Im Schatten der Pagode

Im Schatten der Pagode

Städte sind berühmt und werden weltweit gekannt wegen ihrer Wahrzeichen, nehmen wir nur New York und die Freiheitsstatue und zum Beispiel den Eiffelturm in Paris. Braucht man nur kurz zu sehen, schon weiß man worum es geht. Auch bei Brettspielen gibt es ein paar solcher Spiele, die durch besondere „Wahrzeichen“ sofort als besondere Spiele erkannt werden. Man spaziert da so auf einer Convention durch die Spieltische, da sieht man einen großen Pappbaum, oder aber eine weiße Pyramide auf einem Brett. Schon weiß man das Everdell oder Teotihuacan gespielt werden. Im Schatten der Pagode gehört nun auch zu diesen Spielen, denn hier steht eine große vierstöckige Pagode zwischen den Spielern und zeigt allen umstehenden deutlich welches Spiel hier gespielt wird. Viele kennen das Spiel wohl unter seinem englischen Titel Four Gardens. Nun ist es auf deutsch bei Board Game Circus erschienen und möchte sich auch hierzulande verkaufen. Ist natürlich Quatsch, denn das hätte es auch vorher schon gekonnt. Four Gardens ist vom Spielmaterial absolut Sprachneutral.

Worum geht es?

Die Spielanleitung verrät uns, dass es in einem fernöstlichen Land einst eine Königin gab, die zu ehren ihrer verehrten Götter eine Pagode errichten ließ, die diese Götter beherbergte und über ihr Königreich wacht. Nun da die Königin erkrnakt ist, wird ein*e Nachfolger*in gesucht und zu diesem Zweck sollen die potenziellen Nachfolger*innen die Gärten um die Pagode erneuern. Im Schatten der Pagode kommen nun die Spieler*innen ins Spiel und versuchen die Gunst der Götter zu bekommen. Zu diesem Zweck sammeln sie Ressourcen und versuchen die Gärten den vier Gottheiten gemäß zu gestalten. Wer am Ende die meiste Gunst gesammelt hat gewinnt.

Im Schatten der Pagode – Der schiefe Turm / Foto: Spieltroll

Wie läuft das ab?

Im Schatten der Pagode ist im Grunde ein Familienspiel, dass aber ein wenig komplexer ist, als es zunächst scheint. Der Spielaufbau ist schnell erledigt. Die große Pagode wird irgendwie zusammengesteckt und zeigt uns danach vier Stockwerke. Auf jedem Stockwerk wird uns eine Ressource angezeigt. Jede der vier Fassaden zeigt uns dabei eine Anzahl von null bis drei Stück dieser Ressource. Dabei ist zu beachten, dass die Ressourcenanzahl dabei immer gleich angeordnet ist und von null bis drei im Uhrzeigersinn ansteigt. Das ist wichtig für das Spielgeschehen. Die Pagode sollte so aufgestellt werden, dass sie von allen erreicht werden kann. Die Gunsttafel für die vier Gottheiten auf denen die Gunst gezählt wird, wird ebenfalls in der Mitte des Tisches platziert. Die vier Sorten Ressourcen genauso. Jede*r Spieler*in erhält ein Lager in der gewählten Farbe und legt es vor sich aus. Die drei Sorten Bonusplättchen werden sortiert und neben dem Gunstplan bereitgelegt. Die Spieler*innen platzieren je einen ihrer Marker auf Feld drei einer jeden Leiste. Zum Schluß werden die Landschaftskarten gemischt. Diese haben zwei Seiten: die Bauseite, auf der wir einige Symbole vorfinden und die bunte Landschaftsseite mit der wir Panoramen in unserem Garten vervollständigen müssen. Diese Karten werden gemischt und jede*r Spieler*in erhält fünf Karten. Die restlichen Karten werden als Stapel mit der Landschaftssseite nach oben in die Tischmitte gelegt. Daneben werden die obersten drei Karten des Stapels mit der Bauseite nach oben als Auslage gelegt.

Im Schatten der Pagode – Gunstleisten / Foto: Spieltroll

Eine Partie verläuft über mehrere Runden in denen die Spieler*innen, wenn sie an der Reihe sind, drei Aktionen ausführen dürfen. Hierfür stehen ihnen vier Möglichkeiten zur Auswahl, für die sie immer mit einer Karte „bezahlen“ müssen und sie dürfen frei Wählen, welche sie ausführen wollen. Eine Aktion darf dabei auch mehrfach gewählt werden. Diese vier Aktionen sind im einzelnen:

Im Schatten der Pagode – Baukarten / Foto: Spieltroll

Das Ausspielen einer Baukarte

Hier wird eine Handkarte mit der Bauseite nach oben in die Auslage gelegt. Um diese dann später fertigzustellen müssen die unten auf der Karte angegebenen Ressourcen auf der Karte platziert werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch, dass jede Karte Teil eines Panoramas ist und dasist auf der Karte auch gekennzeichnet. Die Farbe gibt das Panorma vor. Hier gibt es Panoramen von zwei bis hin zu fünf Karten. Durch einen etwas dickeren Punkt zeigt die Karte an auf welche Position des Panorams sie gehört. Die Spieler*innen dürfen keine Karte doppelt ausspielen. Außerdem ist die Reihenfolge egal, aber es darf immer nur ein Panorama derselben Farbe ausgespielt werden. Das wichtigste aber ist, dass niemals mehr als drei Baukarten gleichzeitig im Garten (Auslage) liegen.

Im Schatten der Pagode – Pagode drehen / Foto: Spieltroll

Pagode drehen und Ressourcen sammeln

Auf den Baukarten gibt es unterschiedliche Symbole in der oberen linken Ecke. Eines ist die Pagode und eines der Stockwerke ist schwarz unterlegt. Sämtliche Stockwerke darüber sind grau. Daneben ist ein Pfeil abgebildet der entweder von oben nach unten oder von unten nach oben zeigt. Fällt die Entscheidung auf diese Aktion, so wird eine Karte mit entsprechendem Symbol abgelegt und anschließend die Pagode an dem entsprechenden Stockwerk gedreht. Alle Stockwerke darüber drehen sich einfach mit, die darunter bleiben unberührt. Im Anschluß werden Ressourcen eingesammelt und es wird gemäß des Pfeils auf der Karte von oben oder unten begonnen. Die Spieler*innen erhalten nur soviele Ressourcen wie sie in ihrem Lager noch unterbringen können. Außerdem ist die Reihenfolge durch die Pagode vorgegeben. Sind weniger Plätze frei, als Ressourcen gesammelt werden könnten, verfallen die restlichen Ressourcen einfach.

Im Schatten der Pagode – Ressourcen / Foto: Spieltroll

Beliebige Ressource nehmen

Auch hierfür gibt es ein Symbol auf der Baukarte und eine entsprechende Karte muss abgegeben werden, um sie nutzen zu können. Die beliebige Ressource darf entweder ins Lager oder direkt auf eine Baukarte gelegt werden.

Im Schatten der Pagode – Baukarte mit Ressourcen

Ressourcen neu verteilen

Symbolisiert wird diese Aktion durch einen Handkarren, der sich ausnahmslos auf jeder Karte befindet. Bei dieser Aktion ist es möglich Ressourcen auf drei Arten umzuverteilen. Zum einen können wir Ressourcen von unserem Lager auf Baukarten versetzen. Die zweite Möglichkeit ist das verschieben von Ressourcen von Baukarte zu Baukarte und die letzte Möglichkeit erlöst uns von ungewollten Ressourcen, die wir so wieder aus dem Lager in den Vorrat zurücklegen dürfen.

Aus diesen vier Aktionen besteht im Grunde das ganze Spiel. Ziel ist es auf den Baukarten alle benötigten Ressourcen zu versammeln und sie so fertigzustellen. Ist das passiert, so wird die Karte auf ihre Landschaftsseite umgedreht und die Ressourcen wandern zurück in den Vorrat. Als Belohnung für die Fertigstellung ist eine der vier Gottheiten auf der Karte abgebildet, von der wir dann Gunst auf der entsprechenden Leiste erhalten. Manche Karten zeigen auch ein Jokersymbol, bei dem wir uns die Farbe aussuchen dürfen. Zusätzlich zu dieser Baubelohnung erhalten wir auch erneut alle Belohnungen der bereits gebauten anderen Teile des Panoramas zu dem die Karte gehört. Die Leiste reicht von zwei bis Wert zehn. Sollten wir mit unserem Marker das Feld zehn erreicht haben und eine weitere Gunst erhalten, so setzen wir die Marker der anderen Spieler*innen dieser Leiste um ein Feld zurück. Befinden wir uns auf Feld zwei einer Leiste und würden durch eine solche Aktion eines Mitspielers eine Gunst verlieren, so fliegt der Marker für den Rest des Spiels aus der Wertung.

Im Schatten der Pagode – fertiges Panorama / Foto: Spieltroll

Schaffen wir es ein Panorama zu vervollständigen, so werden wir mit einem Bonusplättchen unserer Wahl belohnt. Hiermit ist es möglich unser Lager um ein Feld zu erweitern, zusätzliche Gunstpunkte für das Spielende zu generieren oder aber beliebige Ressourcen zu erhalten.

Im Schatten der Pagode endet, wenn eine von der Spieleranzahl abhängige Anzahl Landschaften von einem Spieler gebaut worden sind. Im Spiel zu viert wären das zum Beispiel acht Stück.

Das Fazit

Im Schatten der Pagode hinterlässt mich mit einem, Achtung!, zwiespältig positiven Eindruck zurück. Was will ich damit sagen fragt ihr euch zurecht und ich versuche das mal zu erklären. Ich sehe Im Schatten der Pagode und habe sofort Bock darauf es auszuprobieren. Ich will es unbedingt spielen, weil es mich förmlich dazu einläd. Wenn ich es dann ausprobiere denke ich nach ein paar Minuten: „Hmm, das ist schon alles?“, nur um dann erneut etwas später festzustellen, dass es doch ein wenig mehr Management erfordert, als man zunächst annahm. Das liegt aber in keinster Weise daran, dass Im Schatten der Pagode zu verzahnte Mechanismen hat oder die Mechanik besonders schwierig ist. Nein, es liegt einzig und allein daran, dass es einem das Spiel schwer machen will mit den Mechaniken zurecht zu kommen.

Im Schatten der Pagode – Lager voll / Foto: Spieltroll

Zum Beispiel dürfen nur vier Rohstoffe ins Lager. Im Prinzip kann ich bis zu neun Rohstoffe mit einer Aktion erhalten, aber will ich das? Natürlich nicht, weil ich sie nirgends lassen kann und was soll ich mit sovielen indentischen Rohstoffen? Es kommt nicht so oft vor, das ich viel des gleichen Rohstoffs in diesem Spiel gebrauchen kann. Außerdem habe ich es dann erst in meinem Lager und muss eine weitere Aktion einplanen das gnaze auf meine Baukarten zu bekommen. Im Schatten der Pagode fühlt sich die ganze Zeit so an, als würde mir jemand Steine in den Weg rollen und mich daran hindern etwas tolles zu tun.

Das kam mir am Anfang etwas seltsam vor und ich musste erst meinen Frieden damit schließen, was ich schlußendlich auch getan habe. So bleibt aber ein nicht ganz uneingetrübter Eindruck zurück. Das Spiel sieht wirklich toll aus und macht Lust darauf es auszuprobieren, aber im Grunde bleibt das Effektheischerei. Die Pagode ist hier wirklich eher ein Hingucker, als das es sie für die Mechanik wirklich braucht und die Landschaftskarten sehen als Panoramen auch wunderbar aus, der Rest ist aber durchaus gewöhnliches Ressourcenhinundhertauschen. Einzig unterbrochen durch die Tatsache, dass ich die Karten für verschiedenste Dinge benötige und einem hier wieder die Steine in den Weg fliegen, da ich sie ausspielen kann, um sie zu bauen, abwerfen um Ressourcen umzuverteilen, oder ich werfe sie ab um Ressourcen zu erhalten. So seltsam sich das anhören mag, ist genau das auch das stärkste Element von Im Schatten der Pagode: das Bewältigen von Knappheit. Ich mag das, aber liebe es nicht. So bleibt Im Schatten der Pagode leider ein wenig ambivalent für mich. Interessant, aber nicht stark fühlt es sich ganz wohl im ambitionierten Familiensegment, wo es allein schon durch die coole 3D-Pagode punkten dürfte, die allerdings einen riesigen Nachteil hat und das unterstreicht den ambivalenten Eindruck sogar noch: Sie steht einfach im Weg und man benötigt sie trotzdem. Das funktioniert im Spiel zu zweit noch ganz gut, weil sie an den Rand zwischen die Spieler gestellt werden kann, aber spätestens im Spiel zu viert, wo sie mittig auf dem Tisch steht und die Sicht auf das Geschehen der anderen Spieler*innen raubt, würde ich sie gerne auf die Hälfte schrumpfen.

Die größten Pluspunkte unterdessen sind die funktionierende Interaktion durch das gegenseitige verstellen der Ressourcen auf der Pagode. Sowie den Druck der Gunstleiste, wer hier nicht rechtzeitig vom hinteren Rand wegkommt, muss ja auf Gunststeine verzichten. Außerdem verfügt das Spiel über ein tolles Insert mit herausnehmbarem Ressourcenteil, den man so auf den Tisch stellen kann. Für meine dicken Finger sind die Fächer allerdings ein wenig zu klein.


  • Verlag: Board Game Circus
  • Autor(en): Martin Dolezal
  • Illustrator(en): Rachance
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
  • Dauer: 45 Minuten

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