen komplexer ist.
Worum geht es?
Wir sind Bauern im Inkareich und bauen in dem bergigen Gelände unserer Heimat unsere Feldfrüchte an. Die Inkas waren berühmt für ihren Terrassenanbau und Llamaland versucht das spielerisch und visuell umzusetzen. Im Verlauf des Spiels bauen wir in unserem Gebiet das Gelände weiter aus uns ernten dabei unsere Feldfrüchte, die uns erlauben Lamas auf unsere Weiden zu stellen durch die wir Aufträge erfüllen können. Durch sie, unsere Lamas selbst und unsere erzeugten Waren bekommen wir am Ende Siegpunkte und die meisten Siegpunkte gewinnen wie immer das Spiel.
Wie läuft das ab?
Jede*r Spieler*in bekommt eine Starttafel, drei Fundamente und 4 Marker in Spieler*innenfarbe. Ein*e Startspieler*in wird gewählt und bekommt den Hirtenstab als Symbol für die Funktion. Die nachfolgenden Spieler*innen erhalten immer eine Münze mehr als der oder die Vorgänger*in. Die Landschaftsteile werden nach ihren Formen sortiert und bilden so fünf Stapel. Lamas, Münzen und die drei Waren werden als Vorrat bereitgelegt. Je nach Spieler*innenanzahl werden Lamakarten ausgelegt. Insgesamt gibt es 16 Karten pro Ware mit Zahlenwerten von zwölf bis fünf. Die Lamakarten werden pro Sorte gemischt und die entsprechende Anzahl zufällig ausgewählt. In einem Spiel zu zweit sind das nur sechs Karten pro Ware und bei einer Partie zu viert ganze elf.
Es gibt noch zwei weitere Sorten Karten, die zur Vorbereitung ausgebreitet werden müssen. Zum einen wären da die Helferkarten, von denen fünf in einer Auslage bereitliegen, sowie verschiedenfarbige Aufgabenkarten. Für die Erstpartie werden zufällig drei lilane und vier blaue Aufträge offen ausgelegt. Für mehr Abwechslung gibt es von beiden Farben weitere Aufträge und zusätzlich auch noch goldene, die man aber erst für etwas fordernde Spiele benutzen sollte. Insgesamt braucht das Spiel schon bei einer Partie zu zweit relativ viel Platz auf dem Tisch, denn jeder baut auch an seinem eigenen Inkareich und das kann sehr weitläufig werden.
Der Spielverlauf ist dann wieder recht einfach und schnell nachzuvollziehen. Es gibt nur zwei Handlungen die man nacheinander abhandeln muss. Zunächst muss eines der Landschaftsteile in der eigenen Auslage platziert werden und im Anschluss darf man ein Lama füttern, wenn man denn kann. In dieser Reihenfolge wird solang gespielt, bis das Spielende eingeläutet wurde.
Aber fangen wir beim Platzieren der Landschaftsteile an. Man wählt sich eines der fünf Teile aus und hat dann die Wahl, ob man es an sein Reich anbaut, oder ob man in seinem Reich in die Höhe baut. Legt man es an, so muss es so am eigenen Reich angelegt werden, dass mindestens ein Feld, des immer fünf Felder großen Teils, waagerecht oder senkrecht an ein bereits liegendes angrenzen muss. Die Starttafeln selbst sind vier mal vier Felder groß. Anschließend hat man die Möglichkeit einen seiner Farbmarker auf eine Aufgabenkarte zu legen. Diese haben mehrere Stufen mit unterschiedlichen Punktewerten und geben uns eine Aufgabe vor. Dabei kann es darum gehen Geld zu sammeln, soundsoviel Lamas mindestens auf Höhenstufe drei zu haben, oder auch eine Kette von Lamas in seinem Reich zu haben. Die Spieler*innen können durch diese Aktion ihre Marker auf den Karten platzieren und je früher sie sich eine Aufgabe zutrauen, desto mehr Punkte sind drin.
Die zweite Möglichkeit besteht darin das Landschaftsteil auf den bereits liegenden zu platzieren, hierbei sind ein paar mehr Dinge zu berücksichtigen. Auch hier darf das ausgesuchte Teil gedreht und gewendet werden wie man möchte. Außerdem darf ein so gelegtes Teil nicht „in der Luft schweben“, soll heißen es muss alles aufliegen. Sollte das nicht ganz möglich sein, so dürfen Fundamente platziert werden um das auszugleichen. Die Spieler*innen verfügen aber nur über drei Stück für die gesamte Partie. Zusätzlich dürfen gleichgeformte Teile nicht identisch übereinander gebaut werden. Jedes so abgedeckte Feld produziert für uns eine Belohnung. Sollten wir Felder mit den drei Waren überbauen, so erhalten wir eine entsprechende Ware pro Feld. Überbauen wir eine Münze, bekommen wir ebenso eine Münze und wenn wir ein Dorf überbauen dürfen wir uns einen Helfer aus der Auslage aussuchen, der uns fortan mit seinen Fähigkeiten unterstützt. Auch hier gibt es verschiedene Helfer, die uns mit Geld, verschiedenen Tauschmöglichkeiten usw. versorgen. Wichtig zu erwähnen ist noch, das wir auch nur Waren und Geld aus dem Vorrat bekommen, wenn es noch Marker im Vorrat gibt. Von jeder der drei Waren Kartoffeln, Mais und Kakao gibt es nur 12 Marker im Vorrat. Münzen sind auf 24 begrenzt. Die Spieler*innen dürfen niemals mehr als zehn Waren in ihrem Besitz haben. Das Geld ist unbegrenzt.
Nach dem Platzieren des Landschaftsplättchens dürfen wir noch Lamas füttern. Dazu müssen wir vier Waren eines Typs abgeben und dürfen genau ein Lama dieses Typs füttern. Wir nehmen uns die beste noch verfügbare Lamakarte, die am Spielende Siegpunkte wert ist. Fehlen uns Waren, so können wir sie fehlenden Güter auch mit Münzen bezahlen. In diesem Fall ersetzen zwei Münzen je eine Ware. Falls sich zehn oder mehr Waren im Besitz eines Spielers befinden, muss ein Lama gefüttert werden. Man nimmt sich eine der Lamafiguren und platziert sie auf einem freien Feld ohne Symbol seines Inkareichs. Hierbei sollte man dann dringend die Aufträge beachten, denn viele von ihnen haben mit den Lamas zu tun. Außerdem behindern die Lamas natürlcih die Platzierung weiterer Landschaftsteile
Das Spiel läuft genauso weiter bis eine der Spielendebedingungen eintritt. Gibt es nur noch eine Sorte Lamakarten, oder es befinden sich nur noch vier Landschaftsplättchen in der Mitte des Tisches. Nun wird noch die aktuelle Runde zuende gespielt und anschließend werden die Punkte gezählt. Man erhält Punkte für für Lamakarten, erfüllte Aufträge, Waren und Münzen.
Llamaland bietet gleich noch ein paar Varianten, um das Spiel für möglichst viele Spieler*innen attraktiv zu machen. Eine Anfängervariante spielt sich ohne Aufträge und Siegpunktemarker und richtet sich an Familien mit kleineren Kindern. Für Experten gibt es eine Variante mit den goldenen Aufträgen und in einer Lamavariante muss man die Lamas immer auf das gerade gesetzte Geländestück platzieren.
Das Fazit
Man kann tatsächlich eine Reihenfolge in den drei oben genannten Spielen erkennen und tatsächlich nachvollziehen, wie Phil Walker-Harding die drei Spiele entwickelt hat. Das Grundthema eines Spiels mit Polyomino-Teilchen stand wohl in seinem Fokus und Bärenpark war das erste Spiel das so entstand. Hier sind es noch nur die verschieden geformten Plättchen, die nebeneinander sinnig in den eigenen Park gelegt werden müssen. Ein simples aber gutes Spielprinzip, das zu einem sehr beliebten Familienspiel wurde. Hexenhaus brachte dann das Element des Übereinanderstapelns mit in das Spiel und hier wurden die Polyominos durch Dominos noch ersetzt. Auch das klappte vorzüglich und wurde zu einem sehr beliebten Spiel. Llamaland nun kombiniert die beiden Spiele und schafft doch etwas ganz neues, auch wenn man einzelne Komponenten so schon gesehen hat. Polyominospiele sind natürlich nichtes neues und auch das Stapeln wurde schon gemacht. Daraus eine dreidimensionale Landschaft entstehen zu lassen ist sogar auch nicht neu, denn rein optisch erinnert mich Llamaland auch gerne an Jawa von Kramer und Kiesling. Hat man alles schon geseehn und doch ist Llamaland meiner Meinung nach das beste der drei Spiele von Walker-Harding.
Die Mischung macht es hier einfach. Zum einen sieht Llamaland auf dem Tisch ziemlich gut aus und die wirklich extrem dicken Pappteile lassen einen wunderschönen Terrassenbau entstehen. Wenn dann noch Lamas auf den Weiden stehen, kommt das einfach super. Ich finde Llamaland aber auch spielerisch reifer als die beiden Vorgänger, denn schon auf der normalen Stufe bringt es einen gewissen Grad von Tiefe mit sich, der aber überhaupt nicht die Komplexität erhöht. Das Spiel ist einfach erklärt. Baut man in die breite darf man Aufträge für sich reklamieren, aut man hoch bekommt man alles was man an Rohstoffen abdeckt. Mehr ist es ja gar nicht. Im Spiel zu zweit geht es da auch eher darum sich die wertvollsten Lamakarten zu sichern. Durch die zufällige Auswahl der Karten, sind manche Rohstoffe eben halt wertvoller als andere und es dürfen ja nur die Teile platziert werden die oben liegen. In einem Spiel mit drei oder vor allem vier Personen sieht das aber schon anders aus, da es insgesamt nur jede Ressource zwölf mal im Vorrat gibt und man zehn in seinem persönlichen haben kann. Hier wird es so richtig taktisch und man muss aufpassen, dass man die Rohstoffe die man haben möchte auch wirklich bekommt. Sind sie nämlich nicht im Vorrat so hat man Pech.
Die Lamas sehen dann auch nicht nur niedlich und gut aus in unserem Königreich, nein sie werden auch zu einem Störfaktor, weil sie ständig im Weg rumstehen und man versuchen muss um sie herum zu bauen. Sie sind halt der Hauptpunktelieferant und einfach wichtig. Speziell die Lamavariante in der die Jungs und Mädels direkt auf das zuletzt gelegte Teil gesetzt werden müssen ist eine zusätzliche Herausforderung. Insgesamt muss man sowieso sagen, dass sich der Schwierigkeitsgrad des Spiels recht gut im Rahmen eines Familienspiels anpassen lassen kann und auch ich als Vielspieler habe hier wirklich meinen Spaß, weil Phil Walker-Harding es wie iegentlich immer versteht seine Mechaniken so zu polieren, dass sie sich auf das wesentliche konzentrieren, ohne zuviel Schnick-Schnack drum herum zu bieten.
Llamaland ist für mich das bisher stärkste Spiel seiner Lookout-Spiele und eines das für Familien und durchaus auch Vielspieler interessant sein dürfte.
- Verlag: Lookout Spiele
- Autor(en): Phil Walker-Harding
- Illustrator(en): Klemens Franz
- Erscheinungsjahr: 2021
- Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
- Dauer: 45 – 60 Minuten